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Green Box: Yamaha VP1, Physical Modeling Legende

(ID: 206541)

Kurt Ader im Studio

Interview mit Kurt Ader zum Yamaha VP1

Kurt Ader hatte erst kürzlich die Gelegenheit, den Yamaha VP1 als Leihgabe von Yamaha im heimischen Studio zu testen, um für KApro auch den VP1 in einer Library zu verewigen. Da er den Yamaha VP1 für einige Wochen ungestört ausprobieren konnte, war er natürlich der perfekte Gesprächspartner, um seine Eindrücke zu schildern.

Peter:
Lieber Kurt, du hattest jetzt viele Wochen mit dem Yamaha VP1 gearbeitet und sogar einige Library damit erstellt. Da wollen wir dir natürlich ein paar Löcher über diesen extrem seltenen Synthesizer  in den Bauch fragen. Wie seid ihr denn an den Yamaha VP1 rangekommen?

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Kurt:
Der Kontakt kam über meinen Partner von KApro Peter Jung zustande. Peter hat noch immer einen sehr guten Draht zu Yamaha und rief dort an, ob sie uns den Yamaha VP1 ausleihen könnten. Wir hatten den VP1 über ein Jahr in unseren Studios und haben alles, was das Flaggschiff zu bieten hatte, abgesampelt. Natürlich haben wir aus dieser Sample-Session auch eine sehr umfassende Library für den Yamaha Montage kreiert.

Peter:
Hat der Yamaha VP1 damals nicht ein Vermögen gekostet?

Kurt:
Soweit ich mich erinnere, lag der damalige Verkaufspreis bei DM 70.000.

Peter:
Was muss man über die Klangerzeugung des Yamaha VP1 wissen?

Kurt:
Der Yamaha VP1 nutzt als Klangerzeugung Physical Modeling, wie sein kleiner 2-stimmiger Bruder  Yamaha VL1. Yamaha nannte das damals Self Oscillating Virtual Acoustic Synthesizer.

Die Verwandtschaft der beiden lässt sich zwar nicht leugnen, aber dennoch klingen sie völlig unterschiedlich. Der VP1 ist nicht nur eine 16-stimmige Version des VL1, sondern hat auch im Gegensatz statt 2 OSCs gleich 4 OSCs. Auch das Modeling ist anders.

Durch seine 4 Oszillationen hat er eine extreme Dichte. Pad-Sounds, aber auch perkussive Klänge mit einem röchelden Pad sind für das Flaggschiff kein Problem. Beim VP1 kommt ein String Modeling mit Wave Shaper zum Einsatz. Das heißt allerdings nicht, dass er Streicher-Sounds, wie man sie von einem Sampler her kennt, liefert. Bei beiden besteht ein Programm aus folgenden in Reihe hintereinander geschalteten Bausteinen: Driver, Pipe, Filter, Exciter, Modulator, Resonator und zum Schluss der FX.

Kurt Ader und Peter Jung mit dem VP1 beim Picknick

Peter:
Der Yamaha VL1 ist ja ein wunderbarer Lead-Synthesizer. Er hat wirklich wunderbare Flöten oder andere Blasinstrumente. Macht da die 16-stimmige Polyphonie eines Yamaha VP1 überhaupt Sinn?

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Kurt:
Auf jeden Fall! Wie du schon richtig gesagt hast, ist der VL1 auf Lead-Sounds spezialisiert. Hauptsächlich wurden damals Naturinstrumente (Blasinstrumente) imitiert, die auch heute noch einzigartig in ihre Qualität sind. Der VP1 ist nicht nur eine 16-stimmige Version des VL1, sondern hat auch im Gegensatz statt 2 OSCs gleich 4 OSCs. Auch das Modeling ist anders. Beim VP-1 kommt ein String-Modeling mit Wave-Shaper zum Einsatz. Das heißt allerdings nicht, dass er Streicher-Sounds, wie man sie von Sampler her kennt, liefert.

Peter:
Wie empfindest du die Bedienung?

