Hands-on Sounddesign: So gelingt der Einstieg in die Granularsynthese
Granularsynthese steht im Mittelpunkt dieses Workshops – und auch hier heißt es: „Alle Hände an Deck!“ Denn es geht um die Erkundung am lebenden (Granular-) Objekt – und nicht bloß um die Theorie dahinter.
Für alle, die es genau wissen wollen, ist in diesem AMAZONA-Artikel die Geschichte und Theorie der Granularsynthese bereits beschrieben. Dennoch sei hier in aller Kürze die Funktionsweise der Granularsynthese dargestellt.
Kurz & knapp
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- Granularsynthese erklärt: Der Workshop zeigt, wie aus kleinsten Audioteilen neue Klangwelten entstehen.
- Hands-on statt Theorie: Praxisnahe Übungen mit kostenlosen Plug-ins stehen im Fokus.
- Modulation im Zentrum: LFOs und Zufall bringen Bewegung und Vielfalt ins Klangbild.
- Von weich bis wild: Granularsynthese eignet sich für Texturen ebenso wie für radikale Effekte.
- Fit für jedes Plug-in: Die Grundlagen helfen beim Einstieg in jede Granularumgebung.
Granularsynthese – was ist das?
Kurz gesagt wird bei der Granularsynthese ein Signal in kleine Stücke zerlegt und anschließend wieder zusammengefügt. Dabei können die zeitliche Position, die Abspielgeschwindigkeit und die Dichte (das heißt, wie viele Stücke gleichzeitig erklingen) auf unterschiedliche Weise manipuliert werden. Deshalb ist die Granularsynthese auch eine Syntheseform, die zwingend ein Signal benötigt, um zu funktionieren. Klar – zerschneide ich Stille und verändere Position sowie Abspielgeschwindigkeit, wird am Ende ebenfalls nur Stille dabei herauskommen.
Zusätzlich werden die einzelnen Stücke – oder Granulen, wenn ich bei der Terminologie bleiben möchte – „gefenstert“, allerdings nicht über eine Holzleiter, sondern mithilfe einer Lautstärkefunktion.
- Sinus ohne…
- … und mit Fensterung
Der Sinn dahinter ist, abrupte Sprünge im Ausgangssignal zu verhindern – diese würden ein hörbares Knacksen und damit eine deutliche Zunahme von Obertönen zur Folge haben. Hören wir das in einem kleinen Beispiel.
Dabei gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten, wie diese Fensterung genau realisiert wird. Hier ein paar Beispiele: Das Rectangular Window ist gleichbedeutend mit keiner Fensterung.
Was eine Granularsynthese also leisten kann, ist, vorhandenes Material neu zusammenzustellen. Je komplexer das Eingangssignal ist, desto interessanter werden die Ergebnisse. Auch das ist einleuchtend: Eine einfache Sinusschwingung wird auch nach Fensterung, Transposition und Neuzusammenstellung im Prinzip immer noch wie eine Sinusschwingung klingen – eine Sprachaufnahme oder ein Ausschnitt aus einem kompletten Song kann hingegen so stark verfremdet werden, dass das Ergebnis kaum noch etwas mit dem Original zu tun hat. Dennoch sind auch der gute Onkel Sinus oder Tante Sägezahn nicht zu unterschätzen, wenn die Granularsynthese entsprechend eingesetzt wird.


Granularsynthese – unsere Plug-ins für den Workshop
Was ein konkretes Plug-in für Granularsynthese leisten kann, hängt natürlich stark von dessen Programmierung ab – die grundlegende Vorgehensweise ist jedoch immer dieselbe.
Für unseren Workshop habe ich zwei Plug-ins ausgewählt, die beide kostenlos heruntergeladen werden können – auch wenn sich die Entwickler natürlich über eine kleine Spende freuen würden. Zum einen hätten wir Emergence von Daniel Gergely (für macOS und Windows) und zum anderen Oi-Grandad (Linux, Windows, macOS) von Publicsamples. Beide verfolgen leicht unterschiedliche Ansätze.
