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Test: Engl Savage 120 MkII, Gitarrenverstärker

Der bayrische Barbar schwingt erneut die Keule!

10. November 2019

ENGL Savage 120 MK II

Es ist mittlerweile der stärkste deutsche Name im Verstärkerbereich, wenn es um High-Gain der Spitzenklasse geht, vielleicht sogar weltweit. Die Rede ist von der Vollröhrenverstärkerschmiede ENGL, die sich mit konsequenter Modellpolitik und einem stetig offenen Ohr für die Kunden einen Namen aufgebaut haben, der auf allen Hard ’n‘ Heavy Bühnen weltweit für deutsche Weltarbeit und ausgezeichneten Klang steht. Insbesondere die Topteile des Herstellers erfreuen sich sowohl in Signature-Variationen eines Steve Morse oder Ritchie Blackmore oder aber auch in den Serienmodellen Powerball, Invader oder auch Savage großer Beliebtheit beim Kunden. Letztgenannter hat nun auch ein Update erfahren und liegt in der Bezeichnung Engl Savage 120 MkII zum Test vor. Also dann, die 4×12 nach vorne geschoben und ab dafür!

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Der Aufbau des Engl Savage 120 MkII

Auch wenn die Firma Engl klassische 2-Kanaler im Angebot führt, bekannt geworden ist die Firma durch die 4-kanaligen Boliden, zu denen auch das Savage Modell gehört. Einmal mehr gehört auch dieses Modell zu der stets von Engl verfolgten Vollröhrenliga, wenngleich man die Gleichrichtung mittels Transistoren erledigt. Gleich zu Anfang springt mir die ungewöhnliche Leistungsangabe von 120 Watt bei nur 2 Endröhren ins Auge. Bekanntermaßen liefern die verbauten 6550 Leistungsröhren mehr Dampf als die nach wie vor gerne genommenen EL34, bis dato kannte ich aber auch nur den Ansatz von 30 Watt je Kolben. Dass Engl hier 60 Watt pro Röhre aus den Glaskolben kitzelt, ist eher ungewöhnlich.

Mit den Abmessungen 71 x 27 x 29 cm (B x H x T) und einem strammen Gewicht von 22 kg bedarf es schon ein wenig Schwung, den Head auf einen Fullstack zu wuchten, allerdings erhält man aufgrund der massiven Erscheinung und der hervorragenden Verarbeitung auch einen entsprechenden Gegenwert. Überhaupt hinterlässt der in Deutschland gefertigte Head in Sachen Haptik einen hervorragenden Eindruck. Sämtliche Bauteile befinden sich auf höchstem Niveau, hier wurden keine Kompromisse gemacht.

Der Unterschied zum Vorgänger

Im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten, die ihren Produkten den MkII Stempel aufdrücken und es dabei gerne einmal primär bei optischen Erweiterungen belassen, handelt es sich bei dem Engl Savage 120 MkII um einen von Grund auf neu aufgesetzten Amp. Neben einem neuen Ausgangsübertrager und Netztrafo können nun bis auf die Standby- und Power-Funktion alle Schaltfunktionen über MIDI gesteuert werden, was den Verstärker extrem flexibel in Sachen Soundvielfalt gestaltet. Auch verfügt die neue Ausführung über ein Noisegate, auf das viele High-Gain-User in den Spielpausen gewartet haben. Auch das Power-Tube Monitor-System und die Serial-Amp Control-Buchse befinden sich nunmehr in der MkII-Ausführung.