Kurt:
Die Bedienung am Gerät ist leider sehr eingeschränkt. Man kann mit jeweils einer Hüllkurve und einem LFO pro OSC zwischen den 4 OSCs morphen. Das klingt schon sehr ausdrucksstark und wirkungsvoll. Yamaha hatte uns auch einen Editor für einen damaligen MAC (7200 – 7600) mitgeliefert, aber leider haben wir das nie zum Laufen bekommen, da die Schnittstelle am VP leider nicht mehr funktioniert hat.

Peter:
Wie würdest du den Klangcharakter beschreiben. Wo liegen die Stärken und Schwächen des VP1?

Kurt:
Die synthetisch, metallischen Sounds sind eindeutig die Stärken des Klangboliden! Der VP1 bietet auch heute noch völlig neuartige, ungehörte und lebendige Sounds, die sich mit nichts vergleichen lassen! Wunderschöne atmosphärische Pads und Klangkollagen. Schwächen?  Wenn man versuchen würde, ihn als virtuell Analogen einzusetzen.

Peter:
Hast du herausfinden können, wie viel  Stück weltweit vom Yamaha VP1 gebaut wurden?

Kurt:
Laut Aussage von Yamaha 9 Geräte.

Peter:
Eigentlich müsste es doch möglich sein, heute die Klangerzeugung des VP1 in ein Plug-in zu packen  oder zumindest in einen preisgünstigen kleinen Synth.  Was meinst du, hätte so eine Software oder Hardware heute Erfolg?

Kurt:
Tja, leider hat man bei Yamaha das Thema Physical Modeling für Synthesizer nicht mehr verfolgt. Es wurde aber weiterentwickelt und kommt heute in den hauseigenen Yamaha Produkten Silent Violin, Viola und Cello zum Einsatz. Ich halte Physical Modeling für extrem interessant. Nicht um Naturinstrumente nachzuahmen, sondern um neue Klänge zu schaffen. Es wäre an der Zeit, dass sich Hersteller auch mal Neuem zuwenden und nicht nur Altes wieder aufleben lassen. Physical Modeling hätte so ein großes Potenzial und die Rechenleistung der Prozessoren haben sich mindestens verhundertfacht. Was zum heutigen Tage mit dieser Klangerzeugung möglich wäre, ist undenkbar.

Erinnerungen von Peter M. Mahr zum Yamaha VP1

Unser Gastautor und Synthesizer-Kenner Peter M. Mahr hatte ebenfalls einmal die Möglichkeit, den Yamaha VP1 auf freier Wildbahn zu testen und schließlich auch zu fotografieren. Von ihm stammen daher auch die schönen Bilder im kommenden Absatz.

Peter G:
Hallo Peter, welche Erinnerungen hast du noch an den Yamaha VP1 und wie war dein persönlicher Eindruck von diesem Synthesizer?

Peter M. Mahr:
Einen zwiespältigen. Ich hatte, ich glaube es war 2012, im Zuge einer Fotosession bei Theo (Bloderer) die Gelegenheit, eines dieser seltenen Exemplare nicht nur zu fotografieren, sondern auch kurz anzuspielen. Ein gemeinsamer Bekannter, der namentlich nicht genannt werden will, war so freundlich, uns seinen VP1 zur Verfügung zu stellen. Mit Reinhold Heils legendärem Demo im Hinterkopf war meine Erwartungshaltung natürlich entsprechend hoch und Neugierde zusätzlich geweckt. Ich habe noch Theos Mimik vor Augen, als wir einander nach dem Anspielen des „Piano“-Klangs ansahen.

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Forum
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    Emmbot AHU

    Bis heute noch nichts von dem Gerät gehört. Bei den Stückzahlen nicht wirklich verwunderlich.

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      grisi

      @Emmbot Ich habe hier noch eine kommentierte Audio-Demo zum VP-1 von Reinhold Heil (Ex-Keyboarder von Spliff) von Ende 1994. Diese Nuanciertheit, der Variantenreichtum und auch die mögliche völlige Andersartigkeit der Sounds sind immer wieder beeindruckend, deshalb habe ich die Demo immer noch.