Emergence erwartet zwingend einen Audio-Input und ist als Effekt – nicht als Instrument – ausgelegt. Oi-Grandad besitzt vier Granularzellen, in die Samples geladen werden können, um dann granularisiert und tonal gespielt zu werden.
Mit einer kleinen Hilfe lässt sich aber auch Emergence „spielen“. Dazu verwende ich den sehr einfachen Freeware-Sample-Player AASamplePlayer von Gas Therapy (für Windows, macOS und iOS). Dieser wird im Kanal vor Emergence platziert und dient gewissermaßen als Sample-Buffer.
Sample Buffer
Da wir bei der Granularsynthese keinen eigentlichen Klangerzeuger haben, müssen wir selbst für Audio-Futter sorgen. Das geschieht über den Sample-Buffer. Dieser ist schlicht ein Speicher für ein Sample bestimmter Länge. Häufig werden Buffer in Samples statt in Zeiteinheiten angegeben – denn genauso werden sie unter der Haube auch organisiert. Ein Buffer von 1024 Samples entspricht bei einer Samplerate von 48 kHz etwa einer Länge von 21,3 ms. Üblicherweise werden bei der Granularsynthese jedoch deutlich längere Buffer verwendet.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Buffern – oder besser gesagt, zwei Arten, wie diese befüllt werden können. Zum einen den statischen Buffer, der einmalig mit einem Sample geladen wird; das ist etwa der Fall beim Plug-in Oi-Grandad. Zum anderen gibt es den kontinuierlichen Buffer, bei dem aus einer laufenden DAW-Spur fortlaufend ein bestimmter Abschnitt ausgelesen wird. Verfügt das Plug-in – wie z. B. Emergence von Daniel Gergely – zusätzlich über eine Freeze-Funktion, kann das kontinuierliche Auslesen gestoppt werden. Der Inhalt des Buffers wird dann „eingefroren“ – und ist somit ebenfalls statisch.


Aufbau von Emergence
Emergence von Daniel Gergely gliedert sich in vier Bereiche. Oben befinden sich die Darstellung des Sample-Buffers und die dazugehörigen Bedienelemente sowie die Einstellungen für die Lautstärke. Emergence erleichtert das Experimentieren, indem Eingangs-, Buffer- und Granulator-Signal getrennt voneinander gemischt werden können. Probiert während des Workshops ruhig ab und zu aus, was sich gerade im Buffer befindet.
Die von mir in Grün markierte Sektion besteht aus vier identischen Granularzellen, die hier „Streams“ genannt werden. Über die Copy- und Paste-Funktion lassen sich Einstellungen einfach übertragen. Die einzelnen Streams sind polyphon – das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sie jeweils mehrere Grains gleichzeitig abspielen können, deren Anzahl in der ersten Sektion eingestellt werden kann.
Wie wir noch sehen werden, ist bei der Granularsynthese die Modulation von Parametern wie Tonhöhe, Grain-Länge oder Abspielzeit besonders entscheidend. Im blau markierten Bereich finden sich daher vier LFOs und zwei Zufallsgeneratoren, die jedem Parameter der Oberfläche zugewiesen werden können. Da ein LFO auch durch einen anderen Modulator moduliert werden kann, sind trotz der begrenzten Auswahl komplexe Modulationen möglich.
Besonders hervorzuheben ist der Shape-Parameter der LFOs, der nahtlos von einer Sinusschwingung zu einem rauschähnlichen Verhalten überblendet werden kann – zumindest sollte er das. In meiner installierten Version scheint es sich hierbei allerdings um einen weiteren Frequenzparameter zu handeln.
Schließlich befinden sich im hellrot markierten Bereich vier Makros, mit denen mehrere Parameter gleichzeitig gesteuert und ebenfalls von den Modulatoren angesprochen werden können.
Erste Schritte mit Emergence
Für den Workshop habe ich auch diesmal alle Beispiele als Presets im universellen „.vstpreset“-Format zum Download bereitgestellt. Dieses Format sollte sich in jeder DAW direkt in das Plug-in laden lassen.
