Flea von Red Hot Chili Peppers - Anomalie und Koryphäe!
Flea zählt sicher zu den einflussreichsten Bassisten aller Zeiten und ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass es kaum einen Bassisten gibt, der den legendären Bassisten der Red Hot Chilli Peppers nicht kennt. Hier erfahrt ihr alles über sein Equipment, seinen Werdegang und seine Spieltechnik. Wer mehr über das Equipment der Red Hot Chili Peppers generell erfahren will, kann das hier tun. Auch, wer mehr über die Aufnahmen des legendären Albums „Californication“ lesen möchte, kann hier mehr erfahren.
Inhaltsverzeichnis
Flea: Der Weg zu den Red Hot Chili Peppers
Am 16. Oktober 1962 erblickte ein Junge mit ungarisch-irischen Wurzeln namens Michael Peter Balzary in Melbourne, Australien das Licht der Welt. Als er fünf Jahre alt war, folgte dann ein Umzug der Familie Balzary nach New York. Dort scheitert die Ehe seiner Eltern dann aber 4 Jahre später. Mit dem neuen Partner der Mutter kommt ein Jazzmusiker zur Familie, der einerseits die musikalische Entwicklung von Flea (der damals noch nicht auf diesen Spitznamen hörte) positiv beeinflusst und fördert, andererseits aber auch die Familie durch seine alkoholbedingten Eskapaden und Gewaltausbrüche terrorisiert. Flea ist regelmäßiger Gast in der Jazz-Szene und lernt bereits als Kind das Trompete-Spielen.
Aufgrund der familiären Situation flüchtet er sich jedoch bereits als 11-Jähriger in die Welt der Drogen. Mit 13 treibt er sich auf den Straßen L.A.s herum und erlebt Dinge, die Kinder nicht erleben sollten. All dies ist nachzulesen in seinem 2019 erschienenen Buch „Acid for the Children“.
Einen ersten Wendepunkt im Leben des jungen Flea stellt die Begegnung mit Hillel Slovak und Anthony Kiedis an der Fairfax High School in Los Angeles dar. Hier spielte Flea damals in der Marschkapelle Trompete und machte seine ersten Gehversuche auf dem Bass unter der Anleitung von Hillel Slovak. Auch den Namen unter dem er später weltberühmt werden sollte, bekam er hier. Anthony Kiedis nannte den Jungen namens Michael immer „Mikey B. The Flea“, weil er einfach niemals stillsitzen konnte. Später wurde daraus dann einfach „Flea“.
Gemeinsam mit Anthony Kiedis, Hillel Slovak und Drummer Jack Irons gründete Flea zunächst die Band „Tony Flow & The Miraculously Majestic Masters of Mayhem“, den Vorgänger der Red Hot Chili Peppers.
Der Heroin-Tod des Red Hot Chili Peppers Gründungsmitglieds und Gitarristen Hillel Slovak im Jahr 1988 traumatisierte die Band zutiefst und führte unter anderem zum Ausstieg des Schlagzeugers Jack Irons. Anthony Kiedis und Flea versuchten einen Neustart mit dem Fusion-Jazz-Gitarristen DeWayne McKnight und Drummer Darren Henley, besser bekannt als D. H. Peligro. Leider stimmte die Chemie zwischen den vier Jungs überhaupt nicht, so dass Flea und Anthony sich noch im selben Jahr von den beiden Musikern trennten. Drummer Chad Smith, der bis heute in festest Bandmitglied ist, überzeugte die beiden ebenso wie Gitarrist John Frusciante, der damals bereits ein großer Fan der 1983 gegründeten Red Hot Chili Peppers war. Seine Karriere bei den RHCP gleicht aber eher einer On-Off-Beziehung.
Während das 1991 veröffentlichte Album Blood Sugar Sex Magik den internationalen Durchbruch der Band brachte, zählt unter den Flea-Fans bereits das 1989 veröffentlichte Album Mother’s Milk als Meilenstein. Auf diesem Album findet sich eine Coverversion des Stevie Wonder-Hits „Higher Ground“, die durch Fleas Slapping-Bass ganz neue Maßstäbe für Bassisten auf der ganzen Welt setzte.
