ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Vergleich: Vestax Spin2 vs. Pioneer DDJ FLX 6 GT

18. Juni 2023

Liebe Mitleserinnen und Mitleser von Amazona,

zuerst kurz etwas über mich. Ich habe 1991 mit „elektronischer Tanzmusik“ angefangen. Auf Partys auflegen, dann in Diskotheken und schließlich habe ich meine Platten und Plattenspieler verkauft (armer Student) und mir davon meinen ersten Synth gekauft. Zwei Freunde und ich warfen unser Equipment zusammen und hatten so in den 90ern ein wunderbares Projektstudio mit Synths, Mischpult und allem was das Herz damals begehrte. Die harte Realität holte mich zum Berufseintritt ein und dann war bis vor 5 Jahren Pause mit Musik.

ANZEIGE

Kaufempfehlungen mal anders betrachtet

Ich wurde auf einer Party angefixt, bei der auf einem iMac still und leise die Software Algoriddim DJay Pro für einen steten Ablauf von Musik aus den Tiefen von Spotify sorgte. Und darauf „musste“ ich mir einfach auch diese Software besorgen und wegen der besseren Bedienbarkeit kaufte ich mir auch den besagten DJ Controller Vestax Spin 2. Als Spotify nicht mehr mit Algoriddim zusammengearbeitet hat, schlief das Musikmachen wieder etwas ein – aber das Verlangen rumorte weiter, die Lösung war, weg von Spotify, hin zu Tidal. Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass ich nun mehrere Streamingdienste habe, weil die sozialen Kontakte meiner Kinder alle nur Spotify nutzen. Mit Tidal gewinnt man auf Schulhöfen keinen Blumentopf. Und ja. Ich habe mir, weil kein anderes Gerät lieferbar war, dann gegen Ende 2022 von Pioneer DJ den DDJ FLX6 GT gekauft und ich bin auf Rekordbox umgestiegen. Ich dachte, ich bräuchte einen besseren Controller, damit ich „besser“ auflegen kann. Der Mixon 8 war nicht lieferbar und der Termin einer Party, auf der ich auflegen wollte, rückte immer näher. Also biss ich die Zähne zusammen und kaufte mir ein definitiv nicht profitaugliches Gerät. Es war wirklich sonst nichts lieferbar und für einen gebrauchten DDJ800 oder DDJ1000 wollte ich aber auch nicht den UVP-Listenpreis zahlen.

Als der DJ auf meiner eigenen Geburtstagsparty dann mit dem brandneuen DDJ FLX10 ankam, war ich versucht, ihn mir zu bestellen. Und ich bin in mich gegangen und habe tatsächlich mal ganz ketzerisch die Frage gestellt, ob mich das bessere Equipment zum besseren Musiker/DJ werden lässt. Die Werbung macht es doch vor: Kauf Dir Gerät X und Du bist sofort so gut ein Profi.

„Man kann mit beiden Controllern eine Turnhalle bei der Weihnachtsfeier des Sportvereins mit 500 Gästen mit Musik versorgen. Es hängt tatsächlich nur vom Ego des DJ ab, ob er sich im Jahr 2023 noch traut, mit dem Spin2 aufzulegen. Die Gäste, die meistens nur Musik von Spotify aus Mono-Brüllwürfeln konsumieren, können den Unterschied nicht hören – sondern nur sehen. Der Größenunterschied ist beachtlich. Der kleine Spin2 hat den riesengroßen Vorteil, dass ich meinen Schreibtisch nicht aufräumen muss, bevor ich Musik mache…“

Leserstory für alle, die eine Neuanschaffung planen

Das ist nun die Leserstory für alle, die eine Neuanschaffung planen und mit langen Zähnen die Testberichte und YouTube Videos zum Objekt der Begierde anschauen.

Was denkt Ihr, was bei meinem Vergleich zwischen Vestas Spin2 und FLX6 herausgekommen ist? Was ist die zentrale Frage für die Kaufentscheidung? Ich nehme da, um es etwas spannender zu machen, noch einmal den FLX10 mit dazu. Ich hatte ihn immerhin 10 Minuten unter meinen Fingern…

Die Grundanwendung – ich bringe zwei Musikstücke auf eine Geschwindigkeit und synchronisiere die Beats, wird sowohl von DJay Pro als auch von Rekordbox gemeistert. Ich sehe das im Vergleich zu zwei Technics SL1210 von 1992 OHNE Numark Beatkeeper. Das funktioniert bei beiden Softwares auf Knopfdruck. Bei Rekordbox lässt sich durch eine Feineinstellung und manuelles Editieren am Beatgrid noch viel korrigieren. Nicht synchron laufende Musikstücke hatte ich bei DJay Pro allerdings auch nicht festgestellt. Bei beiden Programmen muss ich sagen, im Gegensatz zu früher ist das pure Magie – zumal die Tonhöhe erhalten bleibt und ich statt blödem Abbremsen oder Anschubsen des Plattentellers einfach nur die Sync-Taste drücken muss.