      1994 waren die ROMpler gerade ausgereift und dann bringt YAMAHA schon so ein Teil. Der VP-1 simuliert ein Saitenstrument mit Resonanzkörper, Reinhold hat damals demonstriert wie sich das anhört wenn man mit den Controllern die physikalischen Parameter dieses Simulationsmodells in Echtzeit ändert. Heil ist inzwischen ja in die Filmmusik abgewandert, da kann man so etwas sehr gut einsetzen (soweit ich weiss hat/te er lange Zeit einen VP-1).
      1994 rollte halt die Dance/Techno Welle, der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für ein Instrument welches klassische Instrumente möglichst naturgetreu nachbildet.

      Dem Schwesterinstrument VL-1 (physical modelling für Blasinstrumente) war etwas mehr Erfolg gegönnt, da gab es in der Folge den VL-5/7/70 mit Blaswandler. Die letzte „Evolutionsstufe“ davon konnte man immerhin bis ca. 2005 als PlugIn Karte für den CS6/S80/MOTIF kaufen. Schade dass es ein solches PlugIn nie vom VP-1 gab.

      Einfach hatte es sich YAMAHA noch nie gemacht….

  2. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ich habe heute noch eine Sample-CD vom VP1, einige Sounds habe ich in meinen E-mu E-IV verfrachtet. Über das VP1 kann ich jedoch kaum etwas sagen, lediglich dass die Samples eine Bereicherung meiner Synthesizer-Sounds wurden.

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      AMAZONA Archiv

      @dilux Haargenau. Das passt nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass er Multimode fähig ist.
      Es gab nämlich multitimbrale Demo arrangements von Yamaha, bei denen betont wurde, dass sie live aufgenommen und per Sequencer, von nur einem VP1 in Echtzeit abgespielt wurden.

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      k.rausch AHU

      @dilux Die 4 Elements sind jeweils mit Stereo Outputs ausgerüstet, dazu kommt der Mix Out, ebenfalls in Stereo. Die Elements kann man Splitzonen zuordnen, da machen die extra Ausgänge schon Sinn. Yamaha hat damals stolz von 16 Stimmen berichtet, Multimode war da wohl noch nicht drin. Allerdings kann ich das momentan nicht nachprüfen, mein VP1 ist gerade außer Haus, > just kidding :)

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        AMAZONA Archiv

        @k.rausch Habe im Manual nachgesehen: Die 4 Elements lassen sich jeweils einem eigenen Midiempfangskanal zuordnen und haben separate Effekt-Sends.
        So wurden die Yamaha Demos damals gemacht (habe ich, kann ich Euch zuschicken, wenn Ihr sie posten wollt).
        Damit ist der VP1 eindeutig multitimbral/Multimode fähig. Wobei 4 Elemente und 16 Stimmen das Ganze natürlich schon etwas einschränken und man aufwendig gestackte Sounds nur mit bis zu maximal 3 Elementen im Multimode verwenden kann.

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          k.rausch AHU

          Na da schau her, haben es die Schlauis also doch schon hingekriegt. Man soll die Yamahas nie unterschätzen :) Ich jedenfalls bin auf jeden Fall an den Audio Tracks interessiert (nimm bitte wetransfer an meine Mail Adresse, wenns geht). Ansonsten habe ich nämlich nur die Heil Keys Demo und das Bookmark zum Katsunori UJIIE VP1 Demo, was ja auch ziemlich cool ist.

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            AMAZONA Archiv

            @k.rausch Mist, da hab ich hier gross rumgetönt, kann die Demos aber nicht finden. Ich dachte ich hätte sie auf dem Rechner.
            Liegen vermutlich auf irgend einer alten Backup CD im Keller. Tut mir leid. Wenn ich sie noch finden sollte, bekommst Du sie.
            Das Heil Demo ist eh besser ;-)

