Praxistest: Aly James SY-4x, Plug-in nach Pearl Syncussion
Die Hardware SY-1 von PEARL ist ein Drum-Synthesizer, der ab 1979 produziert wurde und war eine logische Weiterentwicklung der Klangarchitektur vorher erschienener Drum-Synthesizer. Es flossen Erkenntnisse der Synare 1 und Synare 2 von Star Instruments ein, zudem wurde der Syndrum von Pollard bei der Entwicklung des SY-1 einbezogen. Das Ergebnis wurde von Musikern und Bands, wie Prince, Kraftwerk, Herbie Hancock, Aphex Twin und anderen genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Aly James SY-4x,
da sieht der Alte aber alt aus
Es ist nicht so, als würden Alternativen zum original, des PEARL SY-1 fehlen. Es gibt im Internet beispielsweise einige DIY-Projekte, wie den SY-1M oder den Supersyncussion.
Jedoch benötigt es dann aufgrund der recht komplexen Schaltung einen Lötkolben, der von Menschen geschwungen werden will, welche Erfahrungen mit dem Selbstbau von elektronischer Hardware haben. Hierbei ist neben Geduld auch Wissen gefragt.
Das Original eines Pearl Syncussion SY-1 kostet im Sommer 2024 gebraucht rund 1500 Euro, was nicht für jeden Musikinteressierten schnell zu berappen sein wird.
Da kommt nun eine Lösung durch den Drum-Synthesizer SY-4X Syncussion von Aly James Lab. Darauf hab ich einige Zeit gewartet. Dieses virtuelle Instrument kann eine kurzweilige Wartezeit bis zur Lieferung aktueller Hardware-Nachbauten ermöglichen. Für den Einen oder Anderen wird diese AU- und VST3-App ein treuer Begleiter sein, der intuitiv sowie kreativ nutzbar ist.
Achtung, die Augen hören mit!
Das GUI vom Aly James SY-4x ist ein ansprechendes Abbild der legendären Pearl Syncussion SY-1. Wie bei seinen anderen Produkten, lässt es sich Aly James nicht nehmen, eine detaillierte Oberfläche einzubinden. Diese kann nicht skaliert werden, wirkt auf mich jedoch ausgewogen auf dem hochaufgelösten Laptop-Monitor.
Trotzdem unseren Augen derzeit kein SY-4x-Manual geboten bekommen, wirkt die die virtuelle Oberfläche mit den eher üblichen Bezeichnungen und Reglern und Schiebern nachvollziehbar.
In der linken oberen Ecke des GUI, kann zwischen weiteren HAUPT-Modul-Ansichten umgeschaltet werden. Auf gleicher Höhe folgen Indikatoren in den Farben ROT, ORANGE, CYAN, MAGENTA, die Farben finden sich jeweils in den einzelnen HAUPT-Modulen wieder. Gehen MIDI-Daten ein, leuchten die jeweiligen Farben bestätigend auf.
Es folgt in Leserichtung rechts der Buchtabe „B“? Mit einem Klick wird der BEZERK-Modus aktiviert. Dann werden die Töne in deutlich erhöhter Lautstärke gespielt. Zudem ändert sich zudem umgehend die Helligkeit der ansonsten dunkel gestalteten Oberfläche des SY-4x. Dann schlägt der SY-4x deutlich hörbar verzerrte Töne an.
Wer es benötigt kann unter LOAD SAVE oder dem Disketten-Symbol die benötigten Einstellungen sichern. Presets werden im .vstpreset-Format oder eine Bank, im .xmlbank-Format gespeichert. Dabei wird direkt in einen beliebigen Ordner auf dem Laufwerk gespeichert. Hier wird auf ein Tagging und eine Verwaltung per Datenbank verzichtet, weshalb es sinnvoll erscheint, sich strukturiert vorzubereiten.
Ein Rad mit neuen Erfindungen?
Alle vier Module sind logisch von dem Original übernommen und im Aufbau gleich, was die Einarbeitung für komplexe Sounds im Gegensatz zur Hardware deutlich erleichtert.
Ein Rad, welches oberhalb der Trigger-Buttons und dem Schalter zur Auswahl des OSC-Modus des Oszilators A liegt, regelt die Auswahl von sechs Oszillator-Modi.
