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Ohrwurm-3-klein

Eine schlagende Tür kann bei höherem Pegel schnell übersteuern. So muss man etwas üben, verlässt sich auf die automatische Aussteuerung oder einen Limiter, dadurch wirkt aber das Verhältnis zwischen Leise und Laut unnatürlich. Der Tragekomfort ist nicht aufdringlich und schirmt auch die Außenumgebung nicht ab, macht sie aber geringfügig dumpfer. Auch längeres Tragen ist zumindest bei meinen Ohren kein Problem. Während der Windschutz des Ohrwurm II noch einem Paar Ohrenschützer aus den 80er Jahren gleicht, ist der Fellwindschutz nun besser. Er wird mit einem Elastikband und Druckknopf am Ohrwurm fixiert, durch den Abstand zur Ohrmuschel drückt dies auch nicht. So kann er auch am Ohrwurm belassen werden, falls man ihn vorübergehend nicht benutzt. Ohne diesen sorgt zusätzlich ein kleiner Schaumstoffschutz dafür, dass die Kapseln nicht bei jedem Luftzug reagieren. Das Kabel zeigt nach hinten, ist recht kurz und reicht gerade noch aus, einen Recorder in der Hosentasche zu tragen. Der gerade Klinkenstecker lässt einen aber immer darüber nachdenken, ob der Recorder dies auch überleben wird. Berührungen während der Aufnahme sorgen nicht direkt für Vibrationen an den Kapseln, bei normal lauter Umgebung konnte ich bewusst diese im Nachgang nicht wahrnehmen. Die Kondensatorkapseln benötigen eine Phantomspeisung, die aktuelle Audiorecorder und Camcorder liefern. Besser wird es aber mit höherer Spannung, auch 48V machen ihnen nichts aus. Spezialwünsche zu Kabellänge oder Konfektionierung können bei der Bestellung gegen Aufpreis angegeben werden, ein symmetrischer Leitungsweg wäre natürlich optimal. Aktuell arbeitet Herr Winne an einer entsprechenden Lösung.

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Befasst man sich mit Kopfmikrofonen möchte man als Erstes wissen, wie Geräusche in der Höhe oder hinter einem wirken. Hier hat mich erstaunt, dass der Ohrwurm 3 besonders rückwärtigen Schall nicht ganz so authentisch wiedergibt, wie es der Ohrwurm II konnte. Im ersten Klangbeispiel können Sie dies im Direktvergleich selbst beurteilen, auch den OKM II habe ich als Vergleich mit einbezogen. Dies mag daran liegen, dass als Einziger der Ohrwurm II den Schall direkt aus dem Außenohr abnimmt, während die anderen beiden Kandidaten nach außen zeigen. Anders sieht es bei der Authentizität aus, aber hören sie selbst. Im zweiten Beispiel dürfen Sie eine Fahrt zum nahegelegenen Supermarkt als Beifahrer genießen. Hierbei kommt der optionale Windschutz zum Einsatz. Trotz deutlich spürbarem Lüftchen sorgt dieser für Ruhe. Wundern Sie sich nicht über die Basslastigkeit, diese ist tatsächlich so zu hören. Das dritte Beispiel ist eine gewöhnliche Atmo-Aufnahme ohne Windschutz. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ein guter Kopfhörer zum Abhören verwendet werden sollte und dass aufgrund der Konvertierung in das MP3-Format einige Nuancen verloren gingen.

Apropos hören, es gibt bei der Anwendung einige Nachteile, die alle Kopfmikrofone betreffen. So muss man aufpassen, dass das Kabel möglichst nicht von Reißverschlüssen berührt wird und daran reibt. Auch muss man stets daran denken, dass sich eine Kopfbewegung direkt auf die Aufnahme auswirkt. Gleiches gilt für raschelnde Kleidungsstücke oder lautes Schuhwerk, übermäßiges Atmen oder Armbewegungen. Verdeckt man beispielsweise mit dem Oberarm das Ohr, ist dies unmittelbar zu hören – und der Ohrwurm offenbart nahezu jedes kleinste Detail. Auch Benutzer von Camcordern wählen gerne den Ohrwurm, da so die Hände frei sind und das Stereobild besser eingefangen werden kann, als es interne Mikrofone leisten. Auch sind sie vom Handling einfacher als Aufsteckmikrofone.

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Sinn und Zweck dieser Aufnahmetechnik ist und war stets umstritten. Manche fließen bei Kunstkopfaufnahmen dahin, andere sehen einen großen Nachteil in der eingeschränkten Wiedergabemöglichkeit. Daher muss man vielleicht etwas weg vom tatsächlichen Orten des Schalls gehen und eher Punkte wie Tiefenstaffelung und Raumabbildung mit einbeziehen. Denn Prinzip bedingt ist die beste Kunstkopfaufnahme unserem eigenen Gehör unterlegen, denn unser Gehirn kann Schall nur mit dem bekannten Kopf zuverlässig orten. Daher will sich der Ohrwurm 3 auch nicht als Kunstkopfersatz verstanden wissen und für mich ist es auch kein Problem, dass die Rundum-Ortung nicht ganz so gut gelingt. Ob sich die Aufnahmen auch für die Lautsprecherwiedergabe eignen, muss sich noch zeigen. Aber interessant kann es werden, wenn man die Ohrwürmer als Grenzflächenmikrofone einsetzt und die zwei Kugeln auf einen Tisch oder gar mit anderen Konstruktionen aufstellt. Der Fantasie werden lediglich durch das Kabel Grenzen gesetzt. Einzig Mono-Aufnahmen klingen aufgrund des Zeitverlaufs etwas seltsam, wenn man die Ohrwürmer am Kopf trägt, aber das ist klar und dafür sind sie schließlich nicht konzipiert. Auch muss man bedenken, dass die eigene Stimme auf der Aufnahme zurückgestellt und dumpfer wirkt, das ist aber nicht prinzipiell ein Nachteil. Bei Interviews fängt man nicht nur den Gesprächspartner ein, sondern auch die gesamte Stimmung. Das kann mitunter stören, aber auch für atemberaubende Effekte sorgen.

