Kemper Profiler, Helix und Co: Tipps vom FoH-Techniker
Amp Modeler sind aus dem Bühnengeschehen kaum noch wegzudenken. Kemper Profiling Amp oder Floorboard, Line6 Helix, Neural DSP Quad Cortex, IK Multimedia ToneX Pedal, HeadRush Pedalboard und wie sie alle heißen sind mittlerweile beliebte Tools bei vielen professionellen Gitarristen. Die Vorteile sind unbestritten: wenig Gewicht, wenig Platzbedarf, viele Sounds im direkten Zugriff und in der Regel frei von Nebengeräuschen. Doch wie sieht das der PA-Techniker? Der Umstieg auf die neue digitalen Gitarren-Amps ist nicht nur für Gitarristen mit Hürden und einer neuen Arbeitsweise verbunden, sondern auch für den FoH-Techniker. Damit dein Bühneneinsatz mit dem geliebten Amp Modeler nicht im Desaster endet, hier einmal einige wichtige Tipps zu deren Einsatz aus der Sicht des Tontechnikers.
Inhaltsverzeichnis
Amp Modeling
Wie entsteht der Sound einer E-Gitarre?
Amp Modeling bezeichnet das digitale Nachbilden eines Gitarrenverstärkers mittels DSP. Der Klang einer E-Gitarre setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- Tonabnehmer (Single-Coil, Humbucker)
- Kabel
- optional FX-Pedale wie Overdrive, Distortion, Fuzz, Chorus, Flanger, Phaser, Octaver, Echo, Hall, Pitchshifter, Wah, Kompressor, EQ
- Vorstufe (Röhre, Transistor)
- Endstufe (Röhre, Transistor)
- Lautsprecher
Schon hier wird deutlich, dass die E-Gitarre ein recht komplexes Instrument ist, das vor allem auch von den Tontechnikern beim Konzert viel Aufmerksamkeit erfordert. Im einfachsten Fall besteht die Signalkette aus der E-Gitarre, einem Kabel und dem Gitarrenverstärker. Schon der Gitarrenverstärker kann eine Vorstufe mit mehreren Kanälen besitzen und somit gleich zwei bis drei unterschiedliche Sounds zur Verfügung stellen (gerne mit sehr unterschiedlichen Lautstärken). Kommt zusätzlich noch ein Pedalboard zum Einsatz, sind sehr viele verschiedene Kombinationen an Sounds möglich, die es am Mischpult in den Mix einzubetten gilt. Klangbestimmend ist außerdem der verwendete Lautsprecher. Aufgabe des Technikers ist es, hier mit einem oder zwei Mikrofonen den Klang einzufangen und auf die PA zu übertragen.
Digitale Nachbildung per Amp Modeling
Beim Amp Modeling werden die Komponenten der Punkte 4, 5 und 6 digital abgebildet. In vielen Fällen sind außerdem Effekte in Form eines Modulbaukastens integriert, sodass das Amp Modeling dann auch den Punkt 3 beinhaltet.
Hat der Gitarrist früher durch die Wahl des Verstärkers und des Lautsprechers seinen Sound festgelegt und diesen dann das komplette Konzert über gespielt, kann er jetzt aus einer Vielzahl an verschiedenen Kombinationen wählen und von Song zu Song oder sogar innerhalb eines Songs das komplette virtuelle Setup wechseln.
Besonderes wichtig beim Amp Modeling ist Punkt 6 – der Lautsprecher. Ein Gitarrenlautsprecher begrenzt das Signal oberhalb von 5 bis 6 kHz. Wer schon einmal eine E-Gitarre direkt aus dem Line-Out des Verstärkers (ohne Frequenzgangkorrektur) auf eine PA gegeben oder aufgenommen hat, kennt das erschreckende Ergebnis: Verzerrte Sounds kratzen und klingen fürchterlich. Das Signal ist nicht zu gebrauchen. Hier fehlt die Begrenzung der Höhen, die ein 10“ oder 12“ Gitarrenlautsprecher von sich aus vornimmt. Dem Signal fehlt außerdem jegliche Dynamik und Lebendigkeit.
