Lautheit: mastering the masterclass…or just playing live
Meine persönlichen Erfahrungen mit Lautheit als dawless live act. Ich habe mich an Techno, House und Elektro versucht….
Ein recycelter Artikel über den Real Nice Compressor (RNC) und die darauf folgende Diskussion brache mich neulich dazu, mich mal etwas mit meinen eigenen Erfahrungen beim live Spielen zu reflektieren. Daran will ich euch, liebe Nerds und Musiker:innen, gern teilhaben lassen.
Doch zuerst zur Einordnung: Ich selbst habe von 2007 bis 2010 mit einem Kollegen live gespielt. Unsere Auftritte, als Highheellover feat. Varta, fanden in Clubs und auf kleinen Open-Airs bis max 600 Besucher:innen statt. Ich selbst habe es dann noch ein Jahr als Solist versucht. 2011 war dann erst mal mehr oder weniger Schluss, aus Zeitgründen.
Während der Pandemie hab ich mich entschieden wieder was zu machen. Los ging es mit einer MPC und jetzt bind ich bei Syntakt, Octatrack und etwas Modularkram. Alles in Allem war und ist das ein Hobby. Wenn es mir gelingt drei oder vier Auftritte im Jahr zu bekommen und der Club so für 100 bis 200 Leute Platz bietet, dann ist alles fein.
In den frühen Jahren also bis 2011 haben ich mir nie Gedanken über Lautheit gemacht. Das hatte wohl mehrere Gründe. Erstens waren die DJs noch nicht so laut. Meist wurde tatsächlich noch mit Vinyl aufgelegt und dagegen waren wir mit unseren zwei Korg Maschinen ganz gut dabei. Außerdem haben wir auch häufig im Umfeld anderer Liveacts gespielt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher in welchem Jahr es war (2006 oder 2007) Da spielten wir als Vorband zu Egoexpress im Conne Island in Leipzig -> wir waren lauter. Zweitens, und das ist wohl der wahre Grund, wir hatten weder eine Ahnung davon was Mastern ist, noch hätten wir das dazu nötige Geld ausgeben können. Als Studenten waren die Maschinen gerade so zu bezahlen, dann noch ein Mixer und fertig. Das wir keine Ahnung hatten kann man auch noch auf einer Platte (ja Vinyl), die wir damals gemacht haben, hören. Die ist so leise, dass sie wahrscheinlich selbst mit absoluten Hit’s (die aber da nicht drauf sind) nicht im Club bestehen würde. Dafür haben wir 500 Cover im Siebdruck mit zwei goldenen Schwänen bedruckt, die sich so ansehen, das sie ein Herz formen.
Doch genug der Nostalgie. Im hier und jetzt angekommen, kann und will ich mir das Hobby Musik machen leisten und ich will mich auch in die Materie reinnerden.
Erstaunlich schnell hatte ich dann ab dem letzten Jahr einige Gelegenheiten zum Auftreten. Vorrangig auf kleineren Partys, die Reihe heißt reconnect und findet in Leipzig statt. In der Reihe versuchen vor allem sehr viel jüngere Menschen feine Technopartys ohne Technogeschmackspolizei zu veranstalten, dass gelingt aus meiner Sicht aktuell sehr gut. Ich als „seltsamer Technoonkel“ (Zitat von der Instaseite von reconnect) darf mittun und ich finds geil!
Wow, lange Vorrede und jetzt erst zum Punkt, sorry! Jetzt spiele ich vor, nach und zwischen sehr lauten DJs und es ist für mich sehr deutlich zu hören und lässt sich in dem Kontext auch nicht mehr ignorieren. Auch wenn ich teilweise finde, das dass was die Kolleg:innen da machen Körperverletzung ist, wenn bei mir dann gefühlt Zimmerlautstärke ist, macht das auch keinen Spass. Also habe ich mich damit beschäftigt, was ich tun kann um dagegen anzustinken.
Hier meine bisherigen Überlegungen:
Zuerst habe ich mir ans Ende meiner Signalkette einen Analog Heat MK2 gehängt. Ich empfehle sehr, beim YouTube Kanal von Dave Mech vorbeizuschauen. Der erklärt sehr gut wie man mit der Elektron Kiste das Signal etwas verdichten und auch ein wenig die ganz heftigen Spitzen
abfangen kann. Das hat bisher sehr gut funktioniert. An einen durchgedrehten DJ mit zwei CDJ 3000 komme ich aber lange nicht ran. Leider habe ich nicht den +FX, der hätte ja noch einen digitalen Compressor eingebaut. Also habe ich bis gestern nach einem Gerät gesucht, was meine Kette ergänzt und noch etwas mehr Kompression bietet. Warum bis gestern? Geduld junge:r Padawan. Gestern, nach dem Lesen des alten Artikels über den RNC und dem schauen von Stimmings Masterclass zum Thema Dawless Liveset, habe ich entschieden, ich bleibe beim Analog Heat und arbeite eher mit Köpfchen anstelle eines weiteren Gerätes (danke Stimming, dein Vergleich hat mir die Augen geöffnet). Jedes weitere Gerät würde mein Signal beeinflussen und das nicht immer im positiven Sinn, es wäre eine weitere Fehlerquelle, es kostet Geld und Zeit zum Einarbeiten und verdammte Axt (tschuldige Mutti), dass ist ein Hobby! Ich muss und will nicht perfekt sein.
