Bassist Les Claypool ist Prog-Rock-Pur
Als Les Claypool 1963 in Richmond, Kalifornien, als Leslie Edward Claypool geboren wurde, ahnte wahrscheinlich niemand, dass dieses Kind, das mit 14 begann, Bass zu spielen, einmal einer der einflussreichsten Bassisten der Welt werden würde. Hier seine Geschichte, sein Equipment und seine Bands.
Inhaltsverzeichnis
Gemeinsam mit Kirk Hammett besuchte er eine High-School in Richmond und arbeitete nach seinem Abschluss zunächst als Tischler.
Les Claypool: Erste Schritte eines Bass-Virtuosen
1984 gründete Les, wie Lesley stets genannt wurde, gemeinsam mit Todd Huth die Band „Primate“. Da es aber bereits eine Band mit diesem Namen gab, änderten sie ihren Bandnamen kurzerhand in Primus ab.
1986 meldete sich der alte Schulfreund Kirk Hammett dann wieder bei Les. Leider war der Anlass ein sehr trauriger, denn nach dem Tod von Metallica-Bassist Cliff Burton suchte die Band nun Ersatz. Letztlich kamen Claypool und Metallica aber nicht zusammen. Ob es nun daran lag, dass Les, wie James Hetfield mal in einem Interview sagte, „zu gut war“ oder der exzentrische Bassist einfach nicht zur Band passte, ist bis heute nicht wirklich geklärt.
1988 ersetze Drummer Jay Lane den bis dato von Les und Todd verwendeten Drumcomputer, doch noch im selben Jahr gingen die drei dann getrennte Wege. Les Claypool suchte sich daraufhin musikalische Unterstützung durch Gitarrist Larry LaLonde und Drummer Tim Alexander. Ihr erstes gemeinsames Live-Album „Suck On This“ erschien 1989, das erste Studio-Album „Frizzle Fry“, das gemeinsam mit Tom Waits aufgenommen wurde, folgte 1990.
In den 1990er-Jahren folgten mehrere EPs und Alben, die entweder vollständig oder teilweise aus Cover-Versionen von Songs bekannter Künstler (Peter Gabriel, Pink Floyd u. a.) bestanden.
Im Laufe der Bandgeschichte gehörten im Übrigen 10 verschiedene Musiker der Band an, von denen 7 unterschiedliche Drummer waren. Einzige Konstante blieb nur Bassist und Leadsänger Les Claypool. Außerdem startete der exzentrische Bassist immer wieder Soloprojekte unter unterschiedlichen Namen. Darunter Oysterhead, Les Claypool’s Fearless Flying Frog Brigade, C2B3 und zahlreiche weitere.
Der Stil von Les Claypool
Den Stil und Sound von Ley Claypool zu kopieren, dürfte eine Lebensaufgabe sein. Allein aufgrund der vielen eigenwilligen Geräte, die Les sich nach seinen Vorstellungen bauen ließ, machen es schwer, das Geheimnis seines Sounds vollkommen zu lüften.

LEs Claypool auf der „The Hunt for Green October“-Tour 2023 mit dem NS Design NXT (Quelle: Facebook official)
Les Claypool liebt den Funk. Aus diesem Grund wird die Musik von Primus gegen den Willen von Frontmann und Leadsänger Les bisweilen auch als „Thrash-Funk“ oder „Funk-Metal“ bezeichnet. Musikalisch orientierte er sich früh an Black Sabbath, Pink Floyd, King Crimson und den Beatles und vor allem Geddy Lee, Larry Graham, Chris Squire und Tony Levin seien seine Vorbilder gewesen. Doch auch Bootsy Collins, Paul McCartney und Roger Waters haben ihn beeinflusst.
Sein Bass-Spiel selbst ist eine eigenwillige Kombination aus Techniken wie dem Strumming im sogenannten Flamenco-Stil, Slapping, Tapping und Akkordarbeit. Hauptsächlich nutzt der extravagante Bassist hierfür viersaitige Bässe. Doch auch ein sechsaitiger Fretless-Bass von Carl Thompson kommt bei ihm zum Einsatz.
Insbesondere in seiner Vorliebe für das Slapping findet man immer auch seine Vorbilder in Form von Larry Graham und Stanley Clarke wieder.
Der Sound von Les Claypool ist eher hell, mittenreich und bissig. Er spielt starke Attacks mit der linken und rechten Hand, in dem er mit viel Fingerkraft auf die Basssaiten schlägt. Dies tut er in der Nähe des Stegs, um noch mehr Höhen in den Sound zu bringen. Dazu garniert er seinen Sound mit schnellen Triolen und Quartolen), Hammer-ons und Pull-offs.
Der Sound von Primus ist immer heavy, speist sich aber nicht nur aus der Lautstärke der Amps. Trotz des bissig-höhenreichen Bass-Sounds leben die Songs von Primus auch von der warmen Sättigung des Amps.