ZIP-DATEI: Wie funktioniert Granular-Synthese – Workshop Presets
Ein Wort der Vorsicht: Da Emergence ein sehr einfach gehaltenes Plug-in ist, fehlen einige Funktionen, die in kommerziellen Produkten üblich sind. So gibt es beispielsweise kein Filter, das auf die Grains oder den Buffer wirken könnte. Viel wichtiger ist jedoch, dass Emergence keinen Limiter besitzt – und da beim Experimentieren, insbesondere mit der Anzahl der Grains, die Lautstärke durchaus stark ansteigen kann, empfiehlt es sich dringend, einen Limiter hinter das Plug-in zu setzen.
Um das zuvor Gesagte nachzuvollziehen, starten wir mit einer ganz einfachen Sägezahnschwingung, die wir dem Buffer übergeben. Dazu habe ich eine Signalkette aus AASamplePlayer und Emergence erstellt. In den AASamplePlayer habe ich ein Sample einer Sägezahnschwingung geladen und die Lautstärkehüllkurve so eingestellt, dass der Klang keinen Release besitzt. Ihr könnt aber auch ein beliebiges einfaches Synth-Plug-in verwenden.
- Preset AASamplePLayer: SawSimple.vstpreset
Dies ist ein wirklich simples Emergence-Preset, das im Grunde alle 0,808 Sekunden einen Teil des Eingangssignals wiederholt. Um nun etwas in den Sample-Buffer zu bekommen, spiele ich eine anhaltende Note auf dem Kanal und betätige anschließend den Freeze-Button – alternativ ließe sich auch einfach ein MIDI-Clip auf der Timeline der DAW verwenden.
In diesem Patch hören wir ausschließlich das Ergebnis des Granulators. Solange der Buffer gefüllt ist, werden daraus alle 0,808 Sekunden Fragmente wiedergegeben, wobei die bereits besprochene Fensterung zum Einsatz kommt. Wenn wir den Buffer „auftauen“ oder dem Eingangssignal keinen Klang mehr zuführen, stoppt die Ausgabe unmittelbar.
Werfen wir doch gleich einmal einen Blick auf den Feedback-Parameter. Stellen wir diesen auf 0,5, wird stets ein Teil des Buffer-Ausgangssignals wieder in den Buffer zurückgeführt. Im Endeffekt entsteht dadurch ein einfaches Delay: Wird kein Eingangssignal mehr zugeführt, erklingt der Inhalt des Buffers noch eine Zeit lang weiter – allerdings mit stetig abnehmender Lautstärke.
Bei einem Feedback-Wert von 1 wird das volle Ausgangssignal zurückgeführt, wodurch sich der Inhalt des Buffers bei längerem Input kontinuierlich aufaddiert. Das kann dazu führen, dass der Buffer-Ausgang mit der Zeit immer lauter wird – bis er schließlich die 0-dBFS-Grenze erreicht und übersteuert. Hier ist also Vorsicht geboten.
Da – wie bereits erwähnt – eine einfache Sägezahnschwingung nicht das optimale Ausgangsmaterial darstellt, habe ich in diesem Beispiel eine einfache Gesangslinie durch den Granulator geschickt. Lediglich der Time-Parameter wurde auf 0,01 Sekunden gesetzt; das Feedback blieb bei 0,5.
- Preset: Emergence BASIC 1 Grain TM 0,1 FB 0,5.vstpreset
Hier kommt nun auch der Reverse-Parameter richtig zur Geltung: Er bestimmt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Grain rückwärts oder vorwärts abgespielt wird. Auch wenn dieser Effekt bei kurzen Grains und anhaltendem Klang eher subtil wirkt, wird er deutlich hörbarer, sobald Transienten ins Spiel kommen.
Bis hierhin erinnert das Klangbild eher an eine Mischung aus Delay und Tremolo. Um nun die typischen Granularwolken zu erzeugen, gehen wir ein paar Schritte zurück.
Zurück auf Los!
Im folgenden Preset habe ich die BPM der DAW auf 140 angepasst, damit sie der Gesangslinie entspricht. Um Emergence an das Tempo anzupassen, müssen wir allerdings den Taschenrechner bemühen, da die Parameter Buffer Size und Time ausschließlich in (Milli-)Sekunden einstellbar sind. Entweder nutzt ihr eine Website zur Umrechnung – oder den klassischen Dreisatz: Bei 120 bpm ist eine Viertelnote 500 ms lang, bei 140 bpm entsprechend 428,57 ms. Diese Werte tragen wir nun direkt numerisch über einen Doppelklick auf den Parameternamen in Buffer Size (ms) und Time (s) ein.