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich hab damals viele Berichte über VL1 und VP1 in einschlägigen Magazinen gelesen, konnte mir aber anfangs keinen großen Reim drauf machen. Klar, physical modelling, also Nachstellung echter Instrumente, ähm, nö, ich brauch‘ doch keine Anblasgeräusche bei meiner Kickdrum, oder was… das hat sich heute geändert, ich finde die beiden Teile interessant, vor allem jenseits bloßer Nachahmung akustischer Instrumente oder ähnlichem. Der Preis dafür war und ist aber gesalzen, bereits der VL1 ist auf dem Gebrauchtmarkt mehr wert als mein ganzes Studio, ich werd‘ also wohl auch in Zukunft ohne diese Synths auskommen müssen. :)

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      AMAZONA Archiv

      @Dirk Matten Die Soundbeispiele von R. Heil, die ja auch hier verlinkt sind, zeigen sehr gut, wie dieser Morphingcharakter von Holz zu Metall z.B. mit etwaigen Schattierungen da spielerisch möglich ist und wie man das dann wiederum auch komplett verfremden kann. Selbst heute, fast 25 Jahre später, klingt es noch super und ich habe Zweifel daran, dass es da heutige, hochmoderne „Physical Modeller“, die es ja ab und an auf VST Basis gibt, auch nur annähernd so elegant und mit dieser Spannweite hinkriegen. Interessieren täte mich das reine Physical Modelling durchaus. Aber ein Muss ist es nicht.

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          AMAZONA Archiv

          @Dirk Matten Fände ich ziemlich sinnvoll. Insbesondere im Parkhaus.
          Muss man halt im Innenraum kurz mal ausatmen.

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        k.rausch AHU

        Der einzige mir bekannte Synthesizer, der in diese Richtung geht, ist der nonlinear-labs C15. Allerdings macht der das mit einer anderen Technologie. Ausgereiftes FM wie Montage und Fusion sind auch in dieser Nähe, denn die Controller Steuerung ist es, die solches Morphing bzw. Multimodulation zulässt. Alles das ist so weit vom Mainstream weg, dass sich nur Hartgesottene damit befassen, im besten Falle mit gewissen virtuosen Vorlieben, da die Sache von der Live Performance lebt. Das erklärt die knappen Stückzahlen. Im Falle Yamaha sind die aber bewusst in Kauf genommen. Deren Imagestrategie war zumindest viele Jahre darauf angelegt, in einem Spitzenmodell, angesiedelt im Mondpreissektor, den jeweiligen Forschungs- und Entwicklungsstand bestimmter Technologien zu zeigen. Das gilt für GS1, DX1 und VP1, und genauso für einige Modelle im Digital Piano und Orgel Sektor.

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          TobyB RED

          @k.rausch Hallo Klaus,

          die GS-1 und die DX-1 waren auch im Pop daheim. The System haben den DX-1 im Film Beatstreet gezeigt, in der Roxy Casting Szene. Und zu hören auf dem Album Sweat und X-Periment. Sowie auf den Soundtracks zu Beverly Hills Cop, Prince aus Zamunda. Sehr geil der 12″ der Debütsingle It’s Passion. Da kannst du die DX1 richtig schön raushören. Ich sag mal, das waren die weissesten Jungs mit dem schwärzesten Synthfunk. Was man dann bei Phil Collins Sussudio hört, hier haben sie den Song co komponiert und arrangiert. Und GS-1, ich glaub über Toto muss ich dir nichts erzählen ;-)

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              TobyB RED

              @micromoog Hallo Micromoog,

              jupp, siehe Rockpalast auf Youtube. Ich wollte nur sagen, das die Prestigekisten von Yamaha durchaus im Pop und Rock Verwendung fanden. Und da kam mir The System und Beatstreet in den Kopf. Bei Toto müsste ich auch erst mal nachsehen, wo eine GS1 zum Einsatz kam. Aber wo eine VP1 und VL1 zum Einsatz kam, würde ich auch gerne mal wissen.