Der nächste Schritt: EQ. Funktioniert. Klingt bei beiden so wie früher bei meinem analogen Pult. Und ich gehe davon aus, dass der Controller – egal ob Pioneer oder Vestax – hierauf keinen Einfluss hat. Der EQ dürfte wohl in meinem Rechner und nicht im Controller arbeiten. Und die Qualität der Knöpfe an den Controllern? Ganz ehrlich? Solange es keine plötzlichen Parametersprünge gibt: Who cares?

Gleiches gilt für die Kanalfader – solange die Federkappen bei schnellen Aktionen nicht vom Fader fliegen und es keine Pegelsprünge gibt, dürfte es an der Qualität des DJs liegen, wenn dieser trotz Beatsync und einer Trackdarstellung mit Waveform und Cue-Punkten den Übergang versaut. Die Auswahl der Titel dürfte auch wichtiger sein, als ob sich der Fader nun (sorry für die Wortwahl) so dermaßen geil wie bei dem FLX10 anfühlt. Ja, da liegen Welten zwischen dem FLX10 und dem Spin2. Wer aber auf dem Spin2 nicht mixen kann, kann es auch nicht auf dem FLX10.

ANZEIGE

Was brauche ich noch zum Auflegen? Filter. Das Filter filtert. Sowohl bei Rokordbox, als auch bei DJay Pro. Für meine Ohren gab es einen hörbaren Unterschied.  Aber auch hier muss man sic die Frage stellen, ob dieser Unterschied überhaupt relevant ist. Welches Filter schöner klingt, naja. Ich hatte früher einen Moog Prodigy im Studio stehen. DAS war schön. Auf der Tanzfläche vor mir hört kaum einer den Unterschied. Also erneut: Who cares?

Was nutze ich noch? Cue Punkte. Also die hatte ich früher nicht. Das geht bei analogen Platten auch nicht. Hier ist die Anzahl natürlich super. Mehr als vier braucht man wohl selten. Bei Rekordbox kann ich sie benennen. Das ist gut. Hier zieht ganz klar die Qualität des Tasters. Es darf keine unregelmäßige Verzögerung geben. Es muss ein exaktes Spielgefühl sein. Mein Spin 2 kann das. Die Tasten von FLX6 GT und erst Recht die vom FLX10 sind natürlich „besser“ und es gibt mehr davon – aber auch hier gilt, wenn ich meinen Controller kenne, dann werde ich unwillkürlich 10 msec früher drücken, wenn die Taste eine regelmäßige Verzögerung von 10 msec hat.

Dann hätten wir noch die Jogwheels. Ich selbst nutze die zum schnellen hin und her navigieren im Track. Scratchen ist nicht mein Gebiet und bei Techno auch eher unüblich. Zum Syncen habe ich die Sync-Taste… Und die Beats mit den Händen angleichen und dazu das Jogwheel verwenden ist irgendwie 1992. Also: Vergesst die Jogwheels. Wenn die Displays drinnen haben wie beim FLX10 – super! Ein sich drehender roter Balken reicht mir persönlich aber als Hinweis, dass dieser Track gerade läuft. Das ist schon gut, wenn man das weiss – das ist nämlich die Antwort auf die Frage, warum der nächste Track nicht reingelassen werden kann. Ob dann die x-te Wellenformdarstellung diesem Hinweis vorzuziehen ist? Naja.

Text zu den beiden Screenshots: „Ich habe mit beiden Programmen wirklich gute Erfahrungen gemacht. Wenn ich aufgrund der Lieferprobleme des Mixon 8 Pro im letzten Jahr nicht den Pioneer DJ FLX6 GT gekauft hätte, wäre ich mit Freude bei DJay Pro geblieben. Weil meine Lizenz ausgelaufen ist, seht Ihr hier nur den Screen-Shot der kostenlosen Testversion. Wer auflegen kann, kann das mit beiden Programmen. Tatsächlich ist für mich als Ex-DJ der 90er Jahre die Sync-Taste so etwas wie eine Offenbarung des Himmels. Ich würde dabei jedem raten, sich von Anfang an für eine Software zu entscheiden. Der Wechsel von einer Software zur anderen kann wegen der zusammengestellten Sets und der Library mit ihren Hot-Cue-Punkten und allen anderen Einstellungen nur als „total nervig“ bezeichnet werden. Der Wechsel des Controllers ist dagegen wirklich zweitrangig.“

Stems? Ja. Wenn man so mixen kann, dass man wirklich bei diesem Track nach dem Drop den Gesang raushaben will, damit er sich nicht mit dem Gesang von Track 2 beisst und Track 1 hat keine andere Stelle ohne Gesang (da komme ich ja mit den Coe-Punkten auch im laufenden Track mit Publikum vor mir hin – ich muss nur im „richtigen“ Moment die „richtige“ Taste drücken) , dann sind Stems richtig gut. Und dann ist die extra dafür vorgesehene Taste des FLX10 auch unschlagbar. Beim Spin2 kann ich das Filter mit den Stems tauschen. Auch gut. Aber bei 100 Liedern ist nur 1, wo ich das wirklich brauche. Ich könnte ja auch einen anderen Übergang machen – ich hätte noch die Möglichkeit Loops zu verwenden… Die funktionieren übrigens auch bei DJay Pro und Rekordbox gut. Und zwar bei beiden so, dass man sie verwenden kann – für die Tasten an den Controllern gilt das oben gesagte.

