Deine erste Orientierung durch den Effektdschungel!
Du hast mit dem Gitarre Spielen angefangen und stellst dir die Frage: Welche Effektpedale gibt es? Um für alle Stilrichtungen relativ gut abgedeckt zu sein, reicht es im Allgemeinen, lediglich fünf Pedale auf dem Effektboard zu haben. Natürlich kann auch ein Multieffekt diese Aufgabe übernehmen, der Trend zu einzelnen (oft analogen) Pedalen ist jedoch ungebrochen. Wenn du dich also für das Thema Effektpedal interessierst und am Anfang stehst, bist du hier richtig!
Gehen wir einmal davon aus, dass du einen flexiblen Sound anstrebst, ohne die vollständige Effektpalette auf einem riesigen und schweren Pedalboard mitzuführen zu wollen. Dann müssen bestimmte Entscheidungen getroffen und clever geplant werden. Was brauche ich also unbedingt zur Verwirklichung meines gewünschten Sounds?
Ich persönlich benötigte unter anderem auch ein sehr kleines Pedalboard für Locations, die lediglich mit kleinen Bühnen ausgestattet sind. Auch einige meiner persönlichen Lieblingseffekte sollten Platz haben. Die Maximalmaße des Pedalboards wurden in meinem Fall von dem von mir gewählten Pedaltrain Nano + definiert. Wenn man es noch kompakter haben möchte, könnte man ausschließlich sehr kleine Pedale zum Einsatz bringen und somit das Board bei gleicher Effektivität noch dezenter halten.
Welche Pedale für Gitarre?
Hier ein Bild der Effektepedale meines Minipedalboards: (von rechts nach links) Friedman BE-OD (Klon), Analogman Prince Of Tone (Klon), Harley Benton D-Seed Delay, Xotic EP-Boost (Klon), John Hollins Easyvibe und tc Polytune 2. Hier wurde wirklich jeder Millimeter genutzt, da dies meine Wunschkandidaten waren, die alle unbedingt untergebracht werden mussten. Die Stromversorgung erfolgt hier über ein XLR-Kabel (die Buchse befindet sich an der Vorderseite des Boards) und eine sogenannte „Daisychain“. Alle Pedale werden mit 9-Volt-DC betrieben. Das entsprechende Netzteil liegt hinter meinem Amp, so habe ich keine dünnen Kabel auf der Bühne oder Steckdosen mit mehreren Netzteilen, wo dann schön Bier reinläuft, wenn das Publikum einen gewissen Alkoholpegel hat, was mich das Leben oder ein aufwendiges Säubern kosten könnte.
Die wichtigsten Effekte (Effektkategorien) werden nun in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit aufgeführt, wobei ihr persönlich natürlich ganz andere Präferenzen haben könntet und die Liste folgerichtig in einer anderen Reihenfolge zusammenstellen würdet. Dieser Beitrag soll zumindest die wichtigsten Aspekte der Effekte und des Themas Effektpedal berücksichtigen. Es geht los:
Was macht ein Overdrive Pedal?
Unentbehrlich ist natürlich der Verzerrer oder das Overdrive Effektpedal. Dieser kann ein Pedal für gemäßigte Verzerrung sein (z.B. Tubescreamer o.ä.) oder auch ein Pedal, das heftigste Verzerrungen generiert wie beispielsweise ein High-Gain-Verzerrer oder auch ein Fuzzpedal. Ich persönlich habe zwei verschiedene Verzerrer auf dem Board, da ich von Clean bis High-Gain, jede erdenkbare Nuance für meinen Job jederzeit verfügbar haben muss.
Ein Tubescreamer (oder vergleichbares Pedal) eignet sich nicht für alle Gelegenheiten, da er einen sehr mittigen Ton generiert. Vor einem angezerrtem Amp leistet er jedoch ausgesprochen gute Dienste, um den Amp beispielsweise weiter in die Sättigung zu treiben, da er in den tiefen Frequenzen deutlich beschnitten ist und somit keinen Klangmatsch erzeugt.
