Nach 40 Jahren wiedergefunden
Gestern wurde überraschend ein bislang als verschollen geglaubter Tina Turner Song veröffentlicht. „Hot For You Baby“ wurde bei den Arbeiten an der Private Dancer Special Edition entdeckt, die im Rahmen des Jubiläums im März 2025 erscheinen soll. Geschrieben wurde der Song von John Paul Young, der wohl am besten für seinen weltweiten Hit „Love is in the air“ bekannt ist. John Paul Young selbst hatte „Hot For You Baby“ 1979 veröffentlicht, damals hat der Song aber kaum Aufmerksamkeit erregt. Das könnte sich nun ändern.
Private Dancer – Tina Turner’s Comeback
Ursprünglich war der Song für das Album „Private Dancer“ gedacht. Die Recordings für „Hot For You Baby“ fanden in den Capitol Studios in Hollywood statt. Diese legendären Studios im Capitol Tower sind vor allem durch die legendären Aufnahmen mit Frank Sinatra, den Beach Boys (das Hit-Album „Surfin‘ USA“ wurde hier aufgenommen), Carole King, Bob Dylan, Gloria Estefan, aber auch von Künstlern wie Oasis, Muse, Imagine Dragons, Robbie Williams und vielen anderen bekannt.
Der Sound von „Hot for you Baby“ ist komplett anders als der vom Album „Private Dancer“, das mit mehreren Producern innerhalb von nur zwei Wochen in Studios in Großbritannien entstanden ist. Der Titelsong „Private Dancer“ stammt von Mark Knopfler und war ursprünglich für die Dire Straits gedacht. Auch der Hit „What’s love got to do with it“ war eigentlich nicht für Turner vorgesehen. Cliff Richard und andere britische Stars haben diesen aber zuvor abgelehnt.
Vom R’n’B zur Pop-Ikone
Für Turner waren diese Songs ein Segen, war sie doch in Großbritannien nach ihrer Trennung von ihrem Mann Ike nach wie vor ein großer Star, während in den USA ihre Karriere auf einem Tiefpunkt war. Ohne große finanzielle Unterstützung von Capitol Records und der knappen Studiozeit waren die Erwartungen an einen Erfolg bei den Plattenbossen eher gering.
Allerdings schwebte England und der Rest Europas gerade auf einer Pop- und New-Wave-Welle und so bekam die durch R’n’B bekannte Turner einen gänzlich neuen Sound verpasst, der sie in Europa schnell in die Charts brachte. Ihre raue, vom R’n’B geprägte Stimme, in Kombination mit Popmusik war eine gelungene Abwechslung zum geradlinigen und „cleanen“ Gesang anderer Pop-Hits.
Hot For You Baby
Hört man sich „Hot For You Baby“ an, wird schnell klar, warum der Song nicht auf dem Album gelandet ist. Mit Gitarren-Riffs, die gut und gerne zu den Rolling Stones gepasst hätten, und einer etwas kitschig klingenden Orgel schwebt der Song zwischen der R’n’B-Vergangenheit von Tina Turner und dem neuen poppigen Sound, der vor allem der hart rechts gepannten Cowbell aus dem Drum-Computer und den mit Plektrum gespielten Bass-Lines geschuldet ist.
Dennoch handelt es sich keinesfalls um einen schlechten Song. Der Chorus prägt sich schnell ein. Die Strophen bestehen im Wesentlichen aus zwei Akkorden. Im Pre-Chorus wiederholt ein Männerchor kontinuierlich „Hot For You Baby“. Die Akkorde des Chorus folgen dem aus dem Intro bekannten Riff. Nach dem zweiten Chorus folgt ein kurzes Gitarrensolo. Die Bridge ähnelt dem Pre-Chorus. Auch hier setzt der Männerchor erneut ein. Wie für die damalige Zeit üblich, wird der Chorus zum Ende hin bis zum Fadeout wiederholt, eine E-Gitarre soliert über Tinas Gesang. Bildet euch gerne selbst ein Urteil:
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Tina Turner war nicht nur für ihren Gesangsstil berühmt, sondern auch für ihre zahlreichen Kostümwechsel bei Konzerten. Ich hatte das Glück, sie auf ihrer Abschiedstour, der „Tina! 50th Anniversary Tour“, 2009 in der Kölner Lanxess Arena noch einmal live erleben zu dürfen. Wir bekamen dort eine atemberaubende Show mit riesigen Bühnenaufbauten wie der Donnerkuppel aus Mad Max zu sehen. Tina Turner tanzte mit ihren jungen Tänzerinnen, als würde sie ihrem Alter einfach trotzen wollen, wechselte gefühlt bei jedem Song das Kostüm und ihre kräftige Stimme füllte die Halle spielend aus.