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      AMAZONA Archiv

      @Dirk Matten Kommt drauf an wie klein Deine.Garage ist… ;-)

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      Tischhupe

      @Dirk Matten Ich glaube, das ist eher wie mit dem CS-80. Haben will ihn jeder, weil er ja so geil klingt. Spielen, im Sinne von Potenzial ausschöpfen, kann ihn aber kaum einer. Man schaue sich nur die vielen YT-Videos an. Ein übles Gedudel übertrifft das nächste üble Gedudel. ;-)

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der VP1 ist ein wirklich grossartiger Synth. Ich hatte neulich die Gelegenheit ihn unter Heimstudiobedingungen in Ruhe zu spielen.
    Er ist definitiv keine eierlegende Wollmilchsau, sondern hat einen eigenen Charakter. Das gilt aber eh für alle guten Synths.
    Insbesondere hat mich die Umsetzung des Konzeptes, den Klangeingriff als performance Element, trotz der hochkomplexen Synthese einfach zu halten, begeistert. Yamaha hat das mit vielen, perfekt funktionierenden und parametrisierten Controllern super auf den Punkt gebracht.
    Was ein fähiger Keyboarder damit problemlos anstellen kann hört man im Reinhold Heil Demo.
    Da wird schnell klar, der VP1 steht ganz deutlich in einer Ahnenreihe mit GS1, CS80 und DX1 bei denen das Controller-/Bedienkonzept ähnlich prägend war. Ideen aus diesen Klassikern tauchen auch beim VP1 auf.
    Absolut schleierhaft ist mir nur, warum Yamaha auf polyphonen Aftertouch verzichtet hat.
    Bei dem utopischen Preis wären die Zusatzkosten doch nicht weiter aufgefallen.
    Es ist wirklich sehr schade, daß Yamaha diese hochentwickelte Technologie nicht mehr nutzt.
    Mit den Rechenkapazitäten heutiger DSPs und FPGAs liesse sich der VP1 sicher ganz erheblich preiswerter bauen.

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hallo PPV DSV,

      du gibst dir die Antwort schon fast selbst, polyphoner AT hätte wieder Einfluss aufs physikalische Modell, was Rechenkraft fordert und ins Modell mit einberechnet werden muss. Und das ist das Problem, was soll der AT bewirken? Nimm mal eine Trompete als Beispiel und denke mal nur den Parameter „Anblasdruck“ zu Ende. Wenn du diesen auf AT umlegst, hat dies Auswirkungen auf das System Physikalischen Modell Trompete.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @TobyB Moin Toby,
        ich glaube Du betrachtest das zu theoretisch. Die Controller, die es am VP1 gibt z.B. Velocity, After Touch, Scene Morphing, etc. funktionieren auffallend gut und da zippert auch bei intensiver, gleichzeitiger Betätigung rein gar nichts. Die zuweisbaren Parameter machen fast alle auch für Poly-AT Sinn. Das Teil ist eindeutig vom Grunde auf für Echtzeitkontrolle gebaut. Das Ganze läuft zu diesem Zwecke, soweit ich weiss, über je einen Yamaha custom DSP pro Stimme. Also auch hier kein Problem mit der Umsetzung von Poly AT controller Daten.
        Meine Vermutung ist eher, dass Yamaha zur Zeit der Konstruktion des VP1 keine Poly-AT fähige Tastatur im Programm hatte und die Kosten einer Neuentwicklung scheute. Im VP1 Manual wird dann auch explizit auf die Qualität der Standardtastatur verwiesen Zitat: „The VP1’s FS76 keyboard already enjoys a high reputation among professional musicians.“
        So klingt schlechtes Gewissen ;-)

        • Profilbild
          TobyB RED

          Hallo PSV,

          Schlechtes Gewissen, der war gut :-D Natürlich betrachte ich das Theoretisch, für mich gehört der Bogen auch zur Geige. Oder das Mundstück zur Trompete. Deswegen hab ich ja „Bauchweh“ mit AT. Klar kannst du damit den Anpressdruck des Bogens auf die Geigen Saite simulieren. Aber wir komme ich dann zu einer Helmholtz Bewegung? Bei einer Trompete und Mundstück sieht es schon besser aus, aber das individuelle Anblasverhalten eines Trompeters bekomme ich auch nicht 100 % über die Klaviatur an. Oder anders formuliert, macht Till Brönners Spielweise den Sound oder nur die Trompete. Oder gar beides? Weil du hast ja Anschlag, Timbre, Tonhöhe und Tondauer. Und diese Parameter interagieren ja im Physikalischen Modell. Und deswegen weiß ich nicht ob ich da mit AT weiterkomme oder nicht, klar, es wäre einfacher aber zielführend?

