Vom Trautonium inspiriert
Der monophone Synthesizer Fulgur Audio Tumultus aus Frankreich ist von dem inzwischen fast 100 Jahre alten Trautonium inspiriert. Die Erblinie bezieht sich dabei eher auf das Spielmanual als auf die Klangerzeugung, wenngleich die Audiobeispiele des Instrumentes doch ein klein wenig an Oskar Sala erinnern.
Fulgur Audio Tumultus, Synthesizer
Tumultus ist eine kleinere Version des vor rund zwei Jahren gezeigten Synthesizers Fulgur, der ein Pultgehäuse und eine etwas komplexere Klangerzeugung und ein integriertes Reverb besaß. Der neue Tumultus ist mit seinen Abmessungen (360 x 170 x 70 mm) deutlich kompakter und hat eine flache, liegende Bauform.
Die Klangerzeugung des Synthesizers ist komplett analog. Es gibt einen Oszillator, einen Suboszillator und ein Tiefpassfilter sowie eine Sektion, mit der die Obertöne beeinflusst werden können. Das Filter kann mit einem LFO und die Anschlagsstärke moduliert werden.
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Einen Hüllkurvengenerator gibt es hier nicht. Stattdessen besitzt Tumultus ein druckempfindliches Spielmanual, das einen Bereich von zweieinhalb Oktaven abdeckt und mit dem der Synthesizer mit expressiven Glissandi und Vibrato so dynamisch und lebendig wie ein herkömmliches Instrument gespielt werden kann. Der große Dynamikumfang ermöglicht einen einfachen und stufenlosen Wechsel von sanften zu aggressiven Tönen.
Das Gerät, dessen Bedienoberfläche komplett in Französisch beschriftet ist, verfügt über einen CV-Ausgang, über den man semi-modulare Synthesizer und Eurorack-Systeme ansteuern kann. Außerdem gibt es einen Audioeingang, um weitere Audiosignale in die Klangerzeugung einspeisen zu können.
Fulgur Audio Tumultus wird in Frankreich von Hand gefertigt, die Auflage wird entsprechend gering sein. Die ersten Einheiten sollen voraussichtlich ab Dezember 2024 verfügbar sein. Der Preis beträgt 1.200,- Euro zzgl. VAT.
Ein interessantes kleines Gerätchen, welches sich völlig anders spielen lässt als so viele andere. Der Preis ist etwas ambitioniert – aber er scheint angesichts des gezeigten Alleinstellungsmerkmals vielleicht ja doch gerecht.
Was mich aber schon aufregt, ist die französische Beschriftung des Gerätes!
Man kann sicher die weitverbreitete (sowohl in vielen Fachbereichen wie eben auch weltweite) Nutzung von Anglizismen kritisieren – doch in sooooo vielen Bereichen ist es letztlich auch zu verstehen, dass man sich in der heutigen Welt mit globalem Handel und notwendigen (zumindest Grund-)Kenntnissen der englischen Sprache auf einen Standard einigt, der sich in der Weltsprache Englisch bewegt … dies auch bei Synthesizern bzw. bei der Beschriftung technischer Geräte allgemein.
Durch die vielfach peinlichen und manchmal schon ans Bedenkliche grenzenden Bemühungen Frankreichs, die einstige Größe in der Welt (auch hinsichtlich der Kolonialzeit) gegenüber der englischsprachigen Welt zumindest sprachlich aufrechtzuerhalten und weitverbreitete Standards in der Benennung und Beschriftung auf Teufel komm raus zu vermeiden, ver-französischt man (z.B. ‚digital -> ’numerique‘) hier nun klar Produkte, für die man sich einen weltweiten Absatzmarkt wünscht.
Kommen demnächst auch noch spanisch-, portugiesisch-, chinesisch-’sprachige‘ Geräte auf den Weltmarkt … und irgendwann auch noch eine Beschriftung auf Suahili und Quetschua und weiß-der-Geier-was ?
Spannend …
@Nvelope Schade, dass Du Dir die Beschriftung des Gerätes nicht etwas genauer angeschaut hast, bevor Du diesen Rant abgelassen hast. Die gewählten Worte sind nämlich praktisch alle extrem nah am jeweiligen englischen Gegenstück dran, daher sollten „Frequence“ und „Intensité“ nun wirklich verständlich sein. Aber vielleicht magst Du Dich ja über „Couple-BIAS“ echauffieren ;)
(Und jetzt die ganzganz schlechte Nachricht für Dich: Die spanisch und chinesisch beschrifteten Geräte sind bereits auf dem Weltmarkt angekommen, ICH HAB SIE GESEHEN!!!)
