Amazona:
Aber diese „unschuldige“ Phase war irgendwann vorbei, und die Analogära ging dann auch zu Ende. War der Übergang zur Digitaltechnik eine große Herausforderung?
Toshio Yamabata:
Ähmmmmmmmmmm – also einfach war es nicht, (allgemeine Heiterkeit) aber wir waren natürlich darauf begierig, neue Technologien zu ergründen und anzuwenden. Es war eine sehr interessante Zeit. Sie wissen ja, dass der Yamaha DX7 mit seinem Erscheinen den Markt nahezu beherrscht hatte. Wissen Sie auch, dass sich eigentlich Herr Kakehashi um die Rechte an der FM-Technologie bemüht hatte?
(Anmerkung: Nein, wusste ich nicht. Die Synthesizer-Historie hätte also auch ganz anders verlaufen können.)
Doch als Yamaha dann überraschend das Patent erwarb, mussten wir uns nach etwas anderem umsehen. Zwar liefen unsere Juno- und JX-Keyboards noch ganz gut, doch es war klar, dass wir etwas Neues brauchten.
Amazona:
Dieses Neue wurde dann der D-50. Hier hatten Sie eine ganz andere Form der Tonerzeugung als bisher, basierend auf kurzen Attack-Samples und zyklischen Wellenformen. Hatten Sie bei der Entwicklung schon eine Vorstellung davon, welche Art von Sounds man damit würde machen können?
Toshio Yamabata:
Ein sehr guter Punkt, den Sie da ansprechen. Beim D-50 hatten wir schon früh mit einigen Musikern zusammengearbeitet, deutlich mehr als zuvor. Früher hatten wir uns über die Zeit ein gewisses Know-how erarbeitet, wo wir schon vorab sagen konnten, diese oder jene Schaltung ergibt diesen oder jenen Sound. Aber beim D-50 war das ganz anders, es war unmöglich vorherzusagen, wie das im Endeffekt funktionieren würde. Wir warteten also auf das Feedback der Musiker und Sounddesigner, schließlich war ja auch die Editierung am Gerät sehr verschieden von vorherigen Synthesizern. Schlussendlich mochten alle das Gerät und es wurden tolle Presets programmiert.
Amazona:
Von alle ihren Entwicklungen, welcher Synthesizer ist Ihnen der liebste?
Toshio Yamabata:
Der Jupiter-8! Er war schließlich mein erstes Gerät. Bevor ich zu Roland kam, hatte ich mir ein Bild von dem perfekten Synthesizer gemacht und der Jupiter-8 kam dem wirklich sehr nah. Dass ich selbst daran arbeiten konnte, war wie ein Traum für mich. Selbst heute noch macht er verglichen mit aktuellen Synthesizern einen sehr guten Sound.
Amazona:
Haben Sie noch einen Jupiter-8 bei sich zu Hause?
Toshio Yamabata:
Natürlich!
Das Gespräch war Teil des großen Interviews, an dem auch Product Designer Hidemasa Togai teilnahm. Deswegen springt der Text an einigen Stellen und es gibt keinen richtigen Abschluss. Aber insgesamt fand ich Toshio Yamabatas Erinnerungen sehr interessant, wobei sich mir gleichzeitig die Frage stellt, warum Roland nicht mehr aus seiner Historie macht und die Leistungen der einzelnen Entwickler mehr herausstellt. Aber bei der Werksbesichtigung kam immer wieder zum Ausdruck, dass das Roland Motto „we design the future“ nicht nur für die Firmenphilosophie, sondern auch die Darstellung bestimmend ist. Das macht diesen Einblick hinter die Kulissen aber vielleicht auch umso wertvoller.
Aber noch ist nicht Schluss mit der Roland-Vintage-Show. Im Bericht zum R&D-Center hatte ich bereits erwähnt, dass dieses Gebäude neben den Einrichtungen für die technologischen Entwicklungen noch einen sehr interessanten Raum beinhaltet, nämlich das hauseigene Museum mit einer großartigen Auswahl an Synthesizern, Orgeln, Drummaschinen, Sequencern und Effektgeräten. Zwar sind nicht alle jemals von Roland hergestellte Instrumente zu bewundern, dennoch ist die Kollektion beeindruckend. Übrigens wurden viele Geräte von privaten Sammlern gestiftet, da speziell in der Anfangszeit bei Roland niemand daran dachte, Geräte für ein späteres Firmenarchiv aufzubewahren. Hier nun ein paar Highlights der Roland Historie.
Vor Roland hatte Ikutaro Kakehashi Ace Tone gegründet. Neben Orgeln waren es vor allem die Rhythm Ace Drummaschinen, die unter anderem auch in diversen Hammond Orgeln als Rhythmusbegleitung eingebaut wurden, die den Erfolg der Firma begründeten. Die bekanntesten Modelle sind wohl FR-1 und FR-8L.
Jim, wie immer großartiger Lesestoff!!!… Danke, toller Job.
@Atarikid Danke – ich hoffe das Gucken hat genauso Spaß gemacht ;-)
Great read! Thank you. Where exactly is Roland located? Tokyo? And if, where?
@kinsast No, they are spread over the district of Hamamatsu, thats 2 hours away from Tokyo. The facilities are not accessible for public.
If you’re interested please read also my report of the factory tour:
http://www.....ichtigung/
Hallo der Jim,
extraklasse :-) Danke
Sehr interessant. Vielen Dank. Interessant ist auch, dass bei der Entwicklung des D50 von Anfang an viele Musiker dabei waren. Merkt man dem Gerät vom Klang her an.
Ob das heute bei Roland noch so der Fall ist…
Interessanter Bericht, aber der SynthPlus 60 war die Homekeyboard-Variante des Juno-106, nicht des Juno-60…