Paul McCartney: Bassist mit Adelsprädikat
Paul McCartney – seine Gitarren, seine Bässe und seine Verstärker. Der ehemalige Bassist der Beatles hat das geschafft, wovon vermutlich alle Bassisten träumen und dann einfach noch eine Schippe draufgelegt. Er gehört zu den erfolgreichsten Musikern aller Zeiten und darf sich dann auch noch mit dem Ehrentitel „Sir“ schmücken. Das muss dem 1942 geborenen Liverpooler erst einmal jemand nachmachen.
Inhaltsverzeichnis
Paul McCartney: Der Weg eines Ausnahme-Musikers
Seine musikalische Karriere starte der Sohn eines Jazzmusikers (Trompete und Piano) allerdings nicht am Bass, sondern am Klavier und der Trompete. Letztere tauschte er jedoch bald gegen eine Framus Zenith (Modell 17) Akustikgitarre ein. Als Linkshänder zog er sich die Saiten einfach andersherum auf.
Beeinflusst vom amerikanischen Rhythm and Blues und seinem Vorbild Little Richard startete Paul dann sein Leben als Musiker.
Nachdem er bereits 1954 George Harrison traf, lernte er 1957 John Lennon kennen. Schnell wurde McCartney Rhythmusgitarrist in der von Lennon gegründeten Skiffle-Band „Quarrymen“, zu der ein Jahr später auch George Harrison als Lead-Gitarrist hinzustieß. Zunächst spielte Stuart Sutcliffe Bass in der Band, die 1960 in „The Beatles“ umbenannt wurde.
Als Sutcliffe die Band 1961 unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen die Band verließ, übernahm Paul McCartney den Bass. Dennoch ist er auf den Aufnahmen der Beatles immer wieder auch auf anderen Instrumenten wie Gitarre, Schlagzeug und Piano zu hören.
1962 wurde Brian Epstein während der Aufnahmen zu ihrem ersten Album in Hamburg auf die Band aufmerksam und übernahm das Management der Beatles. Im selben Jahr rückte Drummer Ringo Starr an die Stelle von Pete Best und so stand die Band in der Formation, die bis heute legendär ist.
Der Aufstieg der Beatles war kometenhaft und die Musik wurde immer experimenteller. Das Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ gilt als das erste Konzeptalbum der Rock-Musik, das mit einer von McCartney geschaffenen fiktiven Band neue musikalische Wege eröffnen sollte. McCartney sagte später einmal, dass sie genug davon gehabt hätten, die Beatles zu sein und endlich auch als Künstler und nicht nur als Darsteller wahrgenommen werden wollten.
Im Jahr 1967 starb Band-Manager Brian Epstein und hinterließ ein Loch, das die Band nur schwerlich füllen konnte. Bereits am Ende des folgenden Jahres verschlechterte sich die Stimmung in der Band zusehends.
Gerüchten zufolge verließ John Lennon die Beatles schon im Spätsommer des Jahres 1969. Am 10. April 1970 gab dann auch Paul McCartney den Austritt aus der Band bekannt. Grund hierfür seien vor allem geschäftliche Differenzen mit den Bandkollegen und dem damaligen Manager Allen Klein gewesen. Die rechtlichen Streitigkeiten mit dem Plattenlabel EMI, Allen Klein und der Band-Mitglieder untereinander sollten bis in das Jahr 1989 andauern.
1970 startete McCartney seine Solo-Karriere mit dem Album „McCartney“, das in den USA auf Platz 1 landete. 1971 gründete er dann gemeinsam mit seiner Ehefrau Linda, dem Drummer Denny Seiwell und Ex-Moody Blues Gitarrist Denny Laine die Band „Wings“. Nachdem im Jahr 1972 der Gitarrist Henry McCullough die Besetzung von „Wings“ komplettierte, startete die erste Konzerttour der Band. Bis zum Ende der Band 1981 gab es dann zahlreiche Wechsel in der Besetzung.