Das Angebot an Verzerrern ist gigantisch. Um das für die persönlichen Bedürfnisse passende Pedal herauszufiltern, sind eventuell einige Recherchen und viel Ausprobieren erforderlich. Verzerrer arbeiten mit Hilfe von integrierten Schaltkreisen oder auch FET-Transistoren. Fuzz-Pedale verwenden gerne auch einmal Transistoren älteren Typs (aus den 60er Jahren). Bei genauer Ansicht moderner Fuzz-Pedale bemerkt man, dass diese mittlerweile oft auch ICs einsetzen, aber dennoch „vintage“ klingen können. Es existieren natürlich auch Schaltungen auf Röhrenbasis. Diese erreichen oft den schönsten Klangcharakter, da die Röhre im Allgemeinen den natürlichsten und schönsten Klang bei höchstmöglicher Dynamik erzeugt. Röhrenverzerrer sind aufgrund des höheren technischen Aufwandes auch am kostenintensivsten. Hier eine Auswahl von Verzerrer-Pedalen, die wir bei Amazona getestet haben:
- Revv G2 Test Effektepdal
- Boss WAZA Metal Zone Test Effektpedal
- Jackson El Guapo Test Effektpedal
- MXR Dookie Test
- Chase Bliss Audio Brothers
- Walrus Audio Ages Test
Der Verzerrer ist meist das wichtigste Pedal auf deinem Board, weil er quasi deine persönliche Auffassung von „Ton“ und Klangcharakter repräsentiert. Viele Gitarristen überlassen die Verzerrung auch ihrem Verstärker, da sie davon überzeugt sind, dass ein Verzerrerpedal nicht an die Qualität einer vom Verstärker generierten Verzerrung heranreicht. Das stimmt auch mit meinen Erfahrungen überein. Doch Verzerrer-Pedale können, wenn Ihr den entsprechenden „Sweet Spot“ eures Amps findet, zusätzliche Facetten entfalten. Ob es sich jedoch immer so verhält, kann oft nur ein Vergleichstest der Effektpedale demonstrieren.
Wir haben in einem ausführlichen Vergleichstest mehrere Overdrive- und Verzerrer-Pedal unterschiedlichsten Colheurs gegeneinander antreten lassen: das EQD Plumes, das CBA Brothers, das JHS Bonsai, das EHX Soul Food, das HB Vintage, das REVV G3 sowie das Walrus Audio Ages.
Welches Effektpedal braucht man? Delay Pedal!
Unbedingt erforderlich für deine Effektpedal-Sammlung ist auch ein Delay, um dem Klang insbesondere beim Solo mehr Fülle und Charakter zu geben. Für die Musik der 50-60er Jahre ist eine Slapback-Einstellung (ca. 130 ms Verzögerung und relativ lautes Effektsignal mit 1-2 Wiederholungen) passend. Für eine Ballade oder Rhythmusfigur ist es wünschenswert, die Verzögerungszeit zu „tappen“, so ist man stets „in time“ mit der Musik. In meinen Anfangszeiten (80er Jahre), war man froh, überhaupt ein Delay zu besitzen. Dieses hatte dann meist nur jeweils eine Verzögerungszeit. Bei mir haben sich Verzögerungszeiten zwischen 360 und 460 ms für die meisten Situationen gut bewährt. Heute ist der Markt glücklicherweise mit guten und bezahlbaren Produkten im Überfluss ausgestattet.
Auch das Delay kann ein Werkzeug zu deinem persönlichen Signatursound sein. Viele berühmte Gitarristen (The Edge von U2, David Gilmour etc.) haben dies bewiesen. Delays sind inzwischen eine eigene Kunstnische für sich: Größen wie das Strymon Timeline können jeden erdenklichen Effekt erzielen und kombinieren Reverse- und Granular-Delays mit Modulationen wie Tremolo. Wir haben uns an anderen Stellen dem Thema Delay Effektpedal ausführlich gewidmet. Hier erstmal eine kleine Auswahl von Delay-Pedalen, die wir in unserer Redaktionen getestet haben:
- Walrus Audio MAKO 1 Test
- Boss DD-8 Test
- KMA Audio Machines Cirrus Test
- MXR Carbon Copy Test
- Earthquaker Devices Avalanche Run V2
Doch ist nur die Spitze des Eisbergs. Oft steht auch die Frage im Raum, wie mit Delays überhaupt zu verfahren ist – wie genau setzt man sie denn am besten ein? Auch dieser Frage haben wir uns in einem Workshop gewidmet:
Wenn du einen besonders warmen Delay-Sound suchst, kommst du an analoge Delays erstmal nicht vorbei. Tatsache ist: der analoge Signalweg und die damit verbundene Degeneration des Signals in der BBD-Verschaltung ist ungeschlagen authentisch und etwas Besonderes. Das wissen wir – und haben mehrere analoge Delays gegeneinander antreten lassen:
Es gibt inzwischen auch Firmen, die sich an ein etwas anderes Prinzip von Delay versuchen: das Effektpedal mit Granular-Delays, und dabei entstehen völlig neue, zeitgemäße Klangwelten, die dort ansetzen, wo manche Modulationseffekte manchmal ein bisschen angestaubt wirken. Auch diese Auswahl wollen wir dir vorenthalten:
- Hologam Electronics Infinite Jets Test
- Hologram Electronics Microcosm Test
- Red Panda Particle
- Red Panda Particle V2
Was für Effektpedale gibt es – Modulationseffekte
Reicht der Platz auf dem Pedalboard nur für ein Modulationspedal, hat man die Qual zwischen Chorus, Phaser, Flanger, Tremolo oder Vibrato. Ich persönlich bevorzuge einrn Vibrato- oder auch gelegentlich einen Tremoloeffekt, da ich mich am Chorus sattgehört habe. Das muss der persönliche Geschmack entscheiden.
