Korg TR-61 vs. Roland Juno-G Synthesizer für den Live-Einsatz
Hallo und herzlich willkommen zu meinem ersten Artikel auf amazona.de.
Vorgeschichte zum Korg TR-61 und Roland Juno-G
Das Ganze begann damit, daß ich keine Lust mehr hatte, für die seit einiger Zeit regelmäßigen Sessions und auch Auftritte meine beiden Hauptinstrumente, Kurzweil PC3 und Novation Supernova II, auf-und abzubauen und vor allem auch zu schleppen. Eratz mußte her, und möglichst portabel. Nach Yamaha S30 und MX61 kamen dann Korg TR-61 und Roland Juno G ins Haus, wobei ich den Korg eigentlich abgeben und den Juno als alleiniges Livekeyboard, zusammen mit einem leichten MIDI-Keyboard, einsetzen wollte, was mich aber das Ganze nochmal überdenken ließ.
Eigentlich war dieser Vergleich nur für mich selbst und als Entscheidungshilfe gedacht, welches der beiden Geräte ich nun behalte, aber nachdem ich dann doch immer mehr ins Detail ging, reifte die Idee, das Ganze auch Anderen zugänglich zu machen, was hiermit vollzogen wird. Ich hoffe, der Eine oder Andere kann damit etwas anfangen, auch wenn die besprochenen Geräte nicht aktuell sind, wohl aber nach wie vor
Gehen wir mal in die Details.
Engine und Stimmen der beiden Synthesizer
Juno G mit Engine des Fantom X, 128 Stimmen
TR-61 mit Triton LE Engine und erweitertem Sample ROM, 62 Stimmen mit nur 1 Oszillator, 31 Stimmen im Dualmodus.
Haptik Korg TR-61 und Roland Juno-G
TR etwas solider, Juno mehr Plastik, dafür leichter.
Tastatur:
Vorteil TR, da Fatar TP/9S mit Aftertouch, straff, Juno G ok, aber zu leicht, gerade für Pianosachen. Die des Korg ließe sich also auch problemlos gegen eine gewichtete Version tauschen, beim Juno ginge das zwar auch, aber da muß man schon bissl basteln, auch mechanisch, weil asiatische Tastaturen bei 61 Tasten genau 5mm schmäler sind als eine Fatar.
Juno G gibts nur als 61er, den Korg TR bekommt man dagegen auch mit 76 und 88 Tasten, wobei die 88er Version eine Hammermechanik hat.
Display und Navigation:
plus Juno, da größer (240×96 gegen 240×64) und gradlinigere Bedienung, Korg hier etwas umständlich, erst später beim MicroX verbessert, gerade das Menüsystem ist nicht gerade übersichtlich, der Juno G dagegen mal ein gutes Beispiel für ordentliche Bedienung via großem Display.
Sehr nett beim Juno: Parameter, die eine kleine Ziffer 1-4 davor stehen haben, kann man mit den Performance-Knöpfen direkt ändern. Die 4 Slider des Audiorecorder werden leider nicht zum editieren genutzt.
Beim TR gibts Bank-Taster und einen Zehnerblock zur direkten Anwahl von Programmen und Combinations, der Juno hat das nicht.
Kategorien:
beide, beim Juno mit Unterkategorien und Navigation eleganter gelöst, dafür lassen sich beim Korg die Kategorien selbst benennen.
Beim aktuellen Juno DS ist das nicht mehr so schön gelöst.
Beim Korg haben auch die Combis Kategorien, die sich aber von denen der Programme unterscheiden, beim Juno G gibts keine Kategorien für die Performances
Effekte Korg TR-61 und Roland Juno-G
Vorteil Juno, da deutlich flexibler, mehr und auch qualitativ teils besser, es gibt zudem Mastereffekte wie den Dreiband-Kompressor, mit dem sich einiges anstellen läßt. Im Performance Modus stehen pro Part 3 Multieffekte plus Chorus und Reverb zur Verfügung. Die Effekte können auch auf den Audioeingang und den Audiorecorder gelegt werden.
Beim Korg gibts einen Insert und zwei Mastereffekte, zusätzlich noch ein Dreiband-EQ.