An dieser Stelle setzen die Amp Modeler mit Lautsprechersimulationen an, die meistens auf Impulsantworten beruhen. Dabei werden die Impulsantworten realer Gitarrenlautsprecher mathematisch mit dem anliegenden Signal der Vorstufe verrechnet, um somit das Verhalten eines Lautsprechers zu simulieren. Das funktioniert mittlerweile sehr gut und mittels komplexer Algorithmen können die Gitarristen nach der Wahl der gewünschten Impulsantwort auch gleich noch virtuelle Mikrofone positionieren, um somit den Klang weiter zu beeinflussen.
Amp Modeler: Line-Out statt Mikrofon
Da fast alle Amp Modeler auch einen Lautsprecher simulieren, spielen die Gitarristen gerne direkt ins PA-Mischpult. Fast immer besitzen die Gitarren-Amp Modeler symmetrische Line-Ausgänge im XLR-Format. Eine DI-Box entfällt. Ausgegeben wird ein Stereosignal auf zwei Kanälen und der Amp Modeler wird über XLR-Kabel direkt mit der Stagebox verbunden. Der Aufbau geht schnell und eine Mikrofonierung ist nicht notwendig. Außerdem kann der Gitarrist nicht nur auf eine Vielzahl an verschiedenen Amps und Lautsprechern zurückgreifen, sondern auch durch die Wahl des virtuellen Mikrofons und dessen Position blitzschnell einen komplett anderen Klang erzeugen.
Vorteil aus Technikersicht
Das Verschwinden von Gitarrenverstärkern und Gitarrenlautsprechern auf der Bühne senkt die Bühnenlautstärke beträchtlich. Gemeinsam mit dem allgegenwärtigen In-Ear-Monitoring (IEM) kann somit endlich der Sound auf der PA ohne negative Einflüsse von der Bühne aufgrund einer viel zu hohen Bühnenlautstärke gemischt werden. Klingt traumhaft, oder? Doch ohne Gitarrenlautsprecher gibt es auch kein Mikrofon für dessen Abnahme.
Problem aus Technikersicht
Auf diese Weise verliert der PA-Techniker ein wichtiges Tool seiner eigenen Klanggestaltung. Das Mikrofon mit seiner Richtcharakteristik, seinem Frequenzgang und insbesondere seiner Position vor dem Gitarrenlautsprecher bestimmt maßgeblich den Klang, der später auf der PA zu hören ist. Nimmt man dieses Gestaltungselement dem Tontechniker weg, bleibt diesem nur noch der Mischpult-EQ, um das Signal irgendwie zu formen und in den Mix einzubetten. Da die virtuelle Mikrofonposition im Amp Modeler vom Gitarristen zu Hause festgelegt wird, kann der Tontechniker beim Soundcheck nicht mehr daran verändern. Übliche Handgriffe wie das Verschieben des Mikrofons vor der Gitarrenbox oder das Positionieren eines zweiten Mikrofons, wie man sie bisher als Techniker durchgeführt hat, sind nicht mehr möglich.
Programmiert ihr euren Amp Modeler ausschließlich über Studiomonitore oder Kopfhörer, klingt das Ergebnis deshalb eventuell komplett anders, wenn ihr diesen dann später über eine PA spielt. Es ist deshalb durchaus sinnvoll, den Amp Modeler auch probehalber über eine PA zu spielen und die Programme vor dem ersten Gig entsprechend anzupassen. Starke Überhöhungen im Bassbereich klingen zwar solistisch gespielt und auf der Studioabhöre gut, sorgen aber über eine PA gespielt schnell für Probleme.
Amp Modeler: Sound-Vielfalt
Ein aus Gitarristensicht großer Vorteil des Amp Modelings ist die schier unglaubliche Zahl an verschiedenen Sounds, die sich durch die Nutzung unterschiedlicher Verstärkermodelle erzeugen lässt. Spielt in der Strophe der eierschneidende cleane Fender Twin Reverb, ist es im nächsten Moment vielleicht ein brutaler Metal-Amp. Alles ist möglich, alles erlaubt – zumindest im Studio, denn für den Tontechniker bei Veranstaltungen ist diese Vielfalt ein Albtraum.
