Der Meister des Fretless-Basses!
Jaco Pastorius gehört zweifelsohne zu den besten Bassisten der Welt und er hat den Fretless-Bass salonfähig gemacht. Dieser Mann war sehr viel mehr als der Bassist der Jazz-Fusion-Band Weather Report und sein Stil ist auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch top aktuell. Aus diesem Grund möchte ich heute mal einen genaueren Blick auf das Leben und Wirken dieses Virtuosen werfen.
Inhaltsverzeichnis
Auf der Liste der einhundert größten Bassisten aller Zeiten im „Bass Player“- Magazin landete Jaco Pastorius auf dem zweiten Platz (direkt hinter James Jamerson) und mehrere Musiker haben Songs zu seinen Ehren komponiert. Darunter Pat Methenys („Jaco“), Marcus Miller („Mr. Pastorius“) und Rod Argents („Pastorius Mentioned“). Doch wer war dieser besondere Bassist?
Jaco Pastorius – wie alles begann
Am 1. Dezember 1951 erblickte ein Junge namens John Francis Anthony Pastorius III in Pennsylvania das Licht der Welt. Wie genau aus John Jaco wurde, ist bis heute nicht ganz geklärt. Ob er ihn von seinem Vater oder seiner Mutter bekommen hat und ob auch seine Liebe zum Sport und die Verehrung für den Baseball-Spieler Jocko Conlan und ein Schreibfehler des Namens durch einen Nachbarn eine Rolle gespielt haben könnten, ist nicht wirklich eindeutig belegt.
So oder so: Der sportbegeistere Knabe war sowohl im Basketball und Baseball als auch im Football ein sehr ehrgeiziger Zeitgenosse. Doch auch die Musik spielte im Leben des Sohnes von Jazz-Schlagzeuger und Sänger John Francis Pastorius jr. früh eine Rolle. Bis zu einem folgenschweren Sportunfall war Jaco, wie der Junge genannt wurde, passionierter Schlagzeuger. Nach dem Unfall konnte er dieser Leidenschaft nicht mehr nachgehen und sattelte kurzerhand auf einen Kontrabass um. Da dieser im feuchten Klima seiner damaligen Heimat Florida allerdings relativ schnell Schaden nahm, wechselte Jaco zu einem 1962er Fender Jazz-Bass, auf dem er unter anderem für Wayne Cochran spielte.
Ende der 1960er-, beziehungsweise zu Beginn der 1970er-Jahre blieben die meisten Bassisten in den Bands eher im Hintergrund, was Jaco aber gar nicht gefiel. Jaco wollte ins Rampenlicht. Er tanzte auf der Bühne wie James Brown (hierfür verteilte er extra Puder auf dem Boden), sang und sein Bass war laut und schnell. Während seine optische Erscheinung so ganz ohne Schuhe und oft auch ohne Hemd sehr lässig anmutete, war Jaco selbst sehr ehrgeizig und vor allem selbstbewusst.

Mehrere Jahre wirbelte Jaco Pastorius als Mitglied der Band Weather Report über die Bühnen dieser Welt. (Convocation Hall, Toronto, NOV. 27, 1977 (Joe Zawinul, Jaco Pastorius, and Wayne Shorter) Jean-Luc, CC BY-SA 2.0 )
Nach einem Konzert der Jazz-Fusion-Band Weather Report stellte der junge Mann, der bereits in den frühen 1970er-Jahren selbst an der University of Miami Bass unterrichtete, sich dem Keyboarder Joe Zawinul mit den Worten vor: „Ich bin John Francis Pastorius III. Ich bin der größte Bassist der Welt.“ (Quelle: Bill Milkowski: Jaco. The Extraordinary and Tragic Life of Jaco Pastorius. Miller Freeman Books, San Francisco 1995/Backbeat Books 2006). Und so wurde Jaco 1976 Bassist der Band und ist erstmals auf dem Album Black Market zu hören.
Der Erfolg schien Jaco jedoch nicht wirklich zu bekommen und er verlor sich immer mehr in Alkohol und Drogen. 1982 führten diese Probleme dann letztlich auch zum Ende seiner Karriere bei Weather Report. Bereits einige Zeit zuvor nahm Warner Bros. Jaco Pastorius jedoch bereits unter Vertrag und es entstand die 21-köpfige Big Band Word of Mouth. Seine Eskapaden gingen jedoch weiter und so warf er während eines Japan Besuchs im Jahr 1982 mit kahl rasiertem Schädel und schwarz bemaltem Gesicht seinen Bass in die Hiroshima-Bucht. Der ursprünglich von Warner Bros. gewitterte Erfolg des Ausnahmetalents blieb aus und die psychischen Probleme und seine Suchterkrankung nahmen mehr und mehr überhand.
