ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

DOC ANALOG: Oberheim OB-Xa Refurbished

Jump Re-Animated

8. Januar 2016

DOC ANALOG

Für diese Ausgabe unserer Reihe DOC ANALOG haben wir uns einen wahren polyphonen Klassiker vorgenommen, den Oberheim OB-Xa. (Hier gibt’s den BLUE BOX Report zum OB-Xa)

ANZEIGE

Auch wenn es derzeit eine Art Wiedergeburt in Form des Dave Smith OB-6 gibt, so bleibt das Original einfach unerreicht. Ich persönlich würde sogar soweit gehen, dass er die Krönung der Oberheimschen Polyphon-Evolution darstellt. Er ist heute (im restaurierten Zustand) zuverlässiger als der Oberheim OB-X und hat eindeutig einen wärmeren Sound als der Oberheim OB-8.

1981 sah das aber noch ganz anders aus, wie Dirk Matten, unser Redaktionsmitglied und damaliger Inhaber des Synthesizerstudio Bonn, zu berichten weiß:

„Nahezu jeder in Deutschland verkaufte OB-Xa landete mehrmals in unserer Werkstatt, bis wir endlich die Mängel tatsächlich als Serienfehler der Produktion identifizieren konnten und alle Trimmpotis auf den Voice Boards auslöten und ersetzten, darüber hinaus alle Beinchen der gesteckten ICs vorsichtig säubern, ein Komplettabgleich aller Voices mit eingeschlossen. Mich hat besonders geärgert, dass das auf Grund von Herstellungsmängeln bei Oberheim bekannt war, man uns dieses aber weder mitteilte, noch unsere Arbeit in irgendeiner Weise finanziell vergütete, ganz zu schweigen davon, dass man Zuschüsse zur Anzeigenwerbung mit dem Argument ablehnte, für das Geld wurde man lieber in Testequipment investieren. Zynischer geht’s wohl nicht mehr. Und da wir uns Oberheim gegenüber entsprechend geäußert hatten, wurden wir als Querulanten bezeichnet, die nicht hinter den Oberheim Produkten standen. Und der OB-8, bei dem man dann Bauteile und Baugruppen nicht mehr steckte, sondern verlötete und die Fehler beim Reinigungsbad der Platinen vermied, wurde über einen anderen Importeur abgewickelt.“

Dirk Matten / April 2016

Berühmt geworden ist der OB-Xa übrigens vor allem auch 1984 durch den Leadsound im Stück Jump von Van Hallen. Zu dem Zeitpunkt war der OB-Xa bereits seit 4 Jahren auf dem Markt. Also kein Wunder, dass unser heutiger Patient schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Und trotzdem, rein optisch hat sich der gute alte Herr gut gehalten.

Damit aber auch der Sound wieder passt, hat unser DOC diesmal mehr Zeit investieren müssen als sonst.Oberheim OB-Xa 13

MISSION: Oberheim OB-Xa Refurbished

  • Target: Oberheim OB-Xa
  • Age: 35 Jahre
  • Damage Analysis:
    – Einige Stimmen sind sporadisch „out of tune“, meist Stimme 2, 7 und 8.
    – Stimme 3: Attack lässt sich nicht regeln und klingt nach dem Anspielen dauerhaft
    nach wie ein permanentes Sustain
    – Komplett Check (und teilweise Erneuerung von Kontakten)
  • Time for Mission: 4 Stunden
  • Material: Kleinmaterial
  • Budget: 250 Euro

Bei diesem Oberheim OB-Xa haben wir es mit 2 verschiedenen Fehlern zu tun. Zum einen ein willkürliches Verstimmen einzelner Voices, auch nach Autotune. Und zum anderen ein permanentes Nachklingen der Stimme 3.

OB-Xa,1

ANZEIGE

Ich habe mal zwei Audiobeispiele gemacht, an denen man das Problem gut hören kann.

Hier noch mit dem Fehler:

Hier bereits die reparierte Version:

OB-Xa,2

Eigentlich war der Fehler, der zu diesem Effekt führte, leicht zu beheben. Die Suche danach war aber ein „Katz-und-Maus-Spiel“. Eigentlich könnte der Report also auch die Überschrift tragen „OB-Xa – Secrets“ – denn der blaue Genosse konnte sein Geheimnis lange vor mir verstecken.

Und los geht’s: Nach erstem Anspielen und der Reproduktion des Fehlers lösen wir das Top Panel mit 4 Schrauben und werfen einen Blick ins Innere des Synthesizers.

OB-Xa,3

Auf der rechten Hälfte des OB-Xa sehen wir die Voiceboards 5-8 und darunter liegend die Boards 1-4

OB-Xa,4

OB-Xa,5

Alles ist schön übersichtlich angeordnet und mit nur wenig Schrauberei erreichbar. Das gefällt mir!

Ich widme mich zunächst der fehlerhaften Stimme 3. Dazu entferne ich erst einmal das Voiceboard 3 und tausche es mit einer anderen „guten“ Stimme aus, um zu testen, ob der Fehler mitwandert.

Und … er tut es nicht. (Ich hatte mich schon darauf eingestellt, weltweit zeitraubend nach einem seltenen CEM-Chip suchen zu müssen).

Aufgrund der Tatsache, dass der Fehler nicht mitwandert, vermute ich den Fehler irgendwo in der Ansteuerung der Boards und somit gehe ich tiefer und entferne alle Voicecards. Bild

OB-Xa,7

OB-Xa,8

HIer eine Großaufnahme der heiß begehrten CEM3320 Chips:

OB-Xa,9

Hier sehen wir nun die Bodenplatte mit den Kontaktstiften für die Stimmen 1-4.

