Roger Linns offener Brief zur Behringer LinnDrum Kopie
Soeben erschien die Behringer LM Drum, ein Klon der legendären LinnDrum. Nun hat sich Roger Linn dazu zu Wort gemeldet. Roger Linn ist nicht „irgendein YouTuber“, sondern der Entwickler hinter der LinnDrum und hat sich die Behringer LM Drum genau angesehen und darüber ein Text verfasst. Er ist außerdem der Mastermind hinter den klassischen MPCs. Das Neue an der Linn Drum war, dass echte Drummer die Samples einspielten. Diese Idee ging auf Steve Porcaro zurück, dem TOTO-Keyboarder. Die Samples der LM-1 wurden von Art Wood, dem Bruder von Ronnie Wood, und seinerzeit ein gefragter Session- und Studiodrummer, eingespielt. Nebenbei führte Linn die Quantisierung der Samples auf 1/16-Noten ein und fand heraus, dass sich Shuffle- und Swing-Beats mit einer Wiedergabeverzögerung von ebenfalls einer 1/16-Note realisieren lassen.
Roger Linns Statement zur Behringer LM Drum
Dies alles wurde mit Standardkomponenten realisiert, die seinerzeit zur Verfügung standen. All das wurde dann in der LinnDrum perfektioniert und schwappte über den Großen Teich – und die Legende war geboren. Der Sound der LinnDrum LM-1 und LinnDrum definiert ein Stück weit die Achtziger: von Prince, Michael Jackson, Trevor Horn, Stock-Aitken-Waterman bis hin zu Italo Disco – allen ist das Fundament der Linn gemeinsam. Müsste ich entscheiden, welches Vintage-Gear ich behalten dürfte, meine LinnDrum würde bleiben.
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An dieser Stelle eine harte Kurve und wir lassen Roger Linn zu Wort kommen.
„Uli Behringer kindly sent me an Lm Drum in August of 2024, giving me a chance to try it out. What do I think? I think it’s a bit of a head-scratcher. It is clearly intended to evoke my 1982 „LinnDrum“ drum machine, borrowing its visual style, control layout, colors and logo style, as well as copying its sounds and those of my LM-1 and Linn9000 drum machines. I took it apart and it even copies much of my LinnDrum sound generation circuit, even my bad ideas like the inability to tune any drums except the snare, toms and congas.
However, it uses an entirely different operating system and user interface, one that is based on earlier Behinger drum machines. Personally, I found it somewhat confusing and difficult to use, though I was given an unfinished manual. I’d imagine they will improve both the software and manual over time. I suspect the designers found it difficult to find a balance between 1) the impression of a LinnDrum clone, and 2) the addition of modern features, given that the 1982 LinnDrum’s feature set is woefully inadequate by today’s standards. „
Gut, das ist ein netter und höflicher Wink mit dem Zaunpfahl. Zunächst einmal: Im Jahr 2025 wird kaum jemand ernsthaft wollen, dass ein Z80, ein paar EPROMs, ein 28kHz-DAC und Assembler Drums abschießen. Wer schon mal „Presets“ an einer LinnDrum gewechselt hat, kann das nachvollziehen. Dass nun eine Maschine vor der Produktion noch unreif ist und das Handbuch nicht fertig ist, geht in Ordnung. Interessant, dass Roger Linn die LMDrum verwirrend und schwierig zu bedienen fand. Gerade das Gegenteil ist das Plus der LinnDrum – sie soll ohne großes Studium bedient werden können.
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Roger Linn führt weiter an:
„How do I feel about the LmDrum? My feelings are mixed. On the one hand, it’s not unusual for companies to borrow ideas from older products in order to inspire a new and innovative design, which I’ve done in past. Plus, my old drum sounds are all over the web, controlling copying is difficult, and I don’t enjoy legal stuff so I’ve generally ignored the issue so far. Also, the value in those old sounds is probably due more to Art Wood (the drummer who played the sounds, and my friend of many years), and to artists like Prince, Michael Jackson, and others, who made those sounds famous on their hits. Finally, I must admit that I’ve never cared much about the past, because I find the future far more exciting.
On the other hand, even if we discount the copying of the visual design, logo style and sound circuit of LinnDrum, the LmDrum copies my sounds. So I’d have preferred for Uli to ask my permission. Even if he thinks it is legal, I question whether it is ethical.“
Gemischte Gefühle zu Behringers LM Drum
Die gemischten Gefühle sind nachzuvollziehen. Auf der einen Seite haben die LinnDrums kulturhistorisch einen festen Platz. Und ungefragtes Kopieren hat zumindest einen Beigeschmack. Gut, es mag das Sprichwort geben: „Kopieren ehrt den Meister.“ Aber andernorts bleibt der Schuster bei seinem Leisten oder fragt den Meister.
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Roger Linn schreibt weiter:
„I find it interesting that the LmDrum is being sold in the U.S. for only $399. Having taken it apart and seeing how complex the copied old circuitry was to reproduce, I doubt Behringer is making any money from it. I suspect that they originally intended to sell it for much more, then discovered that while many people may say they want a LinnDrum clone, few are willing to pay more than a low price for it.“
Hier muss ich Roger Linn recht geben, er wird vermutlich einen Blick hinter die LMDrum-Frontplatte geworfen haben. Die Frage ist: Was bekomme ich für 398 €/399 $ eigentlich? Und anderherum: Was ist mir persönlich Nostalgie wert? Ich denke, die derzeitigen Gebrauchtmarktpreise für die Originale sind bekannt.
Roger Linn:
„One last comment. What’s the big deal about nostalgia? I can understand that some people value analog synthesis, though I find the many types of innovative software synthesis created in recent decades to be far more capable, versatile and interesting. But even if people value vintage analog synths, why vintage digital drum machines? I ask this because an old bit is no different than a new bit.“
Womit Mister Linn bei der Behringer LM Drum auch irgendwie den wunden Punkt trifft: Ein Bit ist ein Bit.
Roger Linn wäre allerdings nicht er, wenn er nicht mit seiner charmanten und humorvollen Art und einem Douglas-Adams-Zitat des zweifelnden Lachses schließen würde.
Wie immer, jetzt seid ihr dran! Wie seht ihr das? Stimmt ihr Roger oder Uli zu? Oder habt ihr einen anderen Standpunkt zur Behringer LM Drum? Dann ab in die Kommentare. Klar ist, wir bei AMAZONA.de werden den Linn-Drum-Klon auf Herz und Nieren testen.
Wieder einmal Duplizität der Ereignisse: Ich hatte gestern zufällig ein Video auf YouTube gesehen – Kanal vergessen – der diesen »Brief« ebenfalls auf’s Tablett brachte. Außerdem habe ich mit einem Kumpel über die »B LmDrum« diskutiert. Was uns sofort auffiel: Kein Tuning der BD und der HH?!? Original hin oder her … aber … echt jetzt?!? Ausgerechnet?!? Und das in einem Jahr, indem das neue Jahrtausend schon ein viertel Jahrhundert alt ist?!?
Es sei mir die Bemerkung gestatte: Ja, nee, is‘ klar!
Wir, mein Kumpel und ich, sind beide zu dem Ergebnis gekommen, dass uns die Samples der »LinnDrum« völlig ausreichten, würden wir diese einsetzen wollen, um diese in einem Sampler unserer Wahl abzufeuern (»Samples from Mars« oder Aly Jay Lab »VProm 2.0«). Zur Not auch direkt die Samples auf einer Spur der DAW der Wahl, um sie dann mit allem nach Herzenslust und bei Bedarf zu verbiegen, was die PlugIn-Markt so hergibt. Wollte ich noch einmal Geld für eine moderne Drum-Maschine investieren, dann dürfte die sich keinen FauxPas leisten.
Außerdem hat sich in meinem ganz speziellen Fall (erst einmal) jegliche weitere Investition in diese Richtung erledigt, denn ich bin stolzer Besitzer eines ungemein inspirierenden »Tempest«, an dem Roger Linn ja auch mit gearbeitet hat.
PS: »Samples from Mars« hat übrigens gerade einen irren Deal laufen.
@Flowwater „[…]denn ich bin stolzer Besitzer eines ungemein inspirierenden »Tempest«, an dem Roger Linn ja auch mit gearbeitet hat.“
Gratuliere. Und bin ein bisschen neidisch, ein bisschen aber auch selbst schuld. Oft ist zwar der Gedanke „wart‘ mal ab, bis der Preis runtergeht und die ersten Teile günstig auf dem Gebrauchtmarkt landen“ ein kluger. In diesem Fall… nun, ja… war’s nicht. :-)
„PS: »Samples from Mars« hat übrigens gerade einen irren Deal laufen.“
Nur schwer erwehre mich seit langem dem Eindruck, die „Marsianer“ haben diese Deals permanent laufen, mit kurzen Pausen zur Beruhigung irgendwelcher Marketingleute und/oder Kartellbehörden. :-P
Was natürlich nichts an der Qualität der Samples ändert. *mmm…yummy*
Wenn es die noch in Preset-Form für die 1010bitbox gäbe… aber man braucht andererseits immer ein paar Träume. :-)
@Aljen
>[…] seit langem dem Eindruck, die „Marsianer“ haben diese Deals permanent laufen, […]
Ah, das wusste ich nicht. Ich bin nur selten auf deren Website und offenbar immer dann, wenn es so einen Deal nicht gibt. Deswegen ist mir das hier echt aufgefallen. 🙂
@Flowwater Ich hatte dort mal vor einer Ewigkeit ein Sample-Set gekauft, gerade als es zufällig keine solche „Aktion“ gab. Seitdem flattern mit regelmäßig Werbe- E-Mails vom Mars ins Haus. Ich dachte, das Marketingmodell wäre hier hinreichend bekannt — machen viele im Softwarebereich immer noch, mal seriös wie hier, mal weniger seriös. Wie gesagt, die Samples von Mars sind auch so den Preis wert, in solchen hau-raus-Aktionen erst recht ultimative no-brainer. Deshalb finde ich gut, dass Du es hier ansprichst. Ich selbst habe mich übrigens vor einigen Monaten auch an so einer „Aktion“ mit gehöriger Menge an marsianischen Samples eingedeckt. Wie gesagt, einzig schade, dass die Preset-Formate alles Mögliche umfassen, aber keine Eurorack-Klassisker wie 1010bitbox oder Rossum Assimil8or. Da muss man halt selber basteln, andererseits sind die Euroracker das Basteln ja eh gewohnt :-)
Von allen Clones bisher der sinnfreieste.
Lieber die Samples in eine aktuelle Maschine der Wahl laden,
oder in meinem Fall in die beliebte Elektron Machinedrum, da hat man mehr von.
Danke für’s posten des Briefes, weil durchaus interessant und nuanciert. Ich stimme Roger Linn zu, dass Uli B zumindest hätte fragen sollen – rechtlich nicht nötig natürlich, aber als Zeichen des Respekts. Ich benutze Linn-samples hin und wieder, aber dann auch meist mit Effekten, getuned, etc. Auch wenn 400 Euros jetzt nicht so viel ist, sehe ich den Sinn dieses Linn-clones gar nicht – im Gegensatz zu Clones der alten Analogsynths. Hier also auch eher Zustimmung zu Linns Meinung.
@Shimanski Beats „dass Uli B zumindest hätte fragen sollen“
Mit Verlaub: Warum? All die hochpreisigeren Hersteller, die Kopien von Equipment-Klassikern (von Gitarren bis zu Kompressoren) herstellen, fragen doch auch nicht.
@chardt Nur ein kleiner Gedanke/These dazu:
Weil Respektlosigkeit im Hyper-Ultra-Warp-Turbo-Kapitalismus dazu gehört, bedeutet es nicht, dass es erstrebenswert ist. Deswegen hätte er fragen können (nicht müssen!). Nur weil alle es nicht machen, ist es nicht richtiger.
@Flowwater Ja, das wäre erst mal nachvollziehbar – aber ist Dir nicht auch aufgefallen, dass bei keinem anderen Hersteller solche – sagenwirmal – Vorschläge gemacht werden? Und nachdem das Original seit mehr als dreissig Jahren nicht mehr hergestellt wird, sehe ich hier auch kein großes ethische Problem.
@chardt Doch, das fällt mir durchaus auf. Ich erkläre es mir dadurch, dass kein anderer Hersteller so dreist bei der Konkurrenz klaut (Arturia »KeyStep«, MakeNoise »Maths«). Dabei hat Behringer das gar nicht nötig.
@Flowwater Bitte schau Dir den aktuellen Testbericht des Warm Audio-Kompressors an: Was genau ist der Unterschied zwischen diesem Nachbau und „dreistem Klauen“?
@chardt Diese Diskussionen sind so ermüdend wie sinnlos und langweilig. Kein Mensch käme heute auf die Idee, den 1000 Firmen, die sich am Telecasterdesign der Firma Fender „orientieren“ (bzw deren Käufern) eine moralische Diskussion aufzunötigen. Ebensowenig wird das bei digitalen Emulationen von analogen Synths oder Studioequipment gemacht. Kommt aber eine Firma xy mit ihrer Version eines Signalprozessors auf den Markt…usw.
Man könnte zur Vereinfachung einen Vordruck erstellen, das entsprechende Produkt eintragen und fertig.
@mofateam „Kommt aber eine Firma xy“
Nein, das passiert nur bei Firma B.
@chardt Gerade bei Gitarren ist mir aufgefallen, daß eine Klage der Original-Hersteller gegen einen Konkurrenten, der ganz offensichtlich eine Idee abkupfert, absolut nicht gerne gesehen wird.
„Gibson vs. Dean“ wäre da jetzt ein Beispiel.
@Flowwater Wer war gleich wieder Ideengeber für Maths?
@Flowwater Aber allen anderen dreht niemand einen Strick daraus, das passiert nur bei Behringer.
@Shimanski Beats „hätte fragen sollen“… – nun ja, wenn ich schon mal jemandem Zusammenarbeit (!) angeboten hatte und dieser es aufgrund seiner Vorurteile ablehnte: frage ich bei demjenigen noch einmal nach?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Als Musiker weiß Mr. Linn ja von der Sache mit dem Ton und der Musik. Wir wissen nicht, wie tonal (oder atonal) seine Ablehnung der Zusammenarbeit mit Behringer klang.
Ich finde es jedenfalls absolut cool und offen von Roger Linn, dass er beide Seiten dieser Kommunikation sowie deren Hintergründe wenigstens mit Punktlicht kurz anleuchtet. Respekt!
Ich hätte gedacht das wird ein offener Sampler ohne Limitierungen.So ist das nur BS. Allerdings, wenn Roger Linn bisher alles wumpe war und er immer den Blick nach vorne richtet, dann hätte er diesen Brief sich sparen können. Andere Firmen mit aktuellen Geräten, die noch im Verkauf sind, das ist eine andere Geschichte. So bleibt nur ein Fazit, tolles Original, blöde Kopie und ein Brief der jetzt was sein soll, das Zeug ins Gespräch bringen? Kann da nix drin erkennen was Sinn macht, außer für Uli.
@Kazimoto seh ich auch so…
Nur ob dieser offensichtliche Brief den Verkaufzahlen von Uli fördert bezweifle ich.
Aber vielleicht liegt gerade da der Sinn.
„Ach und Mr. Linn, diese Maschine ist etwas für Nostalgiker und Minimalisten, sowas gibts außer Softwareenthusiasten auch noch“😍
@Avanger Klar fördert sowas Verkaufszahlen. Es gibt Leute die kaufen den größten Mist, rein aus Trotz und einer irrationalen Gegenreaktion.
@Kazimoto Oder weil sie nicht pauschal alles hassen, was eine bestimmte Firma herstellt.
@Kazimoto Der Sinn besteht vielleicht auch ganz einfach darin, dass ihn jetzt nicht mehr alle nach seiner Meinung dazu fragen oder spekulieren müssen.
@Kazimoto Um welche Limitierungen geht es konkret?
Ich fand die Snare der Linn immer schrecklich. Viel Rauschen, kein Körper. Kalt.
Ich liebe, liebe, liebe den Sound der LinnDrum. Und Roger Linn ist schon ein geiler Typ. Aber so sehr ich die LinnDrum liebe, mir reichen die Samples. Die YouTube Videos des Behringer klingen gut. Könnte man absampeln 😇.
Ich hab mir mal die Bedienungsanleitung des VProm durchgelesen. Da wird sehr exakt beschrieben, wie die Wandler und Filter und Hüllkurven funktioniert haben. Sehr interessant. Aber wird das perfekt emuliert? Und wenn ja, brauche ich das? Da gibt es keine großartigen Velocity switches, den Sample-Startpunkt zufällig verschieben, wie bei der Bdrum schafft auch jeder Sampler…..
Mir reichen die Samples. Aber hübsch ist sie. 😀
Behringer hätte also der Form halber Roger Linn fragen sollen, ob er mit dem Verkauf der LmDrum einverstanden ist? Was wäre denn gewesen, wenn Roger Linn nein gesagt hätte? Dann hätte Behringer das Gerät trotzdem produziert. Wenn ich nun als Hersteller weiß, dass die Antwort irrelevant ist, frage ich dann überhaupt? Das fände ich ein bisschen heuchlerisch. Dann lieber auf charmante Weise Roger Linn um seine Meinung bitten, so wie es Behringer getan hat, um ihm wenigstens ein bisschen Respekt zu zeigen. Viel problematischer finde ich aber, dass Behringer erneut die Chance verpasst hat, etwas Eigenes zu entwickeln. Es hätte schon gereicht, dem Gerät einen neuen Look zu verpassen, vielleicht noch Delay und Reverb einzubauen. Für unter 500 Euro hätte man dann einen Sampler mit Fadern, Drum Pads und Einzelausgängen gehabt.
@Roy Fatty Behringer _hat_ doch laut Text bei Roger Linn einmal angefragt, das sogar – wie ich dem Brief von RL entnehme – rechtzeitig. Roger Linn schreibt selbst, eine Zusammenarbeit damals abgelehnt zu haben. Das ist natürlich die (Vertrags-) Freiheit eines Jeden in einer zivilisierten Welt. Ich kenne den Wortlaut der Antwort von R. Linn nicht, kann ich aber anhand Linns anderen Aussagen annehmen, dass der Erfinder auf seine offene, ehrliche Art die Gründe für seine Absage mindestens so offen nannte, wie in seinem Schreiben hier: Behringer seiner Meinung nach böse-böse, zudem (oder vor allem?) die Kohle stimmte nicht. In Ordnung. Wer fragt bei jemandem, der mir so eine Antwort gegeben hat, später noch einmal in derselben Sache nach? Ein leidenschaftlicher Körbe-Sammler: vielleicht. Ansonsten: möglicherweise niemand, aus Gründen.™ Zumal rein rechtlich offenbar keine Schwierigkeiten zu erwarten gewesen waren.
„Viel problematischer finde ich aber, dass Behringer erneut die Chance verpasst hat, etwas Eigenes zu entwickeln.“
Hmmm. Was ist mit Deep Mind? Proton? Neutron? Sind das keine Eigenentwicklungen?
Es entsteht Roger Linn kein Verlust, indem jemand B seine 50 J. alte Maschine nachbaut. Der nicht mehr existenten RSF brach auch kein Zacken aus der Krone, nachdem B. den Kobol auf den Markt brachte. Also was soll’s. Wer Samples mag, nehme Samples; wer Hardware inspirierend findet, muss nicht mehr Haus+Hof versetzen.
„Finally, I must admit that I’ve never cared much about the past, because I find the future far more exciting.“
Sehe ich genau so. Und muss nochmal fragen, wieso diese Copy Diskussion bei Gitarren nie stattfand. Es gab Zeiten, da wurden von fast allen Firmen nur das halbe Dutzend famous guitars kopiert.
@Tai Absolut !!!
Danke Behringer für diese inzwischen bezahlbar erhältliche Vielfalt, denn keiner hat Roland, Arp oder XXX daran gehindert diesbezüglich aktiv zu werden! (Warm Audio finde ich übrigens auch super … )
@Anjin Sun Das ist es! Selbst als seinerzeit Roland die ReBirth anfangs (was schon an Wunder grenzte) duldete, durfte Propellerheads nur wenig später keine Portierung vom klassischen Mac-System auf macOS X vornehmen. Noch später gab es ganz kurz einen ReBirth-Version für iPad, die aber noch schneller vom Store verschwand, als sie dort eingestellt wurde.
Jahrzehntelang spielten die einmaligen Granden der Synth-Hersteller die unerreichbaren Divas mit unnachahmbaren „Vintage“-Schätzen. Sie saßen drauf wie der Onkel Dagobert auf seinen Krugerrants. Dann kam aber der böse Ingenieur, dem war nix zu schwör, auch das Reverse Engineering der einst besser als Fort Knox geschützten, im Kunstharz vergossenen ICs nicht. Plötzlich rückten ARP 2600, Roland SH wasauchimmer, System 100, Korg MS20, TB- und TR-whatsoever, Kobol, Solina, neuerdings sogar PPG Wave… in buchstäblich greifbare Nähe.
Bis auf KORG kümmerte sich so gut wie keiner der auf-Lorbeeren-Ausruhern des alten Schlages um die unumstritten existierende Nachfrage nach den alten Instrumenten. Wenn ein Dritthersteller irgendwann Ressourcen und Tech-Knowledge-how genug hatte, um die alten Gerätschaften möglichst originalgetreu zum sehr bezahlbaren Preis nachzubauen, kann das folglich nur diejenigen ärgern, die vor ein paar Jahren noch unnötig viel zu viel Geld für anfällige 40 Jahre Gebraucht-Hardware ausgegeben haben. Und die paar Sammler, die keine Rolle spielen.
@Aljen Volle Zustimmung. Und wenn Behringer die nächste Vintage-Maschine auf den Markt bringt, geht die Diskussion wieder von vorne los. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls über jeden neuen „alten“ Vintage-Synth.
Der Erfolg Behringers beruht ja zu einem nicht unerheblichen Teil auf der immensen Nachfrage der mehrheitlich nicht so solventen Kundschaft. Und dieses Feld bestellt er mMn ganz gut.
Die 400€ für die LM ist angemessen…ob man das Gerät so! möchte muß jeder selbst wissen.
Tatsächächlich fände ich Neuinterpretationen der Instrument deutlich spannender. Allerdings ist dann der Preisvorteil geschichte und die bisher nicht (oder kaum) vorhandene Konkurrenz besteht aus all den anderen Mitbewerbern, die die Latte sehr hoch halten.
Wie man bei Linn ja deutlich raushört: Vergangenheit ist Vergangenheit. Und wirklich spannend ist eigentlich nur die Zukunft. Zumindest für den Erfinder und macher.
Zu der „Klassischen“ Diskussion über das Klonen ist m.E. alles, was möglich ist, unzählige Male bereits gesagt, daher greife ich das nicht auf.
Ich fand viel interessanter, dass Roger Linn die Bedienung sperrig findet. Kann ich nicht nachvollziehen. Zwar habe ich den Klon nicht selbst und auch nie angefasst, aber das Tutorial Video von Behringer fand ich recht gut und ich hatte überhaupt nicht den Eindruck, dass es schwierig ist, die Maschine zu bedienen. An der ein oder anderen Stelle kommt zwar mal Menü-Diving vor, aber der große Spaß ist direkt erzeugbar. Wenn man die anderen Drum Machine Klone kennt, ist man sowieso schon gut aufgestellt. Da gibt es einige Parallelen.
Ob man die Maschine braucht? Wahrscheinlich nicht. Deswegen kommt sie wohl auch günstig daher. 😁
Linn hat damals zweifelsohne eine der genialsten Drum-Machines entwickelt – keine Frage. Aber flennen zum Beispiel die Japaner der Firma Roland herum, weil sie nicht gefragt wurden, dass Behringer beinahe alles von ihnen ungefragt nachbaut? Was hätte denn Linn dem Behringer geantwortet?
Das große Verdienst von Behringer ist meiner Meinung nach, diese heute beinahe nicht mehr bezahlbaren Retromaschinen ultragünstig und vom Original klanglich beinahe nicht zu unterscheiden zur Verfügung zu stellen, inklusive einer gesunden Ersatzteilbasis, welche bei den alten Kisten immer kritischer wird. Linn steht es doch genauso frei, einen Clone seiner eigenen Drum-Machine auf den Markt zu bringen – warum flennt er herum?
Genauso dämlich finde ich die Kritik, dass Behringer die Chance verpasst hat, ein völlig neues Bedienkonzept auf die alte Sound-Engine aufzusetzen. Dann nämlich kann man auch gleich einen PC/Mac zzgl. externen Controller verwenden. Behringer bedient aber gerade DEN Markt, welche keine PC/Mac einsetzen wollen, sondern autarke Maschinen haben möchten. Und genauso ticken alle seine bisherigen Geräte: RD-6, RD-8, RD-9, TD-3 – genau wie seine größeren Synths.
Man müsste Behringer eigentlich die Füße küssen – macht er doch klanglich hervorragende Geräte für einen Bruchteil des Preises für die breite Masse verfügbar. Für mich ist das ein Pionier, der seine Visionen für bezahlbare Musiktechnik konsequent umsetzt und dafür hat er meinen vollen Respekt.
@jk1967 Roger Linn zu keiner Zeit geflennt, sondern lediglich sachlich seine Meinung geäußert, wo er glaubt die Schwächen des Behringer-Klons liegen und warum er selbst einen anderen Weg gehen würde. Das ist also viel weniger theatralisch als du es versuchst hier darzustellen.
Was deine Bemerkung zur angeblichen Passivität von Roland betrifft, liegst du auch falsch. Rolands Rechtsabteilung hat in der Vergangenheit mehrfach Firmen verklagt, kleine wie große, darunter auch Behringer. Es ist also nicht so, dass Roland alles stillschweigend hinnimmt.
Auch deine Bemerkung, dass ein eigenständiger Sampler den Nutzer zwingen würde, einen Computer zu verwenden, macht schlicht keinen Sinn. Warum sollte ein Gerät mit erweiterten Funktionen plötzlich jemanden dazu nötigen, die DAW zu nutzen? Wer einen autarken Workflow möchte, kann diesen jederzeit beibehalten.
Und was das „Füße küssen“ betrifft: Es gibt sicher Gründe, Behringer für den günstigen Zugang zur Musikinstrumenten zu schätzen. Aber jemanden als „Pionier“ zu feiern, der sich am geistigen Eigentum anderer bereichert und wenig bis gar keine Innovation liefert, ist dann doch fragwürdig.
@Roy Fatty xxx Anmerkung der Red.: Innhalt wurde wegen persönlicher Beleidigungen gelöscht. xxx
@jk1967 xxx Anmerkung der Red.: Innhalt wurde wegen persönlicher Beleidigungen gelöscht. xxx
@Roy Fatty xxx Anmerkung der Red.: Innhalt wurde wegen persönlicher Beleidigungen gelöscht. xxx
Ich würde es ohnehin viel spannender finden die Maschine mit eigenen Samples zu “ füttern“. Muss gleich nochmal mal den Korg Drumlogue antesten.
Mir geht es grundsätzlich um Musikinstrumente. Wenn ein Instrument herauskommt, das ich gut brauchen kann, dann kaufe ich es grundsätzlich. Dabei ist mir grundsätzlich egal welcher Hersteller das ist, wie die Geschäftspolitik ist, ob die Entwickler vegan leben, nachhaltig produzieren, oder was auch immer. Neben alten und mittlerweilen wertvollen Originalen habe ich auch einige Behringer Geräte, die zuverlässig ihren Dienst tun (bin trotzdem anspruchsvoll und wählerisch). Ob die Firma Behringer dies oder das tut, ob sie ethisch handeln oder nicht, damit will ich mich eigentlich gar nicht beschäftigen. Ich will weder ein Unternehmen wählen noch Aktien von ihr kaufen. Ich will B nicht in Schutz nehmen, aber man tut so als wären alle anderen Hersteller Engel. Roland hat früher auch das Moog Filter für seinen SH-2000 kopiert, das hat auch ARP getan. CAT hat den ARP Odyssey kopiert. Korg hat mit der CX3 Hammond kopiert. Mit Polysix auch das Konzept des Prophet-5. Yamaha SY-22 hat die Vector-Synthese des Prophet VS ungefragt kopiert. Als Quasimidi ca. 1995 sehr erfolgreich mit dem Raven am Markt war, kam Yamaha sehr bald mit dem ebenfalls blauen CS1x desselben Konzepts. Roland’s Antwort auf Quasimidi Revolution 309 war die MC-303 Groovebox. Vielleicht wurde auch subtiler als heute kopiert – es wurde aber. Es gibt also in der Branche massig Beispiele… und da wurden die Konkurrenten bestimmt auch nicht vorher gefragt. Nur gab es damals keine Kommentar-Funktion unter Berichtserstattungen wie heute.
@c.hatvani Bei vielen deiner Aussagen stimme ich dir zu. Jedoch bei deinen Annahmen bzw. Spekulationen bezüglich Roland, Arp und Co, kann ich dir nicht ganz folgen. Im Hintergrund laufen zwischen Herstellern und Entwicklern ständiger Austausch und Lizenzvereinbarungen. Was für dich geklaut aussieht, ist in Wahrheit eine ganz andere Situation.