Jetzt sollte der Buffer synchron zum BPM-Wert ausgelesen werden. Da der Time-Parameter auf 0,25 eingestellt ist (entspricht einer Viertelnote), hören wir nun bei jedem Schlag kurze Abschnitte aus der Gesangslinie.
Preset: BASIC 1 Grain 140BPM Buffer, Time quarter notes
Das ist auch tatsächlich passiert – allerdings kann Emergence den Startpunkt des Buffers nicht mit dem Taktbeginn der DAW synchronisieren. Daher ist stets ein leichter Versatz zum Takt hörbar – andere Granular-Plug-ins beherrschen diese Synchronisation durchaus. Wenn ihr jetzt die Lautstärke des Buffers in der ersten Sektion erhöht, könnt ihr deutlich hören, dass Buffer und Granulator zwar synchron zueinander, jedoch nicht exakt im Takt laufen.
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass der Parameter „Increment“ auf null steht. In der Visualisierung bleibt dadurch auch der rote Balken stehen, und alle Grains laufen – da auch „Reverse“ auf null steht – in dieselbe Richtung.
Was wir in der Granularsynthese jedoch anstreben, ist mehr Bewegung, Chaos und Zufall beim Auslesen des Buffers. Genau dafür ist der „Increment“-Regler da. Sobald ihr ihn bewegt, seht ihr, wie der rote Balken nach rechts oder links wandert – je nachdem, ob der Wert positiv oder negativ ist. Der akustische Effekt ist sofort hörbar: Die Grains werden nun zeitlich versetzt ausgelesen und durchmischt – damit ist der Kern der Granularsynthese offengelegt. Im Beispiel steht „Increment“ auf 0,7.
- Preset: BASIC 1 Grain 140BPM Buffer, Time quarter notes inc -0,7.vstpreset
Probieren wir das einmal aus, indem wir die Parameter Length und Time auf Sechzehntelnoten einstellen.
- Preset: BASIC 1 Grain 140BPM , 16th notes.vstpreset
Das ist allerdings alles noch sehr „makroskopisch“ – die Granulen sind üblicherweise deutlich kürzer als eine Viertel- oder Sechzehntelnote. Unser nächstes Beispiel mit einer Granulenlänge von 30 ms zeigt das eindrucksvoll.
- Preset: BASIC 1 Grain 140BPM Buffer, Time 5ms, Length 30ms Inc -0,7
Jetzt wird es interessant: Stellen wir „Increment“ auf null, bewegt sich quasi der Buffer unter der stillstehenden Ausleseposition.
Abschließend stelle ich den „Increment“-Parameter auf 1, sodass sich die Ausleseposition quasi synchron zum Buffer bewegt.
Und hier hören wir alle vier Streams gleichzeitig, die – abgesehen von den Increment-Einstellungen und etwas Panorama – identisch konfiguriert sind. Außerdem benötigen wir nun zum ersten Mal mehr Grains: wilde 13 an der Zahl.
- Preset: STREAMS 13 Grains
Modulation der Grains
Sorgen wir einmal für mehr Bewegung: Der Parameter Length bestimmt die Länge der Grains im Verhältnis zur Buffer-Länge. Modulieren wir nun Length und Time jeweils mithilfe eines LFOs.
Dazu klicke ich auf die LFO-Markierung – woraufhin bei jedem Regler kleine Kreise im Inneren sichtbar werden. Klicke und halte ich nun einen dieser Kreise, kann ich damit die Modulationstiefe einstellen. Das kleine „P“-Symbol zeigt an, ob es sich um eine bipolare oder unipolare Modulation handelt.
Ich wähle LFO 1 mit 0,1 Hz für den Parameter Time bei einer unipolaren Modulation bis etwa zur 9-Uhr-Position. Dasselbe mache ich mit LFO 2 für den Parameter Length. Hier stelle ich eine Frequenz von 0,13 Hz ein, sodass sich die beiden Modulationen überlagern.
