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Feature: My Favorite Amp – BRUNETTI Mercury EL34 50 W, Gitarren Topteil

Feature: My favorite instrument - Was den BRUNETTI Mercury so besonders macht

16. Januar 2022

BRUNETTI Mercury EL34 – Simon’s „Einsame-Insel-Amp“

Bei all dem Gear, das ständig produziert wird und das jeder von uns ach so gern testet, kauft, mit sich rumschleppt, darüber diskutiert und wieder verkauft, um was anderes zu kaufen, so hat doch jeder seine Einsame-Insel-Geräte, die trotz aller Neuerungen und Sinneswandel immer bleiben werden und den eigenen Sound maßgeblich prägen. Die eine Gitarre, zu der immer dann gegriffen wird, wenn es einem besonders gut oder besonders schlecht geht, der Amp und das Pedal, die auch dann in der Sammlung bleiben, wenn man es aktuell für kein Projekt brauchen kann.

In meinem Fall ist das u. a. mein BRUNETTI Mercury EL34 50 Watts Tube-Head. Heute gibt’s also mal viel Subjektivität und Schwärmerei zu einem persönlichen Schätzelein.

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In diesem Sinne, look at this beauty:

BRUNETTI Mercury – photo by instagram.com/brunettiamps

Klar, irgendwie sind wir im Jahr 2022 angekommen und oft kommen sowohl Live als auch im Studio der Kemper, QuadCortex, Helix & Co. oder Plug-ins zum Einsatz, sei es aus simpler „Faulheit“, den Amp zu mikrofonieren (das sollte einem eigentlich nie passieren!!!) oder wenn der FoHler/Engineer die tägliche Sound-Konstanz haben möchte oder aufwendig programmierte Soundwechsel mit Kemper angenehmer via MIDI zum Backing-Track zu synchronisieren sind als Racks voller Effekt-Gear und an Raketenwissenschaft grenzende MIDI Schaltungen. Von der Schlepperei ganz zu schweigen (jeder Backliner dankt es einem, wenn nicht mehrere 4x12er Cabs, Heads und vier Quadratmeter große Pedalboards herumgetragen werden müssen). Ich möchte an dieser Stelle keinen Glaubenskrieg beginnen zwischen Digital und Analog, weil beides in dem wo es Einsatz finde, meiner Meinung nach vollkommen seine Berechtigung hat.

Dennoch: Ich komme am Montagmorgen vom Tour-Wochenende nach Hause und packe die Strat und ’ne Klinke aus -> zack, direkt in den Amp, bisschen Plate Reverb via Strymon’s Flint im FX Loop dazu gemischt und dann Abfahrt!!! Ciao und bis Freitag dann. Da vergehen Stunden gefühlt im Sekundentakt. Die Nachbarn danken es einem (haha ^^ Sorry, ich mag euch alle echt gerne!!).

Aber was kann die Kiste eigentlich und warum liebe ich sie so (heute gibt’s mal keine versuchte Objektivität, sondern die rein subjektive Meinung meiner Wenigkeit)? Nun … erstmal an den Anfang zurück.

Vor ein paar Jahren besuchte ich die Münchner Philharmonie im Gasteig. Auf dem Abendprogramm stand: STEVEN WILSON – HAND.CANNOT.ERASE. An der Leadgitarre auf der rechten Bühnenseite stand kein Geringer als THE MAN HINSELF Mr. Dave Kilminster. Hinter ihm zwei BRUNETTI Mercury Heads samt 4x12er Cabs. WHAT A SOUND?!

 

Dave Kilminster Setup „The Wall“ Tour – photo by instagram.com/brunettiamps

Nach Stunden des Soundbadens fuhr ich verliebt heim. Zu Hause angekommen telefonierte ich sofort alle Kollegen ab, wer diese Kiste kennt und bei sich zu Hause stehen hat, da die Customwork-Line von BRUNETTI nur im Showroom in Modena in Norditalien vorrätig ist und auch bei den großen deutschen Musikhäusern nicht zum Testen zur Verfügung steht. Glück gehabt! Einer hatte ihn. Direkt zwei Tage später hingefahren, getestet und noch am selben Abend bei Marco und Mary bestellt. Dann das lange Warten … puh … wer kennt’s nicht?! Da vergehen dann Sekunden gefühlt im Jahrestakt! Aber als er dann endlich da war: Dieser Amp ist in meinen Augen einfach ein Geniestreich. Wir sprechen hier aber natürlich von einer seeeehr subjektiven Meinung (ich kann das heute nicht oft genug sagen)!!! Kurz zu den Facts:

BRUNETTI MERCURY EL34, All Tube Amp – SPECS & FACTS

Nun, der Amp der Customwork Serie von BRUNETTI ist mit 17 kg kein Leichtgewicht, gerade für seine doch grad noch recht handliche Größe von 64 x 27 x 23 cm. Welche Funktionen bietet der Amp, der optisch erstmal sehr einfach und unaufgeregt daherkommt?