Les Claypool: Seine Bässe
Carl Thompson „Rainbow“-Bass
Bereits seit 1991 ist Les Claypool begeisterter Nutzer der Bässe von Carl Thompson. Der ausgefallenste ist vermutlich der „Rainbow“-Bass. Dieser sechssaitige Fretless-Bass besteht aus Streifen aus geflammtem Ahorn, Walnuss, Padauk, Amarant, Ebenholz und Cocobolo. Das Griffbrett ist aus indischem Ebenholz gefertigt. Außerdem verfügt er über ein String-Thru-Design sowie einen handgefertigten Holzsteg, Schaller-Mechaniken und einen aktiven EMG DC-Tonabnehmer.
Carl Thompson Walnut Four String
Sehr viel häufiger als der „Rainbow“-Bass kommt bei Les Claypool allerdings sein Viersaiter von Carl Thompson zum Einsatz. Der Korpus ist aus Walnussholz gefertigt und der Bass verfügt über einen EMG 35-Tonabnehmer, einen EMG-BTC-Pre-Amp und das sogenannte Kahler-Locking-Tremolo-System.
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Dieses nutzt der außergewöhnliche Bassist für Divebombs und Pitch-Bends in Songs wie „Those Damn Blue-Collared Tweakers“ und „Wynona’s Big Brown Beaver“.
„Pachyderm“-Bass
Nach vielen Jahren an den genannten Carl Thompson-Bässen hat Les Claypool gemeinsam mit dem Gitarrenbauer Dan Maloney den sogenannten „Pachyderm“-Bass entworfen. Diese Bässe, von denen es mehrere Modelle gibt, haben eine Tonabnehmerkonfiguration im P-Bass-Stil und ähneln ansonsten hinsichtlich ihrer Features doch sehr den Carl Thompson-Bässen. Die LED-Bundmarkierungen sind allerdings einzigartig, sie werden von dem Lautstärkeregler gesteuert. Die „Pachyderm“-Bässe, sind bizarr anmutende Custom-Instrumente mit einem Ahornkorpus und einem Ebenholz-Griffbrett.
Alternativ könnte man hier übrigens einen Schecter P4 als Ersatz nehmen, um dem Sound von Les ein bisschen näher zu kommen. Außerdem kann man durchaus mal versuchen, die Pickups im eigenen Bass durch EMG-Tonabnehmer zu ersetzen.
NS Design NXT
Nicht zuletzt verwendet der Meister des ausgefallenen Musizierens gelegentlich auch einen elektrischen Kontrabass mit fünf Saiten. Dieses Instrument von Ned Steinberger kommt unter anderem bei „Mr. Krinkle“ zum Einsatz.
Les Claypool: Weitere Bässe
Immer wieder sieht man Les Claypool aber auch mit seinem roten Fender Jazz Bass. Außerdem nutzte Les auch noch einen Michael Kelly Bayou 4 Resonator-Bass, einen Rickenbacker 4003, einen Gibson Thunderbird IV und einen Ibanez Musician Bass.
Die Verstärker von Bass-Legende Les Claypool
Les Claypool hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche unterschiedliche Amps gespielt. Hauptsächlich nutzt er aber Verstärker von Ampeg (SVT) und Mesa/Boogie (Subway).
Jüngst wurde Les Claypool mit dem Fractal Audio AX8 Amp Modeler gesehen.
Les Claypool: Effektpedale
Früher nutzte Les ein umfangreiches Pedalboard. Mittlerweile ist er fast nur noch mit Modeling-Effekten auf den Bühnen dieser Welt unterwegs.
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Doch wer seinem Sound nahekommen will, kann seinem Sound mit dem Electro Harmonix Tubes, dem Line 6 Delay Modeler und dem Electro Harmonix Q Tron + nahekommen.
Und auch den Line 6 DM4 Distortion Modeler, das Korg ToneWorks AX300B oder ein Roland PK5 Dynamic MIDI-Pedal kommen bei dem Bassisten ebenso zum Einsatz wie ein Boss VE-20 Vocal Performer und der besagte Fractal Audio Systems AX-8 Amp Modeler.
Kuriose Fakten über Les Claypool
Comic-Fans dürften es längst wissen, aber ein Fun-Fakt bezüglich Primus ist, dass sie 1997 den Titelsong für die Serie „South Park“ kreiert haben. Doch auch für ihre Neuinterpretation des Soundtracks zum Film „Willy Wonka und die Schokoladenfabrik“ und schräge Alben wie „The Desaturating Seven“, auf dem es um die regenbogenfressenden Kobolde einer Gute-Nacht-Geschichte eines italienischen Autors geht, sind Primus bekannt.
Darüber hinaus ist Les Claypool als Winzer aktiv und hat bereits 2006 sein erstes Buch veröffentlicht. „South of the Pumphouse“ ist eine düstere Geschichte über Brüder, Mord, Drogen und Fischfang. Sein im gleichen Jahr erschienener Dokumentarfilm „Electric Apricot: Quest For Festeroo“ ist eine Parodie auf die Jam-Band-Szene und kam bei den Kritikern ziemlich gut an.