In der Folge startete Paul McCartney eine Solokarriere, die bis heute jedem Vergleich standhält. 32 der Songs, die Paul McCartney alleine beziehungsweise mit anderen Künstlern gemeinsam geschrieben hat, führten die Billboard Hot 100 an und zu Recht wurde der Ausnahmekünstler sowohl als Mitglied der Beatles (1988) als auch als Solokünstler (1999) in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. In seinem Trophäen-Schränkchen finden sich dann auch noch ein Academy Award, ein Primetime Emmy Award und sage und schreibe 18 Grammy Awards. Aber weil das natürlich noch nicht reicht, darf der Brite mit irischen Wurzeln sich nach der Ernennung zum Mitglied des Order of the British Empire im Jahr 1965 und der Ernennung zum Knight Bachelor im Jahr 1997 für seine Verdienste um die Musik auch als Sir James Paul McCartney durch die Weltgeschichte tingeln.
Die besten Bassisten der Welt:
Paul McCartney: Musikalischer Stil
Im Laufe seiner Karriere hat Paul McCartney zwischen vielen verschiedenen Stilen gewechselt, so dass man kaum sagen kann: DAS ist der Stil von Paul McCartney. Er hat eben das getan, was jeder gute Bassist tut: Er hat sich stets weiterentwickelt und das weitgehend als Autodidakt.
Seine Bassparts sind zwar oft recht einfach gehalten, sind aber immer Song-dienlich komponiert und daher immer interessant. Egal, ob er das rhythmische Fundament liefert, solide Rock-Grooves beisteuert oder melodische Hooks kreiert – seine Sounds passen stets perfekt in den Mix.
Die Hollow-Body-Konstruktion seines Höfner „Cavern“ sorgte stets für einen runden, akustischen Klang, erfordert aber auch mehr Geschick beim Zupfen. Hier nutzt Paul stets die Fingerspitzen und erzeugt damit mehr Attack und einen knackigeren, präsenten Sound mit klareren Mitten und Höhen.
Doch auch der Verwendung von Plektren war einer der bekanntesten Repräsentanten des Rock-Bass nicht abgeneigt. Der Song „I Want You“ ließ schon klar erkennen, wohin die musikalische Welt sich wenige Jahre später mit Bands wie Black Sabbath und Led Zeppelin entwickeln würde.
Darüber hinaus ist Paul McCartney für sein Akkord-Spiel bekannt. Paul konzentriert sich meist auf den Grundton, die Terz und die Quinte und er spielt jeden Akkord anders, so dass die Basslinien facettenreich und spannend bleiben. Dadurch liefert der Bass selbst dann ein melodisches Fundament, wenn die Gitarre sich mal ein wenig zurücknimmt.
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Außerdem neigt Paul dazu, seine Basslinien mit den Grundtönen der gespielten Akkorde zu beginnen, sich dann aber durch den Akkord hindurch zum nächsten zu winden.
Das ging vor allem bei den Gitarrenparts der Beatles sehr gut, denn sie ließen oft viel Raum für die melodischen Basslinien von Paul McCartney. Egal, ob Hammer-on, Slide oder Oktav-Sprünge – Paul zieht sämtliche Register und hebt den Bass damit auf ein neues Level.
Paul experimentiert auch innerhalb eines Songs mit unterschiedlichen Rhythmen und interagierte bei den Beatles nicht nur mit den Instrumenten, sondern auch mit dem Gesang von John Lennon.
Besonders kreativ wurde Pauls Bass-Stil natürlich auf der „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band”. Auf diesem Album verwendet Paul immer wieder chromatische Basslinen, die bisweilen Gegenmelodien zu Gitarre und Gesang erzeugen.
Paul McCartney: Seine Bässe
Höfner 500/1
Sir Paul McCartney war während der vergangenen Jahrzehnte mit mehr als 20 unterschiedlichen Bässen zu bewundern. Am bekanntesten dürfte wohl aber der legendäre Höfner 500/1-Bass sein.
Sein erstes Exemplar aus dem Jahre 1961 lieh er sich von seinem Vorgänger, dem einstigen Beatles-Bassisten Stuart Sutcliffe. Aufgrund der verwendeten Cavern-Pickups erhielt dieser Bass, den Beinamen „Cavern“.
