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Feature: Die Downtuning-Fibel für Gitarristen

(ID: 208565)

Der Bassist, die arme Socke!

Die ganze Diskussion rund um das Downtuning dreht sich letztendlich um den Bassanteil im Gitarrensound, womit der Verlierer der ganzen Debatte auch schon feststeht. Es handelt sich erwartungsgemäß um den Bassisten, dessen natürliches Habitat frequenztechnisch infiltriert und massiv angegriffen wird. Der beliebte Ruf nach dem Fünfsaiter zieht dabei nicht immer. Die oktroyierte Flucht hinab zum tiefen H mag in einer disziplinierten Combo mit durchsichtigem Jamiroquai-Sound, sprich wenig, wenn überhaupt Gain auf den Gitarren, noch zu handhaben sein, im Heavy-Bereich, welcher das Haupteinsatzgebiet des Downtunings darstellt, kämpft der Bassist um jeden einzelnen Ton, der nicht im Frequenzsumpf ersaufen soll. Mal auf einem Metalkonzert gewesen? Mal gehört, was der Bassist an Einzeltönen spielt? Eben …

Extended Range Guitars (ERG)

Als ob unser Freund mit den dicken Saiten nicht schon genug Ärger mit seinen Frequenzen hätte, erweist sich die Djent Bewegung der letzten Jahre mit 8- oder sogar 9-Saiter-Gitarren als echte Arbeitsplatzvernichtungsmaschine. Hier sind die Gitarren nun endgültig im echten Bassbereich angekommen, wobei der Bassist nicht mehr nach unten flüchten kann. Wer einmal gehört hat, wie Korn Bassist Fieldy versucht, mit (unsauberem) Slappen sein tiefes A hilflos irgendwo an den Mann zu bringen, kann sich eigentlich nur noch in Mitleid ergehen. Djent Metal Aushängeschild Meshuggah lassen den Bass im Standard-Tuning, der dann einfach nur die Gitarrenarbeit doppelt, um dem tieffrequenten Matsch zu entgehen. Über die Sinnhaftigkeit eines solchen Unterfangens kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

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Einzig die Combo Animal As Leaders (wahrscheinlich gibt es auch noch weitere Formationen, die ich z. Zt. noch nicht kenne) geht in Trio-Formation den konsequenten Weg mit zwei 8-Saitern und einem Drummer, wobei sich die beiden Gitarristen abwechselnd die Bassisten-Funktion aufteilen. Hier gibt es noch viel Spielraum zum Experimentieren, das frequentielle Problem hingegen bleibt auch hier bestehen.

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Wie tief hast du es gerne?

Prinzipiell kann man seine Gitarre natürlich stimmen, wie man möchte, aber im Sinne der Optimierung des Fingersatzes bleibt die Quartenstimmung zwischen den Einzelsaiten zumeist erhalten. Dies bedeutet, dass man beim Downtuning in den meisten Fällen alle Saiten um eine bestimmte Anzahl von Halbtönen nach unten stimmt. Bis zu zwei Halbtöne sind auch in Absprache mit dem Bassisten problemlos zu realisieren, ab drei Halbtönen nehmen die Probleme bei hohem Gain-Faktor dann langsam zu.

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Hat man sich dazu entschlossen, im Prinzip eine weitere Saite hinzuzunehmen, schlägt die Stunde der 7-Saiter oder der Baritongitarre. Während die 7-Saiter den Diskantbereich weiter im normalen Radius einer Standard-Tuning-Gitarre hält und nach unten um 5 Halbtöne erweitert, begegnet die Baritongitarre dem zunehmenden Frequenzmatsch mit einer längeren Mensur, welche die Saitenspannung erhöht und das klangliche Ergebnis in Sachen Durchsichtigkeit wieder in Richtung Standard-Tuning führt.