Problem aus Technikersicht
Der Techniker kann nicht hellsehen und die verschiedenen Amps und Sounds benötigen unter Umständen auch eine sehr unterschiedliche Bearbeitung am Mischpult. Wurden gerade noch die Höhen etwas angehoben, um dem Crunch-Sound etwas mehr Biss zu verschaffen, fliegt ihm und dem Publikum im nächsten Moment sprichwörtlich die Kreissäge um die Ohren, wenn der Gitarrist auf ein anderes Amp-Modell wechselt. Der Techniker kann sich nicht auf einen bestimmten Sound einstellen und weiß nicht, was ihn erwartet. Es ist beim Soundcheck keine Zeit, um alle gespeicherten Settings durchzugehen und der Gitarrist ist nicht der einzige Akteur, um den sich der Techniker beim Soundcheck und während des Konzerts kümmern muss.
Speicherbare Effektkette statt Stepptanz auf Pedalen
Durch die häufig integrierten Effekte mit speicherbaren Effektketten und sogar Speichermöglichkeiten für das gesamte Setup inklusive Verstärker-Settings ist es Gitarristen möglich, für jeden Song ein oder mehrere Settings (z. B. für Intro, Strophe, Chorus, Solo) zu speichern und mit einem einzelnen Druck auf den Fußschalter abzurufen. Vorbei sind die Zeiten, in denen blitzschnell für das Solo oder den Chorus einige Pedale deaktiviert und andere aktiviert werden mussten. Stepptanzende Gitarristen gehören somit der Vergangenheit an.
Modeler von Kemper, Line6, Neural DSP oder Headrush bringen unzählige Effekte in bester Studioqualität mit. Die Reihenfolge der Effekte kann vom Gitarristen programmiert werden und zahlreiche Parameter ermöglichen das Anpassen des Sounds an die eigenen Bedürfnisse. Fast immer durchläuft ein Stereosignal die Effektkette und somit werden breite Sounds möglich oder ein Wandern des Signals über die komplette Stereobreite. Auf dem Kopfhörer oder der Studioabhöre im Heimstudio wird somit pro Song eine mächtige „Wall of Sound“ erzeugt, die beeindruckend klingt und dem Keyboarder das Fürchten lehrt (und nicht nur ihm).
Problem aus Technikersicht
Der Tontechniker kann diese Effekte nicht mehr aus dem Signalweg entfernen, wenn sie im Mix stören. Wird ein stereofones Gitarrensignal ausgegeben, gibt es kaum noch Möglichkeiten, den Gitarristen im Stereopanorama eine eigene Position zuzuweisen. Werden die stereofonen Signale zu einem Monosignal summiert, fällt der Gitarren-Sound in sich zusammen und klingt leblos und dünn. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob das am Amp Modeler geschieht oder am Mischpult. Viele Effekte sind nicht darauf ausgelegt, auch monofon noch zu funktionieren, wenn sie im Stereomodus arbeiten. Dem Techniker sind in solchen Fällen die Hände gebunden. Darüber hinaus hört der Techniker beim Soundcheck meistens nur einen Bruchteil der später verwendeten Settings, sodass die Überraschung dann während des Konzerts erfolgt.
Fällt der übermäßige Effektgebrauch schon beim Soundcheck negativ auf, ist es in der Regel nicht so einfach möglich, die kompletten Settings neu zu programmieren und ganze Effektketten zu verändern. Während beim Pedalboard einzelne Pedale schnell ein- oder ausgeschaltet werden können und sich der Effektanteil zügig durch das Drehen am Mix-Regler verändern lässt, müssen bei manchen Amp Modelern alle Settings einzeln verändert und neu gespeichert werden.
Monitoring
Beim Monitoring gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Gitarristen, ihren Amp-Modeling-Sound für sich selbst (und andere) hörbar zu machen.