Für Paul war dieser Bass von seiner Form her ideal, da er das Instrument als Linkshänder umdrehte und der 500/1 durch seine symmetrische Form dann nicht so komisch aussah, wie viele andere Bässe. Außerdem sei wohl auch der Preis ein ausschlaggebendes Kriterium gewesen, denn einen teuren Bass konnte sich der heute Multimillionär damals einfach nicht leisten. Da Höfner damals kein Exemplar des 500/1 im Sortiment hatte, handelte es sich bei dem von Paul McCartney in einem Hamburger Musikhaus bestellten Instrument um eine Sonderanfertigung.
Bei diesem Bass wurden die Cavern-Pickups durch Diamond-Logo-Pickups ersetzt und an den Steg versetzt. Dort befanden sie sich übrigens in den ersten Modellen dieses Basses auch. Außerdem hatte dieser Bass von 1962 dann auch das goldene Logo auf der Kopfplatte.
Nur ein Jahr später wurden die Diamond-Logo-Tonabnehmer dann durch Staple-Pickups ersetzt und auch an Hals und Mechaniken gab es ein paar Veränderungen. Diesen 1963er Höfner Violin Bass nutzt Paul übrigens bis heute.
Der erste Bass, den Paul bei den Beatles nutzte, wurde nach den Aufnahmen zu „Let it be“ im Jahr 1972 gestohlen und blieb lange verschollen. Erst im Februar 2024 fanden die Investigativ-Journalisten Scott und Naomi Jones den Bass dann endlich wieder und konnten ihn an Paul McCartney zurückgeben.
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Anfang der 1990er-Jahre wurden übrigens sowohl von dem 61er-, dem 62er- und dem 63er-Modell Repliken hergestellt, die später noch von zahlreichen Höfner-Reissue- und Anniversary-Modellen des 500/1 begleitet werden.
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In diesem Video wird eine genaue Anleitung gegeben, wie man seinen Reissue-Bass klanglich noch näher an das Original von Paul McCartney heranbringen kann.
1964 Rickenbacker 4001S
Wer kann schon von sich behaupten, John Rickenbacker ihm persönlich einen seiner wunderschönen Bässe schenkte? Klar: Paul McCartney kann auch hier wieder einmal den Finger heben. 1965 bekam er bei der Hollywood Bowl-Aufführung der Beatles einen Rickenbacker Shortscale-4001S für Linkshänder geschenkt. Seine ursprüngliche Fireglo-Finish-Lackierung musst dann für Werbevideos zu für „Sgt. Peppers Lonely Hearts Club“ einem bunten, psychedelischen Finish weichen. Nachdem die Beatles sich aufgelöst hatten, wurde übrigens die ursprüngliche Lackierung wieder freigelegt und das Instrument wurde zu seinem Hauptbass während der „Wings“-Zeit.
Die Neuauflage in Form des Rickenbacker 4001c64 kam 2001 auf den Markt. Die Produktion wurde zwischenzeitlich aber wieder eingestellt. Außerdem sah man Paul auch immer mal wieder mit einem Rickenbacker 4003S 5-String, der ebenfalls auch dem Rickenbacker 4001S basiert.
Doch auch ein ’66 Fender Jazz Bass in Sunburst, ein Yamaha BB 1200S sowie ein BB 1200, ein Fender Precision, ein Wal Mk II 5-String Bass, der Kay Jazz Special und der Egmond Solid 7 Paul McCartney Self-Made-Bass wurden von dem legendären Bassisten gespielt.
Ende der 1970er-Jahre sah man ihn auch mit einem Zemaitis Heart-hole Acoustic-Bass und 2021 stand er mit einem Epiphone Rivoli Bass auf der Bühne.
Daneben besaß und besitzt Paul McCartney auch zahlreiche Gitarren, Pianos, Synthesizer, Keyboards und eine unglaubliche Fülle an weiterem Equipment, das er immer wieder auch in unterschiedlichen Songs spielte. Da es hier aber nur um seine Bässe gehen soll, verzichte ich auf die Auflistung dieser Instrumente.