Performancefeatures:
Klarer Vorteil TR, dort sind mehr Parameter auf die Regler legbar und diese befinden sich links statt rechts. Die 4 Assignables sind bei den Werkssounds gleich belegt, also zB Hall auf dem Regler ganz rechts und Chorus auf dem links daneben. Es gibt zudem zwei programmierbare Patch Select Buttons über dem Bender a la Ensoniq und Kurzweil, mit denen man Soundvariationen abrufen kann.
Der TR-61 kann in den Combinations beliebige Program Changes und Bank Selects an externe Parts senden, womit man quasi das Ganze Setup steuern kann. Eine solche Möglichkeit gibts beim Juno G zwar auch, aber dämlicherweise nur für Parts, bei denen der Keyboard Switch eingeschaltet ist, also INTERNE. Da hat sich Roland eine groben Patzer geleistet, aber das kennt man ja bereits. Ist allerdings auch nicht der Einzige beim Juno G.
Beim Juno G gibts das zuschaltbare Remain-Feature, damit der gerade gespielte Sound beim Umschalten nicht abreißt. Sehr fein, das kannte ich bisher nur vom Kurzweil und dem Accelerator.
Splits und Layer gehen mit Beiden in beinahe allen möglichen Variationen. Beim Juno G sind externe Splits (Splitsounds, die auf dem gleichen MIDI Kanal liegen, aber von einer externen Tastatur angesteuert werden) nur möglich, wenn man den Remote Keyboard Switch in den Systemeinstellungen auf ON setzt.
Beim TR-61 geht sowas ohne einen extra Parameter. Sehr praktisch, wenn man ein Zweitkeyboard hat, welches selbst keine Splits kann, was bei den meisten MIDI Keyboards der Fall ist.
Der Juno hat D-Beam drin, ein für mich überflüssiges Gimmick. Die Regler für den Echtzeiteingriff befinden sich hier dummerweise rechts und sind fest zugeordnet, also Cutoff, Resonanz und beide Hüllkurven. Das konnte der Fantom Xa besser.
Links gibts Transpose-Taster, sowohl für Oktave als auch halbtonweise, wenn man eine weitere Taste drückt. Leider werden dabei auch Splitpunkte mitverschoben, ziemlich dämlich, aber Yamaha ist da bei den MX-Modellen auch nicht besser.
Sequenzer Korg TR-61 und Roland Juno-G
plus für Korg, da Pattern/Song mit Cuelists und Song Templates, Juno kann nur Song, aber durch den Loop Modus auch als MIDI Looper eingesetzt werden
Juno hat zudem einen 4spur Audio Recorder incl Realtime-Timestretch, Mixdown, Resample und Mastering, der über MIDI/MTC syncable ist und MTC sogar senden kann! Außerdem gibt es eine Undo-Funktion.
Eine Art Drumcomputer haben beide eingebaut, mit dem kann man fertige oder selbst erstellte Pattern über eine Taste abrufen.
Hier punktet der Juno mit der einfacheren Bedienung, der TR mit der größeren Auswahl.
MIDI Clock scheint beim Korg etwas instabil zu sein, bei Verwendung als Quelle für die Drumpattern des Juno G kann man deutliche Schwankungen hören, wird der Juno aus einer anderen Quelle gespeist, also MIDITemp oder auch DAW, sind diese nicht zu hören.
Arpeggiator:
beide, incl Preset und User Pattern
Der Arpeggiator des Juno ist ein via Matrix programmierbarer Stepsequenzer, polyphon und hat 128 Presets sowie 128 User Speicher
Speicher:
TR komplett überschreibbar, keine festen Presets, 512 Programs und 384 Combinations.
Juno G mit festen Presets, nur 64 User-Performances, da eine Performance aber als Basis für einen Song im Sequenzer genommen wird, kann man auch Songs als Performancespeicher mißbrauchen.
Beim Juno G gibts Favoriten, die man sehr schnell registrieren kann, in 8 Bänken, und es gibt 20×8 Speicher für sogenannte Live-Sets, die über einen extra Taster aufgerufen werden und wo man nicht nur Patches, sondern auch Programs und Songs für direkten Zugriff ablegen kann.