Tina Turner starb 2023 im Alter von 83 Jahren in Küsnacht in der Schweiz, wo sie seit vielen Jahren zurückgezogen lebte. Für ihre Fans bleibt das im März erscheinende Jubiläums-Reissue von „Private Dancer“, das aus Videos in 4K (unter anderem einem Konzertmitschnitt der Private Dancer Tour), dem Original-Album, B-Seiten der Singles und eben auch unveröffentlichtem Material bestehen und auf CDs, Blu-ray und Vinyl erscheinen soll. Die vielen Videos auf ihrem offiziellen YouTube-Kanal unterstreichen ihre eindrucksvolle Karriere.
Hin und her gerissen … ein paar unsortierte Gedanken:
a) Ich zähle mich nicht zu den Tina-Turner-Fans, finde ihre Musik aber klasse. Deswegen die berühmte Autoradio-Frage: Drehe ich lauter oder schalte ich weg? Im Falle von Frau Turner wird’s bei mir lauter. Deutlich. Und ich mag diesen »neuen alten« Song.
b) Das ist für Turner-Fans sicherlich richtig spannend.
c) Aber auch … ich weiß nicht … Frau Turner hat so einen grandiosen Ruf, hatte ein so grandiose Stimme … sollte man das nicht einfach ruhen lassen?
d) Zudem wittere ich, dass der Song von dem Label – wer ist das eigentlich, vermutlich »Capitol Records« und damit »Universal Music Group« – nun nicht unbedingt veröffentlicht wurde, um den Ruhm von Frau Turner zu mehren.
e) Oder, auch diese Frage sei erlaubt: Werden wir hier schon mit Hilfe einer KI »beschissen«? Quasie so mal als Versuchsballon. Wenn es heraus kommt, kann man ja behaupten, das sollte nie veröffentlicht werden und ist zufällig »durchgeflutscht«. Nahezu alle Musikalien-Magazine schreiben unisono und fast wortgleich das selbe Blabla (Amazona übrigens nicht). Wer will es also nachprüfen?
@Flowwater Ich würde mich auch nicht als Fan, sondern eher als Bewunderer von ihr betrachten. Und dass sie gleich in meinem Nachbardorf lebte, finde ich irgendwie auch ziemlich cool. Dennoch hatte ich kurz Herzklopfen, als ich diese Meldung hier entdeckte und innerlich auf eine weitere Meisterleistung wie Golden Eye o. ä. hoffte. Was ich da nun höre … lässt meine Nostalgie leider nicht aufleben. Vielleicht hast du Recht, und man sollte es ruhen lassen. Für mich ging es schon mit Free As A Bird von den Beatles schief, als dieser 1995 erschien. Ich finde übrigens deinen Gedanken an eine mögliche KI-Nutzung sehr zeitgemäß. Dass Labels gegen das Klauen von Stimmen vorgehen, ist ja nachvollziehbar. Doch weshalb sollten sie es nicht für eigene Zwecke nutzen?
@Olaf Strassen 👍+1
@Flowwater „Oder, auch diese Frage sei erlaubt: Werden wir hier schon mit Hilfe einer KI »beschissen«?“
Alter… Sorry für die Ausdrucksweise, aber ich habe GENAU dasselbe gedacht…
Wenn’s richtig schief läuft, werden wir in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch so einige „verschollene“ Songs von verstorbenen Künstlern zu hören bekommen…
Denn wie Du es schon gesagt hattest:
Diese Songs werden dann nicht unbedingt veröffentlicht, um den Ruhm der Stars zu mehren, sondern nur, um die Tasche aufzuhalten…
@paolostylo Es ist schön zu lesen, dass ich nicht der Einzige bin, dem so etwas durch den Kopf schießt. 🙂
@Flowwater , e) und da ich mir den Mund nicht mit Seifenlauge auswaschen möchte, folget dem Link
https://www.youtube.com/channel/UCc_RvII-l6WgLd8Q666b4TA ,
wenigstens steht da mit AI generiert, macht es aber auch nicht besser.