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Kleiner Fun-Fact: Gleichzeitig begann Flea ihm auch, bei Jane’s Addiction seine Künste an der Trompete unter Beweis zu stellen.
Mit dem 1991 veröffentlichten Nachfolger dürfte dann aber den Musikfans weltweit klargeworden sein, etwas ganz besonders ist. Egal, ob die Bass-Linien von „Give it away“ oder von „Under the Bridge“ – sie alle sind bis heute legendär. Letztere erlaubt es sogar Anfängern, ein kleines bisschen Flea-Feeling in das heimische Übungszimmer zu bringen. Diese Tabs bei Songsterr hätten mich in meinen Anfängen ganz sicher wunderbar abgeholt und sind allen, die sich bisher noch nicht an eine Bass-Line von Flea herangetraut haben, wärmstens empfohlen.
Fleas musikalische Nebenprojekte
Flea tanzte zwischen 1995 und 1998 allerdings auch kräftig auf anderen Hochzeiten und ist auf sage und schreibe 40 Platten anderer Künstler zu hören. Unter anderem auch auf dem legendären Alanis Morissette Album „Jagged little Pill“ oder bei Mars Volta und Jane’s Addiction, auf deren Album „Nothing’s Shocking“ auch auf der Trompete zu hören ist.
2008 legten die Red Hot Chili Peppers eine kreative Pause ein und Flea beschloss, die freie Zeit zu nutzen und sich für Musikkurse an der USC einzuschreiben, wo er Kompositionstheorie und Jazztrompete studierte. Bassunterricht hat einer der berühmtesten Bassisten der Welt angeblich nie genommen und Noten für den Bass könne er bis heute nicht lesen.
2009 spielte er gemeinsam mit Nigel Godrich, Joey Waronker und Mauro Refosco zunächst als Begleitung von mit Radiohead Frontmann Thom Yorke. Später war das Gespann dann auch unter dem Namen „Atoms for Peace“ erfolgreich.
Die Liste derer, mit denen er gemeinsam auf der Bühne oder im Studio stand, liest sich wie ein Who-is-who der Rockszene. Mick Jagger, Keith Richards, Tom Morello, Patti Smith, Tom Wait, Serj Tankian und viele mehr.
Die größten Bassisten aller Zeiten: Flea und seine Technik
Eines seiner größten Idole sei der 2017 verstorbene, deutsche Bassist Holger Czukay. Insbesondere in den Anfängen der Red Hot Chili Peppers wohnte Fleas Stil eine extreme Aggressivtät inne. Zwischenzeitlich hat diese ein kleines bisschen nachgelassen, was aber keinesfalls negative Einflüsse auf sein explosives Slapping hat.
Diese Slap-Bass-Methode wurde von Larry Graham, dem ehemaligen Bassisten der Band „Sly & the Family Stone“ entwickelt. Flea kombinierte sie dann mit dem extrem schnellen Westküsten-Punk-Sound. Das Slapping, bei dem man aggressiv mit dem Daumen auf die Saiten schlägt, anstatt sie zu zupfen oder mit einem Plektron anzuschlagen, führt zu einem harten und perkussiven Sound.
Nicht minder beeindruckt war Flea von den Fähigkeiten von Louis Armstrong, der ihn vor allem aufgrund seiner Leidenschaft für die Trompete beeinflusste.
Wie bereits erwähnt, war der Song „Higher Ground“ aus „Mother’s Milk“ von 1989 durch die Verschmelzung dieser beiden Techniken für viele Bassisten der Startpunkt für einen ganz eigenen Stil. In einem Interview sagte Flea allerdings, dass er diesen Song live nur noch sehr ungerne spielt, da sie ihn in der Anfangszeit wirklich auf jedem Gig zum Besten gegeben haben.
Dass Flea aber auch anders kann, zeigte er vor allem auf dem Album „Blood Sugar Sex Magik“, wo er als Kontrast zu John Frusciantes minimalistischer Gitarre mit eigenen Melodien auf dem Bass überzeugte.