Doch ich will auch das Thema nicht völlig ignorieren. Also was dann?
Ich spiele wenn möglich am früheren Abend, also vor ein Uhr. Dann sind die Leute noch nicht so besoffen, es muss also noch nicht so laut sein. Und für einen alten Mann wie mich ist das auch besser. Sollte ein DJ vor mir spielen, lasse ich nach dem DJ-Set tatsächlich Stille zu, natürlich nur für den verdienten Applaus, versteht sich…
Dann baue ich mein Set mit einem, eher ruhigen, sich langsam steigernden Intro auf. Ich gebe dem Publikum Zeit, die Ohren und das Hirn zu erholen. Der Mensch vergisst sehr schnell wie laut es eben noch war. Ich steigere die Lautheit auf das Level, das ich bei meinen Sachen gut vertreten kann und erhalte möglichst viel der Dynamik meiner Tracks. So macht mir das einfach viel mehr Spass, als alles laut und totgequetscht rauszuhauen. Das hat bisher funktioniert. Der Beweis: beim letzten Auftritt gelang es mir, von Null Menschen auf der Tanzfläche bis fast voll in dreißig Minuten zu kommen. Und weil es ein Hobby ist, übergebe ich freiwillig nach 30 bis 45 Minuten wieder an jemanden der/die laut ist, sehr sehr laut.
Dabei bleibe ich jetzt erst mal und spare mir das Geld. Den IMC von Stimming würde ich sehr gern trotzdem mal probieren, aber das ist eine ganz andere Geschichte mit einer Überschrift in der das Wort „GAS“ vorkommt.
Eins noch, eine neue Platte gibt es auch. Release ist am 24. Januar 2025 in Leipzig im Ilses Erika.
Die Platte ist sehr laut und Clubtauglich…das erreicht man mit max. 7:30 pro Seite bespielt…ach ja, schon wieder eine andere Story. Die erzähle ich beim nächsten mal.
Ahoi! Sagt der atraV
Dazu gleich mal ein paar Anmerkungen:
a) Ich habe keine Ahnung von live spielen …
… aber das hat sich SEHR kurzweilig gelesen. 😃👍
b) Plattenhüllen bedrucken
Ihr habt echt SELBER Plattenhüllen mit dem Schwanen-Herz bedruckt? Also so richtig mit Farbe kleckern und Siebdruck und Ritschratsch so?
c) Glückwunsch zum Platten-Release
… und einen entsprechenden Artikel dazu würde ich mir auch sofort und gerne durchlesen. Ich weiß zwar, warum die Platte pro Seite dann nur eine Spielzeit von 7:30 min hat … aber interessant ist das allemal.
@Flowwater Moinsen,
ja, die erste Platte kam nur im Inlett. Die Hüllen hatten wir vorher bekommen und die haben wir dann im Siebdruckverfahren mit Goldfarbe bedruckt. Das fand in der Siebdruckwerkstatt im Jugendhaus in Leisnig…mitten in Sachsen Statt. Hat einen Tag gedauert und dann nochmal einen Tag die Platten in die Hüllen stecken DIY in seiner Reinform. Dazu von Tocotronic folgendes Lied:
https://youtu.be/Z_VUvZuQWeM?si=7pprt2FDLls-aZFC
Nächstes Jahr gibts mehr vom seltsamen Technoonkel…Ahoi!
@mahlefiz So muss das sein, finde ich total geil! In Essen gibt es eine Siebdruckwerkstatt zu der man sich anmelden kann und verschiedene Techniken lehrt. Dazu gehören z.B. auch Tapeten, finde das total spannend. Fast geiler ist noch Linoldruck, ich habe es in der Schule geliebt. Leipzig scheint ja ein heißes Pflaster zu sein. 😉👍
Weil Weihnachten ist gibt’s den Track von der Platte jetzt auch schon mal hier:
https://soundcloud.com/atra_v/b_atrav-too-often-we-expect?si=fde1999c3b5c47ab82a4683d208c3417&utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing