ANZEIGE
ANZEIGE

SP-404MK2: Ein geniales Notizbuch

22. Februar 2025
Roland SP-404MKII test

Roland SP-404MKII Sampler

Seit April letzten Jahres hab’ ich den SP-404MK2. Und anders als mit allen ähnlichen Sachen in der Vergangenheit habe ich bis jetzt noch keinen Track mit dem im Zentrum gemacht. Was auch damit zu tun hat, daß ich nicht so richtig verstehe, wofür das Ding überhaupt da ist.

Folgend werde ich zwecks der Bequemlichkeit einfach “SP-404” schreiben, wenn ich den SP-404MK2, genauer mit Software 4.04 (haha) meine.

ANZEIGE

Was nicht heißen soll, daß es schlecht oder nutzlos wäre. Im Gegenteil, es finden sich darauf große Mengen an Skizzen und Ideen, die mir so im Lauf der Zeit kamen, aber dann vielleicht mit Cubase oder MPC weiterentwickelt wurden. Und DelayDude hatte in seinem Test (noch mit Version 2) ein “sehr gut” vergeben – eine Bewertung, die die Leser hier teilen.

Und damit erscheint es klar: unabhängig von allem anderen (Performance-FX, Phrase Sampler, Beat Slicer, Groovebox) ist der SP-404 vor allem ein tolles musikalisches Notizbuch. Warum?

“SWAP”: tragbar und Energieversorgung

“SWAP” ist eine Abkürzung, die “Space, Weight and Power (Energieversorgung)” heißt, und genau darum gehts auch für ein Notizbuch. Der SP-404 ist gut tragbar. Man kann ihn locker in einer Hand auch am ausgestreckten Arm ausm Regal holen und er paßt in nen kleinen Rucksack. Aufgrund seiner Marktpräsenz gibts freilich auch alle möglichen Taschen, Cases und Decksaver dafür.

Ergänzt wird das durch die Energieversorgungsoptionen: es gibt ein (mitgeliefertes) Netzteil, ebenso ist USB-C möglich. Und last but not least funktionierts mit sechs AA (Mignon)-Zellen. Das heißt wenn ich grade am Urlaubsresort angekommen bin, sofort zum Strand will und daheim vergessen hatte, die Akkus zu laden, krieg ich auch an der Tankstelle oder im kleinen Supermarkt ein paar Batterien.

Gute Features, um Ideen zu notieren

Es gibt erstmal drei Möglichkeiten, Audio aufzunehmen:

Option 1 ist mit Rec und Resample. Im einfachsten Fall drücke ich “Rec” und tippe das Pad von einem Pattern, und schon kann ich was aufnehmen. Und zwar bis zu 16 Minuten (!).

Wenn ich gleichzeitig als Hintergrund ein existierendes Pattern laufenlassen will heißt die Taste “Resample”, wobei ich mich entscheiden kann, ob ich nur den Eingang oder den MixOut aufzeichnen will. Dafür brauche ich zwei Tastendrücke.

Option 2 ist der Looper, der, wenn aktiviert, mit “Mark” aufgerufen wird. Hier kann ich bis zu 16 Sekunden loopen, overdubben, und einfach das Sample auf ein Pad kopieren. Reverse gibts leider nicht, aber Varispeed (was ich sehr gern mag), und zwar von 1% (!) bis 199% (ok, daß es keine 200% gibt ist etwas blöd). Und der Looper kann komplett mit MIDI bedient werden, gut, wenn man die Hände zum Musizieren frei haben will. Allerdings gibts nen guten Grund, den Looper zu deaktivieren, wenn man ihn nicht verwendet, nämlich:

ANZEIGE

Option 3, das “Skip Back Sampling” (SBS). Hier wird der MixOut in einen Ringpuffer (25s normal, 40s im Extended Mode mit schlechterer Klangqualität) aufgezeichnet, und zwar immer, wenn ein Signal über dem AutoThreshold liegt. Und damit habe ich (solange AutoThreshold korrekt eingestellt ist – das muß man einmal machen) und der Looper-Modus nicht aktiv ist, immer Zugriff auf das letztgespielte größte Gitarrenriff aller Zeiten (oder so) durch einen Druck auf “Mark” – und kann es freilich wieder mit zwei Tastendrücken auf ein Pad kopieren.

Und last but not least gibts noch den Pattern Sequencer, der ein MIDI-Sequencer mit bis zu 64 Takten Länge ist, der auch externes MIDI aufzeichnen kann, wenn ich lieber MIDI aufzeichne. Dazu gehe ich erst in den Patternmode, und dann wieder mit Rec und Pad insgesamt drei Tasten gedrückt.

Balance zwischen Leistung und Zugänglichkeit

Klar kann das Ding nicht so viel wie ein aktueller MPC oder ein Octatrack. Allerdings hat man hier eine tolle Balance zwischen Leistungsfähigkeit und Zugänglichkeit/Einfachheit gefunden. Beispiele:

Es gibt ein Stereo-In-Paar und einen Mikrofon-Gitarreneingang. Die sind alle immer als Eingang aktiv. D.h. ich werde nie das Problem haben, daß ich den falschen Eingang ausgewählt habe.

Effekte sind immer Inserts (ähnlich wie ne Gitarrenstompbox), und ich kann bestimmte Setups speichern und zentral aufrufen. Was für projektbezogene Arbeit tatsächlich sehr blöd ist, ist für die Notizbuchanwendung brillant – immer das Setup, das ich brauche.

Und dazu gibts noch nen Input-Effekt, womit ich z.B. nen Gitarrenamp modellieren kann.

