Edjing Pro LE
Namenstechnisch gibt sich der gute Edjing etwas verwirrend: Neben Pro und Pro LE gibt es auch noch einen Edjing Mix. Was den von dieser Version unterscheidet, klären wir gleich. Verwirrend allerdings auch schon der Programmstart der vorliegenden LE-Version. Da nämlich werden wir aufgefordert, uns doch bitte doch gleich besser die Vollversion zu besorgen – und können das dann entweder mit „Erfahren Sie mehr“ oder mit „Ok“ bestätigen. Ein „Nein danke“ wird nicht angeboten. Lösung: „Ok“ schließt den Requester. Aber nicht, ohne eine weitere „Holen Sie es sich“ einzublenden. Ich sag ja – verwirrend…
Die Oberfläche gibt sich aufgeräumt und verzichtet auf die Darstellung von sich drehenden virtuellen Plattentellern. Braucht eh kein Mensch wirklich, wenn wir ehrlich sind. Stattdessen gibt’s als zentrale visuelle Anlaufstelle die jeweilige Wellenform der beiden Decks. Dazwischen ein etwas unscheinbarer Crossfader (mit acht einstellbaren Crossfader-Kurven) und zwei überdimensionale Sync-Buttons – die trifft man dann auch auf dem iPhone problemlos. Das in den Bewertungen angesprochene Problem beim Synchronisieren kann ich nicht bestätigen – funktionierte im Test einwandfrei. Über „BPM“ kann ich das Tempo auch eintappen, halbieren oder verdoppeln.
Ebenso leicht bedienbar ist die Loop-Funktion (1/32 bis 16 Beats) und das Setzen der vier Cue-Punkte. Durchdacht: Zum Löschen der Cue-Punkte ist eine Bestätigung erforderlich, da kann nichts im Eifer des Gefechts verschwinden. Noch schöner wäre allerdings gewesen, wenn man die auch einzeln löschen könnte. Aber nun gut.
Der auf den ersten Blick vermisste Channel-Fader findet sich – samt Pegelanzeige) im Pop-up-Fenster des 3-Band-EQs (mit Killfunktion, wenn alle drei Fader auf null stehen) wieder. Etwas ungewöhnlich, aber – so oft brauche ich den ja eigentlich auch wieder nicht. Ebenso versteckt der Pitchfader unter einem Tempo-Button; dass ich zum Aktivieren des Pitchlock die dort abgebildete Note anklicken muss, erfahre ich eher zufällig. Eine Beschriftung wäre da nett gewesen. Die FX-Abteilung schließlich gibt sich bescheiden: zwei Loop-Rolls plus Beatgrids zum Variieren von Kicks und Snares.
Alles in allem ein ordentliches und für eine Free-Version recht umfangreiches Paket, das alle erforderlichen Basics (und noch ein paar Sachen darüber hinaus) mitbringt und mit einem ordentlichen, durchdachten Handling überzeugt.
Unterschiede zur Vollversion
In der Vollversion „edjing Pro – dj controller“ für 8,99 Euro gibt’s überdies den Automix-Modus, Pre-Cueing, die Aufnahmefunktion, Vorhören, weitere Farbeffekte und einen unbegrenzten Zugriff auf die SoundCloud- und iTunes-Library.
Pacemaker Music – DJ Mix App
Kleine Überraschung beim Start der iOS DJ-App. Da heißt es nämlich kryptisch „Lieber Pacemaker-Nutzer, aufgrund der DSGVO haben wir unsere“ – und damit endet die Botschaft, die ich nur durch ein ok von ihrem verstümmelten Dasein erlösen kann. Was immer sie mir auch sagen wollte.
Aber zurück zur App. Die ist seit 2011 am Start (als Fortführung der Pacemaker-Hardware von 2009, einem 600 Euro teuren, portablen DJ-System) und so etwas wie der künstlerische, eigenwillige Minimalist unter den DJ-Apps. Der übrigens dann auch 2015 der Gewinner des Apple Design Awards gewesen war. Dreh- und Angelpunkt der App sind zwei Kreise, die zum einen Turntables, aber auch multifunktionale Bedienelemente sind. Ruft man einen der vier Icons im Kreisinnern auf, so ändern sich der Look und die Funktion besagter Kreise. Um es an einem Beispiel zu erklären: Bei „FX“ wird der vormals einfarbige Kreis in acht gleichgroße, verschiedenfarbige „Tortenstücke“ unterteilt. Tippe ich einen an, kann ich das Tortenstück nach links oder rechts auf dem Kreis vergrößern – und so den Wert (der auch in Zahlen angegeben wird) ändern. Das ist einfach, extrem übersichtlich und schön stylish.
In der kostenlosen Version sind die Möglichkeiten allerdings stark eingeschränkt: So gibt’s bei den Effekten lediglich einen 3-Band-EQ und „Gain“ (was immer das auch bei den Effekten zu suchen hat), weitere Effekte wie Beat Skip, Echo, Reverb, Hi-Lo oder Roll können für je 2,29 Euro ebenso erworben werden – oder für 10,99 im Paket zusammen mit „Loop“ – denn auch diese Basic-Funktion gehört beim Pacemaker zu den kostenpflichtigen Extras. Ach ja – Cue-Punkte gibt’s auch nur einen; der wird mit dem Finger auf der Waveform verschoben.
Einiges ist auch in den Einstellungen versteckt – zum Beispiel die Keylock-Funktion, die hier irritierenderweise „Time Stretch“ heißt und nur im unteren Prozentbereich ohne Artefakte rund läuft. Überhaupt muss man hier einiges erst einmal suchen: Der Tempo-Fader verbirgt sich hinter dem Tacho-Icon und wird ebenfalls per Kreissteuerung bedient. Was gut gefällt: Eine Record-Funktion ist vorhanden, der Crossfader rastet auf Wunsch in der Mittelstellung ein, Automix läuft auf Knopfdruck und auch eine Anbindung an Spotify findet sich.
Pacemaker ist so was wie das Designermöbel unter den iOS DJ-Apps: Sieht ungewöhnlich und stylish aus und ist im Detail auch gut zu bedienen, wobei aber der Workflow dann etwas auf der Strecke bleibt. Keine App für DJs mit Ambitionen, sondern eher was für Schöngeister, Designfreunde und Minimalisten.
Unterschiede zur Vollversion
Die Gratisversion kann durch Zukäufe von je 2,99 Euro um weitere Effekte aufgepumpt werden. Im „Value Pack“ für 10,99 Euro fünf plus Loop-Funktion enthalten, im „PowerPack gibt’s für 6,99 Euro mit „ChopChop“, „8-bit“ und „Whitenoise“ drei weitere Effekte enthalten. Die kosten einzeln dann 4,49 Euro. Das Komplettpaket geht dann also mit 17,98 Euro über die Theke – was im Vergleich zur Konkurrenz (und zu den enthaltenen Features) nicht unbedingt preiswert ist.