Auch hier ist die Auswahl aufgrund des großen Angebots nicht leicht. Wir haben hier trotzdem mal eine Auswahl der besten Modulationspedale gewagt. Wenn du auf 70er Jahre Musik stehst, wird auch vielleicht ein Phaser auch deine erste Wahl sein. Willst du einen Eddie Van Halen Sound imitieren, brauchst du, abgesehen von einem entsprechenden Zerrer, mindestens ein Delay, einen Phaser und einen Flanger. Für Sounds à la Steve Lukather oder auch Mike Landau benötigst du (nein, nicht unbedingt einen Kühlschrank voller Rack-Effekte) mindestens einen fetten Zerrer, einen Chorus und ein bis zwei Delays. Bei keiner anderen Pedalklasse gilt so sehr wie bei den Modulationen: der Song sollte den Einsatz bestimmen! Modulations-Effektpedale können sehr schnell zu intensiv ausfallen und sich in den Vordergrund drängen und dabei unangenehm ausfallen.
Hier eine Liste unterschiedlicher Modulationspedale, die wir getestet haben:
- KMA Audio Machines Horizont Phaser
- Fender Lost Highway Phaser
- Earthquaker Devices Pyramids Flanger
- Positive Grid Bias Modulation Twin
- GFI Systems Synesthesia Test
- Boss MD-200 Modulationspedal
- Wampler Terraform Modulationspedal
Viele Pedale packen mehrere Modulationen in ein Effektpedal: Tremolo, Phaser, Vibe und Flanger gibt es dann in einem Pack. Inzwischen werden klassische Modulationspedale immer seltener – also ein einfaches Phaser- oder Flanger-Pedal.
Was macht ein Kompressor Effektpedal?
Nützlich kann auch ein Kompressor sein. Für bestimmte Stilrichtung (Country etc.) ist auch er quasi unentbehrlich. Er limitiert die Dynamik und generiert einen „squashy“ und sehr durchsetzungsfähigen und fetten Ton.
Ein Kompressor wird oft für den klaren Ton eingesetzt und erfüllt auch gerne einmal die Funktion eines Boosters, wenn er moderat, also mit verhältnismäßig wenig Kompression eingesetzt wird. Aber auch vor bzw. hinter einem Verzerrer platziert (David Gilmour), erzeugt ein Kompressor wirkungsvolle Klänge. Unter Effektpedale gehört also für Spieler mit viel Groove in der rechten Hand ein Kompressor-Pedal.
Die Zufriedenheit mit dem letztendlich generierten Gesamtsound hängt natürlich auch sehr stark von der persönlichen Erfahrung und dem Feingefühl bei der Einstellung der Regler ab. Je mehr Parameter, desto größer ist auch die Gefahr, Müll zu produzieren. Wenn das entsprechende Wissen nicht vorliegt, besser einen Fachmann fragen, sich einlesen oder durch „Trial and Error“ schließlich zum Erfolg gelangen. Hier eine kleine Liste von Kompressor-Pedalen, die wir bei uns getestet haben:
Die wichtigsten Effektpedale für Gitarristen – Booster Pedal
Auch ein Booster Effektpedal kann sehr nützlich sein, um uns im Solo lautstärkemäßig zu „featuren“. Ich persönlich setze einen Booster nur beim klaren Sound ein. Würde ich ihn bei gleicher Einstellung auch zur Lautstärkeanhebung eines verzerrten Klangs einsetzen, wäre der Lautstärkegewinn vergleichsweise deutlich geringer, da sich dieser bei einem bereits komprimierten Signal weniger deutlich auswirkt, also im Endeffekt nicht ausreicht.