Das Sampling-System ist einerseits leistungsfähig (maximale Sample-Länge 16 Minuten, 32-stimmige Polyphonie) aber andererseits auch superbanal: keine Multisamples oder so, ansich ist das ein Phrase Sampler. Und damit wunderbar für die Notizbuchfunktion.

Die Datenstruktur ist ähnlich wie bei alten Synths (so ab den Achtzigern): es gibt Bänke und dort Patches. So ist alles organisiert. Auch da gilt: für die riesige Library ist es nicht intuitiv, aber um schnell nen Song aus drei Samples zu skizzieren, muß ich nie Dateinamen vergeben oder Unterverzeichnisse auswählen – ich drücke einfach ein Pad.

Schlanker Workflow

Im Sinne des letzten Punkts ist auch der generell schlanke Workflow. Es gibt keine tiefen Menus (an einer Stelle gibts ne Tiefe von zwei, ansonsten ist es alles unmittelbar an der Oberfläche).

Ebenso gibt es keine komplexen Einstellungen. Effekte haben 3-6 Parameter (man merkt, daß die SPs ursprünglich unter der “Boss”-Marke vertrieben wurden), Samples haben ihre Parameter hinter zwei Tasten zusammengefaßt. Alles ist unmittelbar im Zugriff.

Im Gegenzug heißt das auch, daß man für manche Dinge Shift-Kombinationen der vielen Tasten braucht. Was für ein selten verwendetes Notizbuch blöd wäre, aber: fürs Notizbuch brauche ich eigentlich nur eine Taste, nämlich “Rec”, mit der kann ich immer aufnehmen.

Hilfreich fürs Notizbuch ist auch, daß man ca. 7 Sekunden nach dem Einschalten sofort aufzeichnen kann. Auch das ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Nachteile

Natürlich gibts auch Nachteile –  spontant fallen mir ein:

MIDI über TRS ist was, was mich nicht begeistert, weil ich dafür eben Adapter brauche (und fürs Notizbuch stell’ ich mir was anderes vor).

Die Import/Export-Funktionalität ist etwas unhandlich: entweder muß ich aktiv Samples exportieren (auf die Karte), oder ich machs über USB, aber dann brauch’ ich ne App aufm Computer, für die ich mich registrieren muß.

Und ich persönlich hätte für die drei Controller lieber Encoder als Potis, aber das ist wirklich Geschmackssache.

Alternativen

Klassische Leute würden sicher das vielzitierte Blatt Papier mit fünf Linien, zusammen mit nem Stift, nennen. Das aber kein Audio aufnimmt, und wenn man entweder nicht gelernt hat, komplett im Kopf zu komponieren, oder aber Sounddesign mit esoterischen Analogmodularsynths macht, ist das keine Alternative.

Andere zeitgenössische Samples wie die ganzen Teenage Engineerings, Akais, Elektrons usw. sind teurer, größer, weniger leistungsfähig oder sonstwie nicht so gut geeignet (meines Wissens).

Und das oft zitierte Telefon oder Tablet hat ohne Zubehör nicht die Anschlüsse, die ich haben will, und auch keine  anschlagdynamischen Pads und so.

 

Aber was gibts sonst noch? Laßt es mich (und uns) wissen!

Singer-Songwritertum ist hier sehr japanlastig.

ANZEIGE
Fazit
Über 400 Euro für ein Notizbuch ist freilich ne Menge Geld. Aber das Notizbuch kann noch ne Menge anderer Sachen, und ist nicht ohne Grund als Performance-Effekt, als Fingerdrumming-Instrument oder als Sampleverarbeitungswerkzeug geschätzt. Und als elektronisches Notizbuch zur (Musik)Klangaufzeichnung kenn’ ich nix besseres. “Sehr gut” also auch von mir für die Nischenanwendung.

Plus

  • Ein tolles Notizbuch, das auch noch viele andere Sachen kann.

Minus

  • TRS-MIDI
ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    „Was nicht heißen soll, daß es schlecht oder nutzlos wäre. Im Gegenteil, es finden sich darauf große Mengen an Skizzen und Ideen, die mir so im Lauf der Zeit kamen, aber dann vielleicht mit Cubase oder MPC weiterentwickelt wurden.“

    Das genau ist aber vielleicht der Usecase für Einige. Als vor zwei Jahren Logic für iPad rauskam, war das ganze Netz voll mit Diskussionen: wozu? Wo bleiben meine Drittanbieter Mastering PlugIns? Nee, für mich eindeutig das beste Notizbuch. Ich käme nie auf die Idee, ein Stück darauf fertig zu machen. Aber in dieser Findungsphase ist es schneller, einfacher und überall einsetzbar. Gilt vermutlich auch für diese 404. Den Preis lassen wir mal aussen vor, das Kleingeld muss für so einen Einsatz schon da sein
    Guter Erfahrungsbericht moinho

  2. Profilbild
    Numitron AHU

    hab Seit 14 jahren die 404sx und Seit 25 Jahren die sp202. die 404 hab ich viel verwendet. finde die mk2 aber zu teuer. kaufe mir bald eine mpc Key one..die kann wesentlich mehr.

  3. Mehr anzeigen
Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Wir behalten uns die Löschung von Inhalten vor. Dies gilt insbesondere für Inhalte, die nach unserer Einschätzung gesetzliche Vorschriften oder Rechte Dritter verletzen oder Diffamierungen, Diskriminierungen, Beleidigungen, Hass, Bedrohungen, politische Inhalte oder Werbung enthalten.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X