  5. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Wenn der VP-1 klanglich genauso ergiebig ist wie der WSA-1 von Technics, dabei aber etwas weniger nach Plaste und Elaste klingt, dann hat dieses Gerät für mich durchaus Potential als Atmosphärengenerator erster Kajüte.
    .
    Da die Suche danach aber aussichtslos bleiben dürfte, werde ich auf den Technics zuückgreifen, wenn es mich irgendwann mal wieder überkommen sollte.
    .
    Ach ja, die verlinkten Demos: Da erinnern mich einige Klangfarben an die Resultate, die ich mit Samples aus dem WSA-1 in Kombination mit den digitalen Filtern des E4 realisieren konnte — es muß also kein VP-1 sein (obwohl… das Frontpanel erinnert an ein Taxi der W123-Serie…).

  6. Profilbild
    TobyB RED

    Bis zu einem gewissen Punkt finde ich die Ethno Blasinstrumente Abteilung schon okay, nur wirds ab einem bestimmten Punkt wieder künstlich. Oder klingt so. Und ich denke mal das ist das Problem des physikalischen Modells. Während der erfahrene Flötenspieler sein Instrument kennt und weiss wie es reagiert und klingt, hab ich beim VP erstmal das Physikalische Modell und dann die Eingabemethode, welches das Modell und dann den Klang beeinflusst und das ist dann komplex. Und m.E. für normale Sterbliche nicht 100% zu beherrschen. Spätestens wenn ich ein neues physikalisches Modell habe, ohne Referenz wird der VP zu Schrödingers Katzensynth, ich kann empirisch nicht bestimmen, was hinten raus kommt.

  7. Profilbild
    Tai AHU

    Die Oldie Abteilung von Yamaha auf der Superbooth fand sich das beste. OK, CS40, hatte ich selbst mal, gehörte meiner bescheidenen Meinung nach nicht dahin. DX-5 auch nicht unbedingt. Aber DX1, CS80 und VP-1…. den hatte ich bis dahin nicht mal gesehen, die anderen schon. War alleine den Eintritt wert.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Tai Hallo Gaffer,

      also darüber müssen wir uns unterhalten, ich fand die CS40 und die DX1 am interessantesten. Mit der VP 1 hab ich so meine konzeptionellen Probleme und stilistischen Probleme. Erstens lebt das physikalische Modell von der Eingabemethode, Bläser mit Tasten zu spielen kommt gut, wenn ich Synthhörner möchte. Strummed Chords kommen auch gut von den Tasten, wenn das ADSR stimmt. Am Ende nutze ich aber nicht das physikalische Modell richtig. Im Prinzip brauche ich für jedes physikalische Modell einen entsprechenden Controller und ich muss wissen innerhalb welches Notenbreiches das funktioniert, denn das Modell ist finit, endlich. Darüber muss ich wissen wie der Controller funktioniert. Siehe Helmholtz und Geige. Am Ende bin ich wieder bei den 3 Punkten die ein Instrument ausmachen.

  8. Profilbild
    Tai AHU

    Abgesehen davon finde ich den Ansatz von diesem Instrument eine Sampling Bibliothek zu erstellen nicht gerade richtig. Dieses Instrument lebt per Definition von den Echtzeit Modulationsmöglichkeiten eines Klangs. Sorry Kurt, ich kann verstehen, dass man so ein Instrument gerne „abbilden“ möchte. Kommt mir aber vor, wie der Versuch mit einer Polaroid einen Film darzustellen. OK, bleiben wir bei dem Bild. Die richtigen Polaroids in einer Sequenz ergäben zumindest einen ganz guten Eindruck…

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Tai Jo, nur stehen vor dem Genuß der echten Hardware halt ein paar Zehntausend Euros oder so, da scheint mir so eine Samplebibliothek doch ein realistisch bezahlbarer Anfang zu sein.