Der Stil und das Equipment von Jaco Pastorius
Doch was machte diesen Bassisten so besonders? Ganz sicher seine bis dahin eher selten zum Einsatz kommende Finger-Style-Technik und seine virtuosen Basslinien auf seinem bundlosen Bass. Wie bei der Entstehung des Spitznamens ist auch bei der Geschichte dieses Basses einiges nicht wirklich belegt. Fakt ist jedoch, dass der Bass keine Bundstäbchen mehr hatte. Ob Jaco sie tatsächlich mit einem Buttermesser entfernt hatte, bevor er das Griffbrett mit Epoxidharz versiegelte oder der Vorbesitzer des von Jaco erworbenen Basses dies getan hatte – ich möchte mich da nicht festlegen. Wenn jemand eindeutige Belege hat, so freue ich mich sehr darüber in den Kommentaren.
So oder so war für den ehemaligen Kontrabass-Spieler ein Bass ohne Bünde kein Neuland. Dennoch machte Jaco den Sound eines bundloser E-Basses legendär. Sein „Bass of Doom“, wie er den bundlosen Fender Jazz-Bass, den er mit Roundwound-Saiten spielte, nannte, kam unter anderem natürlich auch auf den Alben von Weather Report zum Einsatz.
Mitte der 1980er-Jahre brachte Fender dann eine bundlose Version des Standard-Jazz-Basses auf den Markt und auch Hersteller wie Tokai und Edwards folgten. 19 Jahre später, also 1999, erschien dann der Fender Jaco Pastorius Jazz-Bass. Bei der Custom Shop-Version des legendären „Bass of Doom“ wurde, verfügte ebenfalls über ein mit Epoxidharz versiegeltes Griffbrett. Und in den 2000er-Jahren gab es dann noch von Squier den „Squier Vintage Modified Fretless Jazz Bass“ an, der ebenfalls an Jacos Instrument angelehnt war.
Neben zahlreichen anderen Fender Jazz-Bässen, war Pastorius auch mit einem Rickenbacker 4003 und einem Ibanez Blazer Fretless-Bass zu sehen. Darüber hinaus hatte er mehrere besondere Bässe. Darunter der JayDee Custom Bass, der Guild Pilot Bass der 1974 Acoustic-Bass Guitar, den Jaco gemeinsam mit Gitarrenbauer Larry Breslin entwarf.
Auf diesem Bass verwendete er immer wieder Flageolett-Töne, die er mit einem Finger oder Daumen der rechten Hand am Bund der höheren Oktave gleichzeitig mit dem Ton spielte und stoppte. Häufig nutzte er afro-kubanische Rhythmen mit 16tel Funk-Linien zu schaffen, die mit Ghost-Notes synkopiert waren.
Außerdem nutzte er gerne chromatische Läufe, die er mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Präzision spielte (zu hören beispielsweise in „Opus Pocus“).
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Hinsichtlich der Verstärker nutzte Jaco Pastorius einen Acoustic 360/361 Bass-Combo. Über den Variamp-EQ-Regler stellte er den Amp so ein, dass die mittleren Frequenzen angehoben wurden, so dass der knurrige Sound seines Basses zusätzlich betont wurde. Darüber hinaus nutzte er aber auch einen Acoustic 230 Head und auch den Prototypen einer Hartke 810-Box.
Im Hinblick auf die Effekte nutze er ein digitales MXR-Delay und die im Acoustic 360 integrierte Fuzz-Steuerung.
Jaco Pastorius: Das Leben eines Ausnahmekünstlers
Jaco Pastorius war ein Ausnahmetalent. 1977 und 1978 erhielt er insgesamt drei Grammy-Nominierungen (beste Jazz-Performance einer Band (1977) und beste Jazz-Performance eines Solo-Künstlers (1977 und 1978)).
Am 11. September 1987 geriet Jaco Pastorius dann in eine gewalttätige Auseinandersetzung mit einem Angestellten des Midnight Bottle Clubs, nachdem er aufgrund des Umstandes, dass man ihn nicht in en Club ließ, eine Glastür eingetreten haben soll. Er wurde schwer verletzt, fiel ins Koma und wurde am 21. September 1987 für Hirntod erklärt. Der Clubangestellte namens Luc Haven bekannte sich des Todschlags schuldig (die Anklage lautete auf Mord zweiten Grades) und wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und 10 Monaten und 5 Jahren Bewährung verurteilt. Nach nur vier Monaten wurde er jedoch wegen guter Führung entlassen.
