Das perfekte Pedalboard für den Live-Gig
Effektpedale live auf der Bühne einzusetzen, klingt zunächst einfach, kann aber durchaus mit einigen Fallstricken verbunden sein und ein Pedalboard mit den richtigen Effektgeräten für den nächsten Gig zu bestücken, ist bisweilen komplizierter als man denkt.
Inhaltsverzeichnis
Zunächst steht die Frage im Raum, ob man ein flexibles, ein komplexes oder ein kompaktes Pedalboard braucht und welche Sounds man mit den Effektpedalen live auf der Bühne eigentlich erzeugen möchte. Und vor allem sollte man bedenken, was man tut, wenn es plötzlich eine Fehlerquelle gibt? Von der Planung des Pedalboards über den Soundcheck bis zur problemlosen Live-Performance kann es ein langer Weg sein, den ich heute mit euch beschreiten möchte.
Pedalboard-Management
Bei der Auswahl der richtigen Effektpedale für den Live-Auftritt kann man den folgenden Entscheidungsprozess durchlaufen. Zunächst spielt man die angedachten Pedale erst einmal zusammen an, ohne sie auf ein Board zu montieren. Auf diese Weise lassen sie sich schneller austauschen und auch in der Reihenfolge ändern. Hier stellt sich bereits die Frage, welche Pedale wirklich wichtig sind und wie viele Pedale man am Ende auf dem Board platzieren möchte.
Hat man die Auswahl und die Reihenfolge der Effektpedale festgelegt, kann man sich für das passende Pedalboard entscheiden. Es sollte weder zu groß noch zu klein sein. Auf dem Pedalboard können die Effekte dann zunächst abermals nur lose zusammengestellt werden, damit man immer noch mal eine Änderung vornehmen kann. Bei der Platzierung der Pedale ist die Erreichbarkeit der Schalter und Potis genauso wichtig wie die Anordnung der Effekte im Signalweg.
Looper als kleine Geheimwaffe auf dem Live-Pedalboard
Insbesondere bei der Auswahl der Verzerrer kann man überlegen, ob man einige Lieblingspedale kombinieren und dadurch auf andere Verzerrer eventuell sogar verzichten kann. Vor allem bei der Verwendung von Verzerrer-Pedalen kann ein kleiner Looper, mit dem man dann zwischen den verschiedenen Gain-Stufen schalten kann, Wunder bewirken. Auch wenn ich kein Freund von großen Loop-Switchern bin, können kleine Looper mit zwei Loops zu hilfreichen Tools werden. Hiermit kann man im Bypass einen cleanen Sound, im Loop eins einen leichten Overdrive und im zweiten Loop ein Pedal mit mehr Gain einschleifen. Und sobald man beide Loops aktiviert, erhält man einen ordenlichen High-Gain-Sound für die Leads. Die Verzerrer müssen dann nicht einmal über einen True-Bypass verfügen, da sie im ausgeschalteten Zustand aus dem Signalweg genommen werden.
Möchte man noch mehr Gain-Varianten zur Auswahl haben, kann man in die Loops jeweils zwei oder drei Verzerrer platzieren. Zwischen den Songs kann man dann das gewünschte Setup aktivieren und im Song muss man sich nur noch auf die Schalter des Loopers konzentrieren. Denn darum geht es beim Live-Auftritt doch. Niemand möchte während eines Gigs nach dem richtigen Fußschalter für den gewünschten Sound suchen. Daher sollten Pedale, die man oft nutzt und schaltet, immer gut erreichbar, am besten in der vorderen Mitte des Pedalboards platziert werden.
Die Abstände zwischen den Pedalen sind ebenfalls großzügig zu wählen. Noel Gallagher hat sein perfekt designtes Pedalboard nie live benutzt, sondern immer sein XXL-Pedalboard gespielt. Ganz einfach aus dem Grund, weil er singt, während er Gitarre spielt und dann mit einem Fußtritt das richtige Pedal erwischen möchte.
Bei Expression-Pedalen und Wahs ist es ähnlich. Wer das Pedal lieber mit dem linken Fuß spielt, sollte diese Effektpedale live auch auf der linken Seite des Pedalboards platzieren. Das klingt so einfach und banal, aber oft orientiert man sich bei der Reihenfolge und Platzierung an den Pedalboards anderer Musiker, dabei sollte man immer bedenken, dass man sich selbst mit dem Board am wohlsten fühlen muss.
Stereo-Pedale auf dem Pedalboard für Gitarristen
Wer Stereo-Effekte für Aufnahmen oder im Proberaum nutzt, könnte sein Pedalboard so aufbauen, dass an einem bestimmten Punkt das Stereosignal abgegriffen werden kann. Auf diese Weise lässt es sich bei der richtigen Gelegenheit nutzen, beim Live-Konzert kann dieser Anschluss aber unbelegt bleiben, ohne dass sich der Sound verändert. Wichtig ist, dass man Effektpedale live so effektiv wie möglich in einer Performance einsetzen kann. Daher sollte das Pedalboard möglichst pragmatisch aufgebaut werden. Jedes besondere Extra und jede zusätzliche Schaltmöglichkeit erschwert bisweilen die Bedienung, was die Performance beeinflusst. Und die Fehlerquellen mehren sich natürlich ebenfalls.