Downtuning bariton guitar

— Hinab bis zum tiefen H ohne Spannungsprobleme: die Baritongitarre —

Ich habe das Problem in meiner Drittband MONSTERGROOVE so gelöst, dass sowohl meine Baritongitarren (76 cm Mensur), als auch der Bass unseres Bassisten (Fanned Frets, H-Saite ca. 92 cm Mensur) über jeweils stark verlängerte Mensuren verfügen und durch die erhöhte Saitenspannung eine höhere Durchsetzungskraft generieren. Zudem spiele ich nur mit gemäßigtem Gain, sodass der Sound vergleichsweise transparent bleibt.

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Eine weitere beliebte Spielart beim Downtuning ist das „Dropped-D“, bei dem nur die tiefe E-Saite um zwei Halbtöne auf D gestimmt wird. Dies hat den Vorteil, dass man Powerchords, die man auf den Basssaiten der Gitarre spielt, nun mittels eines kleinen Barreakkordes über drei Saiten strecken kann und durch die Oktavierung des Grundtons mehr Dampf in den Akkord bekommt. Dieses Konstrukt kann man natürlich dann auch wieder um einen oder mehrere Halbtöne nach unten stimmen, wobei hier die Gefahr des Bassmatsches natürlich noch schneller eintritt.

Hier ein Beispiel für ein Dropped D Tuning:

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Fazit

Natürlich gilt, wie immer in der Musik, erlaubt ist, was gefällt, allerdings lassen sich die Grenzen der Physik nicht so ohne Weiteres aushebeln. Wer einen knackigen, transparenten und zugleich druckvollen Bandsound sein Eigen nennen möchte, sollte im Vorfeld mit der gesamten Band ein klangliches Konzept erarbeiten, was ein Maximum an Vorteilen bietet. Der Zuhörer wird es euch danken!

P.S.: Wenn der Bassist natürlich heimlich immer wieder am aktiven 2-Band-EQ seines Basses ohne Rücksicht auf Verluste die Bässe reindreht, kann man sich natürlich jegliches Konzept sparen …

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Forum
  1. Profilbild
    Kosh

    als großer freund des klassischen Herrenwitzes und des gepflegten kalauers möchte ich euch herzlich zu dieser Überschrift beglückwünschen…

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    AMAZONA Archiv

    Da fragt man sich ob bei der ganzen Tiefstimmerei der Bassist nicht auf eine „normal“ gestimmte Gitarre umteigen sollte ;-) Drop-D finde ich cool. Meine letzten Metal-Songs sind alle in diesem Tuning und ich mag’s, auch wenn die tiefe Saite schon ungewohnt labrig ist.

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    electrojesus

    Für uns von ZOMBIESLUT war die Baritongitarre die Rettung: derb, fett und elend tief. Wir haben auf G gestimmt, denn nur im tiefen Grab ist Death Metal wirklich richtig schwer. Zu hören auch auf YT.

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    AMAZONA Archiv

    Genial ehrlicher Artikel! Danke für die klaren Worte über die Tiefen der Frequenzen und den Kampf um die Vorherrschaft! Diese immer tiefer Stimmerei geht mir langsam aber sicher auf den Keks. Gitarren bekommen immer mehr Saiten, Amps werden speziell für die tiefen Töne technisch anders hergestellt und die Chassis und Lautsprecher auch. Doch wie klingt das am Ende? Guitars out of hells fire oder einfach nur noch schrecklich? Für mich endet downtuning bei drop D dannach klingt es für mich nicht mehr harmonisch. Aber jeder wie er will. Ich weiß nur, um so tiefer um so weniger Freude finde ich für meine Musik.

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        AMAZONA Archiv

        @Dirk Matten Aber die tiefen Frequenzen sind die Basis für Alles.

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            AMAZONA Archiv

            @Dirk Matten hehehe…

            jedoch kannst du die Kartoffel mit der Hand greifen, die Soße rinnt dir durch die Finger.