Keinesfalls unwichtig ist auch die Positionierung des Boosters in der Signalkette: Vor einem aktivierten Verzerrer generiert er eine höhere Verzerrung des Gesamtsounds. Am Ende der Signalkette erhöht er das gesamte Level, ohne mehr Verzerrung zu erzeugen, vorausgesetzt der Verstärker wird clean gespielt. Natürlich kann der Booster auch einen beispielsweise angezerrten Amp deutlich mehr in die Sättigung treiben, also „anblasen“ bzw. anzerren.
Die auf dem Markt befindlichen Booster sind sehr ähnlich aufgebaut. Zum Bau werden oft nur relativ wenige Bauteile verwendet, obwohl es auch deutlich aufwendigere Schaltungen gibt. Den Kult, der um das eine oder andere Boost-Pedal gemacht wird, ist meist übertrieben, da ein Booster letztendlich die Aufgabe hat, das Signal möglichst klangneutral zu verstärken, was sich aus technischer einfach gestaltet.
Was für Gitarrenpedale braucht man – Stimmgerät Pedal
Ist noch Platz auf dem Board, sollte man ein Stimmgerät am Start haben, insbesondere wenn man auf der Bühne unterwegs ist. Der Vorteil ist, dass während des Stimmvorgangs das Signal „gemutet“ wird und das Publikum akustisch somit nichts vom Stimmen mitbekommt. Ein an der Kopfplatte anklippbarer Tuner leistet gleichfalls einen guten Job.
Das richtige Hallpedal (Reverbpedal) für dich
Viele Verstärker verfügen über einen eingebauten Halleffekt. Dieser sollte natürlich genutzt werden, obwohl er bei Einsatz hoher Verzerrung gelegentlich auch Klangmatsch produziert. Man muss dann einen Kompromiss (also nicht zu viel Hall einsetzen) finden, wenn man klare wie auch stark verzerrte Sounds einsetzt. Ein externer Halleffekt in Form eines Pedals ist teilweise deutlich flexibler, kann aber auch richtig Geld kosten. Wenn wir uns auf fünf Bodentreter auf dem Pedalboard beschränken wollen, würde ich die Anschaffung eines Hallbodentreters zunächst hinten anstellen, es sei denn, er ist ausgesprochen wichtig für euren Sound.
Für diesen Fall präsentieren wir euch eine Auswahl von Hallpedalen, die wir bei uns in der Redaktion getestet haben. Fakt ist: die Auswahl auch richtig großartiger Hallpedale ist ziemlich groß. Und vielen solcher Effektpedale ist eine sehr individuelle Note zu eigen, mit der sich hervorragende atmosphärische Ergebnisse erzielen lassen.
- Earthquaker Devices Astral Destiny Test
- Strymon NightSky Test Effektpedal
- GFI Systems Specular Tempus
- Walrus Audio Slö Effektpedal Test
- Meris Mercury 7
Wir haben uns auch die Frage gestellt, wie Reverb-Pedale im Stereo miteinander verglichen werden können. De Facto ist es so, dass sich Live nur im Rahmen eines Stereo-Setups so richtig mit zwei Ausgängen arbeiten lässt. Im Studio sieht das schon anders aus. Unseren Vergleichstest könnt ihr lesen:
Welche Effektpedale für Gitarre – die Verkabelung!
Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zum Thema Verkabelung des Pedalboards – welche Reihenfolge macht am meisten Sinn? Welche Kabel solltest du nutzen, wie verkabelst möglichst platzsparend und was für Pedalboards gibt es? All das erfährst du hier:
Wir hoffen, dass dir diese Übersicht geholfen hat, das komplexe Thema Gitarrenpedale zu überblicken und dir einen ersten Eindruck zu verschaffen, worauf zu achten ist wenn du dir die Frage stellst: Welche Pedale sind für Gitarristen nützlich?
Bezüglich Kompressoren rate ich jedem, mal das wirklich interessante Portrait/Interview von/mit Steve Albini auf Soundonsound zu lesen.
Seitdem weiß ich, warum ich um die Dinger immer einen Bogen gemacht habe.
In besagten Albini Interview heißt es: „I’m not a fan of the sound of compression and I try to avoid it.“
Das ist aber kein Argument gegen die Verwendung von Kompressoren, sondern lediglich seine geschmackliche Ansicht zu diesem (oder Herangehensweise an dieses) Thema.
Für andere (und durchaus weit bekanntere) Audio-Producer ist Kompression seit Jahrzehnten ein erfolgreich verwendetes Tool, um damit bestimmte Sounds zu erreichen.
Seitdem weiß ich, warum ich mich gern und viel mit diesen Dingern beschäftige.
Ich komme selbst von der Gitarre, aber bei dem ersten Bild würde ich mich fragen: was hast du falsch gemacht?