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RipX Deep Remix Stem-Separation, KI für kreative Konzepte

8. Oktober 2022

Was liest man nicht alles über die Unzulänglichkeiten von Software, die sogenannte ‚Stems‘ fertig produzierter, etwa kommerzieller Musik separiert. Man nimmt also einen Song, sagen wir eine wav- oder mp3-Datei und zerlegt sie irgendwie in ihre Bestandteile. Diese heißen ‚Stems‘. KI (künstliche Intelligenz), oft ersatzweise mit dem Anglizismus AI (artificial intelligence) bezeichnet, macht es möglich. Irgendwie zerlegen diese Programme eine bestehende Mischung mehr oder minder erfolgreich in ihre Bestandteile, um diese weiter verarbeiten zu können.

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Solche Stems kennen einigermaßen erfahrene Musiker und Tontechniker als zusammengefasste Gruppe von Einzelspuren. Diese werden erstens kombiniert, weil sie irgendwie (tonal, instrumental, melodisch, harmonisch …) zusammengehören und zweitens, damit sie gemeinsam im Mix editiert werden können. So kann man z.B. allen Cymbals der Drums mit einem Schlag gemeinsame Effekte – EQs, Gates, Kompression, Räume usw. – zuweisen. Das erleichtert den Workflow und reduziert die CPU-Last.

Stems sind immer zugleich ästhetische und pragmatische Entscheidungen des Tonschaffenden.

Sie können deswegen vielerlei sein, vielleicht zusammengefasste Instrumente einer Charakteristik (z.B. alle Toms), aber auch mehrere Spuren eines Instruments, etwa eines Alt-Saxophons, das mehrfach aufgenommen wurde, um Mehrstimmigkeit zu erzeugen. Auch können sie etwa zwei Synthies plus Violine sein, die sich melodisch oder harmonisch ergänzen. – Ach, es gibt so viele Anlässe für Stems; vielleicht sollte mal jemand einen Artikel darüber an dieser Stelle verfassen.

RipX Deep Remix

Jedenfalls beklagen manche Stimmen des WWW, dass das Programm RipX diese Stem-Separierung nicht hinreichend vornimmt. So ist es bei allen solchen AI-Algorithmen auch anderer Entwickler scheinbar problematisch, die Instrumente zu trennen, wenn sie sich im selben Frequenzspektrum überlagern und ’so ähnliche‘ Klangeigenschaften besitzen.

Ich kenne diese anderen Programme nicht.

Ich kenne nur RipX, dessen 5-tägige kostenlose Demo ich ausprobierte. Und ich war sprachlos. Was für ein Zauberding ist das denn?

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Doch zuerst muss ich über meine Ansprüche reden, damit mich jeder einigermaßen verstehen kann:

  1. Ich bin kein DJ und will keine Stems mit perfektem Klang solo stellen. … was ja auch nicht gut klingen kann und schon gar nicht sollte, wissen wir doch, dass der erfahrene Toningenieur die Spuren im Frequenzspektrum stark beschneidet, um Auslöschungen, Kammfiltereffekte und andere Artefakte zu verhindern. Wer also meint, er könne z.B. den perfekten, ‚jungfräulichen‘ E-Bass aus einer Fertigmischung extrahieren, der sollte noch einmal das kleine Einmaleins der Tonschule durchlaufen.
  2. Dennoch kann man die Stems z.B. tonal verändern, entweder einzelne Töne oder den ganzen Stem. Somit lassen sich Melodien verändern, aber auch einzelne Harmonien oder die ganze Tonlage. Durch den MIDI-Export kann ich auch für meine Zwecke ungünstig EQ-tes Material mit neuen Instrumenten versehen. Es kostet halt mehr Mühe und Zeit.
  3. Die Art von Stems (s.o.) sind mir egal. Wo die Trennlinien verlaufen, ist sekundär. Mir ist es wichtig, dass ich überhaupt das komplexe Material ‚kleinkloppe‘, um es weiterverarbeiten zu können. Vor allem denke ich da an eine Trennung von tonalen und perkussiven Elementen, die ja auch weitgehend toll funktioniert. Bei RipX wird sogar zwischen ‚Drums‘ (im Wesentlichen Smare und Toms), ‚Bass‘ (Kick-Drum) und ‚Percussion‘ (hochfrequente Cymbals, Hihats, Claps, Shakers etc.) unterschieden.
  4. Zu gerne würde ich bestehende Songs umdenken und / oder teilweise deren Material in andere Songs einfließen lassen.

Dafür ist RipX allerdings überwältigend gut gerüstet. Was KI / AI hier leistet, überrascht mich komplett. Aber nicht nur die Schießbudenabteilung ist bestens ausgestattet, der Bass ist auch gut separierbar. Etwas schwieriger wird es in der natürlich engsten Frequenz-Abteilung, wo Vocals, Klampfen, Piano u.v.m. sich treffen, aber auch da sind die Ergebnisse so gut, dass man sie weiterverarbeiten kann.