Ach, und der 12.Juni ist einigen Deutschen als Tag des Buches bekannt. Weltweit ist es der internationale Falafel-Tag, In den USA der nationale Superman-Tag und in Cinicinnati ist es seit 2018 der „Les Claypool Day“. Das muss ihm erstmal einer nachmachen.
Vielen Dank für diesen schönen Artikel. Die Entwicklung von Les Claypool ist enorm. Erwähnenswert ist auch das Projekt mit Sean Lennon (The Claypool Lennon Delirium).
@Herbie Les Claypool hat in einem Interview mal gesagt, dass er alle Alben vor The Brown Album nicht mehr hören kann, weil diese leider alle digital aufgenommen wurden. Mir geht es leider auch so ;-)
@Herbie Da fehlen ihm wohl Verzerrung, Kompression und Geichlaufschwankungen, Kann er ja mit einem Tape-Plugin nachholen.
@bluebell Keine Ahnung ob ihm das fehlt. Hör dir nur die Sailing The Seas of Cheese an und danach The Brown Album – da klappt die Kinnlade runter! Und überhaupt Primus sucks!
@Herbie Yezz! „Perfection is my middle name“
Auf den habe ich schon spekuliert, geil!
Danke für diesen angenehmen Artikel über jemanden, der sicherlich nicht ganz normal ist! Und das ist ja auch gut so.
@CDRowell Too many Mr. Knowitall 😅
Primus sollte es mal mit einem Bassisten versuchen ;)
Danke Sonja für einen weiteren interessanten Artikel! Echt gut, dass Les offenbar machen kann, was er selber will, und damit Erfolg hat. Ich mag es mir aber nicht anhören. (Und das Konzept der Anti-Musik ist jetzt ja auch nicht neu.) Immerhin haben die Jungs offenbar Humor.
Eine mir völlig unbekannte Band mit einem ebenso unbekannten Bassisten, danke für den Artikel!
Die Musik obwohl mit Jazz gelabelt, ist trotzdem nicht meine, aber das schadet der Info nicht!
Les Claypool ist einer der Bassisten vor dem ich allergrößten Respekt habe … und mit dessen Musik ich meist so gar nichts anfangen kann.😁
Aber das liegt wohl eher an mir.
Moin, auch, wenn ich Euch im Falle von Les zustimme würde ich dafür plädieren, wenn Ihr die Rubrik „Die besten XXX“ endlich mal in „Die bekanntesten XXX“ umzubenennen. Es ist doch erstaunlich oft so, dass ihr über zweifellos extreme bekannt und auch einflussreiche Musiker berichtet, die aber weißgtott nicht die Besten sind.
Mein Lieblingsprojekt von Les war und ist Oysterhead mit Trey Anastasio von Phish und Stewart Copeland.
Witzig, wie viele schon genau den Kommentar abgegeben haben, den ich auch spontan im Kopf hatte: Les Claypool ist sicher ein cooler Typ und beeindruckend virtuos am Bass. Und er holt mich mit seinem Bassspiel und seiner Musik aber irgendwie nicht ab.
Ok, Too Many Puppies war irgendwie witzig damals. ;-)
Ich habe Primus mehr oder minder zufällig 91 in Köln gesehen und war komplett geflasht. Blanker Irrsinn! Aber genial….
Wieauchimmer, Herrn Claypool in die Prog-Rock-Ecke zu stellen ist echt mindestens so absurd wie seine Musik.
12. Juni? Ist eingetragen.
Besten Dank für den tollen Artikel. Dadurch würde ich auf die Band Primus aufmerksam, die ich gar nicht kannte. Erinnert mich deutlich an die leider nicht mehr existierende Schweizer Band „Arf“, deren Name schon etwas den Ursprung des Sounds hergibt und deren erste Scheibe „Butterflies – Collected Ballads“ ein Feuerwerk an schräg-musikalischem Humor ist.
Der erste Eindruck von Primus und des Könnens von Les Claypool hat mich schon mal überzeugt, ich freue mich da noch mehr kennen zu lernen!
Man ist die Band cool/schräg/faszinierend:
Oompa Lumpa duppidy doo, I’ve got another puzzle for you
Oompa Lumpa duppidy dee, if you are wise you’ll listen to me
What do you get from a lot of t.v.
A pain in the neck and a IQ of 3
Why dont you try simply reading a book
or could you just not bare to look?
You get no commercials
Nicht meine Musik, aber ein klasse Bassist. Kannte ich nicht. Ich finde es ziemlich problematisch, wenn Männer Camouflage Klamotten tragen, geht höchstens für Frauen und dazu noch einen Stahlhelm! Da klicke ich schon mal schnell weiter.
Aber auch der verlinkte Erklärbär ist super „Charles Berthoud“. Schon sein Akzent hat mich voll auf seine Seite gezogen. Und wie locker er spielt… prima!
Guter Beitrag, Sonja