Engl Savage 120 MkII Front

Engl Savage 120 MkII Front

Die Bedienung des Engl Savage 120 MkII

Wer das erste Mal vor dem Panel eines „großen“ Engl Verstärkers steht, mag u. U. aufgrund der mannigfaltigen Schalt- und Regelfunktionen des Heads kurz zusammenzucken, wer sich jedoch etwas Zeit nimmt, wird vergleichsweise schnell das logische Konzept hinter der Vielzahl von Reglern und Schaltern erkennen. Die 4 Kanäle teilen sich je 2 unterschiedliche Klangregelungen, wobei es auch eine ausgefallene Mittenregelung bei den Kanälen Clean und Crunch 1 gibt. Hier kann man zwischen zwei unterschiedlichen Mittenreglern wählen, wobei einer eher schmalbandig, der andere mehr breitbandig zu Werke geht. Zudem verfügt jeder Kanal über unterschiedliche Klanggestalter in Form von Hi/Low-, Bright-, Preshape-, Contour-, Rough/Smooth-Schaltern, die allesamt massive Auswirkungen auf den späteren Klang haben.

Rückseitig fallen neben den fünf Ausgangsbuchsen (1x 16 Ohm, 1x 8 oder 2x 16 Ohm, 1x 4 oder 2x 8 Ohm) zwei unterschiedliche FX-Loops ins Auge. Zudem dem Amp-Konzept entsprechend 2x MIDI, ein Poweramp-Line-Out und zwei Fußschalterbuchsen.

Engl Savage 120 MkII Rueckseite

Engl Savage 120 MkII Rückseite

Der Engl Savage 120 MkII in der Praxis

Engl ist es als einem der wenigen Hersteller mit Fokus auf den verzerrten Sounds gelungen, ein klangliches Markenzeichen in nahezu allen seinen Modellen zu hinterlassen. Wie auch viele andere Produkte im eigenen Haus ist es die Kombination aus sehr straffer Kompression, kombiniert mit einem sehr geschmackvollen Scoop, die auch den Grundsound des Engl Savage 120 MkII prägt. Dabei gelingt es Engl sehr gut, den Scoop nicht zu dem berüchtigten Mittenloch auszubauen, den andere Hersteller mit ähnlicher Grundrichtung anstreben. Vielmehr bleibt der Sound immer durchsichtig, egal wie sehr man auch an allen Reglern dreht oder die Schaltern drückt.

Starten wir mit dem Clean-Channel, der sich durch die verschiedenen Druckschalter sehr schön in seiner Grundtendenz variieren lässt. Hier kommt es extrem darauf an, welches Instrument am Amp zum Einsatz kommt. Insbesondere die Wahl der Pickups lässt in Zusammenarbeit mit Hi/Low, Bright und Contour ein sehr großes klangliches Spektrum zu. Der Sound in diesem ist neutral, ausgewogen und macht einen ordentlichen Job.

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Mit den ersten abgeschnittenen Halbwellen beginnt das riesige Feld der verschiedenen Crunch-Sounds, die in ihrer klanglichen Variationsbreite kein Ende nehmen wollen. Man behalte bitte im Hinterkopf, dass alle Einstellungen per MIDI speicherbar sind und man alleine schon so z. B. im Kanal Crunch locker 6 bis 7 völlig verschiedene Sounds per Fußschalter abrufen kann. Nur sehr wenige Vollröhrenverstärker bieten eine solche Vielfalt.

Crunch 2 ist je nach Schalterstellung schon stark im Lead-Bereich beinhaltet. Hier lassen sich bereits getragene Leads mit genügend Sustain vortragen. Hier kommt dann auch erstmals das klassische Engl Voicing zum Tragen, der dezent ausgehöhlte Sound, der jedoch immer noch über genügend Mittendefinition verfügt, um sich im so wichtigen Bereich zwischen 600 Hz und 1,5 kHz durchzusetzen. Auch hier, über die verschiedenen Presets, lassen sich sehr viele grundverschiedene Klangbeispiele einstellen.