Ein Beispiel ist Artemiy Pavlov von Sinevibes. Er betreibt seine Firma und veröffentlicht seine bekannten Plugins (VST/UA) und auch Erweiterungen für Korg Synths. Daneben verwenden dutzende Hersteller seine Entwicklungen in unzähligen Produkten. Dazu zählen Dreadbox, GForce Software, Korg, Native Instruments, Roland und viele mehr.
Wie Du siehst, kaufen sich diese Firmen diese Lizenzen ein, um dir dann ein Produkt bieten zu können, welches dich anspricht. Und jetzt kommt Behringer ins spiel, der sich so ziemlich alles zusammenklaut (u.a. Display Design LM Drum von Elektron). Ist nicht in Ordnung, aber trotzdem mir egal. Ich kaufe es eh nicht. Daher hat jeder seinen Spaß, so wie man es für sich einrichtet. So gewinnt jeder. 😁
@c.hatvani „Yamaha SY-22 hat die Vector-Synthese des Prophet VS ungefragt kopiert.“
War Dave Smith nicht vielmehr an der Entwicklung beider Synths beteiligt?
@Klaus Trofob , das ist richtig der Yamaha SY22 wurde von Dave Smith, als Präsident von DSD Inc., im Auftrag von Yamaha entwickelt. Kam 1989 auf den Markt, im gleichen Jahr gründete er die Korg R&D welche die Wavestation entwickelte. Davon war dann so angefixt das 1994 der erste MIDI Soundfont Software das Licht der Welt erblickte. Dieser lief dann auf Creative Labs Soundkarten. Version 2 mit über 10 Mio verkauften Soundkarten und Reality von 1997 spielten dann Dave Smith das Geld für die Gründung von DSI 2002 in die Kassen. So hat Dave es mir bei einem seiner letzten Interviews erzählt.
@TobyB Es gab 1990 in KEYS ein Interview mit Smith und er meinte dort, er sei überrascht vom SY22 gewesen, er habe mit der Entwicklung nichts zu tun. Aber es sei einigen Entwürfen nicht unähnlich gewesen, die er einige Jahre zuvor für Yamaha gemacht hätte… dann sagte er noch Yamaha hätte lediglich das Bedienprinzip übernommen, hätte auch mit der Korg Wavestation nichts zu tun, dies läge auch in einer völlig anderen Preisklasse. Ich könnte die KEYS Ausgabe noch irgendwo ausgraben wenn du willst, und einscannen. Der SY22 kam übrigens in 1990 raus…
@c.hatvani , ich kann leider nicht mehr nachfragen. Ich hab mir das deshalb so gemerkt, weil mir Peter hinter der Kamera Regieanweisungen zu winkte und ich auf einem Holzklotz sass. Wenn du mich fragen würdest, was ich 1990 getrieben habe, wäre das vermutlich auch stark abweichend von dem was wirklich passiert ist. KEYBOARDS sieht das auch wieder anders als KEYS.
@TobyB Glaube mir einfach :-)
@c.hatvani , da wir nicht mehr nachfragen können, mache ich das einfach 😊🖖🏻🤟🏻🖖🏻
wenn ich den BLM einfach als guten Drumcomputer sehe/ höre und all das bekomme,
was andere nur höherpreisig bieten, dann freu ich mich darüber und lasse meinen
Ideen freien Lauf. Wenn ich das aber kritisch betrachte, dann muß der Klon dem Original entsprechen, und da gilt eine andere Messlatte.
Wenn ich einen Drumcomputer brauche mit dem ich gut performen kann, bzw. der mich an mein
Ziel bringt, dann muss es nicht Behringer sein. Alleinstellungsmerkmale hat er nicht.
Schiele ich auf den Preis, dann weiß ich was ich bekomme. Unzulänglichkeiten in der Bedienung
wird es wohl immer geben. das „Klarkommen irgendwie“ gilt für alle Hersteller.
Und ja, es gibt sehr starke Parallelen zu Elektrongeräten. Das hier beherzt Ideen „anderer“ wieder mit
einfliessen, erwartet man. Der Baukasten, überspitzt gesagt, funktioniert ja.
Zum Gerät selbst: klingt gut so wie er ist, Samplespeicher ist aber def. zu mager
freundlichst netter lieber Gruß🙂