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                AMAZONA Archiv

                @Dirk Matten Schade, da entgeht dir eine vollkommen neue sinnliche Erfahrung. Mach mal den Seewolf Stunt (mit einer warmen, gekochten Kartoffel)! ;-)

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    AMAZONA Archiv

    Stimme generell auch DAD tritratrullala… runter. Braucht man nicht so bescheuert rumzugreifen. Ein Finger, ein Chord. Muss doch nicht groß rumwichsen für so’n Postpunk/ New Wave Zeugs

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    Inframosch

    Toller Artikel! Mir hat besonders gefallen, daß Du erklärt hast, warum sich bestimmte Traditionen nunmal ergeben haben und das man in einer Band eben alle Mitspieler berücksichtigen muß. Was das Problem mit dem „Soundmatsch“ angeht, denke ich aber, daß in Sachen Technik da in den nächsten Jahren noch Verbesserungen stattfinden werden.
    Von wegen Mensur: Gab es nicht mal in den 60ern eine Band, wo ein linkshändiger Bassist mit einem Shortscale Bass gespielt hat? Aber ich habe gehört, die haben mit Live-spielen aufgehört, weil sie das Gekreische der Fans nicht mehr übertönen konnten!

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    AMAZONA Archiv

    Toller Artikel, vielen Dank, Axel.

    Zwei Dinge: Van Halen (I) wurde bereits 1978 veröffentlicht.
    https://www.discogs.com/Van-Halen-Van-Halen/master/29426 1979 war bereits Van Halen II erschienen.

    Muss es immer Denglisch sein? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Denglisch

    Als Exil-Deutscher in GB kann ich sagen, dass „Downtuning“ hier wirklich nicht gebräuchlich ist, genauso wenig, wie „Handy“, „Service Point“, etc. ;-)

    Im Übrigen lese ich deine informativen und kompetenten Beiträge immer sehr gerne, bitte weiter so!

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      Ich habe mal recherchiert, das Netz gibt für „Downtuning“ den deutschen Begriff „Leistungsverminderung“ an. Das ist hier natürlich nicht gemeint, aber es ist ja bekannt, dass bei Genre-typischer Sprache im Bereich Musik/Musikinstrumenten gerne Begriffe verwendet werden, die „cool“ sind und Internationalität suggerieren sollen. „Tieferstimmung“ liest sich einfach nicht so geil und kommt eher piefig rüber, „Downtuning“ versteht hier jeder Leser. Vorschläge erbeten, würde versuchen, die umzusetzen.

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        AMAZONA Archiv

        @Dirk Matten Stimmung herunterfahren, Stimmtiefelung,
        ;-)

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Dirk Matten Stimmungstieferlegung… ist schon lustig, wie schwierig es ist, etwas pfiffiges zu finden, dass nicht aus drei (oder mehreren) Worten besteht. Obwohl genau dieses Merkmal der deutschen Sprache ironischerweise von den Engländern sehr bewundert wird.
            https://www.deutsch-als-fremdsprache-lernen.de/deutsche-substantive-zusammengesetzte-nomen-komposita/

            Wenn es zu kompliziert wird könnte man natürlich auch noch eine Abkürzung finden („TÜV“, „SCHUKO“, etc.)

            Da im englischen Sprachgebrauch zusammengesetzte Nomen ungebräuchlich bzw. sehr unüblich sind, wäre die
            „richtige“ Schreibweise für Downtuning wohl eher Down Tuning.

            Mein Vorschlag für die „coole“ Version: Dropped Tuning bzw. Drop Tuning (beides gleichermaßen verwendbar) .

            PS. Ich habe hier vor Jahren mal eine Band aufgenommen, die in „Drop(ped) B“ (B=H, 5 Halbtöne unter E) gestimmt haben. Erinnere mich noch genau, wie die Saiten (speziell Bass-) über das Griffbrett geschlabbert sind. Ein Graus, von der Intonation ganz zu schweigen.
            https://en.m.wikipedia.org/wiki/List_of_guitar_tunings#Dropped

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      Axel Ritt RED

      danke für das Lob. Ja, mit der Begrifflichkeit ist immer so eine Sache, natürlich sind Bezeichnungen wie „Downtuning“ und „Handy“ völliger Mist, aber als Autor ist es ja meine Aufgabe eine Aussage / Einschätzung / Meinung möglichst vielen Lesern zugänglich zu machen. Wenn ich z. B. von „Mobile“ spreche, werde ich in Deutschland nur verwirrt angesehen. Bzgl. VH, ja, die erste Scheibe kam 1978 raus, aber ich habe sie erst 1979 das erste Mal gehört, bin ein Spätzünder :-)

