Praxistest: Final Mix, Mix Bus Lite Plug-in
Das „Finale Mix Helferlein“ für Tracks und Bus-Bearbeitung?
Dem Internet sei Dank stößt man ab und an auf die ein oder andere Perle der unendlichen VST Weiten. So auch ich: Vor nicht allzu langer Zeit bin ich auf die kalifornische Firma Final Mix Software aufmerksam geworden. Wer genau sich dahinter verbirgt, lässt sich nur schwer sagen, da im Impressum nur einige Vornamen genannt werden. Eine Person kann dann aber doch identifiziert werden – Rob Chiarelli. Die „Kontaktliste“ des 15-fachen Grammy Gewinner, studierten Musikers, Produzent und Engineers liest sich beeindruckend: Stevie Wonder, Ray Charles, Christina Aguilera, LeAnn Rimes, The Temptations – die Liste scheint endlos. Final Mix Software weist aktuell 10 Plugins in seinem Portfolio aus und hat aber offensichtlich noch Weitere in Lauerstellung. In dieser Leserstory möchte ich „MixBusLite“ aus der Rob Chiarelli Series vorstellen.
Die meisten Plugin-Hersteller versprechen sehr oft den „analogen Himmel auf Erden“, „präzise emuliertes Outboard“ oder „Signature-Bearbeitungsketten“, dem will Final Mix Software in Nichts nachstehen:
„The MixBusLite will add volume, color, depth, clarity and warmth to your mix. From the first time you use it, you will quickly discover the sonic character of your mixes will be vastly improved. Creating loud, competitive mixes has never been easier.“
Diesem Werbe-Jingle gilt es auf den Grund zu gehen
GUI
Die GUI ist sehr einfach gehalten. Links ein Fader um den INPUT DRIVE zu steuern, rechts die zwei virtuellen Drehregler STYLE und COLOR. Darunter befindet sich noch eine 8-Segment LED-Kette – diese dient nicht als Anzeige für den Ausgangspegel, sondern eher zum Auffinden des Sweet-Spots. Eine Möglichkeit den Ausgangspegel oder gar eine Gain-Kompensation gibt es nicht. Möchte man das Gain-Staging im Auge behalten ist man gezwungen, dies mit einem weiteren Plugin zu realisieren. Auch die Möglchkeit des Oversampling steht nicht zur Verfügung. Insgesamt ordne ich MixBusLite der „Easy-To-Use“ Fraktion zu. FinalMix sieht das Plugin vor allem im Master-Bus – ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es sehr gut auf Subgruppen oder auch in einzelnen Tracks funktioniert.
SOUNDBEISPIELE & ANALYZER
Zu Testzwecken habe ich eine kurze musikalische Skizze, bestehend aus 5 Stereo-Spuren erstellt – nichts Weltbewegendes. Der Mix ist nahezu unbearbeitet: Keine Kompression, keine Effekte, nur ein sanfter LowCut bei 100Hz für die Gitarren und die B3. Die verwendeten Sounds sind allesamt „Konserve“, können aber damit einen bereits in den Spuren per EQ gesäuberten Mix darstellen. MixBusLite ist im Summenbus geladen und wurde so angefahren, dass die rote Sättigungs-LED hin und wieder aufleuchtet – so wie die Entwickler das vorschlagen. Um die unterschiedliche Lautheit der nachfolgenden Einstellungen beurteilen zu können, sind alle vorgestellten Beispiele auf -1 dB Peaklevel gerendert.
Zur Darstellung des Frequenzgangs habe ich den Analyzer des TC Finalizer’s verwendet. Es handelt sich also bei den Kurvendarstellungen um den Frequenzverlauf über die gesamte Zeit – eine Durchschnittsansicht also. Die grüne Kurve stellt den unbearbeiteten Mix, die Lilafarbene den jeweiligen Mix in Verwendung mit dem Plugin.
1) Der unbearbeitete Mix
Wie schon erwähnt ist hier alles unbearbeitet, die Lautheit beträgt -18,77 LUFS @-1dB Peak
2) ROCK CLEAR
Die Anhebung der des Frequenzverlaufs beginnt hier schon ab 800 Hz und verläuft gleichmäßig zwischen 2 und 12 kHz. Der Low-End wird ab 250 Hz und tiefer etwas zurück genommen, so dass insgesamt der Eindruck eines TILT-EQ entsteht. Die elektrische Gitarre kommt hier mehr zum Vorschein und hat etwas mehr Präsenz. Insgesamt ist die gesamte Frequenzverteilung etwas gleichmäßiger. Die Lautheit beträgt hier -17dB LUFS @-1dB Peak
4) ROCK FULL
Diese Einstellung bewirkt die stärkste Kompression mit einem Ergebnis von -16,08dB LUFS @-1 dB Peak. Der Bassbereich wird auch hier ab 250 Hz abgesenkt und die Mitten/Hochmitten bei 900 Hz bis 6 kHz angehoben. Der Mix wird als Ganzer präsenter, die elektrische Gitarre und die B3 rücken ein klein wenig nach vorn.
5) ROCK WARM
Eine breite Anhebung des Bassbereich ab 125 Hz und tiefer zusammen mit einem leichten schmalbandigen Absenken zwischen 200-300 Hz erinnern an eine PultecEQ Einstellung. Gleichzeitig werden die Höhen zwischen 8 und 16kHz angehoben. Der Bauch der Bassdrum tritt deutlich hervor, für den Bass ist es fast schon des Guten zu viel. Die akustische Gitarre bekommt ebenfalls etwas Höhenglanz. Insgesamt geht es nach meinem Geschmack ganz leicht in Richtung HiFi und Badewannenkurve. Mit dieser Einstellung wird auch nahezu keine Kompression erzeugt – Lautheit: -18,06dB LUFS @ -1dB Peak.
Einen Nachbrenner: Natürlich kann man die Sättigung und die Kompression eines Tracks steigern indem man den „Sweet-Spot“ außer acht lässt und den Fader einfach in Vollanschlag bringt. Die Gefahr eines Überfahrens des Plugins besteht hier nicht.
Ich habe gerade einmal das Synth-Bus-Plugin ausprobiert. Vor allem bei Piano/E-Piano kann man da sehr subtile aber wirkungsvolle Ergebnisse erreichen. Einige der anderen Plugins muss ich noch testen.
Ein Out-Gain Regler wäre evtl. noch hilfreich oder Gain-Kompensation. Vielleicht haben die Leute dort aber auch erkannt, dass eine automatische Gain-Kompensation immer ein Kompromiss ist, sobald Sättigung im Spiel ist
@ukm @umk
Subtil aber wirkungsvoll beschreibt es sehr gut.
MixBusLite ist jetzt kein „Brachial VST“ mit einem riesen Impact. Aber wie schon beschrieben, legt man es auf alle Subgruppen, kann man damit einen Track schon ordentlich aufpusten und polieren.