Nun wechsle ich die Modulationen ab – und das Ergebnis wirkt bereits recht bedrohlich. Bedenkt: Granularsynthese kann und soll nicht immer lieblich klingen. Sie eignet sich hervorragend, um die Abgründe des Audiomaterials zu erforschen – je mehr Grains, desto besser. Aber Vorsicht: Mit steigender Anzahl erhöht sich auch die Ausgangslautstärke. Diese sollte daher großzügig nach unten angepasst werden.
- Preset: STREAMS 42 Grains Mods
Bis jetzt haben wir ein zentrales Element noch gar nicht berücksichtigt: die Pitch-Modulation. In diesem Beispiel habe ich die Tonhöhe über die Randomizer moduliert, was zu unregelmäßigen Sprüngen führt. Wenn ihr sanftere Übergänge bevorzugt, nutzt die Randomizer zur Modulation der LFO-Frequenz – und lasst dann die LFOs die Tonhöhe steuern.
Experimentiert auch mit der tonalen Quantisierung, die ihr über das Mini-Keyboard neben dem Pitch-Regler aktivieren könnt.
- Preset: STREAMS 42 Grains Mods Pitch.vstpreset
Hier noch einmal mit unserem harmlosen Sägezahn, der sich inzwischen zu einem angsteinflößenden Monster epischen Ausmaßes entwickelt hat. In diesem Emergence-Patch wurde im Vergleich zum vorherigen lediglich der Feedback-Wert auf 0,5 gestellt.
Und weil wir gerade dabei sind, schicken wir zum Abschluss noch einen Drum-Loop durch das Preset.
Hier wird auch deutlich, warum die Granularsynthese vor allem im Bereich der Soundeffekte so beliebt ist. Von diesem Punkt aus könnt ihr nun selbst weiter erkunden: Experimentiert mit den Modulationen und nutzt auch Cross-Modulationen mehrerer Modulatoren für noch mehr Unberechenbarkeit. Und verwendet vor allem unterschiedlichstes Material als Sample-Futter – denn das bildet schließlich die klangliche Grundlage.
Plug-in Oi-Grandad in aller Kürze
Nun solltet ihr gut vorbereitet sein, um das zunächst etwas kryptisch wirkende Plug-in Oi-Grandad nutzen zu können.
Ich habe ein einfaches Init-Patch für euch vorbereitet, bei dem ihr lediglich ein Audiofile in den ersten Player oben links laden müsst. Das funktioniert ganz einfach per Drag-and-Drop. Dieses Patch liest das Sample in eine Richtung aus und kann über MIDI sofort tonal gespielt werden.
- Preset: Oi-Grandad – Init Vocal.vstpreset
Zur kurzen Orientierung: Oi-Grandad besteht aus vier identischen Granularzellen mit individuellen Einstellungen für die Grains und deren Modulatoren. Auf der rechten Seite findet ihr die MOD PAGES, die ihr über ein kleines Drop-down-Menü auswählen könnt. Hier stehen euch die Modulatoren 1 bis 12 zur Verfügung.
Die kleinen braunen Regler bestimmen den Modulationsanteil des Modulators, der im umrandeten Kästchen darüber oder daneben angezeigt wird. Probiert einfach einmal aus, für Position einen der anderen, aktuell rechts angezeigten Modulatoren (1–4) zu verwenden.
Einige Parameter tragen andere Namen als bei Emergence – ihre Funktionsweise werdet ihr aber anhand des bereits Gelernten schnell wiedererkennen.
Schöne Wolken mit Oi-Grandad
Oft wird mit Granularsynthese dieser wolkige Sound assoziiert, da diese im melodisch-musikalischem Zusammenhang einfach besser einzusetzen sind. Mit dem hier Gelernten ist es auch kein Problem mehr, das zu abstrahieren und sich eben genau diesen luftigen Gebilden zu widmen. Das letzte Preset und die dazugehörigen Beispiele demonstrieren das.
Wie funktioniert Granular-Synthese – Oi Grandad WOLKEN
Einziges Problem mit der Freeware Oi-Grandad ist, dass hier die Lautstärke-Release-Zeit nicht beeinflusst werden kann. Und lange Release-Zeiten sind nun einmal Pflicht für Flächen. Dennoch macht es eine gute Figur.
