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DOC ANALOG: OSC OSCar Refurbished

Vintage-OSCar auf dem OP

9. Januar 2016

DOC ANALOG

Mit dem OSC OSCar behandeln wir heute einen Patienten, der ab 1983 für mächtig Wirbel in der Synthesizer-Szene sorgte. Der kleine Engländer trumpfte damals nämlich bereits mit einer hybriden Klangerzeugung auf, die trotz analoger Nachbearbeitung u.a. auch über digitale Schwingungsformen verfügt.

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Der Klang des OSCars ist einzigartig und nach meinem Geschmack auch mit nichts anderem hinzubekommen. Auch zu diesem Klassiker gibt es natürlich ein VST Plug-in. In diesem Fall den impOSCar von G-Force, den wir HIER auch schon getestet haben. Das Plagiat klingt schon sehr gut, aber das Original bleibt eben das Original. Leider gehört ein OSCar aber zu den wahren Raritäten auf dem Gebrauchtmarkt – und umso mehr haben wir uns gefreut, nach langen Jahren des Suchens den außergewöhnlichen Briten endlich gefunden zu haben.

Und noch ein herzliches Dankeschön an LT-CASES, die uns für diese Serie mit maßgefertigten CASES unterstützt :-)

Oscar,3

Nun übergebe ich aber an Thomas Siedler, unseren DOC ANALOG:

Peter von AMAZONA.de war am Telefon und erzählte mir von einem exotischen Synthesizer namens OSC OSCar

„Klingt unbeschreiblich, sieht aus wie ein Kunstwerk, hat aber leider einiges an Macken. Also doch genau das Richtige für unsere Serie. Was meinst Du?“
Auf Fotos hatte ich den OSC OSCar schon gesehen und Peter hatte Recht, der monophone Synthesizer von 1983 aus Great Britain hat sofort mein Interesse geweckt. Ich stimmte Peter zu und einen Tag später war das Teil bei mir auf dem OP.

In der Amazona BlueBox zum OSCar konnte ich mich schon „warmlesen“ und mein Interesse war sofort geweckt, insbesondere wegen der Aussagen bezüglich Servicefreundlichkeit und Verarbeitung. So erwartete ich in den nächsten Tagen gespannt, was der Paketdienst mir bringt.

Aus einem schick angefertigtem OSCar Case entnehme ich den Briten und teste ihn direkt mal an. Also hier die Mission:

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Oscar,4

 

MISSION: OSC OSCAR

  • Target: OSC Oscar
  • Age: 33 Jahre
  • Damage Analysis:
    – Potis reagieren kaum noch
    – F-Taste defekt – zeitweise Dauerfunktion
    – defekte Speicherbatterie austauschen
    – kein Federwiderstand mehr
  • Komplett Check
  • Time for Mission: 3 Stunden
  • Material: ca. 20,- €
  • Budget: 180,- €

 

Oscar,2

LOG FILE

Oha! Soviel Plastik, Hartschaum Elemente und nicht zu vergessen die Bodenplatte aus unbehandeltem Sperrholz. Na ja, warum nicht. Aber das Beste kommt noch!

Ich taste mich bedacht an das Chassis, um den Synthesizer ansatzweise öffnen zu können. Drei große Schrauben linke Seitenblende, drei Schrauben rechtes Seitenteil gelöst, die Blenden vorsichtig auseinandergezogen und … der Oscar zerfällt in alle Einzelteile!

Oscar,1

Sorry, aber ich lache mich gerade echt schlapp! Alle Baugruppen sind lose ineinander gesteckt mit Hilfe von Schinen die Ähnlichkeiten haben mit gewöhnlichen Teppichleisten. Die Tastatur, das Mainboard und das Controllerboard sind mittels zweier Aluminiumstangen verbunden, die sich über die gesamte Breite des Synths erstrecken. Irgendwie wird alles damit beisammen gehalten, sodass keine der Platinen aus den Leisten rutschen kann. Das nenne ich servicefreundlich. Innerhalb weniger Sekunden ist der OSCar KOMPLETT zerlegt und ich habe direkten Zugriff auf alle Baugruppen.

Oscar,5

Oscar,6

Als erstes fällt mir die Platine der defekten Potis in die Hand und ich entdecke eine Speicherbatterie, die offensichtlich das Zeitliche gesegnet hat.