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Der Zweikanaler wird von fünf 12AX7 Vorstufen– und zwei (50 Watt Version) bzw. vier (100 Watt Version) EL34 Endstufen-Röhren angetrieben, bietet einen zwischen seriell und parallel schaltbaren True Bypass FX Loop mit (auf der Rückseite des Amps) regelbarem Returnlevel, einem reinen Volume-Boost (z. B. für Solosounds), Gainboost und „Edge“ Option für den zweiten Kanal, sowie Bright Switch im ersten Kanal. Für beide Kanäle steht je eine Drei-Band-Klangregelung (Treble, Middle, Bass), Volume- und Gain-Poti zur Verfügung. Der beigelegte vierfache Fußschalter schaltet „Ch.1/Ch.2“, „Gainboost on/off“ sowie „FX Loop on/off“ und „more Volume“. Recht überschaubar und übersichtlich ohne viel Schnick-Schnack. Der „more Volume“ Switch ist KEIN Mastervolume, sondern stellt lediglich die Stärke der Lautstärkenanhebung ein, die quasi on-top draufkommt, wenn man diese Option aktiviert. Die Hauptlautstärke für jeden Kanal lässt sich „nur“ über das Volume-Poti in den beiden Channels einstellen.

 

BRUNETTI Mercury – photo by instagram.com/brunettiamps

Auf der Amp-Rückseite findet man neben zwei Ausgängen für Speaker Cabinets (wählbar 4, 8, 16 Ohm), die Anschlüssen für den FX-Loop (Send, Return) sowie zusätzlich zur Fußschalterbuchse die Controller-Jacks für TRS-Kabel, um beispielsweise einen MIDI-fähigen Controller à la RJM anschließen zu können.

Der Amp ist sehr solide gebaut und macht auch on-the-road ein sehr gutes Bild. (Auch nach mehreren Jahren im Einsatz hatte ich nur einmal Schwierigkeiten, als sich das Gewinde der Input-Buchse beim Soundcheck verabschiedete. Aber so eine Kleinigkeit ist verkraftbar und lässt sich leicht reparieren.)

BRUNETTI Mercury – thanks to Mary for sending this pic

BRUNETTI MERCURY EL34, All Tube Amp – was ich dazu zu erzählen habe

Nun aber zum Sound: Ein befreundeter Gitarrist sagte einmal zu mir: „Eigentlich braucht man immer drei Amps auf der Bühne, einen alten Fender, einen alten Marshall und was Modernes mit richtig Gain“. Jeder Gitarrist weiß, was er dazu meinte. Die unterschiedlichen Klangcharakteristika dieser Grundsounds sind unverwechselbar.

Was ich schon immer suchte, war ein Amp, der mir verschiedene Sound-Möglichkeiten bietet, dabei rein analog arbeitet, sich gut mit Pedalen verträgt und v. a. mit sehr wenig technischem Schnick-Schnack daherkommt (= weniger Möglichkeiten, dass etwas kaputt geht). Ein Zweikanaler mit Gain- & Volume-Boost ist da schon mal ein guter Anfang. Durch den zuschaltbaren Gainboost im zweiten Kanal wird der Amp quasi zum 2,5-Kanal-Verstärker.

BRUNETTI MERCURY EL34, All Tube Amp – Klangbeispiele

Der Clean-Kanal reicht von wunderbar warmen, klaren (Bright Switch off) auch jazzig anmutenden (großartig mit Archtop-/Semihollow-Modellen) und glitzernd-perlenden funky (Bright Switch on) Clean Sounds (z. B. mit einer Strat) bis hin zu breakup/crunch Gefilden mit Humbuckern.

In den Hörbeispielen wurde der Amp in 12-Uhr-Stellung (EQ) mit einem Bogner 1×12 Cube mit Celestion V30 Speaker unter Verwendung eines Shure SM57 am Kalottenrand und eines AKG C414 in Richtung Membran aufgenommen (Interface: UAD Apollo Twin). Das Signal wurde nur „in Phase“ gerichtet. Es gab kein weiteres Postprocessing! Die beiden Mikrofone befinden sich etwa im Lautstärkenverhältnis 50:50 bei den Beispielen zu Kanal 1 und 60:40 beim zweiten Channel.

