Wer hat Angst vor´m bösen Yamaha CS-30?
Ich habe für einen Freund, dem ich meinen Yamaha CS-30 geliehen habe, eine ziemlich detailierte Erklärung geschrieben, die vielleicht von allgemeinem Interesse ist. Daher stelle ich sie hier als Erfahrungsbericht ein:
Bedienung des CS30
Man verliert schnell mal den Überblick, weil er so viele Optionen hat, aber eigentlich ist er sehr übersichtlich, weil ja alle Funktionen sichtbar sind, und der Aufbau eigentlich so unlogisch gar nicht ist. Tip: Immer erst mal alle Modulationen auf null setzen und sich für den Anfang eine Hüllkurve aussuchen. Wenn nichts rauskommt, ist der Filter zu. Bei LoPass-Einstellung heißt das: Cut-Off-Regler im Urzeigersinn bewegen, im HiPass ist´s genau anders herum.
Was mich immer gestört hat, ist, dass man nur beide VCO´s gemeinsam durch die ENV´s modulieren kann (ganz links), und nicht VCO1 unabhängig oder gegenläufig zu VCO2; aber so isses nun mal.
Hübsch ist, dass man die Pulsweite manuell einstellen und zusätzlich modulieren kann. Leider ist die LFO-Sinuswelle für die PWM beider VCO´s fest zugewiesen.
Der MOD VCO2 Regler im Bedienfeld von VCO1 regelt die Crossmodulation VCO2>VCO1 (und nicht anders herum, wie im Netz irgendwo falsch geschrieben steht). Man muss also VCO1 durch den Filter schleifen, um das zu hören. VCO2 will man dazu nicht unbedingt hören. Für spannendere Ergebnisse muss man im Bedienfeld ganz links (Pitch) VCO1 gegen VCO2 verstimmen.
Die LFO-Wellenform läßt sich an der Destination wählen, dadurch kann man z.B. VCO1 und 2 oder VCF 1 und 2 oder die VCA´s gegenläufig modulieren, indem man der einen den steigenden, der anderen den fallenden Sägezahn zuweisst. Deshalb gibt´s im LFO-Bedienfeld nur einen Speed-Regler, keinen Wellenform Wahlschalter; ausserdem läßt sich die LFO-Geschwindigkeit per Hüllkurve extrem modulieren, was für ziemlich geniale Effekte sorgt: von ganz langsamer Modulation bis FM. Überhaupt geht der LFO bis in den Audio-Bereich, was natürlich super ist. Durch Modulation geht er aber noch höher, d.h. Speed-Regler auf Anschlag + positive Modulation = noch höhere Frequenz! Die S&H Option sorgt natürlich auch für feine Knistereien.
Wow, ich glaube hier fehlt noch eine Tips & Tricks Sektion, da würde das eher rein passen. ;)
Analytisch finde ich den Klang persönlich nicht.
Synthesizer verleihen…das ist ja fast noch schlimmer wie die Freundin :-p
War mein erster Synthi. Ich hatte 1978 oder 79 mit meinem Budget die Wahl zwischen einem Multimoog und dem CS-30 und bin froh, dass ich mich für den Yamaha entschieden habe. Den habe ich immer noch und bis auf ein paar Macken funktioniert er auch noch.
Das Teil war ideal für die damalige Band (Just For Fun, Krautrock mit Einflüssen von Irish Folk). Später habe ich mal einen Gewittersound programmiert, bei dem die Leute erstmal nach oben geschaut haben. Dieses Programm konnte ich nach etlichen Versuchen mit anderen Synthies erst am Arturia 2600 adäquat nachbilden und habe es vor kurzem auf dem Blofeld auch geschafft.
Der etwas verquere Signalfluss hat aber auch einige Vorteile, wie z.B. einen Soundwechsel vorzubereiten.
Im Synthorama in Lutterbach steht auch noch ein voll funktionfähiges Exemplar sowie die L-Version.
Vielen Dank für den guten Bericht. Der MS-10 war damals mein erster Synth und ich Banause war anno dazumal bereits mit diesem Synth überfordert. Seit längerem habe ich einen CS-30 und ich liebe diesen Synth. Für mich der vielfältigste analoge Monosynth, abgesehen von Modularsystemen.
Ich darf seit zwei Jahren den CS-30 zu meinem Besitz zählen und kann nur sagen: ein Monster! Damit ist natürlich der Sound gemeint 😉 Die Bedienung ist anfangs umständlich, ja. Aber dadurch entstehen auch Dinge die man so nicht geplant hatte. Für mich einer der experimentierfreudigsten und Kreativität fördernsten Synthesizer!