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Feature: Gitarrensound verbessern – Tipps & Tricks für Gitarristen

So verbesserst du deinen Gitarrensound

27. Juli 2021

Feature: So verbesserst du deinen Gitarrensound - Tipps & Tricks

Der eigene Gitarrensound im Proberaum und auf der Bühne – ein leidiges Thema, das sicher vielen seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Man versucht und probiert sich durch Amps, Gitarren, Pedale, sucht die perfekte Kombination – und kommt nicht automatisch irgendwo an. Es gibt Rack-Setups mit Noisegates und Kompressoren, zusätzlich zu einem Haufen Pedalen, die entweder über den Preamp laufen oder eben nicht – man kann sich sein Leben schon selbst verdammt schwer machen. Da kann es helfen, zumindest bei den Basics klare Verhältnisse zu schaffen.

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Darum geht es in diesem Feature – wir wollen euch ein paar Tipps & Tricks an die Hand geben, mit denen ihr euren Gitarrensound grundsätzlich verbessern könnt. Es gibt eine Reihe von Fehlern, die es zu vermeiden gilt und ein paar Punkte, die, wenn man auf sie achtet, euer Soundfundament erheblich verbessern können. Dabei gilt: dies sind abwechselnd Tipps für die Live-Situation und im Proberaum. Beide Situationen überschneiden sich in manchen Hinsichten, in anderen wiederum nicht.

Tipps für den Gitarrensound – Bandkontext oder alleine im Kämmerlein?

Grundsätzlich gilt es, zwei grundlegende Situationen zu unterscheiden: die Proberaum-/Live-Situation und die bei euch Zuhause, wenn ihr alleine spielt. Es ist einer der vielleicht am schwierigsten zu kommunizierenden Punkte im Bandkontext: wie dein Gitarrensound für sich stehend alleine klingt, hat wenig mit seiner Rolle im Bandgefüge zu tun.

Feature: Gitarrensound verbessern - Tipps & Tricks für Gitarristen

Wenig – nicht „gar nichts“, aber eben nicht so viel, wie viele glauben wollen. Auch weitaus erfahrenere Gitarristen und Musiker als ich tun sich damit schwer. Je größer das Ego, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass diese Faustregel nicht befolgt wird – das ist zumindest eine Beobachtung, die ich über die Jahre hinweg gemacht habe. Das resultiert aus einer einfachen Falle, in die viele Gitarristen tappen: Gitarren sind ein mittenlastiges Instrument. Dort gehören sie im gesamten Frequenzrahmen am ehesten hin. Doch wenn der Sound alleine eingestellt wird, geben sich die wenigen mit diesem mittenlastigen Sound zufrieden. Vor allem, wenn es in die härteren Gefilde geht, dreht fast jeder seine Bässe und ein Stück weit auch noch seine Höhen rein, und das Resultat ist ein für sich stehender, fetter Gitarrensound, der sich im Bandkontext in die Frequenzrolle anderer Instrumente drängt – und somit den berüchtigten Soundbrei erschafft, an dem viele Bands kränkeln.

  • Dein Gitarrensound benötigt zwei separate Vorgehensweisen – alleine Zuhause und im Bandkontext gelten jeweils andere Regeln.

Um dieses hässliche Überlagern der Frequenzen also zu verhindern, gilt speziell beim Zusammenspiel von Gitarre und Bass eine sehr einfache Regel: Gitarren drehen ihre Bässe raus und die Höhen hoch. Eine einfache Positionsregel lautet hierbei: 9 (Bass) – 1 (Mitten) – 3 (Höhen). Je nach Charakter und Resonanz eures Amps gilt es, da Feintuning zu betreiben. Ein fetter Gitarrensound ist oft das letzte, was ihr im Bandkontext braucht!

Mit den Höhen gilt es aufzupassen, weil sie, sofern zu präsent, zu einem sehr hässlichen Gesamtbild führen können, wenn euer Schlagzeuger gerne und viel die Becken bedient. Doch prinzipiell gilt hier, wenn auch konterintuitiv, dass ein harter, differenzierter Sound klare Mitten und ordentlich Höhen an der Gitarre benötigt – sofern euer Bassist natürlich mitzieht. Kommen wir zum zweiten Gitarristen.

