Gitarren-Sampling mit dem Elektron-Workflow
Der Elektron Digitakt ist einer der beliebtesten Sampler und ein großartiger 8-stimmiger, digitaler Drum-Computer. Für Gitarristen ist er bereits als Drum-Computer eine ideale Groovebox, um Backingtracks zu programmieren. Durch den flexiblen Elektron-Workflow und die Möglichkeit, unterschiedliche Samples zu laden oder aufzunehmen, passt er in fast jedes Genre.
Inhaltsverzeichnis
Heute möchte ich die Sampling-Möglichkeiten des Digitakts einmal ganz gezielt mit der Gitarre nutzen, um Gitarristen diese Art des Musikmachens schmackhaft zu machen und um selbst einige der neueren Sampling-Optionen auszuprobieren.
Gitarren sampeln mit dem Elektron Digitakt
Sampeln mit Looper oder Groovebox – wo liegt der Unterschied?
Normalerweise nehme ich meine Gitarren-Parts mit Loopern auf. Hier können meist mehrere Overdubs oder mehrere Spuren aufgenommen werden. Das Ergebnis kennt mittlerweile fast jeder Gitarrist. Mit einem Looper wird das Aufnehmen von Parts oder gar das Songwriting zum Kinderspiel.
Mit dem Elektron Digitakt als Sampler möchte ich mal einen anderen Weg gehen. Einige Looper können die Samples auch rückwärts abspielen und oktavieren. Aber die Soundfiles wirklich klanglich bearbeiten und zerstückeln kann ein Looper meist nicht.
Hier kommt also der Elektron Digitakt ins Spiel. Er war vor Jahren meine erste Groovebox und ich bin ein großer Fan dieses Drum-Samplers – abgesehen von der gummierten Beschichtung der Taster, aber das ist eine andere Geschichte.
Für meinen Workshop zum Sampeln der Gitarre mit dem Elektron Digitakt nehme ich die erste Version dieses Samplers. Natürlich funktioniert es genauso gut mit dem aktuellen Digitakt II. Aber da ich die Gitarre als Mono-Spur aufnehmen möchte, macht es im Grunde keinen Unterschied, welches der beiden Geräte man verwendet.
Das Sampeln mit dem Digitakt Step-by-Step
Für das Sampling der Sounds schließe ich meine Gitarre direkt mit einem Klinkenkabel an den Eingang der Groovebox an. Sicherlich kann man auch eine Amp-Emulation oder weitere Effektgeräte dazwischenschalten, aber ich möchte den unverfälschten Sound der Gitarre aufnehmen.
Mit der Kick, Snare und HiHat programmiere ich zunächst einen rudimentären Rhythmus, der mir als Klickersatz dient und etwas inspirierender sein sollte als ein reiner Klick. Alternativ hat der Digitakt natürlich auch einen Klick.
Durch Drücken des Tasters mit dem Sample-Symbol gelange ich in das Sample-Menü. Als Eingang wähle ich hier den rechten Eingang, an den ich die Gitarre angeschlossen habe. Ich aktiviere das Monitoring während des Sampelns, damit ich die Gitarre gleich hören kann. Je nachdem, welchen Part ich aufnehmen möchte, stelle ich die Länge der Steps ein. Das ist allerdings nur dann notwendig, wenn die Gitarrenspur eine bestimmte Länge haben soll, damit sie beispielsweise in einem 64-Step-Pattern exakt loopt.
Möchte man das Sample aber zerschneiden und bearbeiten, ist das Einstellen einer konkreten Länge nicht zwingend notwendig. Den Threshold stelle ich so ein, dass das Grundrauschen der Singlecoil-Pickups die Aufnahme noch nicht auslöst.
Nun starte ich den Track und schalte die Aufnahme mit der Yes-Taste scharf. Wenn ich jetzt beginne, zu spielen, startet die Aufnahme automatisch und endet nach der eingestellten Step-Länge.
Für mein Beispiel habe ich einen Gitarren-Loop aufgenommen, der aus Akkorden und ein paar einzelnen Tönen besteht. Diesen möchte ich anschließend bearbeiten.
Nach erfolgreicher Aufnahme speichere ich das Sample und ordne es dem Track 8 zu. Gelegentlich nutze ich das gleiche Sample auch auf Track 6. Dann kann ich beide unterschiedlich bearbeiten.
Gitarren-Sampling mit der Groovebox
Das Slicing und Trigger Conditions
Nachdem ich den Rhythmus nun noch etwas verfeinert und die Sounds von Kick, Snare und HiHat angepasst habe, widme ich mich dem Gitarren-Sample. Zusätzlich habe ich mit einem geloopten Sample einer Schwingungsform, das ich etwas mit dem Filter bearbeitet habe, einen Bass-Sound programmiert.
One-Shot-Modus
Im ersten Klangbeispiel lasse ich den Gitarren-Loop einfach komplett durchlaufen. Ich habe als Sampling-Mode also One-Shot ausgewählt. Damit die direkt aufgenommene Gitarre etwas besser klingt, habe ich mit Hilfe des Filters die Höhen gekappt und natürlich (wie es sich für den DelayDude gehört) ein Delay und etwas Reverb hinzugefügt. Das klingt schon mal ganz gut, aber hier beginnt der Spaß des Digitakts ja erst.
Im One-Shot-Modus muss das Gitarren-Sample aber nicht unbedingt vollkommen durchlaufen. Mit jedem gespielten Trigger wird das Sample erneut gestartet. Also platziere ich im One-Shot-Modus an unterschiedlichen Stellen im Pattern Trigger. Pro Trigger ändere ich dann die Abspielrichtung, den Start- und Endpunkt des zu spielenden Parts des Samples und die Tonhöhe.