@TobyB War nicht bereits einer dieser 50er-Jahre KI-Songs mit anrüchiger Ausdrucksweise in den Charts? Der gute Dr. Pop hat so etwas mal im Frühstücksfernsehen erwähnt. Sat1 oder so (sehe ich nicht, aber seinen Kanal besuche ich alle Nase lang mal)? Von »Klarina Funke« – die gibt’s nicht wirklich – und den Namen des Songs mag ich hier auch nicht erwähnen. 😀
@Flowwater , ich hab noch mal in der Musikwoch geblättert, Butterbro und Klarina Funke konnten in die deutschen Charts einsteigen. Wo Kalkofe noch treffsicher mit den Bmigos den in der Hose wohnenden Iltis abfeiert, liefert hier eine KI Schlager der Marke Liebesgrüße aus der Lederhos’n. Möchten wir ein Revival des bayerisch-alpenländischen Form des Erotikschlagers?
@TobyB Unbedingt! 🤢🤮
Es ist für Fans und Zeitgenossen immer interessant, wenn posthum Songs von solchen Legenden wie Prince, Michael Jackson etc und eben auch Tina Turner erscheinen. Wenn man den nun „wiederentdeckten“ Song in einen Kontext zum Privat Dancer Album stellt, dann ist klar, dass der nicht so wirklich in die Tracklist gepasst hat und es wohl eine gute Entscheidung war, ihn nicht mit auf das Album zu nehmen. Für Fans oder Komplettisten natürlich kein Grund sich nicht die Special Edition zuzulegen, denn letztlich geht es natürlich genau darum. 🙂
@Tomtom Ich stimme Dir zu, dass der Song nicht so gut auf „Private Dancer“ gepasst hätte – aber das Folgealbum „Break every Rule“ war für meinen Geschmack so glattgelutscht, da hätte es durchaus drauf gepasst.
Schade finde ich es in Bezug auf Tina Turner, dass in kaum einer Biografie dann die Jungs von Heaven 17 mehr auftauchen, bzw. von BEF.
Schöner und quasi kaum bekannter Song:
Lets stay together.
In einer Live Version bedankt sich Tina Turner auch bei den beiden Mitgliedern von Heaven 17
@EinGuter 🙏Heaven 17, schon lang nicht mehr gehört. Trouble! https://youtu.be/Asv0QFb1Mps. 🔥
@Savatage Herrlich!! Heaven 17 sind absolut mega!!
Und das Video… Die Schulterpolster konnten gar nicht breit genug sein… 😂
Aber: ich fand „Let Me Go“ noch besser… 😎
https://www.youtube.com/watch?v=pJrU9RIurFE
PS: die 303, die da als Bassline blubbert… Obergeil!
Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust.
Klar ist man immer entzückt solcher „überaschender“ Funde. Aber in der Realität schauts doch so aus, dass Topakts wie Freddy Mercury oder Michael Jacksen und eben auch Tina Turner in den Jahrzehnten massenhaft Bänder besungen haben. Für ein Album mit 7-10 Songs hat man sicherlich jeweils 25-30 Songs eingesungen. Dazu kommen noch Projekte, die man „nebenher“ am Laufen hatte. Wie damals State of shock, bei dem MJJ und Mercury ein Demotape einsangen… dann wurde es mit Mick Jagger ausproduziert veröffentlicht und a.s Track auf einem the Jacksons Album veröffentlicht.
Viele dieser Songs haben es auch nicht ohne Grund nie auf einen tonträger geschafft. Da wird (leider) gern mal posthum nochmal die Kasse aufgemacht. Den Song kann man hören… ist aber jetzt kein Topkandidat mit Nachsingpotential.
Da draußen sind tonnenweise Demos, Masterbänder oder Datenträger mit mehr oder weniger interessantem Material. Aber mal Hand aufs Herz: Würdet ihr wollen, dass ALLE! eure musikalischen Ergüsse ind die Öffentlichkeit geschubst werden? Ich geh derweil mal suchen, wo mein Private Dancer Album ist.
@dAS hEIKO Die Musikgeschichte ist doch voll von Management-Fehlentscheidungen, wenn es darum geht, was auf ein Album soll, und was nicht…da paßt irgendwas gerade nicht zur aktuellen Mode, oder das Album ist einfach voll…das hat ja oft einfach garnichts mit der Qualität ansich zu tun, wenn da was rausfliegt. Und für das nächste Album nimmt man keine Reste.