- A = Einzel-Oszillator
- B = FM
- C = Dual-Oszillator-Mix
- D = dynamischer Oszillator-Mix
- E = FM/Custom Ramp OSC*
- F = reines Rauschen
Diese Modi tragen die breite Palette von Klangmöglichkeiten, von tiefen Bass-Kicks, bis zu schneidenden Toms und komplexe Noise-Effekte.
Dann gibt es zusätzlich unter G = Option-Modi und H = Option-Modi weitere Nutzungsmöglichkeiten des Rauschgenerators. Alle voreingestellten Modi haben eigenständige interne Tuning- und Verbindungseinstellungen. Das SY-4x-Plugin bildet somit perkussive Klänge oder auch Mono- und Poly-Synthese des SY1 nach und erweitert die Klangpalette.
Es folgen altbekannte Slider und Knöpfe: TUNE, DECAY, WIDTH, SWEEP (speed, range), LFO (speed, depth), S/H, OUTPUT, OSC2 und FILTER. Beim Ausprobieren wird schnell klar, wie die Regler miteinander kooperieren und für spannende Klänge sorgen.
Klangveränderungen können in der DAW per MIDI-Learn schnell per Rechtsklick aktiviert werden, womit überwiegend alle Parameterverläufe in der Produktion verewigt werden.
Weitere Funktionen sind:
- Vier Module
- Oszillator-Modi-Erweiterung
- besonderes Filter-Design
- Modulations-Erweiterung
- erweitertes Syncussion-Design
- erweiterte Syncussion-Sounds
- 4x Syncussion-Module, wie der SY1
- CMOS-basierte Oszillatoren
- Multi-Output Routing
- Berserker-Modus, mit zwei Verzerrern
Die Frage der eigenen Einstellungen oder gib den Ton an!
Das X16 Oversampling kann auch verringert oder kann ganz ausgeschaltet werden. Dabei ergeben sich knarzende Artefakte und interessante Töne und Geräusche.
Eine Feinjustierung der BERZERK-Verzerrung ist unter den Settings möglich. Es kann dann zwischen zwei unterschiedlichen Übersteuerungen gewählt werden, zudem kann die Stabilität hörbar dosiert werden.
Der TUNE-Schieberegler wird nun ebenso wie die eingehende CV entweder auf eine 1-stufige Skalierung (z.B. Ganzton) oder auf eine volle Skala skaliert. Diese Skalierung funktioniert sowohl im Drum-Kit- (schön mit Sample und Hold) als auch im Keyboard-Modus. Im absoluten Tonhöhenmodus legen Sie den ROOT der Skala fest; im relativen Modus ist die aktuell gespielte Note der Root.
Sortiert und strukturiert
MIDI Daten können auf der Mapping-Ansicht individuell angepasst werden. Wie dabei vorgegangen werden sollte, wird deutlich angezeigt.
Sobald ein Modul vom Drum-Kit-Modus in den Keyboard-Modus geschaltet wird, werden zwei Stimmen eines Moduls gleichzeitig über das Keyboard gesteuert. Diese Option ermöglicht nahezu perfekt ein Pitch Tracking zwischen den Oszillatoren. Mit Tonhöhen-CV eine Sammlung von Skalierungsregeln musikalisch spielbar.
Wann kommt die MATRIX?
Der Aly James SY-4x-Syncussion soll über externe CV gesteuert werden können, was ich leider nicht ausprobieren konnte, da in der vorgesehenen Ansicht darauf hingewiesen wird, dass diese Funktion zukünftig implementiert werden soll.
Alle Klangveränderungen können zudem in der DAW per MIDI-Learn schnell per Rechtsklick in der App aktiviert werden. Damit werden überwiegend alle Parameterverläufe der Produktion praktisch verewigt.
Nur für erfahrene User?
Unter INFO findet sich die Schaltung eines Moduls im Flow-Chart abgebildet. Vorbereitet ist die Info über die Möglichkeit ins Handbuch zu schauen. Derzeit führt ein Klick auf die Buchstaben nirgendwo hin. Was sich mit Fertigstellung der Manuals sicher ändert. Bis dahin lässt sich alles selbst erforschen, was eine Menge Freude bringen kann.