@chardt Na – schade, dass Du mich (fälschlicherweise) verdächtigst, nicht näher hingesehen zu haben; hab‘ ich nämlich – und dabei gesehen, dass sie die VCO-Signale immerhin mit international üblichen Symbolen belassen haben …!
Und nur zu Deinem Verständnis: ich spreche genauso gut Französisch wie Englisch, habe 17 Jahre internationale Arbeitserfahrungen in beiden Sprachbereichen. Klar, die auf dem Gerät zu findenden Namen sind sehr nahe am Englischen dran und an die 98 % aller Nutzer dieses Gerätes werden wohl keine Probleme mit dem Verstehen der meisten Beschriftungen haben (mit Ausnahme der Regler-Bezeichnungen ‚Precision‘, vielleicht auch mit ‚Vitesse‘, ganz sicher aber mit ‚Coupe-Bas‘).
Und: wenn Du schon Geräte mit spanischer und chinesischer Beschriftung gesehen hast: dann nenne doch bitte die Firmennamen, das kann ja dann helfen, deren Hintergrund und zu recherchieren und damit auch deren Zielgruppe zu erkennen.
Dennoch bleibe ich dabei – wer für den Weltmarkt produziert, hat sicher Vorteile, eine (die) international übliche Fachsprache zu benutzen. Was wäre denn, wenn wir auf den Keyboards (und auch allen anderen Geräten) einen Mix aus Italienisch, Schwedisch, Griechisch, Portugiesisch, Japanisch, Spanisch und sonstwas fänden – man müsste ja mit einem Übersetzungsprogramm arbeiten oder viele Klebestreifen mit der englischen Bedeutung der jeweiligen Wörter anbringen . . . ist doch wenig praktisch!
@Nvelope Das Problem ist nicht, *was* Du sagen möchtest, sondern wie unpräzise Du Dich ausdrückst: Du meinst den deutschen Markt und sprichst vom Weltmarkt, Du meinst Musikinstrumente und schreibst „alle anderen Geräte“. Können wir uns darauf einigen, dass es in einer ganzen Reihe von Ländern sehr sinnvoll ist, z.B. Notebooks und Haushaltsgeräte mit spanischer Beschriftung anzubieten? Und natürlich kannst Du die auch nach .de liefern lassen, wenn Du willst – Weltmarkt eben.
Und ich denke nach wie vor, dass es auch für jemand mit englischen, aber keinen französischen Sprachkenntnissen durchaus möglich ist, diesen Synthi zu bedienen. (Wenn es gar nicht anders geht, dann wird „Vitesse“ eben in Leo nachgeschaut.) Kurzum: Mücke -> Elefant.
Nebenbei: Wenn ich die „Beschriftung“ mancher Boutique-Eurorack-Module sehe, dann denke ich mir, dass Suaheli durchaus seine Vorteile hat …
Ich nehme mit Befremden auf, dass du meine Ausdrucksweise als ‚unpräzise‘ bezeichnest und sogar zu wissen MEINST, was ich meine – wow!
So bedenklich wie falsch.
Ich meinte sehr wohl den Weltmarkt – schon deswegen, weil ein KORG oder ROLAND oder MOOG eben nicht speziell für die BRD hergestellt oder auch nur deutsch beschriftet wird, sondern in Englisch für ALLE Nutzer des jeweiligen Gerätes.
Dies gilt genauso für nahezu alle anderen technischen Geräte, die eben für die Welt produziert und in derselben verkauft werden wollen.
Zweifelsohne wäre es mitunter nützlich & wünschenswert, für Käufer/Nutzer von Geräten OHNE Fremdsprachen-(Englisch-)Kenntnisse Geräte in der jeweiligen Landes- oder gar Regional-Sprache (in DRC gibt es rund 250 davon!) anzubieten; es ist aber eben nicht die Realität der Hersteller auf dem Weltmarkt.
Und nochmals: klar, die Beschriftung des französischen Gerätes ist weitgehend auch für Anglophoniker verständlich; naja – mit Grenzen (‚Coupe bas‘ – dabei bleibt auch der von dir erwähnte ‚Leo‘ zahnlos!)
Deine Exkursion in’s afrikanische Tierreich (‚Mücke/Elefant‘) verstehe ich dabei allerdings nicht, obwohl ich 17 Jahre auf dem Kontinent lebte und arbeitete und von beiden reichlich gesehen (und erstere wohl zu Millionen an die Wand geklatscht…) hatte!
Dem letzten Punkt deines Posts stimme ich zu 100 % zu; manche Hersteller sollten sich schämen, wie sie die Frontplatten verhunzen und unsinnige Linien ziehen!