Amp Modeler und In-Ear-Monitoring
Sinnvoll ist vor allem das In-Ear-Monitoring, denn schließlich hat man durch den virtuellen Gitarren-Amp die laute Gitarrenbox von der Bühne verbannt. Doch gerade für Umsteiger vom analogen Gitarren-Amp auf Amp Modeling ist der gleichzeitige Umstieg auf In-Ear-Monitoring eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Bestimmte vorher die Position vor dem Amp maßgeblich das, was man selbst als Gitarrist gehört hat, ist nun der Sound bei jeder Bewegung gleich und sehr direkt, dafür aber vergleichsweise drucklos. Wer mal eine oder mehrere 4 x 12“ Marshall-Boxen auf einer Open-Air-Bühne in Aktion erlebt hat, weiß, was das Wort „Druck“ in diesem Zusammenhang bedeutet (nicht nur für den Gitarristen).
Fällt die Gitarrenbox weg und der Gitarrist hört sich selbst ausschließlich über seine In-Ear-Hörer, ist das wie das Betreten einer anderen Welt. Andererseits klingen die stereofonen Sounds aufgrund ihrer Effekte recht eindrucksvoll, was voraussetzt, dass das In-Ear-Monitoring auch stereofon erfolgt. Das Bild ändert sich allerdings, sobald der Keyboarder spielt, der ebenfalls gerne stereofone Sounds und Effekte einsetzt. War früher die monofone Gitarre gut im Stereopanorama zu verschieben und zu orten, kämpfen nun zwei Akteure um die komplette Stereobreite auf ihrem In-Ear-Hörer (und der PA). Das wiederum wirkt sich auch auf den Rest der Band aus, die ebenfalls diese Signale auf ihren In-Ear-Hörern haben und irgendwie versuchen müssen, einen halbwegs guten Monitormix daraus zu mischen.
Amp Modeler und Wedges
Nutzen einige oder gar alle Musiker anstelle von In-Ear-Monitoring ein Wedge, machen stereofone Sounds wieder Probleme, wenn das Monitoring monofon erfolgt. Es fällt beim übertriebenen Einsatz von Stereoeffekten alles in sich zusammen. Die Folge: Der Gitarrist hört sich nicht richtig. Außerdem ist der Mittenanteil einer Monitorbox anders als der einer Gitarrenbox. Die Gitarre hört sich deshalb sehr ungewohnt an, je nach verwendetem Sound sogar unerträglich schrill. Durch das Fehlen des Gitarren-Amps im Rücken, der die fehlenden Frequenzen wieder auffüllt, ist der Sound komplett anders und der Wunsch der Gitarristen, mehr Gitarre im Monitor zu hören, verständlich.
Ein möglicher Ausweg aus diesem Dilemma sind sogenannte FRFR-Lautsprecher. FRFR steht für „Full Range Flat Response“. Diese aktiven Lautsprecher sind für den Einsatz mit Amp Modelern optimiert und sollen einen möglichst geradlinigen Frequenzgang liefern, der nur durch die jeweiligen Lautsprechersimulationen im Modeler beeinflusst wird. Auf diese Weise ist das Bühnenerlebnis wieder ähnlich wie mit einem Gitarrenverstärker. Die FRFR-Lautsprecher sind durch den Einsatz moderner Class-D-Endstufen dabei in der Regel sehr leicht und gut transportabel. Den Schub einer 4 x 12“ Box erreichen sie aber (glücklicherweise) nicht.
Amp Modeler best practices
Aus der Sicht des Tontechnikers sind monofone Signale einfacher zu handhaben als stereofone Signale. Je nach Örtlichkeit und PA-System ist der Betrieb der Beschallungsanlage ohnehin eher monofon ausgelegt als stereofon. Die meisten Zuhörer würden sonst nur die Hälfte des Mixes hören, da sie nicht innerhalb des Stereodreiecks stehen oder sitzen. Der Mix wäre dann an Positionen außerhalb unausgewogen. Aus diesem Grund sollten bei Beschallungen extreme Panorama-Einstellungen vermieden werden. Als Gitarrist kannst du hier dem Techniker entgegenkommen, indem du entweder ein Monosignal ans Mischpult schickst oder zumindest deine Stereosignale auf Monokompatibilität überprüfst, sodass am Mischpult entsprechend mit den Panoramareglern das Stereobild eingeengt werden kann.