Feature: Gitarrensound verbessern - Tipps & Tricks für Gitarristen

Das Zusammenspiel von zwei Gitarren ist stark abhängig von dem Genre, in dem Ihr euch bewegt. Die Einteilung von Lead-Gitarrist und Rhythmus-Gitarrist kann durchaus eine Leitlinie sein: der Lead-Gitarrist hat mehr Gain im Sound, mehr Mitten und Höhen, während der Rhythmus-Gitarrist mit bedeutend weniger Gain arbeiten muss und frequenztechnisch idealerweise ein bisschen mehr Bassfundament besitzt als die Lead-Gitarre. Ganz wichtig: da Rhythmus-Gitarre und Bass an viele Stellen unisono arbeiten, sollte der Sound der Rhythmus-Gitarre so trocken wie nur möglich eingestellt werden. Will heißen: kein Reverb, keine Effekt, wenig Gain. 

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Worauf beim Gitarrensound zu achten ist – Gain, Position & der Raum

Die Rolle von Gain wird von vielen Gitarristen ebenfalls vielfach falsch eingeschätzt. Entgegen vieler Vorstellungen sorgt ein Übermaß an Gain eben nicht für einen druckvolleren Sound. Gain – die Verarbeitung eures Eingangssignals – komprimiert zwar euer Signal und schiebt es dadurch ein Stück weit nach vorne, begünstigt aber auch den Soundbrei. Auch gilt vielen Produzenten Gain als der Dynamik-Killer schlechthin. Für statisches, hartes Spiel ist das kein Problem – Metalbands können es sich erlauben, mit viel Gain zu arbeiten. Doch wie gesagt: Gain bedeutet Kompression, und zu viel Kompression kann die Spieldynamik killen. Die Folge ist, dass in Genres, in denen gefühlvolles, dynamisches Spiel wichtig ist – Blues, Folk oder Funk – Gain eine bestenfalls untergeordnete Rolle spielt.

Ein weiterer Punkt ist die Raumakustik. Es ist einfach so: Jeder Raum wirkt sich anders auf euren Sound aus. Je nachdem, welche Vorstellungen ihr verfolgt, muss beim Ortswechsel nachjustiert werden. Denn die wenigsten Spielorte sind für das Frequenzverhalten einer Band ausgelegt. Entsprechend wichtig ist es, in jedem Raum aufs Neue zu überprüfen, ob der Bass-Wert an eurem Amp ein Dröhnen zur Folge hat und abgesenkt werden muss, ob die Mitten definiert genug sind oder ein bisschen hervorgehoben werden müssen. Das Gleiche gilt für die Höhen. Hier hilft es, wenn ihr euch in einem neuen Umfeld wiederfindet, euch bei mittlerem Gain mit Barré-Akkorden ein Bild von den Mitten zu machen, mit Powerakkorden die Bässe anzupassen und mit Obertönen und Leersaiten die Höhen. 

Feature: So verbesserst du deinen Gitarrensound - Tipps & Tricks

Kommen wir zur Position eures Amps. Denn das Untergrundmaterial, auf dem eurer Amp steht, sowie die Ausrichtung der Speaker können eine Menge ausmachen. Holzböden und Material, das Schwingungen adäquat überträgt, können ein unerträgliches Dröhnen der Bässe zur Folge haben. Hier gilt es, den Boden entweder durch Teppiche, Styropor oder anderes Dämpfmaterial von eurem Amp abzugrenzen. Darüber hinaus ist davon abzuraten, Gitarrencombos einfach auf den Boden zu stellen. Auf Höhe der Beine geht da sehr viel an Signal verloren – ankippen lautet die Devise! Die Höhe eures Amp-Outputs kann entscheidend darüber sein, wie sich der Sound im Raum verhält. Auch einer der Gründe, weshalb ich Cabinets mit abgeschrägtem Top bevorzuge – das Raumverhalten solcher Boxen ist weitaus zuvorkommender.