Flea hat also nicht nur einen einzigartigen Sound für die Red Hot Chili Peppers kreiert, sondern hat im weiteren Sinne auch eine neue Rolle für die Bassisten geschaffen. Bis dahin war es meist so, dass der Bassist in Rockbands zusammen mit der Gitarre eine gemeinsame harmonische Struktur verfolgte. Dieses Muster warf Flea mit seinen kreativen Bassläufen einfach über Bord und ergänzt die Songs so um ein kreatives Element, das sie zu etwas ganz Besonderem macht.
Und Flea beschränkt sich nicht nur auf seine Bass-Sounds, denn auch als Komponist und Autor von Songtexten ist er aktiv.
Das Equipment von Flea: Seine Bässe
Flea wird hauptsächlich mit Music Man Stingray-Bässen in Verbindung gebracht. Ihr heller und
mittenreduzierter (scooped) Klang ist ein Schlüsselelement des bissigen, funky-perkussiven Sounds von Flea. Sein erster Musicman Stingray mit grün lackierten Korpusseiten und die grüner Kopfplatte, beklebt mit rosa Klebestreifen im „Zick-Zack“-Format ist auf dem Album „Red Hot Chili Peppers“ von 1984 neben einem Musicman Cutless genauso zu hören, wie auch auf späteren Alben. Auf „Mother’s Milk“ (1989) kam dann ein Spector NS-2 zum Einsatz und auf dem legendären Album „Blood Sugar Sex Magik“ von 1991 ist zudem ein Wal MKII und ein Fünf-Saiter in Form des Musicman Stingray 5 zu hören. 1995 kamen dann ein Alembic Epic und ein Sigma Akustik-Bass hinzu.
1999 waren auf der “Californication” dann auch die Modulus Signatur-Flea-Bässe in Form des “Blue Flake“ und des „Silver Flake“ im Einsatz. Ebenso wie der legendäre ’61er Fender Jazz-Bass in Shell-Pink und ein Taylor Akustik-Bass (Road Trippin‘). Der wohl bekannteste Bass von Flea, der Spezial-Signature-Bass, der Modulus „Punk Bass“, der in den Farben der niederländischen Flagge lackiert ist, ist neben dem ’61-er Fender Jazz-Bass auf dem Album „By the Way“ aus dem Jahr 2002 zu hören.
2009 stellte Flea dann auf der NAAM seine eigene Bass-Marke, den Fleabass vor. Der Modulus-Flea-Bass wurde daraufhin in „Funk Unlimited“ umbenannt.
Der 1961er Fender Jazz-Bass wiederum begleitet Flea auch auf dem 2011 erschienen Album “I’m With You” und dem 5 Jahre später veröffentlichten Album „The Getaway“. Hier kam zusätzlich auch noch der Flea Signature-Jazz-Bass zum Einsatz.
Ein Fender P-Bass kam als Ersatz-Bass auf einer Tour und dann später im Rahmen des gemeinsamen Projekts mit Thom Yorke hinzu.
Darüber hinaus hat Flea vier Fender Signature-Bässe und seine Range an Bässen ist so dermaßen umfangreich, dass ich nicht ausschließen möchte, hier den einen oder anderen vergessen zu haben.
Natürlich hat Flea auch eigene Signatur-Saiten in Form der GHS – Flea Signature-Bass-Boomer.
Sie sind aus vernickeltem Stahl mit einer speziellen Kombination aus Edelstahl und Nickelbeschichtung auf der tiefen E-Saite.
Flea und seine Verstärker
Ganz zu Beginn seiner Karriere verwendete Flea einen Trace Elliot Verstärker in Form des AH500X und einen Ampeg V4B mit einer Ampeg SVT-810E. Dann wechselte er zunächst zu Mesa/Boogie Amps und schließlich zu Gallien-Krueger. Hier nutzt er die Gallien-Krueger-410RBH- bzw. 115RBH-Cabinets und die Gallien-Krueger-2001RB-Tops, die mittlerweile leider nicht mehr hergestellt werden.
Mittlerweile sieht man den legendären Bassisten allerdings fast noch mit einem Ampeg SVT (Super Valve Technology) und dem Roland JC-120.
