Der Vater des Slap-Basses
Larry Graham gilt bis heute als der Erfinder des Slaps und so gibt es kaum einen bekannten Bassisten, der nicht durch die Technik des Texaners beeinflusst wurde. Egal ob Les Claypool, Flea oder Marcus Miller – sie alle berufen sich auf den Mann im weißen Anzug. Grund genug, sich den Mann, der vom Rolling Stone Magazine auf Platz 7 der besten Bassisten aller Zeiten gewählt wurde, einmal genauer anzuschauen.
Inhaltsverzeichnis
Larry Graham: von der Orgel zum Bass
Larry Graham Jr. erblickte am 14 August 1946 in Beaumont, Texas das Licht der Welt. Wie so oft bei Ausnahmetalenten, wurde auch er in eine Musiker-Familie hineingeboren. Gemeinsam mit seiner Mutter, einer Jazz-Pianistin, trat er in Clubs der Region rund um Oakland, Kalifornien, wo er aufwuchs, auf. Er lernte Schlagzeug, Klarinette, Saxophon und, wie sein Vater, Gitarre.
Als Larry 15 Jahre alt ist, beginnt er, gemeinsam mit seiner Mutter und einem Schlagzeuger aufzutreten. Hier erzeugte er über das Basspedal einer Orgel Bass-Sounds, die sein Gitarrenspiel begleiteten. Eines Tages ging die Orgel jedoch kaputt und bis sie repariert war, wechselte Larry kurzerhand zu einer Bassgitarre, die er sich von einem Freund auslieh. Nachdem klar war, dass die Orgel nicht mehr nutzbar sein würde, kaufte Larry sich seinen ersten Bass.
Der Vater des Slaps: Seine musikalischen Stationen
Dieser bekam eine besondere Aufgabe, als der Schlagzeuger das Trio verließ und Larry sich an die perkussive Arbeit einiger Kontrabassisten des Rock ’n‘ Roll erinnerte. Sein Ziel war es, durch seine Spielweise eine Mischung aus Gitarre und Schlagzeug zu erschaffen und so wurde aus dem, was Larry selbst als Thumpin‘ And Pluckin‘ bezeichnete, das, was wir heute als Slappen kennen. Die Kombination aus perkussiven Sounds, die er mit dem Daumen (Thumpin‘) und rhythmischen Sounds, die er durch das Anreißen der Saiten (Pluckin‘) erzeugte, wurde zu Larry Grahams Markenzeichen.
Dieses Markenzeichen, gespielt auf einem Fender Precision Bass, war es dann letztlich, dass Ende der 1960er-Jahre DJ Sylvester Stewart bei einem Auftritt von Graham und seiner Mutter in San Francisco schwer beeindruckte. Kurzerhand heuerte er Larry Graham für seine Funk-Band Sly & The Family Stone.
Der Auftritt von Sly & The Family Stone beim Woodstock Festival 1969 machte Larry Graham und seine besondere Art, den E-Bass zu spielen, berühmt. Die Band war extrem erfolgreich und wer die Songs nachspielen wollte, hatte keine andere Wahl, als die Technik von Larry Graham zu übernehmen. In den 1970er-Jahren taten es ihm dann Bassisten wie Bootsy Collins gleich.
Doch zwischen Larry und Band-Leader Sly kam es immer vor allem aufgrund von Slys Drogensucht wieder zu Konflikten und so verließ Graham die Band 1972. Nach der Trennung von Sly & The Family konzentriert Larry Graham sich zunächst auf das Produzieren und beginnt die Zusammenarbeit mit der Band Hot Chocolate. Die Band um Sängerin Patrice „Chocolate“ Banks hat neben dem Gitarristen David „Dynamite“ Vega, dem Organisten Robert „Butch“ Sam, dem Keyboarder Hershall „Hapiness“ Kennedy und dem Drummer Willie „Wild“ Sparks keinen Bassisten. Bei einer Zugabe steigt Larry Graham mit seinem Bass auf die Bühne und wird von den Fans frenetisch gefeiert.
Kurzerhand wird aus Hot Chocolate die Graham Central Station und Larry übernahm nun nicht nur den Bass, sondern lieferte auch die Vocals zu den Songs. Besonders war beim Songwriting dieser Band, dass wirklich alles um die Bass-Lines des Fender Jazz-Bass von Larry Graham arrangiert wurde.
Mit der Graham Central Station konnte Larry beachtliche Erfolge erzielen. Ihr Song „Your Love“ erreichte im Jahr 1975 die Spitze der US-Soul-Charts. Ab den 1980er-Jahren war der Bassist dann Solo unterwegs. Aus dieser Zeit stammt auch die Soul-Ballade „One In A Million You“, die bis heute unzählige Male gecovert wurde. Alben wie „Ain’t No ‚Bout-A-Doubt It“ und „Mirror“ unterstreichen Grahams Vielseitigkeit als Songwriter und Interpret mit einer Mischung aus ansteckenden Grooves, gefühlvollen Melodien und kraftvollem Gesang.