Gitarrensound verbessern – Frequenzen, Anschläge und das richtige Plektrum

Wie eingangs erwähnt – unterschiedliche Genres verlangen unterschiedliche Amp-Einstellungen. Das ist ein eigenes Thema, das eine eigene Betrachtung erfordert. Nichtsdestotrotz möchten wir euch ein paar Faustregeln zu einigen Genres nennen.

  • In härteren Soundgefilden kann ein Midscoop aushelfen: das Rausdrehen der Mitten und das Hochdrehen der Bässe und Höhen. Das Hochdrehen der Höhen hat zur Folge, dass harte Saitenanschläge besser gehört werden können – Treble kann hier also zwische 9 und 11 eingependelt werden. Reverb solltest du hierfür rausdrehen und Presence reindrehen, um die Höhen nicht zu dünn klingen zu lassen.
  • Ein cremiger Blues-Ton lebt von den Mitten. Er braucht wenig Gain (9 Uhr), ordentlich Bässe (1 Uhr), und zurückhaltende, aber präsente Höhen auf circa 11 Uhr. Darüber hinaus kann beim Blues-Sound das Reindrehen von Hall eine Menge hermachen – aber auch hier ist Zurückhaltung erforderlich.
  • Das, was gemeinhin unter Rocksound verstanden wird, besitzt keine feste Formel, dazu ist das Genre viel zu facettenreich. Aber Faustregeln sind: Weniger Gain ist besser, die Bässe können ruhig auf der Zwölf Uhr-Marke liegen, die Mitten auf zehn oder elf Uhr, während ihr das Treble auf circa zwei Uhr einpendelt. Das ist als Ausgangslage schon mal ganz gut. Von da aus könnt ihr euren Sound der Band und dem Raum anpassen.
  • Ein ordentlicher Funk-Sound lebt wie kein anderer Rocksound von den Höhen. In keinem anderen Genre spielt die Bassgitarre eine so zentrale Rolle wie im Funk – das heißt wiederum für die Gitarre: Bässe rausdrehen, Höhen fast auf Anschlag, Mitten auf ein Uhr – so entsteht ein angemessen knackiger Tone. Auch darauf achten, dass eure Pickups schön responsiv und im besten Falle passiv – also ohne aktiven Output – sind.

Dies sind grobe Richtlinien für vier zentrale Genres, die helfen können, zu verstehen, wie sich das mit dem Gitarrensound gestaltet. Wir haben schon zahlreiche Workshops zu dem Thema verfasst, die weiter in die Tiefe gehen – eine kleine Übersicht findet ihr hier:

Der Sound der E-Gitarre – das Problem mit Effekten

Wie eingangs erwähnt, ist einer der größten Feinde für einen berechenbaren Gitarrensound ein Übermaß an Equipment. Es ist eine Tatsache, der viele Pedal-Liebhaber nicht ins Auge sehen wollen (und mit der ich mich persönlich auch manchmal schwertue) – auch ein großes Pedalboard will spärlich eingesetzt werden. Natürlich hat alles seine Berechtigung – wer als Solo-Künstler Ambient Jams wagt, lebt von seinem Board. Doch in einem Bandkontext gilt – weniger ist mehr.

Feature: So verbesserst du deinen Gitarrensound - Tipps & Tricks

Tatsache ist: bei einem großen Board will jede Soundkombination von Pedalen wirklich überlegt sein und im Bandkontext überprüft werden. Das ist viel Arbeit. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich aber – das kann lohnen, nur muss jeder Sound den Mitmusikern angepasst werden. Ein weiteres Problemkind in Sachen Sound ist Gain plus Modulation. Das betrifft nicht alle Modulationstypen – meiner Meinung nach kann eine ordentliche Zerre, kombiniert mit Phaser, im Proberaum und live wunderbar funktionieren. Doch bei Flanger, Vibe und Chorus sieht es anders raus. Da gilt es, die Intensität herauszudrehen und das Gain moderat zu halten – sonst ist Soundmatsch angesagt. Sicher – die Technik, mit einem Chorus den Sound anzufetten, wird von vielen Gitarristen geschätzt. Immerhin produziert diese Modulation ein zeitversetztes Duplikat, und wenn man die Millisekunden runterschraubt, verschafft das dem Gitarrensound schlichtweg mehr Druck und Raum, ohne dass sich der Modulationseffekt als solcher großartig bemerkbar macht. Doch das außen vor – gemeint sind hier die gängigen Anwendungen von Modulation.