Die App läuft auf folgenden Betriebssystemen:
PC | VST3 | X64 | INTEL | Windows 10 or higher | |
Mac | VST3, AU | X64 | INTEL/ARM | Mac OS-10.14 or higher |
vielen Dank für deinen Beitrag! Werde es heute mal ausprobieren :)
@Jens Hecht Hallo Jens,
danke für die Rückmeldung. Bei mir steht der SY4X momentan nicht mehr still… 😇
Beim Abspeichern zwischen Preset und Bank erkenne ich momentan keinen Unterschied… (bei mir speichert er alles ab) sollte dir auffallen, was anders ist, freue ich mich über Rückmeldung. 👍
Danke für den Artikel… mein persönliches Fazit zur SY4X ist im Prinzip das Gleiche was hier geschrieben wurde.
Anfangs war ich skeptisch, da ich die Software ohne lange zu überlegen gekauft hatte. Aber nun, nach ein paar Tagen Benutzung ist das komplett verflogen.
@Loom9-Studio Danke für die Rückmeldung zum Artikel und meinem Fazit.
Das noch nachzureichende Manual wird wohl noch einige Dinge erweiternd beschreiben.
Auf der Website von Aly James kann zum SY4X auch jetzt schon vieles in Erfahrung gebracht werden…
Weiterhin viel Freude mit dem Syncussion-Plugin!
Ich hätte mir noch ein paar Hörbeispiele gewünscht oder habe ich die übersehen?
Unabhängig von den Videos auf der Seite von Aly James.
Aber vielleicht reicht ja noch jemand einen „Spielbericht“ nach.
@Woody Ein Beispiel findest du hier:
https://sy4x.cdrowell.de/audio/sy-4x-audio/
Zu hören sind 2 x SY4X inkl. Delay und Reverb im BEZERK-MODUS und dann durch IK-Multimedia ONE moduliert. Alles in Live automatisiert.
Weitere, auch unbearbeitete Beispiele folgen auf der Website. Ich hoffe, dass es dir einen leichten Eindruck vermitteln kann.
@CDRowell Ah, danke 👍
@Woody Wer auf den Original Syncussion Sound steht kann hier Blind zugreifen.
Klingt extrem gut der SY-4X.
Hi CDRowell,
Danke für den Bericht. Aly James kannte ich noch gar nicht und auf ein Syncussion in der einen oder anderen Form bin ich schon länger scharf.
Das ist ja mal ein sehr schönes Plugin und die Audiodemo von DIr ist auch stark, mehr bräuchte es für mich gar nicht for einen Floorfiller :)
@Markus Schroeder , mit VPROM hat Aly James eine vorzügliche LM-1 Linndrum Emulation abgeliefert. So ich das als Besitzer der zweiten Version beurteilen kann. Was halt sowohl beim VPROM und Syncussion gut kommt sind die Details, wie MIDI Mapping und Co.
@TobyB Hey Toby, Danke für die Daumen hoch!
:)
@Markus Schroeder , gern!
@TobyB Stimmt, mit dem VPROM und jetzt mit dem SYNCUSSION hat Lay James aus meiner Sicht wirklich wieder einen Genie-Streich veröffentlicht.
Wenn der VPROM in einem Update noch „native M1“ bieten würde, wäre das für mich ein Grund für das Update zu zahlen.😇
Per AUv2 ist der VPROM schon jetzt gut nutzbar auf dem SILICON MACBOOK
@CDRowell , Syncussion und Linn sind nicht ganz unwichtig in der Popmusik. Und mittlerweile ist die Rechenleistung auch soweit diverse Eigenheiten dieser „ollen“ Kisten nachzubilden. Ich bin ein Freund von Drums Sounds fernab von Roland oder Yamaha. 707 und 727 mal aussen vor, die gehen immer noch. Was ich halt an SYNCUSSION gut finde, ich komme schnell und einfach zum Ziel. Plus die Vorteile die ein Plugin halt bietet. Für mich ist die Software quasi das Pendant zu den EHX Drum, Clap und Hat Pedalen. Wie Markus schrieb, damit kannst den Floor fillen. ;-)
@TobyB Jetzt mit dem Update auf die Version 1.0.2 gibt es eine schnelle Aktualisierung und Fehlerbehebung. Das erfreut auch mich. Besonders die Factory-Library ist erweitert. Die Installation ist schnell und gut beschrieben.😎