OB-Xa,6

Ein genauerer Blick auf die Stiftkontakte und mich überkommt ein breites Grinsen. Viele Stifte sind stark oxidiert und haben sich zum Teil dunkel verfärbt. Das Zauberwort hier heißt also „nur“ Kontaktpflege, was die Reparatur deutlich einfacher und auch günstiger macht.

OB-Xa,10

OB-Xa,11

OB-Xa,12

Mit einem Glasfaserstift und schließlich mit dem richtigen Kontaktreinigungsmittel (muss ich es noch erwähnen?! Na gut; www.fader8.de ;-) werden ALLE Stiftkontakte sowohl von den unteren Stimmen 1-4 als auch die oberen für die Stimmen 5-8 behandelt.

OB-Xa,13

Ein Blick auf die Unterseite des „Distribution Boards“, um die Lötstellen und Leiterbahnen zu prüfen … sieht sauber aus.

Und, was soll ich sagen. Nachdem ich alle Boards wieder fein säuberlich eingesetzt habe, sind beide Fehler der dritten Stimme beseitigt. Kein Attack-Problem, kein Nachklingen.

OB-Xa,15

Alle Stimmen sind wieder eingebaut und funktionieren super. Beim Anspielen über die Tastatur zeigen die roten LEDs, dass die jeweiligen Boards aktiv sind.

Das ist doch schon mal ein Erfolgserlebnis.

Jetzt gilt es „nur“ noch herauszufinden, warum immer wieder einzelne Stimmen out of tune sind bzw. warum sie nach dem Autotune als fehlerhaft angezeigt werden.

Auf der Rückseite des Frontpanels sitz ein DIPSchalter, der für die Ein- und Ausschaltung der einzelnen Stimmen verantwortlich ist. Und genau der macht Kontaktprobleme. Schaltet man hier ein paar mal die DIP-Schalter an und aus, ändert sich auch das Tuning-Verhalten des Synthesizers.

Hier ein Bild des DIP-Schalters:

OB-Xa,16

Diese Schalter sollten am besten erneuert werden. Ich habe dem DIP-Schalter eine Fader8 Reinigung verpasst und die Stimmen sind wieder 1A stabil. Ich bin davon überzeugt, das hält die nächsten Jahre. Aber die Überlegung wäre, eher diese Schalter komplett zu entfernen, da es anscheinend eine häufig vorkommende Fehlerquelle ist. Das habe ich zumindest aus einigen Foren herauslesen können.

Mein Fazit: Eine generelle Kontaktpflege scheint beim OB-Xa sehr wichtig zu sein. Er reagiert sehr empfindlich auf Korrosion und Temperaturschwankungen.

Wie üblich haben unsere Freunde von LT-CASES (dem Hersteller der Thomann-Cases) uns für den Oberheim OB-Xa auch wieder ein maßgefertigtes Case gebastelt. In diesem stabilen Case geht der Klassiker nun auch wieder zurück nach München in die Redaktion zum finalen Fotoshooting.

LT OBX Case 1

LT OBX CAse 2

LT OBX Case 3

OB-Xa links

Der OB-Xa wurde hier im Studio nicht nur fotografiert, sondern ziert ab sofort auch die Räumlichkeiten der AMAZONA.de-Redaktion. Wer uns also mal besuchen kommen möchte, darf gerne probespielen – versprochen.

Oberheim OB-Xa 1

Von vorne betrachtet sieht er gar nicht so mächtig aus. Alles eine Frage der Perspektive, nicht aber der Sound.

Oberheim OB-Xa 16

Oberheim OB-Xa 8

Oberheim OB-Xa 14

Oberheim OB-Xa 10

 

ANZEIGE

Preis

  • Je nach Zustand zwischen 3.500 und 4.000 Euro
  • (Syntacheles Liste Stand April 2016)
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Soundreverend AHU

    Ein wahrlich wunderschönes Instrument… auch wenn ich nicht wirklich Platz für so einen Boliden hätte würde ich mir wünschen, dass Roland, DSI und alle anderen mal wieder einen so massiv gebauten Synthesizer rausbringen würden, einfach auch was fürs Auge :)

  2. Profilbild
    costello RED

    Ein wunderschöner Synthesizer mit einem mächtigem Sound. Instant Simple Minds oder Ultravox. Was er nicht so gut kann, sind schneidende, „fetzige“ Bläser. Das kommt dann à la Toto-Horns oder Van Halen eher breit-bräsig rüber. Aber seine Pads und Streicher sind berühmt, ebenso seine Sync-Sounds und das polyphone Portamento garantiert Gänsehaut. War bei diesem Exemplar denn die Tastatur noch gut? Als ich meinen vor gut 10 Jahren verkauft habe, waren die Tasten total sticky.

    • Profilbild
      doc analog

      @costello Die Tastatur war absolut top. Genauso der Allgemeinzustand. Zum Glück wurde dieses Gerät scheinbar gehegt und gepflegt. Bei den Potis habe ich nur hier und dort ein wenig gereinigt. Das habe ich in der Story gar nicht erwähnt.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super Bericht! Ein wunderschönes Gerät, klanglich wie auch optisch. Ich kann auch bestätigen dass meist Kontaktprobleme die Ursache für Störungen beim OB-Xa sind. Mein Xa war einer der Letzten die gebaut wurden und das Problem mit Trimm-Potis hatte man da zum Glück schon im Griff.. Allerdings ist der DIP Switch ein echtes Sorgenkind.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X