Ich liebe meine Lâg Arkane E-Gitarre, nur nutzen will ich sie nicht!
2022, kurz vor meinem 18.Geburtstag. Mit meinem Schülerjob habe ich mir endlich genug angespart, um mir meine Traumgitarre zu kaufen, und nach monatelanger Suche habe ich sie endlich gefunden: Eine echte Lâg Arkane.
Die französische Manufaktur Lâg begann als Reparatur-Werkstatt für E-Gitarren in den späten 70ern. Aufgrund des Großen Erfolges begann bald die Produktion von Gitarren mit eigenem Label, zunächst in Handarbeit in Frankreich. Irgendwann kamen billigere Nachbauten aus Indonesien, heute baut Lâg leider nur noch akustische Gitarren.
Eine Solche Indonesische Gitarre konnte ich ergattern, eine Lâg Arkane 200 in der Farbe die der Hersteller als „Purple Haze“ angibt, eigentlich Trans purple burst.
Sie ist Wunderschön.
Lange habe ich nach einer solchen Gitarre gesucht. Ich wollte auffallen, etwas spielen dass sonst keiner spielt, und dabei weder im Jazzclub noch in einer Metalband für komische Blicke sorgen.
Sie schien perfekt. Tiefe Cutaways, HSH-Pickupkonfiguration, Schwarze Hardware, radikal geschliffene Kanten für eine perfekte Ergonomie. Keine Gitarre hat sich in meiner Hand jemals so gut angefühlt.
so habe ich also all mein Geld zusammengekratzt, dass ich irgendwie bekommen konnte und fuhr zum Verkäufer ins Ruhrgebiet. Der Kauf allein war eine Erfahrung, die Ich nie vergessen werde. In einem heruntergekommen Altbau wurde ich von einem dünnen, alten Mann mit langen weißen Haaren und Bart empfangen. Die Wohnung stank stark nach Gras (purple haze wohl nicht nur wegen hendrix), und die Wohnung war unfassbar unaufgeräumt und staubig.
Der alte Mann war ein Genie. Er erzählte dass er die Gitarre Anfang der 2000er gekauft hatte und sie dann an die 20 Jahre lang in seiner Wohnung in Gelsenkirchen verstauben ließ, während er auf Tour in den Staaten war. Das Privatkonzert, dass er noch gab war unglaublich, er muss wohl der beste Gitarrist gewesen sein, den ich je live sehen durfte.
Nun war sie mein. Sie war voll mit Staub und jeder Raum den ich mit ihr betrat roch danach nach Gras, aber ich hatte nun eine seltene, recht alte Gitarre in fast neuwertigem Zustand.
Und dann begannen die Probleme.
Wackelkontakte noch und nöcher. Ich gab sie meinem Vater, einem Elektriker mit zwei Meisterbriefen, und er traute sich nicht an die Elektrik. Sein Kommentar: „Die Fabrikarbeiter haben gebacken, nicht gelötet“
Die Tonabnehmer, 3 EMG HZ, sind heute ziemlich selten. Nicht etwa weil sie besonders gut klingen, sondern weil man sie nicht sonderlich vielseitig Nutzen kann. Selbst Clean klingen sie nach Distortion.
Floyd Rose. Ich verabscheue es. Die Gitarre kann da nichts für, aber ich bereue jede Interaktion mit dem Tremolo.
Lieber Finn,
meine Gedanken als jemand, der weder Instrumentensammler noch gerade um die 20 ist.
1. Ich finde die Gitarre richtig schön! Und es damit auch irgendwie schade, falls sie weiter nicht gespielt würde.
2. Du schreibst „mangelhafte Verarbeitung“, aber die expliziten Minuspunkte beziehen sich auf den elektrischen Teil.
Wie spielt sich die Gitarre denn ohne angeschlossen zu sein? Wenn Du da sagst „spielt sich toll, klingt toll oder mindestens gut“…
Warum nicht (abgesehen von den Kosten) neue Pickups und Elektronik? Das behaupte ich kriegt man hin, speziell wenn man einen Meisterhandwerker an der Hand hat.
Hallo,
Alleine die Geschichte um den Kauf ist spannend.
Im Sinne meines Vor-Scheibers möchte ich dich ermutigen, doch noch Hand an die Gitarre zu legen:
Die EMG haben für passive Tonabnehmer sehr viel Ausgangsleistung. Ich habe die in einer alten Steinberger-Kopie von Hohner. Die machen bei der Poti-Stellung 4 soviel Dampf wie meine SG mit den Gibson-Tonabnehmern aufgerissen. Das heißt, Distortion kommt daher, dass der Output hoch ist. Kannst Du mit Volume hinbekommen.
Nach 20+ Jahren werden die Potis und wahrscheinlich auch der Schalter „vergammelt“ sein. Die Ersatzteile kriegst Du für insgesamt unter 20€ beim großen T. Keine Angst vor dem Einbau haben!!! Gitarren-Elektronik ist einfach – nimm Dir einen Nachmittag Zeit.
Das Floyd-Rose wurde wahrscheinlich auch 20 Jahre nicht gewartet. Das ist schwieriger – aber mit Geduld und dem richtigen Werkzeug machbar.
Wenn du dich nicht rantraust würde ich es einfach blockieren und die Gitarre als Hardtail spielen.
Ein wunderschönes Instrument. Herzlichen Glückwunsch 😎
Dann wirst auch Du, im Laufe der Jahre, wohl zu jemandem werden, der an seinen Gitarren (so gut wie) alles einstellen und warten kann! Mach das, lohnt sich. Auch bei Neuen
Lieber Finn,
herzlichen Dank für deinen schönen und ehrlichen Beitrag. Zu schreiben wie sehr man begeistert ist von seinem Instrument ist eine Sache. Aber wie so manchmal im Leben gehört auch eine Portion Frust dazu, wenn man sich etwas anders vorgestellt hatte als es am Schluss dann ist.