Bei Beiden kann man einen Speicherplatz am Gerät initialisieren, löschen können beide dagegen nicht.
Massenspeicher:
Vorteil Juno. Juno PCMCIA mit Adapter, FAT32, 8GB SDHC im CF Adapter und dieser im PCMCIA ging problemlos, auch mit langen Dateinamen kann er umgehen. Außerdem wird eine Speicherkarte beim Einstecken gescannt und dient als erweiterter Speicher, dessen Plätze direkt in der Kategorieauswahl angezeigt werden.
Korg TR mit SD Card, aber FAT16 und kein SDHC, Keine langen Dateinamen, also maximal 2GB möglich.
Hier wurde nur der Reader gegen SD getauscht, das alte Dateisystem aber belassen.
Die SD Karte beim TR ist reines Backup-und Transfermedium, eine direkte Anwahl von auf der Karte gespeicherten Programmen und Combis ist nicht möglich, nur das Laden von Bänken und Einzelnen Programs oder Combinations.
Erweiterbarkeit:
Korg TR kann nur das Sampleboard und RAM-SIMMs (PS/2) nachrüsten, beim Juno G ist das schon ein DIMM und geht bis maximal 512MB.
Der Juno G besitzt zudem einen Steckplatz für ein SRX-Board.
Sampling:
TR Optional, Juno eingebaut, mehr RAM möglich (512 statt 64MB), neuere Speicherchips und zudem ein Autoloadmechanismus, der dem TR fehlt, ein in meinen Augen dicker Nachteil.
User-Multisamples können beide nicht so wirklich handhaben, beim Juno muß man das über ein Rhythm Set lösen, wenn man mehr als 4 Zonen mit High/Low haben will, muß dann aber pro Taste eine Hüllkurve programmieren, beim TR kann man zwar pro Oszillator High und Low mit Velocity Zone einstellen, ist aber dann noch weniger als beim Juno G mit seinen 4 Parts pro Patch.
Anschlüsse:
Beide haben zwei Ausgangspaare
Eingänge beim Juno eingebaut, beim TR optional
MIDI bei Juno nur in/out, TR auch Thru
USB beide, brauchen Treiber, nur für Midi, Speicher und Editor
TR hat neben Sustainpedal auch noch Control/Expression und Fußschalter, Juno nur Sustain/Hold und Expression/Control, beide können am Hold auch Half Damper, wenn man ein entsprechendes Pedal anschließt.
Netzteil:
Extern bei Beiden, leider. Juno G hat ein modernes, leichtes Schaltnetzteil mit Standard Hohlstecker und 9V Ausgangsspannung, der TR dagegen einen dicken, schweren Trafo mit extra Schalter und einem speziellen DIN Stecker, welches 9V Wechselspannung liefert und nicht so einfach zu ersetzen ist. Mein Juno war allerdings bereits auf ein internes Netzteil umgebaut, was ich sonst selbst gemacht hätte (wie schon beim Yamaha S-30 zuvor). Beim TR ist das leider nicht so einfach möglich, außer man setzt den dicken Trafo ins Gehäuse, was aber dann aufs Gewicht geht.
Sound Korg TR-61 und Roland Juno-G
Juno hat bessere e-Pianos, besonders mit der SRX12-Erweiterung drin, Synthsounds wie Bässe und Leads fallen gegenüber dem TR ab bzw sind teilweise völlig unbrauchbar, weil sehr „trancehupig“. insgesamt hat TR mehr Druck. Pads und besonders Vintage Strings mit Phaser dagegen sind beim Juno hervorragend, der TR hat dafür die besseren Chor- und Voicesounds.
Großartiger Vergleichstest!
5 ***** von 5. ?
Der Juno-G war für Wochenend-Sessions bei Bekannten das ideale Keyboard; mit dem 4-Track Audio-Recorder wurden die anderen Instrumente in Sync mit dem MIDI-Sequencer aufgenommen, was für die nachträgliche Bearbeitung zu Hause sehr praktisch war. Sein Potential als Synthesizer nutzte ich allerdings lieber mit seinem Editor-Programm, auch wenn die Bedienung für Roland-Kenner ziemlich einfach ist. Einer meiner Preset-Favoriten ist Preset Group E 096 „Potted Pixie“, das wohl von Howard Scarr stammt. Gong-Fans werden diesen Sound (ursprünglich vom VCS3) sofort wiedererkennen.