Im Jahr 2007 fand im Dezember am Tag nach Jacos Geburtstag (1. Dezember), in Fort Lauderdale (Florida) ein Konzert unter dem Titel „20th Anniversary Tribute to Jaco Pastorius“ statt. Neben der der Jaco Pastorius Big Band, Jimmy Haslip, Randy Brecker, Dave Bargeron, Peter Erskine, Bob Mintzer und Gerald Veasley traten hier auch die Söhne und die Tochter von Jaco Pastorius auf.
Darüber hinaus wurde ein öffentlicher Park in der Stadt, in der er aufwuchs, nach Jaco benannt und ihm gewidmet und auch Fender ehrte den Musiker knapp zwanzig Jahre nach seinem Tod mit dem Jaco Pastorius Jazz-Bass.
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Obwohl Jaco Pastorius nur 35 Jahre alt wurde, zählt er zu den einflussreichsten Bassisten der Welt. Die Präzision, Geschwindigkeit und Emotionalität seiner Basslinien waren zu seiner Zeit einmalig. Egal ob Flea, Jeff Ament (Pearl Jam), Robert Trujillo (Metallica) oder Rex Brown (Pantera/Down), sie alle und noch unzählige mehr sprechen davon, dass das Wirken von Jaco Pastorius einen maßgeblichen Einfluss auf ihre musikalische Entwicklung hatte.
Wenn das kein Grund für alle Bassisten ist, die ihn bisher noch nicht auf dem Schirm hatten, sich näher mit dem Bassisten ohne Shirt und ohne Schuhe zu befassen, dann weiß ich auch nicht weiter.
Danke für ein weiteres schönes Musiker-Spotlight!
Der Kerl ist für mich der Inbegriff des lebendigen Bass-Grooves bei höchster harmonisch-melodischer Kompetenz – Jaco basslines singen und swingen einfach hinreißend.
Man denkt dabei hauptsächlich an Weather Report, aber Jaco hat auch z.B. Joni Mitchell’s Live Band zu einem der absoluten Highlights in ihrem gesamten Schaffen verholfen.
In Düsseldorf habe ich einmal ein schockierend träge und uninspiriert startendendes Pat Metheny Konzert (mit einem anscheinend gesundheitlich schon angeschlagenen Lyle Mays) gesehen, in dem ich nach ca. einer dreiviertel Stunde drauf und dran war, zu gehen – da wurde die Band durch das Spielen von „Bright Size Life“ wie wachgeküsst, als der afrikanische Ausnahme-Bassist Richard Bona Jacos Basslines aus Pat Methenys frühem Album beeindruckend gut und lebendig nachspielte. Von da ab war es, als spielte eine durch Jacos Basslines zum Grooven erweckte Band – und es wurde noch ein klasse Konzert.
es gibt eine tolle Doku namens „jaco“!
produziert von Rob Trujillo (Bassist bei Metallica.
Sehr positiv überrascht, hier von Jaco zu lesen. Vielen Dank für diesen Artikel und die Würdigung seines Ausnahmetalents und -fleißes. Ich nehme an, dass ich Joni Mitchell nie ohne Jaco Pastorius kennen und lieben gelernt hätte. Auch seine Solopfade waren immer außergewöhnlich. Für mich ist er auf den ersten drei Plätzen der Basswelt, dann Percy Jones von Brand X und dann sehr lange gar nichts… und in der Rockwelt fällt mir außer Helmut Hattler, John Entwistle und Phil Lynott so recht keiner ein.
Er ist mir zwar als bekannter Bassist ein Name gewesen aber ich kannte die traurige Lebensgeschichte gar nicht. Scheiß Drogen.
@ollo Die ist sogar NOCH trauriger, wenn man das mal detailliert nachliest…Bipolare Störung, Obdachlosigkeit…es ist wirklich traurig.
@mort76 viele Musiker und Künstler sind bipolar.
Kanye zb auch. der war Mal genial .
weiss nicht, was nicht was er Grad macht. vielleicht Bein Trumpel dabei…🤔
aber ich will eigentlich immer dke Kunst und das private eines Künstlers trennen….
ich bin übrigens auch bipolar und es ist nicht easy.
mache aber wieder viel.musik Dank midlife crysis!
war in meinem Fall sehr gut um einiges zu ändern.