Nunmehr bin ich zu folgenden Schritten in der Lage, die zuvor undenkbar gewesen sind:

  • Erstens – und das kam mir erst später zu Bewusstsein – kann allein schon hören, wie stark der Toningenieur den Bass und die Bassdrum beschnitten hat. Hier geht es um die Nachvollziehbarkeit tontechnischer Entscheidungen. Was für Überraschungen sich hier auftaten, ist unbeschreiblich. Ladet mal ‚Long Train Running‘ von den Doobie Brothers rein und soliert den Bass … Überraschung! – Klar, man muss immer ein paar evtl. mögliche Unzulänglichkeiten des Programms in Gedanken abziehen, dennoch ist das low end sehr stark der Kick überlassen, ohne dass der Mix den E-Bass vermissen lässt.
  • Zweitens kann man ja die Drums gut isolieren. Selbst wenn man sie nicht weiter in die Unterinstrumente differenziert, kann man sie gut weiterverarbeiten. Das geht, wie bei allen Stems, übrigens per toller Exportfunktion. Man kann sowohl die bekannten (hochauflösenden) Audioformate wählen, als auch MIDI-Dateien. – Der klassische Wave-Export reicht mir übrigens völlig, weil ich die Drums ohne Probleme in Superior Drummer ‚tracken‘ lassen kann und dann in irgendein Drumset übertragen kann … oder in Battery-Settings von Native Instruments, Arturia-Dingsbums oder sonst was.
  • Schon in RipX kann ich dank der polyphonen Auflösung und entsprechender Darstellung Melodien und Harmonien ändern. Aber nach dem Ex-/Import in meine DAW geht alles beliebig weiter. Auch die Substitution bestimmter Instrumente durch andere ist eine der vielen Möglichkeiten.

So viele Möglichkeiten habe ich noch nicht entdeckt, aber ich bin sicher, dass weitere auf mich warten.

Bleibt nur die Frage, wozu ich das Ganze brauche.

Nun, ich kann meinem Drummer zeigen, dass er sich an der Position X doch an dieses oder jenes Vorbild halten kann (oder direkt Taylor Hawkins‘ Break beibehalten und alles mit einem anderen Drumset und / oder veränderter Schlagfolge einbaue). Selbstredend kann ich schwer trennbare Instrumente per Spectral Layers o.ä. Apps besser solo stellen und ebenso in polyphone MIDI-Dateien umwandeln, um sie für meine Tracks zu verwandeln.

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Fazit
Es stellt sich die Frage, wo fängt Urheberschaft an und wo hört sie auf bzw. was darf und sollte ich verwenden.

Im Zeitalter des Coverns muss jeder selber zusehen, wie er RipX verwendet, wenn es nur legal ist.
Ich jedenfalls sehe ein hohes kreatives Potential in dieser Software.

Plus

  • Ein Meilenstein in der Weiterverarbeitung von Musik für DJs und andere Tonschaffende in Komposition und Technik.

Minus

  • Angesichts des Quantensprungs dieser AI-Software nichts wirklich Relevantes.
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Forum
  1. Profilbild
    MartinM.

    Hallo!
    Erst vor kurzem gab es hier auf Amazona einen Test zur gleichen Software zu lesen:
    https://www.amazona.de/test-hitnmix-ripx-deepremix-deepaudio-software/
    Deshalb könnte das Feedback zu Deiner Leserstory etwas dünn ausfallen — wenn nicht gar ganz ausbleiben. Prinzipiell würde das dortige Feedback auch zu Deiner Leserstory passen.
    Wer braucht so eine Software? Persönlich hätte ich eine konkrete Verwendung. In früheren Jahrzehnten habe ich noch eigene Musik mit einem 4-spurigen Kassettenrecorder („Multitracker“) erstellt und dabei häufig Spuren zusammenfassen müssen. Das nannte sich Track-Bouncing. Nimm drei Spuren auf und mache daraus dann einen Mixdown auf die vierte Spur, um dadurch wieder die ersten drei Spuren überschreiben zu können. Das war natürlich irreversibel. Mit Stem-Separation könnte ich die alten Aufnahmen wieder aufdröseln. Aber gerade meine amateurhaften Aufnahmen kann so eine Software noch viel weniger sauber trennen als professionelle Musik.
    Trotzdem ist DeepRemix ein sehr starkes Werkzeug und vor allem sehr viel preiswerter als die Konkurrenz.

    • Profilbild
      Nick MD

      @MartinM. Lieben Dank, Martin,
      das habe ich übersehen. Danke für dein Hinweis.
      Ja, ich stimme mit dir voll überein. Auch der Preisunterschied zur Konkurrenz ist toll. Zu vielen DAWs bekommt man beim Kauf ja die Essential-Version von Melodyne hinzu.
      Die ist monophon und kann nicht so ganz viel. Aber genau dieser Verbund von Melodyne und RipX ist genial, denn man kann ja auch mit RipX Tonhöhen verändern … und das polyphon.

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