Eine Besonderheit stellt in diesem Fall der Rough/Smooth-Schalter dar. Das Drücken desselben brachte ein kleines Fragezeichen auf meine Stirn. Ich erwartete zunächst eine geänderte Frequenzstaffelung bei der Klangregelung, allerdings verloren alle Klangregler der Kanäle 3 und 4 plötzlich stark an Effektivität. Die Erklärung hierfür: Mit der Aktivierung dieses Schalters werden Bässe und Höhen stark zurückgefahren, was einem Mitten-Boost entspricht. Diese Schaltung geht auf eine Schaltung des Engl Straight zurück, bei dem die Klangregelung komplett aus dem Signalweg entfernt wurde. Das klangliche Ergebnis ist ein sehr nasaler Sound, der zu Blues-Lines oder Retro-Arrangements einlädt. Dieser klangliche „Ausreißer“ erhöht die Flexibilität des Heads nochmals immens.

Engl Savage 120 MkII Profilansicht

Als dann, kommen wir nun zu dem klanglichen Bereich, in dem die Bayern so ziemlich jeden Konkurrenten in den letzten Jahren vom Thron gestoßen haben oder zumindest sich den Sitz gemeinsam mit ihm teilen, dem High-Gain-Sektor. Schon die ersten Töne auf diesem Kanal lassen keinen Zweifel aufkommen, was die Paradedisziplin des Engl Savage 120 MkII ist. Der Sound ist stark gescoopt und schiebt im Bassbereich wie die Hölle, ohne dass der Klang ins Matschige abdriften würde. Hier gilt es je nach Besetzung ein Auge auf den Bassregler bzw. Deep-Schalter zu haben, da man sonst als Gitarrist dem Bassisten dermaßen in die Breitseite fährt, dass es zu Überschneidungen im Frequenzspektrum kommt. Was im Solospiel alleine im Proberaum oder im Studio einem die Mütze vom Kopf fegt, kann je nach Bandkonstellation selbst in einer Triobesetzung zu einem zu bassbetonten Sound führen.

Hat man dies allerdings im Hinterkopf, bietet der Head einen der besten Modern-Metal-Sounds, den die Szene zu bieten hat. Hoch komprimiert ohne zu pumpen hängt der Amp an der rechten Hand wie aus dem Lehrbuch. Verfügt man über eine gute Palm-Muted-Technik, ist von Classic-Rock bis Ultra-Djent Geschlabber mit diesem Kanal alles möglich, was das Hardrock/Metal-Herz begehrt.

Dass ein sehr hoher Gain-Faktor zwangsweise mit einem hohen Grundrauschen einhergeht, dürfte jedem klar sein, der sich mit dieser Materie auseinandergesetzt hat. Hier kann das neu eingeführte Noisegate seine Stärken ausspielen, wobei man bei entsprechenden Gain-Einstellungen auch entsprechende Noisegate-Einstellungen verwenden muss, sprich, das Gate muss zuweilen hart abregeln, um dem Rauschen bei zugedrehtem Volume-Regler in den Spielpausen Einhalt zu gebieten. Diesen Job macht es gut, könnte aber meiner Meinung nach noch etwas weicher schließen.

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Fazit

Mit dem Engl Savage 120 MkII befindet sich ein weiterer hervorragender Vollröhrenamp der bayrischen Amp-Schmiede auf dem Markt. Durch seine vierkanalige Auslegung, die nochmals durch eine Vielzahl von Druckschaltern eine extrem umfangreiche Klangvielfalt ermöglicht, bietet der Head nahezu alle klanglichen Schattierungen, die ein moderner Rock- und Heavy-Amp bieten kann. Allein der Lead-Kanal wird jeden modern geprägten Metal-Fan zu Tränen rühren und rechtfertigt eine Anschaffung des Verstärkers, der bei „Made in Germany“ mit einem Preis knapp unter 2300 Euro sogar vergleichsweise günstig erscheint.

Plus

  • klangliche Vielfalt
  • hervorragender High-Gain-Sound
  • Verarbeitung
  • umfangreiche MIDI-Anbindung

Preis

  • 2299,- Euro
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