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        AMAZONA Archiv

        @Axel Ritt Dachte ich mir, bezüglich VH Alben (die ich selbst (altersbedingt) sehr viel später entdeckte). Kann mir gut vorstellen, wie dieses erste Album reingehauen haben muss…

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          Axel Ritt RED

          es war unbeschreiblich. Nicht alle Songs haben bei mir gezündet, aber der Gitarrensound und vor allem die Tapping Technik waren einzigartig. Es gab ja noch kein Internet und niemand wusste wie EVH das spielt. Ich habe mir einen Wolf geübt und nicht einmal ansatzweise das Prinzip erkannt. War ja klar dass ein gelernter Pianist auf diese Idee kommen musste :-)

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            Stephan Güte RED

            @Axel Ritt Witzig, wir sind da echt eine komplette (Gitarren) Generation auseinander :D

            Als ich mit den ersten Gehversuchen anfing, war es Mitte der 80er Jahre und da war Eddie schon wieder out, bzw. Oldschool. Jason Becker, Marty Friedman, Joey Tafolla, natürlich der Yngwie und Tony MacAlpine waren da unsere Helden. Dagegen war das Einfinger-Einsaiten-Gehammer von Eddie und das ewige Floyd-Rose-Divebomb-Chickenpickgenudel, eingebettet in durchschnittliche AOR-Songs, echt unhörbar für „meine Jungs“ und mich :) Eddy war wichtig für die Rockgitarre, man sollte ihn aber echt nicht überbewerten. Ich kann mir bis heute kein Lied von van Halen am Stück anhören …

          • Profilbild
            Kush23

            @Axel Ritt Super recherchiert und echt mühevoll aufbereitet .. fettes Like dafür… aber vielleicht hab ich da ’ne Bildungslücke, war nicht Steve Vai derjenige der es herausgefunden und publiziert hat ? Zumindest laut Wikipedia … da steht nix über gelernter Pianist.
            Aber Wikipedia is auch nicht perfekt wie man weiss.
            PS: Steve Hackett (Genesis / Nursery Crime) – The Return of the Giant Hogweed … Tapping im Jahre 1971

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              Axel Ritt RED

              @Kush23 ich meine einmal in einem Artikel gelesen zu haben, dass EVH angeblich sogar zuerst in Richtung Konzertpianist gegangen wäre, dann Schlagzeug spiele, dann mit seinem Bruder (damals Gitarrist) die Instrumente getauscht hat und so schließlich die Basis für VH legte.

              • Profilbild
                Kush23

                @Axel Ritt Ok .. Da hab ich Dich falsch verstanden .. ich dachte wer es zuerst herausgefunden hatte wie und was EVH da spielt …

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    LAWBREAKER! Einfach geile Mukke! Danke für dieses Video und die Mukke. 1a

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich frage mich schon lange, warum man sich mit langen Mensuren und dicken Saiten herumquält, wenn man abgrundtiefe, verzerrte Sounds mit der richtigen Suboktaver-Zerre-Kombination viel besser hinbekommt. Natürlich tuts nicht jeder Oktaver und auch nicht jede Zerre, aber wenn man ein bisschen experimentiert, kommt man zu definierten, transparenten Höllensounds anstatt dieses unerträglichen Djent-Gematsches.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      das Grundargument ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen, aber neben dem unterschiedlichen Sound gibt es ein entscheidendes Argument gegen den Octaver und seine Kollegen, die Latenz. Ich für meine Teil habe noch keine Bodentreter gefunden, der einer harten Shredding Attacke hinterher kommt, wenn überhaupt, schafft das evtl. noch die Highend Hardware Variante von Eventide im 19 Zoll Format, aber den möchte wirklich niemand im Signalweg seiner Gitarre haben.

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