Eine Lösung für dieses Problem ist ein Wet/Dry-System. Diese Lösung benötigt zwei Amps – billig ist das also  nicht, kommt aber eurem Live- und Proberaum-Mix entgegen und erlaubt es, hinter euren Boosts und Overdrives das Signal zu splitten und sowohl trocken in den einen Amp als auch samt Modulation, Delay und Reverb in den anderen Amp zu schicken. Der Vorteil hierbei ist ganz klar, dass der Bandsound gewissermaßen geschont wird und die Präsenz der Effekte notfalls zurückgedreht werden kann, ohne dass man aus dem Bandmix verschwindet. Dass das Umschalten hierbei eine Nummer für sich ist, versteht sich von selbst. Nicht ungewöhnlich, ein Wet-/Dry-Setup mit MIDI zu fahren. Die Firma Lehle aus Deutschland liefert hierfür grandiose Umschalt-Lösungen. Live seid ihr jedoch auf einen erfahrenen Toningenieur angewiesen. Wer zwei Amps parallel fährt und sie live einsetzt, sollte auf jeden Fall ein Gespräch mit dem Toningenieur führen und ihm erklären, was da im eigenen Setup passiert.

Tipps für den Gitarrensound – der Test mit der PA

Wer in seiner Rolle als Gitarrist in seiner Band Kontrolle über den eigenen Sound behalten möchte und sehr genaue Vorstellungen hat, kommt nicht drum rum, in der „Was alles schiefgehen kann“-Kette ein Auge auf das Thema PA-Abnahme per Mikrofon zu werfen. In kleineren Clubs verlässt man sich gemeinhin auf die Power der Cabinets, aber prinzipiell werden sämtliche Verstärker per Mikrofon abgenommen und per PA ins Publikum geblasen. Das Thema Soundabnahme per Mikrofon ist kompliziert – auch deshalb haben wir uns in einem ausführlichen Workshop diesem Thema gewidmet:

Während man früher bei Aufnahmen beispielsweise jegliches Raumempfinden beim Zuhörer durch die Positionierung der Mikrofone kalkuliert hat, ist es inzwischen gang und gebe, das Mikrofon zentral direkt vor dem Verstärker zu platzieren und das Raumverhalten des Sounds nachher im Mix einzustellen. Zwei Aspekte sind hier also wichtig: Das Mikrofon selbst und seine Positionierung vor dem Amp. Die optimale Kombination aus beidem lässt sich nur durch Ausprobieren und Erfahrung herausfinden. Dabei braucht ihr euch das Leben nicht zu schwer zu machen – speziell Klassiker der Marke Shure und Sennheiser sind sehr geläufig und sollten von fast jedem Club im Repertoire dabei sein. Entsprechend macht es Sinn, im Vorfeld im Proberaum selbst – per eigener PA oder per Interface – das Positionsverhalten dieser geläufigen Mikrofone mal auszuprobieren und zu testen. Denn Fakt ist, dass auch die kleinste Verschiebung sich darauf auswirken kann, wie der Sound abgenommen wird und auf welche Weise er dann beim Publikum ankommt. Habt ihr eine angemessene Position gefunden, spricht nichts dagegen, per Klebestreifen oder anderen Methoden die Stelle direkt am Spannnetz zu markieren.

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  1. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Klingt banal: Aber öfter frische Saiten und ein ordentliches Kabel fürs Studio kosten nicht viel und sind nie verkehrt.

  2. Profilbild
    bluebell AHU

    Dass ein für sich alleine toll klingender Sound durchaus unbrauchbar im Bandgefüge oder Mix sein kann, gilt auch für Keyboarder. So mancher ultrabreitfetter Synthsound baut sich nach und nach auf und erzählt eine ganze Geschichte. Beeindruckend für sich alleine. Aber das war’s dann auch. Im Bandgefüge oder Mix sind die dünneren, weniger beeindruckenden Sounds meist besser geeignet.

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