Im zweiten Kanal kommt man von crunchy Blues- und Rock-Rhythm-Sounds bis hin zu High-Gain-Sounds (bei aktiviertem Gain-Boost). Selbst Dan & Mick von That Pedal Show betitelten diesen Amp mit den Worten „This glorious box of goodness“ oder „This is actually one of the best rock guitar sounds I have ever heard“. (Schaut euch mal das unten verlinkte YouTube Video mit Dave Kilminster an. Das ist Soundwonne!!!).

Der Brunetti fährt einen ziemlich fetten, massigen Sound. Selbst mit einer 1x12er Bogner Cube Box kommt man da in Gefilde, die das Fundament erzittern lassen. Danke der guten Klangregelung lässt das aber natürlich auch entsprechend gegenregeln. Er kann aber auch filigran und fein daherkommen (siehe Funk Beispiel).

Da ich gerne mit dem Volume-Poti der Gitarre sowie unterschiedlicher Anschlagsstärke spiele, offenbart sich beim Spielen auch der tolle Dynamikumfang des Amps. Verzerrte Sounds lassen sich mühelos „an der Gitarre“ zu cleanen Sounds „herunterregeln“. Und mit einem Boost oder Overdrive Pedal kommt auch der erste Kanal in anderen, Gain-reicheren Soundwelten an.

Man bekommt hier einen top Head (haha ^^) für einen sehr fairen Preis. Marco und Mary sind zudem super lieb, wenn es um Fragen geht und sehr schnell und unkompliziert per E-Mail erreichbar! BRUNETTI ist ein echter Geheimtipp und sollte von jedem Gear Head mal gecheckt worden sein.

 

Dave Kilminster during „The Wall“ Tour – thanks to Mary for sending this pic

BRUNETTI MERCURY EL34, All Tube Amp – Schwärmerei

Was ich nun an der Kiste so liebe?! Naja, ich stehe einfach auf Vintage anmutende Sounds, die aber in modernem Gewand daherkommen. Sprich: Trotz guten Gain-Reserven halten sich die Nebengeräusche in Grenzen, man muss mit dem Mercury nicht so „kämpfen“ wie mit einem alten Marshall und hat aber dennoch kein klinisch modernes Topteil. Ich liebe die Einfachheit des Verstärkers. Eben eine echte Kiste, die einen Zweck erfüllt und nicht versucht vieles zu sein. Der warme Sound fügt sich gut in den Bandkontext ein (meist muss man eben die Bässe etwas absenken) und man fühlt sich dennoch immer wohl beim Spielen. Er verträgt sich sehr gut mit vielen Pedalen und ist zu 100 % für die Straße geeignet. Klar, werden die wenigstens Metaller auf diese Kiste zurückgreifen, aber ich habe sogar schon Big Band Jazz Gigs mit dem Amp gespielt und alle waren sehr zufrieden und auch im Studio macht er einen super Job.

Naja, nach all der Schwärmerei werde ich jetzt wohl den restlichen Abend rumnoodlen und hoffe dabei sehr, dass ihr bald mal in Modena, Italien vorbeischaut, Marco und Mary einen schönen Gruß ausrichtet und euch selbst davon überzeugt, was der Mercury so alles kann.

 

BRUNETTI Mercury – photo by brunetti.it

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Plus

  • Wärme des Amps
  • moderate Nebengeräusche
  • Gain-Reserven
  • Volume-Boost
  • Gain-Boost
  • Klangvarianten dank "bright" & "edge"
  • fairer Preis

Minus

  • -

Preis

  • ca. 2.000,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Thorsten Praest

    Hey Simon, cooler Artikel! Ich dachte schon ich wäre der einzige, der den Brunetti EL34 so liebt und abfeiert🎸🎶😎

    • Profilbild
      Simon S RED

      @Thorsten Praest Auf keinen Fall… mindestens Mr. Kilminster und Mr. Quayle sind auch dabei :D ich kenne aber tatsächlich noch einige Leute, die die Kiste lieben! :)

  2. Profilbild
    Joe Dalton

    Ich war damals auch auf der HAND.CANNOT.ERASE-Tour, allerdings in Bochum. Ich hatte Herr Kilminster vorher gar nicht auf dem Schirm und war zunächst enttäuscht, dass nicht wie zuvor Guthrie Govan mit dabei war.

    Es hat nicht lange gedauert, bis ich begriffen hatte, dass Dave Kilminster sowohl spielerisch als auch vom Tone sehr gut mit seinem Vorgänger mithalten kann. Ein unglaubliches Konzerterlebnis und ein absoluter Ausnahmegitarrist.

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