Deswegen würde ich sagen: Nix spricht gegen eine Veröffentlichung. Man nimmt niemandem etwas weg. Bestenfalls bekommt man weitere gute Songs. Schlimmstenfalls ist es egal. Also, warum nicht?
Es gab doch schon oft Aussagen wie „Zehn Prozent der Songs, die man anfängt, sind wirklich gut, 90% wandern in die Tonne.“ So kommt mir das selber auch immer vor, wenn ich kontrollhöre. Und dann kann man irgendwann mal nicht einschlafen, und hört sich aussortierte Aufnahmen an, und fragt sich, warum man das nicht veröffentlicht hat? Und man hat das Stück selber schon komplett vergessen.
Das kann doch nicht nur MIR so gehen…
hier mal meine vernachlässigbaren Gedanken:-)
– von jedem Künstler ist genug Material/ Demomaterial vorhanden um für Remixes zu
Sorgen (sicherlich auch ganz bewußt, um Material zu haben)
– Den Künstler „in Frieden ruhen lassen“ gibt’s eher nicht, denn man will ja Geld verdienen
– Einen Künstler unsterblich sein lassen … für den Fan ja
– alles muß irgendwie einen Zweck erfüllen.. gefragt wird der Künstler ja nicht mehr
– zum Thema KI: sehe ich genauso wie Flowwater, im Moment noch als Mischform (Echt+KI)
und verar… kann man ja immer, solang bis es auffliegt und selbst da gibts dann genug plausilble
Erklärungen
freundlichst netter Gruß
Werden wir hier schon mit Hilfe einer KI »beschissen«?
Nicht auszuschließen. Bei mir kamen jedenfalls keine Tina Turner Vibes an.
@Kazimoto 👍+1
Seitdem AI in der Lage ist, Songs zu erstellen, werden unverhältnismäßg viele verschollene Songs entdeckt. Ich bin skeptisch.
In der Filmbranche ist es seit vielen Jahren gängige Praxis, Filme trotz des plötzlichen Todes eines Schauspielers mithilfe von Digitaltechnik fertigzustellen (zum Beispiel Heath Ledger in The Dark Knight oder Brandon Lee in The Crow). Dabei wurde jedoch bislang zumindest transparent kommuniziert, wenn solche Technologien eingesetzt wurden, was diesen Umgang nachvollziehbar und akzeptabel machte.
Im Jahr 2023 gingen jedoch Drehbuchautoren und Schauspieler gemeinsam auf die Barrikaden und streikten vor den großen Studios, weil sie die weitreichenden Auswirkungen künstlicher Intelligenz fürchteten. Insbesondere Nebenrollen und Synchronsprecher sehen sich zunehmend bedroht, da KI potenziell ihre Arbeit ersetzen könnte.
Diese technologischen Fortschritte werfen dringende Fragen nach Transparenz, Urheberrechten und der Zukunft kreativer Berufe auf – auch in der Musikindustrie.
@Olaf Strassen Ein weiterer Aspekt ist ja, daß gerade bei den Sängerinnen nun Autotune so verbreitet ist, und sich alle an den leblosen Klang so gewöhnt haben, daß es garnichtmehr auffallen wird, wenn da eine KI singt- es GAB ja schon solche Trends und Erfolge in Japan mit computergenerierten Sängerinnen, schon vor einigen Jahren.
Da gabs dann ja sogar passende Konzerte mit Hologrammen, und Hologramme „standen“ doch auch schon hier im Westen auf der Bühne- wie Michael Jackson und 2Pac, wenn man das so sagen kann.
Für mich klingt Popmusik schon JETZT so, als wäre sie computergeneriert. Gilt jetzt auch für HipHop. Und erst recht für alles elektronische.
Da hat man sich insgesamt möglicherweise echt selber ins Knie geschossen…
(Unter anderem bei der Lidl-Werbung denke ich mir AUCH inzwichen jedes Mal, wenn es „Lidl lohnt sich!“ quäkt: „Das ist doch keine echte Menschenstimme?“)
@mort76 da hast du leider Unrecht such mal nach“ wer spricht Lidl Werbung“🙂 dann kommst du schnell dahinter.