Effekte? Ich habe auf keiner Party, auf der ich war und in keinem Club, in dem ich war, jemals gehört, dass ein DJ „Effekte“ im Mix verwendet hat UND dass es sich gut angehört hat.

Ausgänge: Hänge ich das Gerät an meine Anlage zu Hause, genügt mir der unsymmetrische Ausgang. Hänge ich das Gerät in meinem Hockey-Club an eine PA, dann packe ich halt noch einen Kleinmixer mit symmetrischen Ausgängen dazwischen. Das Leben kann so einfach sein. Wenn ich allerdings Geld für meinen Auftritt verlange, dann könnte das einen negativen Eindruck machen…

Damit komme ich auch tatsächlich die Überleitung zu meinem Fazit:

ANZEIGE
Fazit
Brauche ich das alles wirklich? Die Antwort liegt im Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit. WÜNSCHE ich mir, einen geilen Übergang mit Effekten und einem Track mit Stems auf zwei Kanälen gleichzeitig machen zu können oder WERDE ich einen solchen Übergang als tragendes Element in meinem Set haben?

Plus

  • Je teurer das Gerät ist, umso geiler sieht es aus und umso mehr Prestige ist damit verbunden.
  • im Mix sehe ich nicht, dass der Controller alt, gebraucht und fleckig ist.
  • Kreativität entsteht aus Mangel

Minus

  • Wenn ich kein guter DJay bin, hilft mir auch der beste Controller nix
  • ein 1.500 Euro Gerät, das nicht verwendet wird, ist eine Fehlinvestition
  • Überfluss verstellt den Blick für das Wesentliche
ANZEIGE
Forum
  1. Profilbild
    Mattvank

    Das Thema mal schön ,,in your Face´´ angeschlagen. Wobei ich darauf hinweisen muss dass sich beide Geräte technisch unterscheiden. 4 vs 2 Kanal Sampledeck vs ohne.

    Aber im Grunde legen selbst die ganzen Boilerrooms und Berghainis mit dem klassischen 2 Deck auf. Alles hängt also vom Track ab.
    Ich hatte selber von American Audio den VMS2 und muss sagen, das reicht vollkommen aus.
    Motorisierte Jogwheels sind das einzige was mir in Summe fehlt.
    Aber ansonsten. Gutes Gefühl bei der Auswahl. Ne gute Aura und sichtbare Liebe zum Deejaying sind dass was zählt.
    Aber deinen Brandartikel unterschreib ich sofort:)

    • Profilbild
      Tonkombinat

      @Mattvank Ja, Danke! Bei mir war das aus der Not geboren. Der Mixon 8 war nicht lieferbar und mein arrogantes Herz konnte sich mit dem FLX6 solange nicht anfreunden, bis ich keine andere Wahl mehr hatte – denn ich hatte für das Weihnachtsfest vom Hockey-Club schon zugesagt ;-) Für „den Einen“ Mega-Übergang braucht man natürlich 4 Decks. Oder Du bereitest ihn zu Hause vor, nimmst ihn auf, korrigierst ihn und spielst ihn dann mit dem 2 Deck wieder ab. Du musst ja keine Vinyl schneiden 😂

  2. Profilbild
    anselm

    Der Autor habe auf keiner Party erlebt, daß sich DJ Effekte gut angehört haben.

    Siehe Youtube Robert Hood, Dave Clarke.

    • Profilbild
      Tonkombinat

      @anselm Das sind Spitzen-DJs. Und bei 95% der Übergänge ist keine Hand an der Effektsektion. Gehst Du in Hamburg in Clubs oder auf (normale) professionelle Parties, hörst Du dann doch, dass der DJ den Effekt mal lieber nicht reingedreht hätte (OK, die guten Stellen hört man nicht). Aber ich denke, dass die Zielgruppe von DJ Controllern sicher nicht in die Riege der internationalen Spitzen-DJs gehört. Es sind eher „Leute wie ich“. Und da muss ich ganz offen sagen, dass „Leute wie ich“ lieber die Finger von der Effektsektion lassen sollen, wenn Publikum anwesend ist. Auch hier gilt dann wieder: Wünsche ich mir, gute Übergänge mit Effekten machen zu können oder werde ich gute Übergänge mit Effekten machen. Wenn ich realistisch weiss, was ich in den nächsten zwei, drei Jahren mit dem Gerät definitiv nicht machen werde, dann muss ich es auch nicht in meine Kaufentscheidung einfließen lassen. Es gibt so eine Featureritis, die mächtig ins Geld geht…

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X