Oscar,7

Eine kurze Messung (der Neugierde halber) zeigt eine leere, ausgelaufene mit Grünspan angefressene Speicherbatterie, die mal zu ihren besten Zeiten 3,6 V Gleichspannung als Backup zur Verfügung gestellt hat.

Oscar,8

Oscar,9

Da viele CPU-basierte Geräte in der Regel eine 3 V Lithium-Knopfzelle eingebaut haben, bin ich ganz froh, aus meinem Ersatzteillager eine originale Alesis Quadraverb Batterie mit den passenden Werten nutzen zu können. Somit erspare ich mir die Suche im Netz.

Oscar,10

Als nächsten Arbeitsschritt nehme ich mir die alten Kondensatoren für die (+) und (-) Betriebsspannungsversorgung vor, die ich gerne erneuert habe möchte.

Oscar,11

Oscar,12

Die beiden oberen Bilder zeigen die original erbauten Siebungselkos und hier sind schon die völlig eingestaubten und verklebten Potis auf dem Bedienteil-Board gut zu erkennen.

Oscar,13

Neue Kondensatoren und die ersten bereits gereinigten Potentiometer. Nähere Infos zur Anwendung des Reinigungs-Sprays sind auf der Herstellerseite www.fader8.de einzusehen.

So, die Platinen wieder zusammengeschoben und in die Teppichleisten gesteckt. Jetzt widme ich mich der defekten Taste, bei der die Federspannung viel zu gering ist, sodass die Taste nahezu bei der kleinsten Berührung bereits aktiviert wird.

Oscar,14

Oscar,15

Bild 15 zeigt die Feder der Tastenaufhängung, die ich ein wenig zurecht biege, um den Federweg zu verringern. Damit erhöhe ich die Gegenspannung an der Taste. Sehr simpel, genauso wie der komplette Aufbau der Tastatur des OSCars. Diese ist ziemlich klapprig. Da hatte ich eigentlich mehr mechanischen Aufwand erwartet, obwohl …

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Oscar,18

Einfacher, aber raffinierter Aufbau und Zusammenhalt der einzelnen Baugruppen. Die Kunststoffschienen sind von der Seite gut zu erkennen.

Oscar,19

Das obere Bilde zeigt ein bereits eingebautes MIDI Upgrade Kit mit Z80 CPU und die hinten liegenden VCOs CD4046

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Analog Board des OSCar mit gesockelten XR13600 Dual OP Amp ICs

Und zum Abschluss wieder ein paar Bilder vom fertigen Kunstwerk:

OSCar diagonal

OSCar Full 1

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Fazit

vom DOC:

Es kann nur der einzigartige Sound und die vielseitige Anwendung sein, die den OSCar so legendär gemacht haben, die Hardware ist es nicht. Er wirkt wie ein „mit der heißen Nadel gestricktes“ Gerät, das mit einem ausgetüftelten Zusammenspiel von diversen Kunststoffleisten und zwei Aluminiumstangen zusammengehalten wird. Das Zerlegen und Reparieren ist einfach und übersichtlich, das Zusammensetzen und die Passgenauigkeit des Chassis eine Katastrophe.

Vermutlich ist alles in allem: Kult und Teil der Zeitgeschichte. Ähnlich wie bei einem Trabi.;-)

Plus

  • einzigartiger Klang
  • gewagtes Design
  • MIDI
  • hybride Klangerzeugung

Minus

  • schlechte Verarbeitung

Preis

  • laut Syntacheles-Liste
  • Stand Dezember 2016
  • ca. 2500 Euro
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Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Peter und Doc,

    mit der heissen Nadel gestrickt, trifft es sehr gut. Die Entwickler des OSCar müssen sehr britisch pragmatisch draufgewesen sein. Mal gelötete ICs und mal gesockelte. Z80 treibt das Midi. Aber wie heisst es so schön, der Zwerg reinigt den Kittel. ;-)

    Klasse!

  2. Profilbild
    teletom

    Hallo Doc,

    ich ersetzte die auslaufanfälligen Akkus (hier 3.6 V, NiMH) auch gern durch Lithium Batterien. Allerdings muss dann der Ladewiederstand für den Akku wenigstens einseitig ausgelötet werden (ist auf den Bildern nicht zu sehen). Lithium Batterien mögen es gar nicht bestromt zu werden …

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