Soundchecks mit dem Live-Pedalboard
Ganz wichtig ist es, das Live-Pedalboard ausgiebig zu testen. Insbesondere die Gain-Stufen der einzelnen Pedale und eventueller Presets müssen überprüft werden. Denn nichts ist für einen Gitarristen ärgerlicher, als ein perfekt eingestellter Sound, der beim Aktivieren in der Lautstärke absackt und im Band-Mix kaum noch hörbar ist.
Der Soundcheck sollte auch immer im Band-Kontext stattfinden. Denn nur allzu oft stellt man einen sehr schönen Gitarren-Sound ein, der dann im Gesamtgefüge einer Live-Band einfach untergeht. Es dürfen also ruhig etwas mehr Mitten reingedreht werden. Das klingt für sich alleine vielleicht nicht ganz so edel, zusammen mit der Band ist dieser Sound aber perfekt.
Vor dem Konzert sollte man zudem nochmals alle Pedale einmal testen. Durch den Transport könnten sich Kabel gelockert haben oder Stromstecker aus den Buchsen gerutscht sein. Wenn man das rechtzeitig vor einem Konzert bemerkt, ist es meist kein Problem. Während des Konzert ist es dann zu spät für ein Troubleshooting.
Ich habe einmal während eines Konzerts nur den Verzerrer und ein Delay vom Pedalboard genommen, zwei Batterien eingelegt und dann mit den beiden Pedalen weitergespielt, weil ich das Problem im Signalweg nicht so schnell in den Griff bekommen habe. In solchen Situationen merkt man dann, dass viele der Pedale gar nicht notwendig sind.
Troubleshooting für Effektpedale live auf der Bühne
Sollte doch mal ein Effektgerät ausfallen, ist es zunächst wichtig die Ursache herauszufinden. Wenn die LED nicht leuchtet, liegt es meist daran, dass das Pedal nicht mehr mit Strom versorgt wird. Überprüfe erst einmal die Verbindung vom Netzteil zum Effektgerät. Eine kleine Auswahl an Ersatznetzteilen oder zumindest von Verbindungskabeln für ein Multinetzteil gehören immer in den Equipment-Koffer eines Gitarristen mit Effektgeräten.
Sollte die LED leuchten, kann man das Pedal vorerst solo zwischen die Gitarre und den Amp schalten. Wenn es hier funktioniert, liegt das Problem oft an den Patch-Kabeln. Auch hiervon sollten immer genügend mitgenommen werden. Und wenn ein Kabel Knicke aufweist oder unschöne Abnutzungen hat, ist es an der Zeit dieses auszutauschen.
Wenn alles nichts mehr hilft und die Zeit bis zum Auftritt knapp wird, sollte man überlegen, ob man auf das entsprechende Pedal verzichten kann. Vielleicht kann ein anderer Verzerrer den Job übernehmen. Oder man verzichtet einfach auf den Flanger im Intro.
Generell würde ich bei der Fehlersuche immer den Signalweg rückwärts verfolgen. Das heißt, sich vom Verstärker Stück für Stück durch das Pedalboard bis zur Gitarre durchzuarbeiten. Hierfür benötigt man kein Messgerät. Wenn man das Kabel am Ausgang des vorherigen Pedals herauszieht, mit dem Finger auf den Tip tippt und ein Brummen aus dem Verstärker hört, funktioniert der Signalweg ab hier. Wenn es stumm bleibt, liegt ein Fehler im entsprechenden Pedal oder Kabel vor. Nun arbeitet man sich von hinten nach vorne durch das Pedalboard. So lässt sich der Fehler am leichtesten finden.
Bei Pedalboards mit zwei Etagen, einem großen Loop-Switcher und vielen Effekten kann die Fehlersuche schon schwieriger werden. Hier könnte man aber einfach die Loops deaktivieren, deren Pedale nicht wie gewünscht funktionieren.
Effektpedale live auf der Bühne: Boutique vs. Non-Boutique
Boutique-Effektgeräte haben einen ganz besonderen Charme. Sie sehen ansprechend aus und haben oft das gewisse Extra im Sound. Oder sie inspirieren einfach zu einem etwas anderen Spiel. Auf einige würde ich nie verzichten wollen. Aber auch Non-Boutique-Effekte haben einen ganz klaren Vorteil. Wenn ein Effektgerät auf Tour mal ausfallen sollte, sind für Boutique-Effekte meist keine Ersatzpedale verfügbar. Zudem ist die Reparatur oft nicht in kurzer Zeit möglich, da bisweilen sehr seltene Bauteile gefunden werden müssen. Wer auf seinem Pedalboard hauptsächlich Boss- und Ibanez-Pedale spielt, wird in fast jeder Stadt einen kleinen Gitarrenladen finden, der diese Pedale auf Lager hat. Sie können also schnell ersetzt werden.
Der Klangunterschied von Boutique-Pedalen und Effekten „von der Stange“ ist für das Publikum letztlich leider nicht hörbar. Vielleicht hören sie, dass der Gitarrist sich aufgrund der Nutzung seltener und besonderer Pedale gut fühlt und dann besser spielt, aber prinzipiell würde ich behaupten, dass es den Konzertbesuchern klanglich nicht auffällt, ob sich auf dem Pedalboard ein goldener Klon befindet. Und wer mit derart seltenen und teuren Effektgeräten tourt, sollte über eine Versicherung und die detaillierte Dokumentation der Effektgeräte nachdenken. Wenn ein Pedalboard mit 15 Boutique-Effekten beim Transport verloren geht oder stark beschädigt wird, kann der Schaden groß sein.