In kommerziellen Granular-Synths werdet ihr auch immer eine ganze Batterie an Effekten finden. Vor allem Cloud- oder Shimmer-Reverbs sind hier beliebt, die, genau wie Time-Stretching übrigens eine weitere Anwendung der Granular-Synthese darstellen.
Die gezeigten Sounds sind doch alle unbrauchbar.
Wie macht man mit Granularsynthese schöne Sounds?
In einem Satz:
Kleinst mögliches Samplewindow, ein bisschen Zufall auf die Position (samplestart), und schon kommen die tollsten padsounds raus. ;)
Das klassische Beispiel ist wohl ein beliebiges Orchestersample.
Der Witz bei Granularsynthese ist doch die Zeit „einzufrieren“ und nicht von vorne nach hinten durchs Sample zu rutschen …
@plumperquatsch Ich habe es so verstanden, dass man einen kleinen Ausschnitt des Samples immer wieder abspielt, dessen Position sich aber langsam durch das Sample bewegt.
Mit dem Effekt Paulstretch kann man sowas in Audacity nachbauen.
@bluebell paulstretch ist einfach nur ganz langes timestrech …
das ist alles nur die nothilfe weil „einfrieren“ nicht geht … 🤨
freeze, random auf postion, density aufdrehen (mehr playheads) das wars.
@bluebell So ungefähr. Ob sich die Grain-Position langsam oder schnell, vorwärts oder rückwärts bewegt oder auch wild hin und her springt, bestimmt der User. Auch die Anzahl der Grains, Streuung, länge usw. ist, je nach Synth, parametrisiert. Theoretisch kann man ein einziges Grain verwenden, das immer am Samplestart beginnt und das komplette Sample umfasst. Das wäre dann ganz genau so als würde man einfach das Sample abspielen. Beim GR-1/GR-Mega kann die Hüllkurve der Grains sowie die Hüllkurve des gesamten Klanges bestimmt werden. Es geht also schon deutlich mehr als ein Grain, das ein Sample durchläuft.
Granularsynthese wird allzu oft als Flächensynthese gesehen. Leadsounds gehen damit aber genausogut, wenn man weiß, was man tut. Das findet man aber, sofern man das richtige Werkzeug hat, schnell heraus. Ich habe z. B. mit dem GR-1 innerhalb weniger Tage die Synthese zu verstehen und zu nutzen gelernt.
@Mac Abre „Granularsynthese wird allzu oft als Flächensynthese gesehen.“
das geht damit am besten
was kann man mit dem glitch & stotterquatsch schon anfangen? 👾
der „leadsound“ ist das gleiche wie die fläche, nur monophon(?) und andere amphüllkurve ;)
@plumperquatsch Leadsound war nur ein Beispiel. Ich will damit sagen, dass mit Granularsynthese alles geht wenn man damit umzugehen weiß. Kompliziert ist das wirklich nicht.
„Glitch & Stotterquatsch“ entsteht nur, wenn man wirklich gar nichts mit der Synthese anzufangen weiß, man es absichtlich macht oder das „falsche“ Werkzeug hat.
Schade, dass ich hier keine Beispiele posten kann um das zu veranschaulichen. Wenn ich Zeit und Muse habe, mache ich vielleicht mal ein Video für YT oder schreibe einen Workshop-Artikel zum GR-1.
Jetzt mache ich erstmal eine ausgedehnte Tour zu Fuß durch die Stadt. Um ca. 21:00 Uhr sollte ich wieder zu Hause sein. Das wird ein Spaß.
@Mac Abre ich weiß wie das funktioniert
ich hab selbst factory presets für ein granulardingsi gemacht ;)
(ich will nicht sagen für welches produkt, dann kann man raten wer ich bin)
gegen soundbeispiele jenseits von dem hier gebotenen hat bestimmt niemand was 🤭
@plumperquatsch Ja, es gibt auch noch „Buchla-Geblubber“ und „Wavetable Geschwurbel“.