Ein monofones Gitarrensignal aus dem Amp Modeler wird sich auch beim Einsatz von In-Ear-Monitoring und Monitorboxen sehr viel besser mischen lassen.
Das Beschränken auf wenige Verstärkermodelle bei der Erstellung der Patches ist von Vorteil und wird unterm Strich beim Konzert zu einem deutlich besseren Sound führen. Als Techniker hat man keine Chance, deinen Gitarrenkanal für einen Fender Twin Reverb genauso passend einzustellen wie für den Vox AC30, für einen per virtuellen Tubescreamer angeblasenen Marshall Amp, den Mesa Boogie Rectifier oder das Midscoop Thrash Metal Modell. Beschränkt sich das Amp Modeling für den Live-Einsatz hingegen auf ein bis zwei Verstärkermodelle und wenige Patches wie Clean, Crunch, Overdrive, Distortion und Lead sowie ebenso wenige dezent dosierte Effekte, die bei Bedarf einzeln zugeschaltet werden können, hilft das uns Technikern enorm, deinen Gitarren-Sound gut in den Mix einzubetten.
Alternativ lassen sich bei vielen Modeling Amps die Effekte getrennt vom Direktsignal auf die Ausgänge legen. Der Techniker bekommt somit die Möglichkeit, den Mix zwischen trockenem Amp-Signal und den Effekten zu verändern.
Bringt der Gitarrist einen FRFR-Lautsprecher mit und stellt diesen wie gewohnt hinter sich, bittet ihn, diesen neben sich zu positionieren, um weiterhin so wenig Schall von der Bühne wie möglich in Richtung des Publikums zu blasen. Manche FRFR-Lautsprecher besitzen eine Monitorschräge und lassen sich wie ein Wedge auf den Boden legen. Das ist optimal. Ansonsten kann der FRFR-Lautsprecher auch auf ein Case gestellt oder angewinkelt werden. Passende Cases stehen eigentlich bei Konzerten immer in Bühnennähe herum. Etwas Kommunikation hilft beiden Seiten und führt unterm Strich zu besseren klanglichen Ergebnissen.
Drastische Boosts für das Solospiel sollten unbedingt vermieden werden. Ein leichter Boost ist in Ordnung, wer allerdings den Solo-Sound um 6 dB und mehr anhebt, darf sich nicht wundern, wenn der Techniker anschließend diese 6 dB am Gain-Regler des Mischpults wieder absenkt, weil der Mischpultkanal übersteuert wird. Diese Absenkung wirkt sich dann aber in den meisten Fällen direkt auf euren Monitormix aus. Das im Anschluss aufgerufene Rhythm-Guitar-Patch wird dann nämlich um diese Absenkung leiser sein! Ein leichter Boost um 2 bis 3 dB ist kein Problem, sollte mit dem FoH-Techniker aber unbedingt abgesprochen sein, damit er einen entsprechenden Headroom beim Einpegeln lässt. Spielt deshalb eure Boost-Patches immer beim Soundcheck einmal kurz an. Drastische Pegelunterschiede zwischen euren Patches sind ohnehin unbedingt zu vermeiden und werden sich beim Gig rächen.
Schlusswort
Amp Modeler sind für Live-Produktionen Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite sorgen sie gerade in Verbindung mit In Ear Monitoring für eine angenehm leise Bühne. Auf der anderen Seite verleiten die vielen klanglichen Möglichkeiten dazu, diese auch alle einzusetzen. Die Folge ist ein inkonsistenter Klang, der vom Techniker kaum noch zu kontrollieren ist. Das gilt für den Einsatz zu vieler verschiedener Verstärker- und Lautsprechermodelle wie auch für den übertriebenen Effekteinsatz. Was zu Hause auf der Studioabhöre oder einer kleinen Gitarrenbox noch gut klingt, treibt den Tontechniker später zur Verzweiflung und verhindert einen guten Mix. Anders herum sind Gitarristen aber selten mit der Beschallungstechnik und dem Live-Mix so vertraut, dass sie wissen, was einen guten Mix verhindert. Kommunikation ist deshalb enorm wichtig.
