Techno-Geschichte: Gez Varley erzählt wie es mit LFO los ging
Nächstes Jahr jährt es sich zum 35. Mal, dass das britische Techno-Duo LFO ihren Track LFO veröffentlichten. Es ist zwar noch ein bisschen früh, dieses Ereignis zu feiern, aber der YouTube-Kanal Muzik Xpress hat ein Interview mit Gez Varley veröffentlicht, in dem er die Anfangstage von LFO Revue passieren lässt. Wie die meisten wissen werden, kann Mark Bell nicht an diesem Interview teilnehmen, da er 2014 verstorben ist.
Gez Varley berichtet, dass er von der Plattensammlung seines Vaters beeinflusst wurde. Seine ersten musikalischen Gehversuche machte er mit 13 Jahren und einer Boss DR-22 Drummachine. Mark Bell und Gez Varley waren beide Mitglieder in unterschiedlichen Breakdance-Crews in Leeds und lernten sich bei einer Competition kennen. Ein paar Jahre später trafen sie sich in einem Fotokurs wieder und stellten fest, dass sie sich für die gleiche Musik interessierten. Sie waren von Bands wie Cabaret Voltaire inspiriert, aber in ihrem kreativen Umfeld entstanden auch Bands wie Nightmares on Wax, mit denen LFO befreundet waren.
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Die Musik von LFO wurde mit zwei Keyboards und einem Atari ST programmiert. Sie nutzten C-Lab Creator, an dem Gerhard Lengeling beteiligt war, der später als „Vater von Logic“ in die Geschichte eingehen wird. Spannend ist auch, dass man auf LFO den Texas Instruments Speak & Spell hört, der auch von Kraftwerk verwendet wurde. Es dauerte zwei Wochen LFO fertigzustellen. Gez Varley besaß eine TR-808, die auf dem Track Four To the Floor eingesetzt wurde. Für die Techno-Bewegung war jedoch die TR-909 sehr wichtig, die LFO nicht zur Verfügung stand. Auf dem Stück LFO sind Drum-Samples von Simon Harris zu hören, einem Pionier der britischen Dance-Szene.
Rob Gordon von Warp Records hörte das Demo in einem Club und nahm daraufhin LFO unter Vertrag. Der legendäre britische Radio-Moderator John Peel spielte LFO in seiner Sendung. Der Track schaffte es bis auf Platz 12 in die britischen Charts. Laut Gez Varley verkauft sich der Track bis heute gut und er schätzt, dass bislang etwa 250.000 Exemplare verkauft wurden. Beide Musiker waren damals noch nicht einmal 20 Jahre alt und wurden vom Erfolg völlig überrannt. Wie man Gez Varley Stimme anhört, fällt es ihm bis heute schwer diesen Hype um LFO einzuordnen.
1997 entschloss er sich, LFO zu verlassen und als G-Man eine Solokarriere zu starten. Mark Bell machte mit LFO weiter und war als Produzent für Björk und Depeche Mode tätig. Gez Varley erzählt, dass er und Mark Bell eine LFO-Reunion geplant hatten, die sich nicht mehr umgesetzt werden konnte.
Für das 35-jährige Jubiläum von LFO hat Gez Varley nichts geplant, denn alle Rechte an diesem Track hält das Label Warp. Gez Varley würde sich wünschen, mit Brian Eno oder den Personen rund um das Berliner Label Basic Channel zusammenarbeiten zu dürfen.
Wer war auch so hingerissen von der ersten Stück von LFO? Wer besorgte sich ihr erstes Album Freqeuncies? Denkt ihr, dass LFO noch relevant ist? Schreibt es uns wie immer in die Kommentare.
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Ich war total hingerissen und bin es noch immer, so ein Hammer-Track! Aber … äh … das ist jetzt wirklich 35 Jahre her!? 😮 Egal, das Teil wird auch noch in weiteren 35 Jahren in meiner Heavy-Rotation Playlist sein. Es gibt keinen Track, der mich mehr dahingehend beeinflusst hätte, selber Techno zu produzieren…
@ryde Grundsätzlich ist Techno eher nicht so wirklich meine Musik. Aber bei diesem Track … da sind einfach noch Grundreste von Harmonien vorhanden (dieser Farfisa/Jarre-Sound am Anfang, der auch mittendrin immer wieder auftaucht). Das macht (für mich) einfach den Unterschied aus. Ich bekomme da irgendwelche zarten 80er-Pop-Vibes. Ja, doch, sehr schön.
Für mich ist das auch so eine Theorie meiner eigenen Musik: Man kann eigentlich den größten Unsinn verzapfen, der lautesten Krach, das unrhytmischste Gepolter … aber wenn irgendwo noch ein Four-To-The-Floor mit einem taktgenauen Bass und dann noch so ein zwei schöne Harmonien laufen … dann freu’n sich wieder alle.
@ryde Wahnsinn, 35 Jahre. Damals hat Warp mit seiner Artificial Intelligence-Reihe eine Tür in eine für mich damals neue, faszinierende musikalische Welt aufgemacht, die ich bis heute immer noch zeitlos, progressiv und genial gemacht finde. Geil finde ich auch Tied-up von LFO, wenn auch im Sound und optisch (im Musikvideo) recht brachial. Welche Synths könnten da in diesem anstücket verwendet worden sein?
Unvergessen: Ich erlebte LFO Live im Park Cafe München. Als der Tiefbass von LFO einsetzte flog die Sicherung raus, das Publikum schrie sich heiser!
Kawai K1 (Pad) und Jen SX1000 (Lead). Letzerer hat auch den Lead-Sound auf „We Have Explosive“ von FSOL gemacht, wenn ich mich richtig erinnere. 2-3 Synths und Drums. 😎👍
P.S.
Der JD-800 hatte ein Lead-Patch mit dem man den Jen SX ziemlich gut imitieren konnte, ein Kollege hat damit den JD-800 im Geschäft vorgeführt und alle grinsten breit.
Als diese Nummer damals rauskam, hing ich mit einer damaligen Freundin ständig ab und wir hörten fast ausnahmslos House und Hiphouse…
Noch bestimmt 2 Jahre, bevor das Wort „Techno“ seinerzeit inflationär genutzt wurde…
Ich steppte damals schon als 15-Jähriger auf der Tanzfläche ab…
Als dann diese seltsame „Musik“, die meist ohne Vocals, aber mit immer mehr elektronischen Sounds in den Clubs schleichend „hinzugemischt“ wurde,
war das absolut GEIL!!
Als LFO dann gespielt wurde, hat es uns einfach umgehauen!!
Die Beats, diese technoiden Sounds, diese mystischen Pads… Einfach der Wahnsinn!!
Dieser Song war die Initialzündung, selbst elektronische Musik zu produzieren…
PS:
Als der Track rauskam war ich 17 Jahre jung…
Ja, ich bin jetzt tatsächlich so alt…
Aber DIESER Track wird IMMER jung bleiben!
Es gibt nur sehr wenige Tracks dieser Art, die ZEITLOS sind und niemals altern…
Vielen Dank an Sven Rosswog für diese Techno-Geschichte!