Der Ohrwurm 3 bietet eine spannende und interessante Möglichkeit, unauffällig und authentisch etwas mitzuschneiden. Ob bei Diskussionen oder Konzerten schlagen sie problemlos die meisten eingebauten Mikrofone der Audiorecorder. Besonders eignen sie sich natürlich für Atmo-Aufnahmen und so kommen auch Hörspielfreunde auf ihre Kosten. In jedem Fall ist der Anschaffungswiderstand von etwa 140 Euro Grund genug, das Konzept einmal zu testen. Die Verarbeitung ist erstklassig, der Sound stimmt. Und wer den Ohrwurm in Verbindung mit einem Kopfhörer zur direkten Aufnahmekontrolle wünscht, kann sich den Ohrwurm Personal Monitor anschauen. Für unter 300 Euro bekommt man dann die Ohrwurm-Kapseln direkt in einem geschlossenen Studiokopfhörer verbaut, der für diesen Preis sogar recht gut klingt.

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Fazit
Mit dem Ohrwurm 3 erhält man ein Kopfmikrofon, das durch seine hochwertigen Kapseln überzeugen kann. Der integrierte Windschutz lässt sich durch den optionalen noch optimieren und bietet ein hochwertiges Ergebnis. Die Raumortung darf man zwar nicht überbewerten, aber auch das hat seine Vorteile. Der Zusatznutzen als Grenzflächenmikrofone erweitert den Funktionsumfang sogar noch. Nachteilig ist lediglich die eingeschränkte Wiedergabemöglichkeit, Kopfhörer sind hier fast obligatorisch. Das gilt übrigens auch für die Klangbeispiele, die Sie über Kopfhörer anhören sollten. (www.ohrwurmaudio.de)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Danke für den Bericht. Aber es gibt auch einen bösen Fehler. Alle Ohrwurm & OKMs wie auch die anderen Mitbewerber funktionieren ausnahmslos mit »PlugIn Power von 2-10V« und NICHT mit »Phantom-Power! Ein Problem bei professionellen Aufnahmen. Abhilfe schafft der »Naiant Studio – PFA phantom« Adapter, der aber nur via USA-Import zu bekommen ist. Ich benutze seit Jahren den »Ohrwurm 2« und bin damit sehr zufrieden. Die angesprochenden Probleme hatte ich bisher nicht. Klang und Handhabung sind besser als die der »OKMs«. Der »Ohrwurm 3« hat einen eingeschränkten Frequenzgang und ist optisch viel zu auffällig für dezente Konzertmitschnitte und so für mich kein Fortschritt. Auch habe ich sehr gute Erfahrungen mit einem anderen Eigenbau, dem »at ear II« gemacht. Dieser wird ab und zu via ebay angeboten und ist fast so gut wie der »Ohrwurm 2«. Kunstköpfe werden weiter sehr stark in Technik, Forschung und dem »Fieldrecording« eingesetzt. Auch gibt es leider viel zu wenig Hörspiele in Kunstkopf. »Chesky Records« ist ein Musiklabel, was ausnahmslos auf Kunstkopfaufnahmetechnik setzt. Ferner gibt es sehr anschauliche Kopfhörertests von »Sonic Sense« via Kunstkopf.

  2. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Hallo, ich verwechsele gerne PlugIn- und Phantom-Power. Aber trotzdem vertragen die Kapseln des Ohrwurm 3 48V, laut Herrn Winne ist dann sogar die Pegelfestigkeit deutlich besser. Selbst getestet habe ich das Mangels Adapter allerdings nicht.

  3. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Bezüglich der Phantomspeisung habe ich nochmal rückgefragt. Es ist tatsächlich so, dass er nur bis maximal 10V vertragen würde, ein optionaler Adapter erlaubt den Anschluss dann allerdings an 48V. Dieser ist aber recht aufwnedig und daher nicht günstig.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Ohrwurm Pro erinnert mit seiner Kombination aus Kopfhörer und integrierten Mikrofonen an den alten JVC-HM200, der ebenfalls diese ungewöhnliche Kombination zuließ.
    Ein Aufnahmeverfahren, das wesentlich vielseitiger in der Anwendung ist als der Kunstkopf, fehlt hier noch. Aufnahmen mit einer Jecklin OSS Scheibe sind ähnlich akkurat in ihrer räumlichen Abbildung, haben dabei aber den Vorteil, daß man diverse Mikrofontypen anwenden kann (Groß-/Kleinmembran etc.).

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      Da hast Du absolut Recht, ich habe mich aber auf das beschränkt, was ich kenne. Die Jecklin OSS-Scheibe hat der Entwickler bereits im Blick und da lässt sich auch interessantes mit den Ohrwurm-Kapseln realisieren, aber ich mag ihm da nicht vorgreifen. Erhaltene Audiobeispiele sind aber grandios. Zum OPM, das ist eine sicherlich tolle Sache, wäre für mich aber viel zu umständlich. Wenn man schnell mal eben eine räumliche oder binaurale Aufnahme machen will, ist der Ohrwurm 3 super geeignet. Herr Winne ist ein richtig engagierter Tüftler und auf seiner Webseite will er einen Blog veröffentlichen, hat allerdings aktuell zu wenig Zeit dafür. Ich bin gespannt, was da noch von seiner Seite her kommt.

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