  9. Profilbild
    herw RED

    Dankeschön für die Vorstellung dieses außergewöhnlichen Instruments. Mit Vergnügen habe ich die Soundbeispiele im Link angehört. Erstaunlich finde ich immer wieder, wie ausdrucksstark man mit durch physical modelling erzeugten Klängen spielen kann.
    Interessant fand ich auch die zahlreichen Kommentare hier.
    Physical Modelling ist auch mit Hilfe von Reaktor zu realisieren, wie einige der hervorragenden ensembles von Chet Singer demonstrieren.
    Silverwood
    https://www.native-instruments.com/en/reaktor-community/reaktor-user-library/entry/show/7854/
    Serenade
    https://www.native-instruments.com/en/reaktor-community/reaktor-user-library/entry/show/7463/

    und hier ein Demo:
    https://www.youtube.com/watch?v=OYWxCrz3vmQ

    • Profilbild
      [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

      @herw der chromaphone von aas klingt auch schon recht gut. ein vergleich zwischen diesen drei synth konzepten wäre nicht übel.

      es würde mich auch interessieren, ob der damalige preis heute auch noch so immens hoch wäre, da ja im allgemeinen die produktivitätsrate bei vielen herstellungsprozessen sehr gestiegen ist.

      eine kleinere version des chromaphone 1 gibts es übrigens als basis synth in der ableton live suite. dort nennt er sich collision.^^

  10. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Der VP1 erinnert mich (passend zum Reverb-Monday) an das Sony DRE-S777. In dem Sinne, als das es damals ein extrem teurer Versuchsballon einer völlig neuartigen Technik war, die Fachmagazine durchgedreht sind und eine neue Ära heraufbeschworen haben, und ja, ein merkwürdig aussehendes (Fake?-)Holzpanel drangeschraubt hatten.

    Der Aspekt von Physical Modelling, der sich nicht um Realismus sondern um Ungehörtes kümmert, hat in der Nische weiter überlebt und sich weiterentwickelt. Neben den schon genannten Beispielen sind z.B. Madronas Kaivo und Mutable Instruments` Rings und Elements erwähnenswert. Letztere kann man sogar gratis in VCV Rack / Audible Instruments ausprobieren.

  11. Profilbild
    Violator

    Sorry, aber auch aus einem VL-1 klingt ein Baritonsax nicht nach Baritonsax, und eine Posaune nicht nach Posaune. Ich sehe die Stärken eines VL-1/VL-70m in seinen metallischen, industriellen, synthetischen Sounds.
    Hatte das Glück, in den letzten Jahren äußerst günstig an ein paar VL-70ms zu kommen.
    Habe 4 Stück zusammengeschlossen, 1 Master 3 Slave >> 4 stimmig!!! Leute das rockt.
    Leider gehen die Morphingsachen wie beim VP-1 nicht, das wär’s noch!!!
    .
    Schade, daß man die VL Plug-In Boards z.B. in einem Motif7 nicht kaskadieren kann, dann könnte man dort die VL-Sounds auch 3-stimmig spielen. Vielleicht geht das doch – weiß das jemand von euch?

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo zusammen!
    Kann mir jemand sagen, was für Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede diese physical-modelling-Methode mit „aktuellen“ wie beispielsweise karplus-strong-Synthese im Software oder Eurorackbereich Stichwort Rings oder Elements von Mutable Instruments u.ä. Resonatorgeschichten, hat? Grüßle

  13. Profilbild
    dAS hEIKO AHU

    Allein die Abbildung im Katalog eines bekannten Musikhauses mit dem Preis von 69.999.- Mark war schon recht pornös. Da hat man den Playboy auch mal ungelesen liegen lassen.
    Mir haben die „Kleinen“ ja schon gefallen (hab ich auch schon anspielen können). Die reedklänge (Saxophon, Oboe etc) waren einfach genial lebendig. Und die monophonie für diese Art Klänge ja sowieso beinahe schon notwendig. Aber auch die gezupften Saiten klangen schön.
    Das Design war (damals) der Wahnsinn. Aber der Große war einfach nur ein abartiges Viech. Und im Vergleich war der Preis beim DX-1 damals ja ebenso „ambitioniert“.

    haaach…

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