Meist variiere ich die Tonhöhe zwischen der höheren und tieferen Oktave. So kommt schon mal etwas Abwechslung in das bekannte Sample.
Wer das Ganze etwas vereinfachen möchte, wechselt in den Slice-Modus. Hier kann mit dem Slice-Length-Poti und dem Grid die Unterteilung eingestellt werden. Ich habe nun meine Trigger als Achtel einprogrammiert. Wenn man nun im Record-Modus in das Menü auf der SRC-Seite geht und auf den Yes-Taster drückt, öffnet sich ein Menü. Hier können lineare Locks generiert werden, um ein Sample gleichmäßig zu verteilen. Dies kann beispielsweise für Time-Stretching und ähnliches genutzt werden.
Wählt man Random Locks aus, so werden zufällige Slices des Samples auf die jeweiligen Trigger gelegt. Jetzt kann man die einzelnen Trigger weiterhin individuell pitchen oder rückwärts abspielen lassen. Und schon wird aus dem schnöden Gitarren-Sample ein interessantes, neues Arrangement.
Im Beispiel 2 kannst du dir anhören, wie es klingen könnte. Mit einem Pan-Effekt per LFO, der per Zufallsmodus im Panorama gepannt wird, wird der Klang noch räumlicher und abwechslungsreicher.
Repitch-Modus des Elektron Digitakt
Im nächsten Beispiel habe ich mit dem Repitch-Modus gearbeitet. Das ursprüngliche Sample habe ich herunter gepitcht. Zusätzlich habe ich mit dem LFO den Repitch-Startpunkt moduliert. Mit einer langsamen Modulation und einer Sinusschwingung habe ich hier diesen tiefen Choruseffekt erzeugt.
Wenn man die Random-Modulation wählt, kann man den Klang eines Warped-Vinyl-Effekts sehr schön nachbilden. Auf einer zusätzlichen Spur habe ich ein paar kurze Sound-Schnipsel des Gitarren-Samples hinzugefügt. Diese werden zufällig getriggert.
Gitarren-Sampling mit dem Elektron Digitakt
Der Slice-Modus
Mit dem Slice-Modus habe ich im nächsten Beispiel noch einmal gespielt. Dieses Mal habe ich mit einem LFO mit einer Rechteckschwingung das Tuning des Samples in einer Tiefe von 12 ausgelöst. Das Sample wird also mit jedem Trigger oktaviert. Ein zweiter LFO triggert im Random-Modus den Play-Mode, damit Rückwärtseffekte erzeugt werden.
Den jeweiligen Trigger habe ich im Pattern unterschiedlichen Slices zugeordnet. Das klingt dann so wie in diesem Beispiel.
Sampling mit dem Warb-Modus
Zuletzt bleibt noch der Warb-Modus des Samplings. Hier wird das Sample in Segmentgröße, Abspielmodus und Anzahl der Bars unterteilt. Man kann in diesem Modus einfach mal ein paar Trigger setzen und mit den Einstellungen herumspielen. Im nächsten Beispiel habe ich einfach auf der Eins des Takts einen Trigger gesetzt und dann mit den Parametern experimentiert.
In diesem Beispiel des Warb-Modus habe ich, um etwas mehr Abwechslung reinzubringen, zusätzlich ein paar weitere Trigger gesetzt und hier manuell pro Trigger wieder die Tonhöhe und Abspielrichtung geändert. Wenn man diese Trigger per Zufallsgenerator nur ab und zu abspielen lässt, variiert das Pattern immer wieder.
Alle Beispiele habe ich, wie gesagt, mit einem einzigen Gitarren-Sample einprogrammiert. Es ist schon spannend, wie unterschiedlich und weit entfernt vom Original einige Patterns jetzt klingen. Je kleiner die Fragmente, umso interessanter wird der neu erzeugte Part. Es steckt auf alle Fälle viel Inspiration im Elektron Digitakt. Und mit den Trigger Conditions und Trig Locks kann jeder einzelne Step des Patterns individuell bearbeitet werden.
Man könnte das Delay oder den Reverb auch nur auf einzelne Steps legen oder ein paar Trigger mit dem Filter ausdünnen oder dunkler klingen lassen. Auch das Verteilen im Stereo-Panorama erzeugt einen lebendigen Effekt. Die so erzeugten Tracks lassen sich auch wieder resampeln. Dann kann man beispielsweise den gesamten Track rückwärts abspielen lassen und etwas Overdrive hinzufügen. So wie in diesem letzten Beispiel.
Danke für den Artikel und die Soundbeispiele!
Der Workflow ist sehr schnell und (für mich) intuitiv. Oder anders gesagt: Es bringt Spaß damit zu arbeiten.
Ein paar sachdienliche Hinweise:
-Beim DT1 ist der Speicher schnell voll, beim DT2 spielt das erst einmal keine Rolle.
-Digitakt 2 nimmt (zur Zeit) nur Stereo auf. Ggf. Sample einmal in den Computer und zurück schieben.
-Da die spätere Abbildung des Samples im SRC-Menü nur eine ungefähre Abbildung ist, lassen sich exakte Punkte wie beispielsweise Nullstellen nur nach Gehör finden.
Sehr anschaulich und coole Audiobeispiele. 👊
Danke für den Bericht! Ich habe das mit der Grid Funktion auch schon probiert mit einer aufgenommenen Gitarrenloop, nachdem ich als „Inspiration“ ein Youtube Video von Ricky Tinez gesehen habe mit random trigger locks. In deinem Bericht aber noch weitere, tiefergehende gute Ideen.
Ganz herzlichen Dank für den tollen Artikel. das motiviert mich gleich das mit meinen Synths auszuprobieren.