Ich habe wohl einen der letzten Juno-G’s der Version 2.0 erstanden, zum deutlich günstigeren Preis. Zudem konnte ich einen 512MB DIMM für schlappe 10,-€ kriegen; das reichte dann für ca. 51min Stereo. Mittlerweile hat der Behringer Deepmind 12 seinen Platz auf dem Keyboard-Ständer eingenommen, aber hin und wieder hole ich ihn hervor und lass mich von seinen zahlreichen Waveforms inspirieren…
Ein wirklich toller Vergleichstest, Danke.
Damals, 2006, stand ich vor derselben Wahl: Juno-G oder TR-61. Habe mich dann für den Juno-G entschieden und es nie bereut. Noch immer spiele ich sehr vieles mit ihm ein, sowohl mit dem Sequenzer als auch mit dem 4-Spur-Rekorder. Trotz der langen Zeit bisher habe ich, glaube ich, noch immer nicht annähernd alle 1024 Sounds mal in Ruhe geprüft und/oder editiert. Und auch sein Potential als Synthe nutze ich eigentlich viel zu wenig. Aber irgendwann komme ich schon noch dazu… ;-)
Hier mal ein aktueller Nachtrag, vielleicht interessiert es ja jemanden.
Der TR-61 ist inzwischen verkauft, und eigentlich wollte ich mir wieder einen MX61 holen, der wunderbar einfach zu handhaben ist und schöne Synthsounds bietet, bei den Gebrauchtpreisen aber dachte ich, legste was drauf, holst Dir einen MOXF mit Flashboard und erstzt den Juno gleich mit.
Das sollte sich als Reinfall erweisen, denn erstens sind sämtliche bisher probierten Rhodes Sounds (NeoSoulKeys habe ich nicht probiert, war mir zu teuer) schlechter als die des SRX-Boards und zweitens nervt der MOXF mit seinen Denkpausen beim Speichern oder Laden, mal ab von anderen Fehlern und Mißkonzeptionen. Der Juno darf daher bleiben und es kommt wieder ein MX61 dazu, für meine Zwecke völlig ausreichend.
Ein aktueller Nachtrag zum bekannten Displayproblem des Juno G: Nach einem Telefonat mit Kollegen Wiesolator, der seinem Juno G ein dickes Laptop-Netzteil mit Wandler dahinter spendiert hat, habe ich das Gleiche probiert und ein hier vorhandenes Meanwell GSM36B09 (9V, 4A) adaptiert. Seitdem läuft der Juno ohne jegliche Displayprobleme oder den Fehler „check DIMM“ beim Hochfahren. Es ist also nicht das LCD das Problem, sondern ein zu schwaches Netzteil, welches nur 2A liefert! Wenn man mal die Daten der Elektronik innen vergleicht, so steckt da ein Prozessor aus der gleichen Familie drin wie in der MPC1000/2500, auch mit externem Speicher, nur haben die MPCs keinen fetten Klangerzeugerchip für 128 Stimmen und 5 Effekte gleichzeitig, trotzdem aber ein Netzteil, welches schon bei 5V satte 4A liefert. Die Netzteile in den großen Fantom X Modellen sind auch stärker, und da steckt die gleiche Basis drin.
Da das besagte Meanwell GSM36B09-P1J zwar einen passenden Hohlstecker (5,5/2,1) hat, aber nicht die korrekte Polung (Pluspol innen, Roland will ihn außen), muß an es entweder einbauen oder sich einen Adapter fertigen. Kabel abschneiden und anderen Stecker dranlöten ist beim GSM36 aufgrund des verwendeten dicken Koaxkabels ein Unding, besser ein GSM40B09-P1J oder GSM60B09-P1J nehmen, dort werden normale Zweiaderkabel benutzt. Diese Netzteile gibts bei tme.eu.