Effektgeräte, die Flea verwendet
Flea nutzt natürlich auch zahlreiche Effektpedale, um seinen einzigartigen Sound zu formen. So finden sich auf seinen Pedalboards neben einem DOD/FX-25-Envelope-Filter auch einen dem Electro-Harmonix Bassballs auch ein Electro Harmonix Mu-Tron III und ein Electro Harmonix Q-Tron. Immer wieder sah man ihn mit den Auto-Wahs von BOSS, Crybaby Wah-Wahs von Dunlop.
Als cleanen Booster verwendet er den MXR Micro-Amp und der BOSS ODB 3 Bass Overdrive bringt dann etwas Schmutz in das Signal. Wenn es ein bisschen „feinerer“ Schmutz sein soll, dann wird auch mal der Electro-Harmonix Big Muff aktiviert. Außerdem nutzt er noch einen Moog MF-103 und einen Malekko B:ASSMASTER für seine Live-Solos.
Flea: Schauspieler, sozialer und ökologischer Aktivist und Sportfan
Neben zahlreichen Signature-Bässen hat Flea unter dem Namen „Fleabass“ auch eine eigene Bassmarke auf den Markt gebracht, ist als Schauspieler aktiv und hat in mehr als 50 Filmen und ebenso vielen Fernsehfilmen und Serien mitgespielt (beispielsweise in The Big Lebowski, Fear and Loathing in Las Vegas). Oft spielte er sogar sich selbst. Auch in den Musikvideos anderer Künstler ist er zu sehen, selbst, wenn er nicht als Bassist beteiligt war. Darüber hinaus engagiert er sich stark im Rahmen von Wohltätigkeitskonzerten und -veranstaltungen für Themen wie psychische Gesundheit, Prävention von Drogensucht und Umweltschutz. Seit dem Drogentot von Bandmitglied Hillel hat Flea den Drogen abgeschworen. Und ob man es glaubt oder nicht, heute hält sich der Familienvater mit Yoga und gesunder Ernährung fit. Immer wieder hört man zudem von ihm kritische Worte darüber, dass die Menschen bei den von ihm geliebten Open-Air-Veranstaltungen immer wieder ein Chaos in der Natur anrichten und bisweilen respektlos mit der Umwelt umgingen.
Auch die musikalische Förderung von Kindern ist ihm wichtig und so ist Flea Gründungsmitglied des „Silverlake Conservatory of Music“.
Als begeisterter Lakers-Fan wurde er zu einer festen Größe am Spielfeldrand, unter anderem spielte er eine Solo-Version von „The Star-Spangled Banner“ vor dem letzten Spiel von Kobe Bryant im April 2016.
Der Stil von Flea l ist fest im Jazz und Funk verwurzelt. Auch wenn Punk für ihn zunächst befremdlich gewesen sei und erst Hillel Slovak ihn in die Welt des Punks einführte, griff er schon früh in seiner Bassisten-Laufbahn auch auf Rock- und Punk-Einflüsse zurück. In den Songs der Red Hot Chili Peppers spielt er oft direkt im Takt, was die Musik vorantreibt und ihr den berühmten, energiegeladenen Charakter verleiht. Drummer Chad Smith und Flea bilden eine perfekte Einheit.
guter Artikel!
danke!
aber bitte kurz Korrekturlesen!
„Akkustik“ und anderes tut etwas weh… :-)
@Numitron Oh, da hat wohl mein kk gekklemmt😂Zeit, die Kkrümel aus der Tastatur zu holen😉
Vielen Dankk für das genaue Lesen👍
@Sonja (Team DelayDude) kannst ja gerne mal berichten, falls was Leckeres dabei war 😅
@dAS hEIKO 😂3-Sterne-Restaurant-Niveau hatte es leider nicht🤔
danke…
durfte die red hot chilli peppers mal live erleben
in den 90 ern in hamburch…(docks)
flea war mir damals besonders prägnant in erinnerung geblieben,
als wirklicher bass ( und jump) virtuose.
im artikel steht bei den effekten „electro harmonix mu tron III“
denke, da ist eher der micro q tron gemeint.
Vielen Dank für den tollen Artikel. Mir war die Bandbreite des Guten garnicht bewußt.
habe mir gleich das erwähnte Janes Addiction-Album angehört (sehr gut!), allerdings ist Flea dort wirklich nur auf einem Track vertreten, und da auch eher im Hintergrund.