Wir verwenden für unsere Sludge/Doom Band gerne 4×12 Cabs (falls es entsprechende Backline gibt) für unsere Kemper,
Da nicht vergessen, sie Cab Simulation am Ausgang zur Box zu deaktivieren.
Bei sehr wenig Umbauzeit verwenden wir auch einfach mal die Mics, die eh schon vor den Boxen stehen.
Sounds unbedingt bei Bühnen-Lautstärke einstellen. Auch die Lautstärke der einzelnen Sounds zueinander.
Eh wie immer: Weniger Zerre ist oft mehr. Das gleiche wie bei Bässen und Höhen/Presence.
@tenderboy Richtig, dann muss die Cab Simulation unbedingt ausgeschaltet sein. Interessant ist dann auch, dem Techniker das DI-Signal und das Mic-Signal zu geben, vorausgesetzt, man kann die Cab Simulation getrennt schalten. Dann kann man nämlich das deutlich sauberere DI-Signal für das Monitoring verwenden. Da ist keinerlei Übersprechen drauf und somit werden IEM-Mix und Wedge Mix deutlich besser.
Moin, dann sag ich als Keyboarder einmal herzlich willkommen im Club. Wesentlich mehr Vorbereitung bei Abstimmung und Lautstärken der Sounds, passed nicht wirst du wenn du Pech hast (zumindest als Keyboarder) wegkomprimiert… 😅
@buster Beim Keyboarder ist es sogar noch schlimmer, weil er ein Fullrange-Signal überträgt. Da habe ich damals mit der MJ Tribute Band böse Erfahrungen gemacht: Techniker cuttet bei 120 Hz beim Intro und einige Titel später sind alle Synth Bässe weg. Da muss man vorher alle Absprachen treffen und einen ordentlichen Soundcheck insbesondere zusammen mit dem Bassisten machen oder mitteilen, bei welchen Songs Synth Bass gespielt wird. Das kann der Techniker nicht wissen.
@Markus Galla Keyboards lasse ich als Tontechniker meistens flat.
Was ich aber gerne mache, ist mit einem dynamischen EQ die Frequenzen, wo ich die Stimme drüber bringen muss, auszudünnen.
Was ich dazu hilfreich finde:
Anhand eines Mehrspur Mitschnitts der Stücke kann man dann später nochmal genauer prüfen, ob Lautstärken und Präsenz der diversen Sounds zur Band und zu den Stücken paßt. Da diese ja „Pre-Fader“ und ohne EQ aufgezeichnet werden, hört man genau, was man dem FOH angeliefert hat. Pegel-Unterschiede kann man dann gleich aufspüren und gem. der Anpassungen im DAW Mix auch gleich in den Song Patches speichern.
Auch in der Band konkurrierende Frequenzbänder, Stereo-Positionen und Effekte-Matsch fallen dann auf.
So muß der Sound Engineer dann beim nächsten Gig seltener den Fader schubsen oder die von Markus beschriebenen Probleme lösen, und auch der Monitor-Mix bleibt konsistenter.
Ich finde den Hinweis von Buster auf die vergleichbare Challenge der Keyboarder sehr passend. Die können einem frisch gebackenen Modeller-Nutzer sicher einige Tips geben, wie man sich trotz der neuen hohen Vielfalt am besten in den Band-Kontext integriert.
Freundlicherweise sei darauf hingewiesen, dass in der Aufzählung der Bodentreter-Modeler eine neue, innovative Entwicklung aus heimischer Produktion fehlt:
der DimeHead NAM Player, mit welchem man „Neural Amp Modeler“ Captures und Modelle sowie speaker/cab IRs nutzen kann.
hierdurch wird NAM auch endlich professionell bzw. praktisch! für Bühnenmusiker nutzbar!
wer sich mit dem NAM modeling noch nicht auseinandergesetzt hat, sollte das dringend mal tun, denn anerkannt klingen die absolut fantastisch (wenn es professionell gecaptured wurde).
Infos zum Pedal gibt es hier:
https://www.dimehead.de/faq/