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DOC ANALOG: Dynacord ADD-one & ADD-drive Refurbished

Vintage Notfall für Doc Analog

1. Oktober 2015

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Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen die neue Serie und DOC ANALOG vor. Ab Seite 3 beginnt dann die Restaurierung des Klassiker-Drummoduls Dynacord ADD-one. Wer übrigens mehr zum ADD-one wissen möchte, dem empfehlen wir unseren Ausführlichen BLACK BOX Report zu ADD-one. BITTE HIER KLICKEN.

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Vintage-Liebhaber kennen alle das leidige Problem mit „lästigen Überraschungen“, die uns so unerwartet heimsuchen wie ein Grippevirus im Sommer. Der noch eben kräftig klingende Sägezahn gibt nur noch ein Brutzeln ab wie ein kaputter Bohrer bei der Karies-Behandlung. Druckknöpfe reagieren nicht mehr, Potis kratzen und das Display ist nicht mal mehr mit Lesebrille zu entziffern.

Wohin also nun mit dem kränkelnden Patienten. Auf Ebay verticken oder gleich ausschlachten? Beides Optionen, bei dem einen das Herz blutet. Dabei muss professionelle Hilfe gar nicht teuer sein.

Gemeinsam mit DOC ANALOG (eine Kunstfigur, die wir gemeinsam mit Thomas Siedler erschaffen haben) ziehen wir nun zu Felde gegen Suizid-gefährdete Vintage-Synthesizer, um zu retten was zu retten ist.

Nein, dies wird keine Workshop-Serie für angehende Heim-Elektroniker, sondern soll ein Gefühl dafür geben, was „machbar“ ist, was das „Machbare“ so kostet und welche konkreten Anlaufstellen es für Vintage-Reparaturen in Deutschland gibt.

Am liebsten haben wir natürlich auch an dieser Stelle Empfehlungen von Lesern. Wer also besonders gute Erfahrungen gemacht hat mit Kollegen von DOC ANALOG, der möge uns doch dies in Form von Kommentaren – oder noch besser, als Erfahrungsberichte im Anschluss an diesen Artikel – mitteilen. Wir nehmen dann nach und nach die Adressen in unser Linkfeld dieser Serie auf.

Bevor wir nun aber loslegen, möchten wir Ihnen den Mann kurz vorstellen, der HINTER der Kunstfigur DOC ANALOG steckt: Thomas Siedler.

INTERVIEW MIT DOC ANALOG

AMAZONA.de:
Hi Thomas. Du betreibst eine kleine, aber feine Elektronik-Schmiede, wie kam es dazu?

DOC ANALOG:
Hi Peter. Genau, ich habe damals den Beruf Radio- und Fernsehtechnik im väterlichen Betrieb gelernt und bin eigentlich durch Zufall in die Musikbranche geraten. Wir haben früher die alten ADAT Maschinen repariert. Blackface, XT, M20,Studer VEight. Später wurde ich dann von Alesis übernommen und konnte als Serviceleiter jede Menge Erfahrung auch mit anderen Fabrikaten sammeln. Das Familienunternehmen SCS-Service wurde in dieser Zeit sehr zurückgeschraubt, jedoch habe ich das Familienunternehmen nie aus den Augen verloren. Im Jahre 2006 entschied ich mich dann, der jetzigen inMusic GmbH den Rücken zuzukehren und mich ganz auf das Servicecenter-Siedler, das ich nun von Vattern übernommen habe, zu konzentrieren.

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AMAZONA.de:
Welche Art von Produkten reparierst du in der Regel?

DOC ANALOG:
Eigentlich alle Produktgruppen, die die Studiotechnik und der DJ-Markt hergibt. Dabei reparieren wir überwiegend für Händler als sog. Servicepartner, aber auch für Endkunden. Durch unser hauseigenes Mastering Studio kommen hin und wieder ein paar schöne Schätze zu uns, die am Leben erhalten werden wollen. Alesis X2 Pult zur Generalüberholung, der ein oder andere Alesis A6, Telefunken M15A zur Restauration, aktuell eine Otari MTR90 mit defektem Capstanmotor, um mal einige Beispiele zu nennen. Das ist teilweise eine echte Herausforderung, bereitet aber riesige Freude, wenn die Geräte am Ende wieder funktionieren. Oft hängt es sehr von den Ersatzteilen ab, die uns (noch) zur Verfügung stehen.