Die Bassverstärker von Paul McCartney
Paul McCartney verbinden fast alle mit Vox-Amps, die Paul von Beginn an und vor allem in den frühen Jahren bei den Beatles nutzte. Von 1962 bis Anfang 1966 ist der Vox AC30 der Verstärker-Sound der Beatles-Songs. Sie machten Vox-Amps zur Legende, was unter anderem wohl auch mit folgender Geschichte zusammenhängt: Im Jahr 1963 soll Brian Epstein Reg Clark, seines Zeichens Manager des Vox-Showroom in London besucht und gebeten haben, die zwei defekten Vox AC30 der Band gegen funktionstüchtige Modelle auszutauschen. Obwohl Vox-Inhaber Tom Jennings dagegen war, tauschte Clark die Amps tatsächlich aus. Allerdings erhielt er als „Dankeschön“ die Zusage, dass die Beatles, sollten sie erfolgreich werden, immer Vox-Amps nutzen würden.
Das taten die Jungs dann auch ganz artig, aber erstaunlicherweise ist es so, dass der 6G6-B Bassman von Fender aus dem Jahr 1964 der Amp ist, der in den meisten Beatles-Songs von Rubber Soul (1965) bis Abbey Road (1970) zu hören ist. Von 1965 bis Mitte 1967 nutzte Paul zwar auch einen Vox-Amp, aber der Bassman war sein Hauptbassverstärker. 1967 übernahm George Harrison den Bassman dann als seinen Hauptverstärker.
Auf „Revolver“ (1966) und „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (1967) nutzte Paul McCartney dann aber einen Vox UL730.
Leider hatten die kleinen Amps gegen die Schreie der hysterischen Fans aber irgendwann keine Chance mehr und so stieg Paul auf einen Vox AC100 mit passender 4×12-Box um.
Obwohl er im Studio verschiedene Ashdown- und Fender-Verstärker verwendet, war Paul McCartney während fast seiner gesamten langen Karriere ein konsequenter Anhänger der Vox-Verstärker. Auch als Solokünstler nutzt Paul McCartney immer wieder den AC30.
Daneben findet man in Pauls Setup zwei MESA Bass Strategy Eight: 88-Verstärker in einem MESA PowerHouse 1000 sowie in einem MESA PowerHouse 2×15.
Paul McCartneys Effektpedale
Paul McCartney nutzt ein einfaches Pedalboard, das Pete Cornish speziell für ihn angefertigt hat. Darauf befinden sich ein Gitarren-/Bass-Switch, Verzerrer- und Chorus-Effekte sowie einen Mute-Switch und einen eingebauten Boss TU-12 Chromatic-Tuner.
Wow! Danke für diesen interressant geschriebenen und sehr informativen Artikel.
Als ich die Überschrift las, kam mir gleich der Gedanke: „Da wird aber ganz dick aufgefahren… Welcher Bassist wird denn wohl der nächste sein?“
Automatisch erinnere ich mich an ein Konzert von Eberhard Weber im „Speicher“, Husum. Dort hüllte die geniale Spielweise Webers die Zuhörer in andere Spähren… Bass ist schon ein sehr flexibles Instrument, wenn es beherrscht wird.
Ich bin wirklich gespannt! Vielleicht geht es demnächst in eine ganz andere bassspielende Richtung?
Vielleicht können wir Les Claypool näher kennenlerne ?🤪
@CDRowell Also falls Sonja wirklich die „Urväter“ des Bass durchdekliniert, dann freue ich mich einfach schon mal auf die Folgen mit James Jamerson, Bootsy Collins und John Entwistle 🙂
@chardt Auf jeden Fall bleibe ich am Ball und freue mich auf genau so spannende und fesselnde Passagen!
Es gibt ja Unmengen an wirklich guten und prägenden Bassisten, wie Mark King, die schon einiges an eigenen Ideen zum Thema Bass spielen rein gebracht haben.😍
Na, habt Ihr denn schon in meine Liste gelinst? 🤭Der eine oder andere der Genannten dürfte sich hier auf alle Fälle bald mit einreihen😉
Einer der wenigen Bassisten, die auch noch gleichzeitig sehr gut sangen. In den Sixties war da nur noch Jack Bruce. Übrigens meine 1 unter den Bassisten.
Chris Squire würde mich auch interessieren – höre ich heute noch gern.