Jahresrückblick Modular-Highlights 2020
Die besten Modular-Synthesizer Module des vergangenen Jahres
Es ist wieder soweit, hier nun unser Rückblick und eine Auswahl der interessantesten Eurorack-Module des vergangenen Jahres. Sicherlich wird unsere umtriebige Community auch noch das ein oder andere Modul beisteuern können und somit die Liste vervollständigen. Drei der hier vorgestellten Kandidaten sind zwar bereits Ende 2019 erschienen, aber fanden damals noch keinen Einzug in die Best-of-Liste von 2019. Die Reihenfolge ist schlicht alphabetisch und stellt somit keine Wertung oder Abstufung dar.
1010 Music MOK Waverazor Dual Oscillator
In der aktuellen Firmware-Version ist der 1010 Music MOK Waverazor Dual Oscillator einfach eine unschlagbare Waffe um alles von böse über böser bis hin zu … (hier kann jeder sein ultimatives Böses eintragen) zu erreichen. Die patentierte Waveslicer-Technologie erlaubt dabei aber auch subtile Eingriffe und mit der neuen Editor-Software kann man sich nun auch eigene Konfigurationen und Parameter-Mappings erstellen.
Behringer 960 Sequential Controller
Tja, was gibt es da zu sagen, ein solide verarbeiteter 3-spuriger-8-Step-Sequencer, der sich streng an das Original der alten MOOG Modularsysteme hält. Über den optionalen Sequential-Switch ist die Erweiterung auf 16 oder gar 24 Steps gar nicht mehr abwegig und, das muss hier gesagt werden, auch preislich in erschwinglicher Reichweite.
Endorphin.es Queen of Pentacles
Die Gute hat es mir echt angetan, eine Ein-Modul-Detroit-Maschine der härteren Art inklusive eigener Samples über SD-Karte und knackigem Effektgerät, das auch noch über CV gesteuert werden kann? Holla die Waldelfe … ich meine Waldfee. Die analogen Drums machen richtig Druck und sind von vornherein darauf ausgelegt, gediegen übersteuert zu werden. Bei der Endorphin.es Queen of Pentacles ist kein Knopf oder Parameter eine schnöde Verbrämung – hier hat alles seinen Sinn. Einzig und allein die eigenwilligen Bezeichnungen … naja.
Frap Tools USTA
Ein echtes Sequencer-Powerhouse in bestechender Optik und mit einem riesigen Funktionsumfang. Vor allem beherrscht der Frap Tools USTA Skalen aller Art auch und besonders außerhalb unserer wohltemperierten 12-Ton-Stimmung. Dieser Sequencer hat Mikrotonalität quasi schon in der DNA. Mich fasziniert vor allem die mutige Optik und Designentscheidung, die Steps elliptisch anzuordnen. Klar – kreisrunde Sequencer gab es schon, aber Ellipse? Einfach gelungen.
Industrial Music Electronics Kermit MKIII
Ein wirklich sehr versatiles Teil, das sowohl als 4-facher LFO mit Sample- sowie Track-and-Hold funktioniert als auch als Bass-Oszillator. Die Schwingungsformen sind dabei nicht begrenzt auf die alten Bekannten, sondern werden von einer Wave-Table gesteuert. Und das Beste: Man kann eigene Wave-Tables per SD-Karte übertragen! Sieht das Industrial Music Electronics Kermit MKIII auf den ersten Blick doch recht unscheinbar aus, ist es sogar möglich, die LFOs zu synchronisieren und über eine interne Modulationsmatrix miteinander zu koppeln – reichlich Experimentierfläche für Freunde der tiefen Schwingungen.
Make Noise Mimeophon
Dieses Delay mimt nicht nur ein Delay, es beherrscht auch Karplus-Strong-Synthese sowie auch Chorus- und Flanger-Effekte dank einer manipulierbaren Delay-Zeit. Generell ist dies ein Effektgerät, das gerne gespielt werden möchte und hat deswegen auch nichts mit Presets am Hut. Dafür können per Knopfdruck nicht nur schöne Stereo-Delays on-the-fly erzeugt werden; es ist auch ein Freeze mit an Bord, der das aktuelle Klanggeschehen einfach in einen Loop packt und somit eine weitere Funktion darstellt. Die verdrehten Klangwelten die Make Noise Mimeophon ausgibt (auch dank seiner Reverse-Echos) können inspirierend und beängstigend zugleich sein.