AMAZONA.de:
Machst Du vor der Reparatur einen Kostenvoranschlag oder wie läuft das?

DOC ANALOG:
Der Kunde schickt sein Gerät mit ausführlicher Fehlerbeschreibung zu mir. Ich begutachte das Gerät bzw. den Fehler und ermittle die Ursache. Der Kunde erhält dann von mir einen Kostenvoranschlag und entscheidet dann, ob die Reparatur durchgeführt werden kann.

AMAZONA.de:
Gibt es eigentlich auf die von Dir instand gesetzten Produkte irgendeine Garantie?

DO ANALOG:
Ja, wir geben auf unsere Reparaturen eine Garantie von 6 Monaten. Ich glaube, das ist sogar gesetzlich vorgeschrieben.

AMAZONA.de:
OK, dann legen wir mal los und kommen zu unserer ersten Mission:

MISSION: DYNACORD ADD-one & DYNACORD ADD-drive

  • Target: Dynacord ADD One plus Dynacord Drive
  • Age: 28 Jahre
  • Damage Analysis:
    – Fast unlesbares Display,
    – Druckknöpfe reagieren durchgehend schlecht bis überhaupt nicht mehr
    – Frontplatte abgegriffen und verbogen
    – Haltegriffe mit Lackschäden
    – Gehäuseschrauben von Flugrost befallen
  • Time for Mission: 2,5 Stunden
  • Material: Leuchtfolie von Midi-Rakete, Kleinmaterial
  • Budget: 189,65 € (Arbeitszeit, 25 € Folie, 4 € Kleinteile)
Der erste Patient vor seiner Behandlung

Der erste Patient vor seiner Behandlung

Der erste Patient, ein Dynacord ADD-one, ein Klassiker unter den Samplern mit vollkommen analoger Klangnachbearbeitung, war kurz zuvor für einen stolzen Preis auf eBay erworben worden.

Warum es sich lohnte, diesen Patienten zu retten, könnt ihr am besten in diesem GREEN BOX Report nachlesen – HIER.

Sein Zustand war gelinde gesagt jämmerlich. Auf einem Stadtflohmarkt hätte man ihn sicher für 10 Euro verramscht. Die Frontplatte war vergilbt, die Bereiche um die Potis abgegriffen, die Rack-Befestigungen verbogen. Der Vorbesitzer hatte wohl schon vor Jahren das Zubehör (Disketten, Anleitung etc.) mit braunem Klebeband direkt am Gehäuse befestigt. Dieses ließ sich nicht mehr rückstandsfrei ablösen. Selbst auf dem empfindlichen Display hinterließ das Klebeband nun hässliche braune Klebestellen. Die Haltegriffe waren abgeschlagen und verkratzt.

Schlimmer waren aber die technischen Mängel. Viele der Menüknöpfe reagierten gar nicht mehr, die Triggertasten zum Anspielen der Sounds prellten und lösten die Klänge gleich mehrmals aus. Das Display war so gut wie nicht mehr lesbar.

Aber der Sound – göttlich! Also ganz klar, dieses technische Wunderwerk darf noch lange nicht in den Technik-Himmel, sondern gehört auf schnellstem Weg zu Doc Analog. Zuvor hatten wir aber noch vorsichtig mit Lösemittel die braunen Klebereste entfernt.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    yippi, die Hobbythek mit Jean Pütz ist wieder da! ;)
    Die neue Serie für den Bastelfreund finde ich mal richtig Klasse! Sehr gerne zu Themen, wie baue ich das Kiwi-Board in meinen Polysix ein ohne dass ich den Synth damit endgültig ins Jenseits schicke oder wie repariere ich Juno-106 Voice Chips mit der Aceton Methode ohne dass im Anschluß ein Krankenhausaufenthalt nötig wird. ;) Bitte mehr davon!