Ich gehe mal davon aus, daß die Klangbeispiele so gewählt wurden, um das Prinzip und die Funktionsweise der Syntheseform zu veranschaulichen und nicht weil sie so musikalisch wertvoll sind.
@exitLaub wenn man keine Ahnung hat und nur so bescheidenen kram vorgespielt bekommt muss man doch denken das zeug kann nix …
ein Artikel über granular und dann keine atmos & pads zum hören, was soll der quatsch? 🫣
@plumperquatsch wär sicherlich noch ein schöner Zusatz gewesen, der Artikel heisst aber ‚…einfach erklärt‘. Von daher machen die Beispiele schon Sinn und der Autor hat sich hierbei spürbar Mühe gegeben . Ich nutze Granularsynthese auch überwiegend für Pads, es soll aber auch Leute geben die mit dem ‚Glitch und Stotterquatsch‘ Musik machen ;)
@plumperquatsch Hörbeispiele dazu wurden nun ergänzt. Die Erwartungshaltung von Lesern ist aber auch durchaus verschieden. Ich nehme mal modulare Synthesizer als Beispiel:
Leser A ist tief im EDM verwurzelt und gibt sich mit Rauschen, Gefiepse, Zwitschern und anderen seltsamen Geräuschen zufrieden, findet die toll und sieht darin genau das, was er sucht. Was könnte es Schöneres für ihn geben?
Leser B denkt sich: Wie soll ich damit Musik machen? Er möchte gerne spielbare Instrumente und denkt bei modularen Synthesizern an den Moog Modular, das Abbey Road Album von den Beatles, Prog Rock und ELO oder den Disco-Sound von Giorgio Moroder.
Jeder Autor hat ebenfalls seinen eigenen Schwerpunkt. Thilo hat jetzt die entsprechenden Sounds nachgeliefert und zeigt damit hoffentlich, dass es auch eine andere Seite der Granularsynthese gibt.
Die Einstellungen und Funktionen von Granularsynthese sieht man am Cubase Stock-Plugin Padshop richtig gut! Leider klingt auch dieser nicht wirklich fett. Daher frage ich mich inzwischen ebenfalls, ob Granular wirklich gut klingen kann. Selbst das Pedant von Native Instruments namens „Form“ überzeugt nicht wirklich. Wie schon im Bericht geschrieben kommt es vermutlich sehr auf das Ausgangssample an. Für Freunde von Hardware gibt es inzwischen auch tolle Geräte. Wavetable und Granular sind die Zukunft von Klangsynthese meiner Ansicht nach im digitalen Zeitalter. Da werden uns noch schöne Dinge erwarten. Hoffentlich klingen diese auch. Apropos wäre das Sample „Form“ des gleichnamigen Synthesizers ein gutes Klangbeispiel gewesen. Das Wort wird nämlich zerstückelt und klingt dann etwa so: Fooooorrrrrrmmmm. Apropos zum Thema: Welche Klangsynthese klingt am besten? Sage ich nebst analog ganz klar die Virtuell-analog Synthese (DSP). Die Teile wie Access Virus, JP-8000, Nord Lead klingen doch durch die Bank megafett und passen zu jedem Genre und jedem Mix.
@Filterpad Na ja, ich würde sagen das verhält sich wie mit einem Sampler. Da gibt’s natürlich Unterschiede. Wie du schon richtig sagst, ist es aber auch vom Sample abhängig. Mit dem Padshop habe ich bisher nur selten gearbeitet, fand den aber ganz in Ordnung. Ich nutze hauptsächlich Arbhar von Instruo und es gibt kaum noch einen Song ohne ihm. Daher habe ich auch gar nicht soooo viel anderes ausprobiert bisher, vor allem an Software. Den Granular-Sampler in Ableton fand ich aber bspw. auch super :) Dann gibt es aber noch tolle Granular-Effekte (Crystallizer von Soundtoys, oder Grainity von Klavis….die Liste wäre zu lang). Die Frage ob Granularsynthese am besten klingt erübrigt sich denke ich, macht aber zumindest ohne Ende Laune und wird nie langweilig :)
Hallo t.goldschmitz
Guter Workshop und sehr lehrreich, danke.
Gruß
masterBlasterFX