Die besten Freeware Synthesizer 2008 – Teil 1

Siegfried Kullmann SQ8L

Die mittlerweile von Creative Labs geschluckte amerikanische Hardwareschmiede Ensoniq brachte 1988 mit dem SQ-80 eine der frühesten Workstations auf den Markt, die neben Sequencer und Multitimbralität mit einer eigenwilligen Variante der in den 80er beliebten Synthese aus digital und analog hervorstach: eine Wellenformauswahl aus 75 digital gespeicherten Grundwellenformen waren seinerzeit Standard, Oszillator-Hardsync und AM sowie analoge Filter und eine ausgesprochen große Auswahl an Modulationsmöglichkeiten aber nicht. Der SQ-80 war somit ein echter Hybride, der analoge Wärme, aber auch digitale Kälte gut beherrschte, wegen seiner analogen Architektur aber sogar letzteres etwas organischer rüberbrachte als etwa ein DX 7. Dank der Bemühungen des Freeware-Programmierers Siegfried Kuhlmann gibt es jetzt eine Softwarevariante des damals recht beliebten Ensoniq-Synths, die, wie auch das Original, durch vielseitige Klänge, ausgesprochen guten warmen Grundklang und eine tolle Spielbarkeit glänzt. Der SQ8L ist dabei die „Light“-Version des noch veröffentlichten SQ8X, für den dann (leider) wohl bezahlt werden muss, im Unterschied zur kommenden Vollversion fehlen ihm ein paar Möglichkeiten wie die Layermöglichkeit, um mehrere Sounds übereinander zu schichten; auch ist er nur achtstimmig.

Der SQ8L

Dennoch bietet er eine Menge: drei Oszillatoren (mit Hardsync und AM für die ersten beiden), einen Wellenformvorrat mit üblichen Standards (ahh, nicht schon wieder Sägezahn), aber auch Lofi-Wellenformen von echten Instrumenten, Drums oder speziellem wie stimmartigen Wellengrundformen), 4-poligen Lowpass-Filter mit Resonanz, Mono- und Legatomodus, aber vor allem vielseitigen Modulationsmöglichkeiten: drei flexible Hüllkurven für die Oszillatoren, eine weitere separate Hüllkurve für die gesamten Oszillatoren, vier sehr flexible LFOs (mit verschiedenen Wellenformen oder einer „Humanize“-Funktion) und sogar eine kleine Modulationsmatrix. Trotz konventioneller Architektur lassen sich so wirklich ausdruckstarke Presets erstellen, etwas Eingewöhnungszeit vorausgesetzt. Die Standard-Sounds nützen die Möglichkeiten des Synthesizers zwar aus, sind aber recht konventionell – es sind (vermutlich) die Standard-Originalklänge, und der kommt eben aus den 80ern. Der professionelle Anspruch des kleinen Instrumentes wird auch unterstrichen durch Features wie Import- und Exportmöglichkeit originaler SQ80-Sounds (auch direkt via MIDI), verschiedene Parameter, um den Klang dem Original näher zu bringen (etwa Geschwindigkeit der Hüllkurven oder einstellbare Sättigung des Signals) oder einer eingebauten Hilfsfunktion, die die Parameter erklärt. Klanglich ist der SQ8L wirklich originell, er klingt warm, druckvoll, recht edel, aber mit speziellem Vintage-Charakter. Besonders gut gefallen haben mir einfache Flächen und Bässe, die gerade durch das gute Filter viel Spaß machen. Komplexere Sounds sind nicht so sein Metier, aber dafür macht er wirklich eine Menge Spaß – eine sehr gute Emulation eines sehr musikalischen Synthesizers.