Mir kommen da gleich zwei Beispiele in den Sinn die ich erlebt habe:
1. Meine erste E-Gitarre war eine Washburn. Sie ist neidlos zugegeben bei weitem nicht so schön wie deine. Da ich das Geld dafür während der Ausbildung nicht hatte stotterte ich sie über ein Jahr lang ab. Und als ich sie dann endlich abholen konnte hatte ich keinen Verstärker, und Geld dafür schon gar nicht. Also lötete ich mir ein Kabel mit dem ich einen Tonbandeingang eines alten Röhrenradios an die Gitarre anschliessen konnte. Von Impedanzen und dem ganzen technischen kram hatte ich natürlich keine Ahnung. Der Klang war denn auch miserabel, aber wenigstens leicht angezerrt und schon etwas lauter als ohne…
2. Im Jahr 2002 konnte ich über Ebay ein Rhodes Stage mkI für 550.- Euro ersteigern. Ich musste es 8 Stunden Autofahrt (nur für einen Weg) entfernt irgendwo in Deutschland abholen. Die Tasten hatten seitlich 3mm Spiel und bei jedem Atemzug ging ein Pickup einer Taste kaputt. (ein Rhodes hat pro Taste eine art Stimmgabel welche von je einem Pickup, wie bei der E Gitarre abgenommen wird).
Bei der fertigung dieser Pickups wurde für das Löten der beiden Enden der Spule Flussmittel verwendet das über die Jahre die haarfeinen Kupferdrähte korrodierte bis sie brachen.
Ich habe das Instrument über Jahre restauriert, alle Pickups neu wickeln lassen und zig Arbeitsstunden investiert. Aber heute steht es da neben mir und wenn ich es ansehe zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht.
Darum schlage ich in die gleiche Kerbe wie Joerg, nimm dir die Zeit das Instrument technisch kennen zu lehrnen. Es lohnt sich, meiner Erfahrung nach, wirklich.
Wenn du technisch nicht interessiert bist, dann stell die Gitarre in eine Ecke und sehe sie dir täglich an. Irgendwann wirst du das Geld dafür haben sie instand setzen zu lassen. Und dann kannst du zurückblicken und mit einem Lächeln DEINE, wunderschöne Gitarre spielen, und alles wird gut.
Viel Erfolg (und Geduld),
Liebe Grüsse, cuda
whitebaracuda hat ja schon geschrieben warum du das Instrument auf jeden Fall in einen alltagstauglichen Zustand versetzen solltest. Ich bin jetzt auch nicht unbedingt der Bastler vor dem Herrn, aber es lohnt sich Zeit zu investieren. Erstens: Du lernst eine ganze Menge. Zweitens, das Ergebnis wird dich dauerhaft mit Stolz erfüllen. Ist einfach ein gutes Gefühl! Es spielt dabei gar keine Rolle, wie lange es dauert. Dämlicher alter Spruch, aber zutreffend: Der Weg ist das Ziel ^^… Klar, wenn „sie“ dann fertig ist, ist das auch toll, aber dem Ziel immer ein Stückchen näher zu kommen ist einfach unbezahlbar. Ich hab das mit so einer Gitarre auch schon hinter mir. Ein Schätzchen aus den 60ern, mit Vinyl überzogen.. Unspielbar, kaputte Elektronik, Mechaniken hinüber. War kein Jahrhundertprojekt, aber ein paar Wochenenden hat es dann doch in Anspruch genommen. Ergebnis? Für mich perfekt! Und wenn ich das schaffe, kannst Du das auch!… Es ist keine Raketenwissenschaft :)
War übrigens eine Höfner 175 mit rot/goldenem Kunststoffüberzug, ca. 1965. Hab ich nicht mehr, könnt mich heute dafür in den Arsch beißen! ^^
@Atarikid Haha , ich hab meine Höfner in zerlegtem unvollständigen Zustand auch verkauft , aber nur weil ich damals einfach keine passende Bridge für den exotisch kleinen Saitenabstand finden konnte , aber zwanzig Jahre hat sie bei mir immerhin sicher im Koffer verbracht ohne Schaden zu nehmen . 👍 Und irgendwann hatte ich mal so viele Gitarren daß mir der Oldtimer nicht mehr wichtig war , da freue ich mich wenn jemand anderes weiter drauf aufpasst .
Ich rate dir dringend einen Gitarrenbauer zu beauftragen. Dannach hast du keine Sorgen mehr. Problem bewältigt! Denn was willst du denn? Guitartech werden oder Gitarre spielen?
1. Pickups rausrupfen.
2. neue von Emg kaufen (da muss man nichtmal löten)
3. Neue Federn für‘s Tremolo reintun (auch kein Hexenwerk)
… und WER bitte hat da die Saiten so gruselig auf die Mechaniken gerödelt ?
Ich wäre nicht mutig genug so ein Foto von der Kopfplatte zu posten .
Trotzdem wäre die „ Reparatur „ , die ja eigentlich nur eine erweiterte Wartung ist , bei der vorhandenen Substanz doch leicht zu schaffen .
Das Design ist allerdings furchtbar und ich würde das Ding nicht mal zur Probe umhängen .
Traumhaftes Design, würde ich sofort nehmen! Farbe, Form, alles. Ich kann total gut nachvollziehen, dass man nach so etwas lange sucht und ewig dafür spart. Deshalb würde ich auch dazu raten: mutig sein und mit Hilfe oder Tutorien rangehen und nicht einfach weiter altern lassen, dafür ist die Beauty zu schade! Viel Glück damit!