Dachbodenfund: Über 200 Club-Mixtapes von 1979 bis 1999 veröffentlicht
Wenn man Häuser kauft, kann es passieren, dass man mit den Hinterlassenschaften der Vorbesitzer konfrontiert wird. So erging es auch den Käufern eines Strandhauses auf Fire Island. Zwischen Hinterlassenschaften, die nur für die Mülltonnen gut waren, sind sie auf einen echten Schatz gestoßen. Es handelte sich um säuberlich beschriftete Kassetten von legendären Nachtclubs aus der Nachbarschaft wie Ice Palace und the Pavilion. Außerdem fanden sich auf den Tapes auch die Namen der DJs, welche die Mix-Tapes anfertigten: Robbie Leslie, Michael Jorba, Richie Bernier, Michael Fierman und Roy Thode stand da zu lesen.
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Zum Glück hatten die Finder ein Gespür für diesen Schatz, sonst wäre er womöglich auf dem Müll gelandet. Sie übergaben die Tapes dem DJ und Software Engineer Joe D’Espinosa, der die Tapes digitalisierte. Die Tapes umfassen einen Zeitraum von 1979 bis 1999, anhand derer man die Evolution von Disco und House-Music nachvollziehen kann. Vor der Zeit des Streaming und digitale Tonträger waren Mixtapes die Visitenkarte eines jeden Club-DJs. Diese Tapes wurden von den DJs verkauft und je nach Bekanntheitsgrad des DJs konnten die Aufnahmen sehr teuer sein.
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Das hedonistische Nachtleben wird in den Tapes musikalisch abgebildet. Historisch fallen die Tapes auch in eine Zeit, als die schwule Clubkultur, AIDS und vieles andere noch als Randzonen der Gesellschaft galten. Die ehemaligen Besitzer der Tapes sind bekannt und in ihnen spiegeln sich auch die Geschichte wieder. Einer von ihnen starb 1986 an AIDS. Wer sich für die Geschichte der Clubkultur und die Geschichte der Tapes genauer interessiert, sollte den ausführlichen Artikel der NY-Times genau studieren (siehe Links).
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Alle anderen wird es erfreuen, dass die jetzigen Besitzer der Tapes sie auf Mixcloud veröffentlicht haben und wir uns auf eine Reise durch die Club-Music von 1979 bis 1999 begeben können. 259 Tapes sind bis jetzt online und wurden unter The Pine Walk Collection veröffentlicht. In Pine Walk befindet sich das Haus und die ehemaligen Clubs. Besonders gut gefällt mir, dass die Tapes auch fotografiert wurden. Die Sorgfalt, mit der die Veröffentlichung vorgenommen wurde, wird dem jahrelangen Aufbau der Sammlung gerecht. Hört ihr schon?
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Großartig, da grab‘ ich mich durch, danke für den Bericht !
«Die Sorgfalt, mit der die Veröffentlichung vorgenommen wurde, wird dem jahrelangen Aufbau der Sammlung gerecht.» Der grösste Aufwand dürfte wohl gewesen sein, von allen Urhebern deren Einverständnis für die Veröffentlichung einzuholen. Oder darf man das einfach so?
@Olaf Strassen Gute Frage!
Soweit ich mich erinnern kann, hat sich Mixcloud mit Rechteverwerter geeinigt. Näheres kann man auf der Mixcloud-Seite What type of content can I upload to Mixcloud? nachlesen.
https://help.mixcloud.com/hc/en-us/articles/360004030860-What-type-of-content-can-I-upload-to-Mixcloud-
Definitiv coole Sache. Lief jetzt schon als Hintergrundmusik auf meiner Arbeit.
Erstaunt war ich nur kurz, als Chip-Notics lethargische Housebeatnummer von „Nothing Compares 2 U“, aus dem Jahr 1990, auf einem angeblichen Tape von 1985 auftauchte.
Egal.
@MichBeck Das ist natürlich spannend:-) Das könnte natürlich dann falsch beschriftet sein. Als ich aber noch regelmäßig in Clubs ging, habe ich schon Monate und Jahrelang Tracks gehört, bevor sie Hits wurden oder im Radio gespielt wurden. Zum Beispiel Children von Robert Miles oder bei Comfortably Numb von den scissor sisters hat es fast 2 Jahre gedauert, bis die endlich regulär im Plattenladen stand, aber Daniel Wang hat sie schon im Ultraschall gespielt. Auch Super Collider live: da hat es noch ein Jahr gedauert, bis das Album im Handel war. Diese Erfahrung musste ich auch machen: Das Zeug wird echt „alt“, bis es endlich auf Vinyl oder CD gepresst ist. Online kann man natürlich heute sofort veröffentlichen, ohne diese endlosen Wartezeiten.