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hallo Marko,

      nach dem Genuss von zuviel Aceton wird nicht nur Plaste weich, Gehirne reagieren auf das Zeug mit einer leichten komatösen Bewusstseinserweiterung :-D

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          TobyB RED

          Hallo Marko,

          Hah, wieviele Plasteteile hast schon weich acetonisiert :-D Meine olle Polysix wurde auf diese Weise vom Vorbesitzer malträtiert, da half nur noch Frontpanel austauschen und diverse andere „Weichteile“, im Inneren haben wir Reste eines gescheiterten KiwiBoard einbaus gefunden, ein „vergessenes“ ModWheel und so viele korrodierte und kalte Lötstellen. ;-) Zuviel Aceton ;-)

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @TobyB Hört sich ja fast so an als wurde dein P-6 früher böse acetonisiert. Alles Dilettanten! :D
            so erstmal nen Kaffee.
            ;)

            • Profilbild
              TobyB RED

              Hallo Marko,

              ich such mal die Fotos raus, lass dir den Kaffee schmecken. :-D

  2. Profilbild
    bugler

    Die Serie ist ja mal richtig spannend. Ich kaufe hin und wieder malade Synths für einen Spottpreis, um sie dann wieder zu reparieren. Gerne mehr von dieser Serie, auch Sachen wie „work in Progress“ von grö0ßeren Projekten
    Aus meiner Erfahrung ein kleiner Tipp: Jahrzehntelang eingetrocknete Klebstofrückstände lassen sich prima mit Salatöl einweichen. 20 Minuten Warten sollte man einkalkulieren.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @changeling Das ist eine Abwägungssache.
      Natürlich kann man auch eine ganze Dose 3-EURO-Kontaktspray in einen Minimmog reinpesten, die Frage ist nur: Cui bono?
      Im Ernst: Geht es um einen alten Schatz, um Taster und Potis, die es so nicht ohne Weiteres gibt, oder die man auch erstmal gar nicht neu anschaffen will, ist das schon eine gute Lösung.
      Und wenn du nur selten bastelst, hält die Dose auch ewig …..

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        changeling AHU

        Mit Sprühdosen und Langzeithaltbarkeit habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Meine Sprühdose für selbst geätzte Platinen war nach wenigen Jahren so marode, dass der Restinhalt in einem endlichen Fluss raus gelaufen ist, als ich versucht habe die das letzte Mal zu benutzen. Gottseidank hat mein Mülleimer eine Mülltüte und war nicht allzuweit. War eine Riesensauerei.

      • Profilbild
        doc analog

        Das stimmt.Das Set lohnt sich für jeden Musiker der sein Equipment instandhalten möchte. Es eignet sich perfekt für die Reinigung und Instandhaltung von Fader und Potis ohne Langzeitschäden zu verursachen. Ich benutze es sehr gerne für die Restauration älterer Mischpult Konsolen.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @changeling hallo changeling,

      sieh es mal so, wartung und pflege sind neben einer angemessenen benutzung garanten für eine lange lebensdauer und gemessen an den kosten für eine studioausrüstung oder ersatz, ist das ne alternative. wie es andreas schon sagt, das sind schätzchen/werkzeuge und die brauchen pflege.

  3. Profilbild
    emdezet

    Sehr nett. Erinnert mich an ifixit.com. Das Ganze jetzt noch mit nem Gerät, dass mich interessiert… ;)

    Moddet doch mal den MiniBrute. So’n Teil was jeder und seine Oma hat. Hüllkürven-Timing, mehr CV-Ins und -Outs?

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich freu mich schon auf weitere Folgen dieser Serie.
    Zumindest dieses konnte ich mit meinen doch recht bescheidenenen elektrotechnischen KnowHow und Bastelkenntnissen gut nachvollziehen.
    Auf ans Werk: Dort draussen gibt es noch eine Menge zu tun :)

  5. Profilbild
    k.rausch AHU 1

    Neben Vintage bitte auch die NeoKlassiker der späten 80er und frühen 90er, wo der Nutzwert höher ist als der Marktwert. Wie man sich bei Kleinigkeiten selber helfen kann, und wo man besser die Finger davon lässt.

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