Da die Solo-Karriere jedoch nicht so verläuft, wie Larry es sich erhofft hatte, gab es 1990 eine Reunion der Graham Central Station. Doch auch mit den ehemaligen Family Stone-Mitgliedern Cynthia Robinson an der Trompete und Jerry Martini am Saxophon konnte die Band nicht an die alten Erfolge anknüpfen.
Zwischen 1997 und 2000 begleitete Larry Graham Prince auf der Bühne und im Studio. Man sagt, dass der Bassist, der sich selbst den Zeugen Jehovas angeschlossen hat, auch derjenige war, der Prince zu dieser Glaubensgemeinschaft brachte.
Gemeinsam mit Sly and the Family Stone erhielt er den Rhythm & Blues „Pioneer Award“ 2001. Larry Grahams Musik überschritt Grenzen und fand beim Publikum auf der ganzen Welt Anklang und hat die Musikwelt nachhaltig verändert. Seine Basslinien und Grooves wurden zum Synonym für Funk-Musik. Seine Technik beeinflusst zahlreiche Generationen von Musikern und prägte die Musiklandschaft der 70er-Jahre und darüber hinaus. Graham ist eine Musiklegende, dessen Einfluss sich heute noch zahlreichen Musikstilen zeigt, sei es Hip-Hop, Pop, Rock oder Elektro.
Der Stil von Larry Graham
Larrys Stil zeichnet sich vor allem durch die Kombination eines perkussiven „Daumenklatschens“ auf die unteren Saiten und einem aggressivem Fingerschnippen auf die höheren Saiten aus. Dadurch erzeugt er Sounds, die den Sounds von Bass-Drum (auf den unteren Saiten) und Snare-Drum (auf den oberen Saiten) nahekommen. Auch, wenn Larry sich ein wenig an den Kontrabassisten der damaligen Zeit orientierte, war sein Stil zu Beginn seiner Karriere einzigartig.
In diesem Video von einem Auftritt mit der Graham Central Station aus dem Jahr 2011 zeigt Larry in Paris, was er so auf dem Kasten hat. Begleitet wird er von Wilton Rabb (Gitarre/Gesang), David Council (Keyboard/Gesang), Ashling Cole (Funk Box/Gesang), James McKinney (Keyboards/Gesang) und Brian Braziel (Drums).
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Darüber hinaus findet man im Repertoire des Texaners zahlreiche Left-Hand-Hammer-Ons und Pull-Offs sowie Slides. Und vor allem die Dead-Notes, die er durch das lockere Auflegen der Finger der linken Hand auf die Saite und den Slap mit dem Daumen der rechten Hand erzeugt, sind zentrale Elemente seines Stils. Seine rechte Hand befindet sich dabei meistens zwischen dem Ende des Griffbretts und dem Hals-Pickup.
Larry war außerdem dafür bekannt, immer mit sehr viel Power zu spielen. Dies brachte ihm den Spitznamen „Mr. Thunderlick“ ein. Sehr tricky sind beispielsweise seine Sechzehntel-Offs, die schon so manchen Bassisten zum Verzweifeln brachten.
Larry Graham: Sein Equipment
Larrys erster Bass war ein gebrauchter Bass der Marke St. George. Später nutzte er zunächst Fender-Bässe, doch wirklich bekannt sind die Bilder, die den Bassisten in seinen extravaganten weißen Anzügen und seinem weißen Moon JJ-4 300B Custom-Bass zeigen. Der Anfang der 1980er-Jahre für Graham entworfenen Bass basiert auf dem Fender Jazz-Bass, wurde jedoch mit einem integrierten Schwanenhalsmikrofon ausgestattet, so dass Larry an jeder Stelle auf der Bühne sein Gesangsmikrofon am Mann hatte.
Moon JJ-4 300B-Bässe sind heute leider nicht mehr neu zu bekommen und kosten, sofern man einen gebrauchten Bass ergattert, bisweilen ein kleines Vermögen. Mit einem Fender Jazz-Bass oder einem Precision kann man aber durchaus sein Glück bei der Reise zu Larry Sound versuchen.
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Larry nutzte als Verstärker hauptsächlich ein Hughes & Kettner BassBase 600 Head Top-Teil, das er über BC410 und BC215-Boxen laufen ließ.
Wer dem Sound von Larry Graham nahekommen möchte, sollte sich einen Jet-Phaser, einen Morley Fuzz-Phaser, ein Touch-Wah und einen Mu-Tron Octaver auf das Pedalboard packen, denn diese Effekte nutzte der Bassist gerne. Außerdem ist bekannt, dass er stets GHS Bass Boomer Light Gauge-Saiten verwendete.
Larry Graham postet in den Sozialen Medien auch heute noch immer mal wieder alte Videos und Bilder. Musikalisch ist es aber seit vielen Jahren recht still um den Multi-Instrumentalisten, Komponisten, Sänger und Produzenten geworden, der sich vor allem als Bassist schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt hat.
Also, wenn du das nächste Mal beim Slappen verzweifelst, denk an diesen Mann mit seinem weißen Moon-Bass in seinem weißen Anzug, bei dem alles immer so verdammt einfach aussah.
Danke für diese Story eines unverwechselbaren Basssssisten!
Cool, was dieser Mann geschaffen hat!😍