@Sven Rosswog Ja, diese Geschichten gibt es. Mir fällt da spontan „Young Folks“ von Peter Bjorn and John ein, welches, glaube ich, schon zwei Jahre im Club routierte, bis die Werbung drauf aufmerksam wurde und anschließend jede mitfünzigjährige Cabrioletfahrende Andrea Berg verehrende Dame im Seidenkostüm, mitpfeifen konnte. 🤭
Aber Chyp-Notic sind damals definitiv zeitnah auf den Hype dieses Liedes durch Sinéad O’Connor aufgesprungen, um mit der Welle mitzuschwimmen.
@MichBeck Die Ur-Version von The Family im August 1985 veröffentlicht ist jedenfalls ganz anders. Prince hat es am 15. Juli 1984 geschrieben und aufgenommen. Trotzdem der Wahnsinn, wie lange es gedauert hat, bis es dann ein Hit wurde und wer es noch alles aufgenommen hat… wohl falsch beschriftet oder überspielt und die Beschriftung nicht geändert (so, wie es wohl viele gemacht haben damals, ich eingeschlossen :-)
Das Wort überspielen gibt es eigentlich nicht mehr :-)
@Sven Rosswog Nee, nicht mehr so ganz.
Heute, in der Post-Kassettenzeit, könnte man eventuell noch seine Überraschung, bei der Feststellung, dass Bandsalat nix Schmackhaftes ist, ÜBERSPIELEN. 😀
@Sven Rosswog Daniel Wang hat Robert Miles Children gespielt ? 😅
@Sven Rosswog @Sven
Robert Miles und Scissor Sisters im Ultraschall?? Daniel Wang?
Für diese Art von Musik ging man sicherlich nicht ins U-Schall. Verwechselst du das vielleicht mit dem New York oder Together?
Echt toll! Danke Dir Sven für den Bericht!
Allein schon zu hören, wie DJs damals die Übergänge und den Aufbau der Mixe gemacht haben und wie gut man sich vorstellen kann, wie da die Leute dazu getanzt haben ist wirklich klasse!
@Markiman Danke. Es lohnt sich in die Club-Geschichte einzusteigen, auch technisch sehr spannend :-)
Super! Ich habe jetzt schon wirklich viel über Disco-/Clubkultur und die Ursprünge in der schwulen Szene usw. gelesen (die natürlich deutlich vor ´79 beginnt), aber noch nie tatsächliche alte Mixes gehört. Spannend! Ein Buchtipp für Interessierte: „Love Saves The Day: A History Of American Dance Music Culture“ von Tim Lawrence. Auf die Partyszene in Fire Island wird natürlich auch eingegangen. 🙂
Lieben Dank für den Artikel! Wäre mit ohne Euch entgangen die Sache; ich geh gleich mal in den 80er Mixes stöbern 😅
Diese Tapes decken genau meine „Sturm- und Drangphase“ ab
Klasse 👌
Ich hatte mitte Achtziger bis Anfang Neunziger auch einige Tapes aus einer angesagten Disco aus dem westl. Ruhrpott. Der Main-DJ war ein guter Kumpel von mir. Leider haben diese Tapes die Zeit nicht überlebt.
Diese hier schon – sehr gut !!!
@Joerg Nur aus Neugier…wie wird man solche Tapes denn wieder los?
„Ehefrau zwingt zum wegschmeißen“, wie bei meiner Videosammlung?
@mort76 Dat kann ich dir sagen
(u.a):
– Schussiligkeit meinerseits (verloren gegangen wie auch immer)
– Lebensdauer magnetischer Aufzeichnungen begrenzt (i. V. m. oben genannter Schusseligkeit)
– Durchführung von Sicherungen verpennt
– Tapedecks haben gerne auch mal Bänder gefressen oder aus reiner Boshaftigkeit wie auch immer zerlegt
– „ich nur noch digital Wahn“ und weg mit dem analogen Dreck ( war zum Glück nur eine evtl. auch alkoholbedingte Phase)
– Autoradio frisst Tape
– sch*, falsches Band für Aufnahme genutzt
– Überspielung auf digital verpennt ( Phase ohne Alkohol)
– ….
– ….
Ich denke, das kann man selber fortsetzen.
Bin froh, einen Großteil meiner Schallplatten ( der modernvegane Mensch nennts wohl heute „Vinyl“ ) über die Jahrzehnte gut gerettet zu haben.
Man kann nicht alles haben.
Überhaupt nicht meine Zeit und auch nicht meine Musik. Trotzdem eine tolle Geschichte. Ich finde es immer sehr herzerwärmend, wenn Menschen der Musik die Aufmerksamkeit geben, die sie verdient.
Geiler Disco Sound, aus vor meiner Zeit 😎.
toll , das die läufer des hause sowas nicht einfach wegschmeissen..
sondern für die nachwelt „erhalten“.
top!
@dubsetter ich meinte natürlich die käufer des hauses..:)
leider kann ich in letzter zeit meine beiträge nicht mehr editieren/bearbeiten..
es kommt eine blank seite mit oben einer“ 0″ im fenster.
vielleicht mal weiterleiten an die programmierer.