Dnipro Modular Metamorph
AMAZONA.de Autor Dirk E. aka Xsample bringt es auf den Punkt: Der Dnipro Modular Metamorph fühlt sich an wie ein etwas abgespeckter Rossum Control-Forge, dafür aber mit einer Hands-on-Bedieung und somit auch für den spontanen Live-Einsatz bestens geeignet. Natürlich kann man ihn als einfachen Sequencer patchen, aber der Spaß beginnt erst richtig, wenn man weiter denkt. Denn wie Dirk selber schreibt, sind die Möglichkeiten mannigfaltig: Umschalten von Systemzuständen oder unterschiedlichen Songteilen, Überblendungen von gepatchten Sounds, Parametern, ganzen Szenen oder verschiedener Sounds ineinander im spannungsgesteuerten Mixer, Auslösen von Ereignissen zu bestimmten Zeiten, drastisch oder subtil und das Ganze dann zur Clock im Takt … Da bekommt man ziemlich viel Leistung fürs Geld.
Verbos Electronics Foundation Oscillator
Manchmal ist weniger einfach mehr. So auch im Falle des Verbos Electronics Foundation Oscillator. Äußerlich rech unscheinbar und oberflächlich betrachtet nur zu Dreieck- und Rechteckschwingungen fähig, entpuppt sich der Oszillator als stimmgewaltiges Brett. Das verdankt er zunächst seinem eingebauten Wavefolder, aber vor allem der Möglichkeit, die Schwingungsformen zu multiplizieren und über den Timbre-Regler dann die Kontrolle über die Zusammensetzung des harmonischen Obertonanteils zu manipulieren. Kleines Modul – großer Klang.
vpme.de QD
Designed in Darmstadt – so prangt es stolz auf der Platine dieses vielseitigen vierstimmigen Drum-Moduls. Der Entwickler Vladimir Pantelic hatte dabei vor allem eine universelle Einsetzbarkeit im Sinn – jeder der vier Drum-Stimmen kann entweder von Drum-Modeling, einem Wavetable-VCO oder einem Sample-Player betrieben werden. Die Samples kommen dabei von einer SD-Karte. Um dem Klang noch mehr persönlichen Charakter aufdrücken zu können, verfügt der vpme.de QD zusätzlich über einen 3-Band-EQ und einen Kompressor. Zusätzlich gibt es pro Drum-Stimme noch die Möglichkeit, einen Parameter über CV zu steuern – ein echtes Arbeitstier im Rack und dabei noch voll Recall-fähig – was will man mehr?
Xaoc Devices Odessa
Den Kollegen muss man gehört haben, denn die schnöde Beschreibung „Variable Spectrum Harmonic Cluster Oscillator“ lässt kaum erahnen, welch breitwandige harmonische Gebilde sich hiermit erzeugen lassen. Von einfachen Synth-Sounds bis zu Tubular Bells ist hier viel unter der Haube. Dabei gelingt die Bändigung von bis zu 2560 Partialtönen mühelos über die gut durchdachte Oberfläche. FM ist genauso möglich wie ein Unisono-Mode mit bis zu fünf Stimmen. Man sollte unbedingt erwähnen, dass über ein Zusatzmodul, den Hel-Expander, das harmonische Nirvana auch noch fünffach polyphon spielbar ist – so viel Ton fürs Geld gab es selten
Hallo Thilo, schöne Übersicht, der ich auch zustimmen kann. Für mich war ein Highlight auch die Firma IO Instruments und vor allem deren Modul Himalia und das Zverb von Tiptop Audio als günstiges aber sehr sehr gut klingendes Reverb Modul. Wobei auch der Vermona Melodicer ein sehr ergiebiges Konzept erfolgreich verfolgt.
Der Eurorack-Markt hatte letztes Jahr tatsächlich einige tolle neue Module zu bieten. vpme.de Quad Drum Voice, Dnipro Modular Metamorph und den coolen Behringer 960 Sequential Controller durfte ich ja selbst testen, alle drei mit sehr hohem Spaßfaktor. Den Vermona meloDicer mit seinem sehr ausgeklügeltem Konzept und das Rossum Electro-Music Mob Of Emus, sowie das Mutable Instruments Blades, beide mit enormem Einsatzbereich und großer Vielfalt an Möglichkeiten, aber ordentlich hoher Lernkurve würde ich hier auch noch nennen wollen. Auch der Squarp Instruments Rample mit seiner Echtzeit-Sample-Knebelei war ein echtes Highlight. Robaux LL8 Trigger Sequencer als kleiner Bruder zum SWT16+ fetzt auch. Mein Geheimtipp aber ist die Soundforce Dual ADSR, für den Preis ein echter Knüller mit umfangreichen Modulationsmöglichkeiten und sehr wertiger Verarbeitung.