Weird - Weirder - Superweirdo!
Weird, weirder – Jptr FX Super Weirdo! Wenn es um deutsche Pedalbauer geht, gibt es einige Namen, die in den letzten Jahren Aufwind erfahren haben, KMA Machines aus Berlin, die Jungs von Orion Effekte mit ihrem Faible für Fuzz sowie Ground FX sind so ein paar Namen, die einem in den Sinn kommen. Ein anderer Name, der in jüngster Vergangenheit besonders von sich Reden gemacht hat, ist Jupiter FX, oder auch einfach kurz und knapp Jptr FX. Gemeinhin als Experte für eher „noisige“ Angelegenheiten bekannt, bewies die Pedalschmiede genug Einfallsreichtum, um auch im Reverb Tone Report ein Feature zu bekommen – die internationale Szene hat also Notiz genommen vom Lötfanatiker aus Wilhelmshaven!
Ein Vergleich, den man immer wieder liest, ist der mit Death By Audio, und auch wenn die tonale Schnittmenge ähnlich zwischen Oszillation, Noise und Rückkopplung anzusiedeln ist, kann man bei Jptr FX nur bedingt von einem Lo-Fi-Spirit reden. Was Chris Jupiter mit seinen Pedalen versucht, besitzt epochaleren Charakter, hier wird sich ambitioniert an Superlativen versucht und die Zerstörungswut, die manche Pedale lostreten, gehen über ganz klar über einen charmanten, zurückhaltenden Lo-Fi-Charme hinaus. Der Super Weirdo ist eins der jüngsten Beispiele hierfür: ein Modulations– und Glitch-Fuzz mit zähmbarer Oszillation und einem sehr eigenwilligen Charakter!
Jptr FX Super Weirdo – Facts and Features
Rustikaler Sound, rustikale Optik: Ein massives Metallgehäuse, ganz wie man es von Jptr FX gewohnt ist, ummantelt die Schaltkreise des Super Weirdo. Das Design kombiniert die brachiale Optik mit einem Hauch Retro und sieht ansprechend aus. Der geriffelte Grip der Potis tut sein Übriges und die Klarlackschicht macht ordentlich was her.
Gitarren Verzerrerpedal
Beschriftungen für die Potis sucht man vergeblich, aber das soll verziehen werden, da dies dem ominösen Touch des Pedals zuarbeitet und, könnte man argumentieren, einfach besser aussieht. Das Gehäuse mit seinen 142 x 118 x 39 mm Größe kratzt gerade so an der Grenze zur Pedalboard-Freundlichkeit. Außerdem hat man bei Jptr FX die Zeichen der Zeit erkannt und auf nervige Seitenbuchsen verzichtet. IN und OUT sowie die Buchse für einen 9-Volt-Adapter sind auf der Stirnseite angebracht, ebenso wie ein Eingang für ein Expressionpedal, was besonders erfreulich ist und bislang, zumindest in Gefilden des Fuzz nur von Firmen wie ZVEX oder Adventure Audio gewagt wurde. Message also an andere Pedalbauer: Das „Fuzz-Prinzip“ besitzt genug Ansatzpunkte, die eine Expression-Buchse rechtfertigen – gerne mehr davon!
Potis und Schalter
Wie bereits angesprochen, wird hier auf Beschriftungen verzichtet. Im Zeitalter des Internets keine große Sache, aber nicht unbedingt der Inbegriff der Benutzerfreundlichkeit. Tatsache ist: Der Super Weirdo folgt keinem etablierten Schema F und beschreitet eigene Pfade, stellt einen eigensinnigen Mix zwischen Modulation, Oszillation und Fuzz dar. Fehlende Beschriftungen laden insofern also nur dazu ein, sich die abgedrehte Welt des Weirdos mehr in Eigenregie zu erschließen.
Bevor wir zu dem Bedienpanel mit seinen Potis kommen, eine kleine Randbemerkung. Dem Autoren ist bewusst, dass dies kein Alleinstellungsmerkmal von Jptr FX ist und von vielen Herstellern unterschätzt oder ignoriert wird. Aber als allgemeiner Appell an die Pedalbauer dieser Welt, von Earthquaker Devices bis zu Keeley und eben jetzt auch Jptr FX: Niemand braucht das Licht einer sterbenden Sonne auf seinem Pedal. Eine bescheidene, kleine Leuchte, die signalisiert: „Ja, hallo, bin an“ ist völlig ausreichend! Das Licht des Super Weirdo schreit einen förmlich an: „JA, ICH BIN AN UND ICH WERDE ES BLEIBEN BIS ANS ENDE ALLER TAGE.“ Weniger ist in diesem Falle völlig ausreichend. Gut, weiter im Text.
Bei der Erkundung des Jptr FX Super Weirdo wird dann recht schnell deutlich: Einen Gain- oder Mix-Knopf zur Zähmung sucht man hier vergeblich. Der Super Weirdo kennt nur einen Modus: entfesselt! Als Spieler kann man sich diese Naturgewalt zunutze machen und zwar über folgende Regler:
- Feedback Mix ist das, zumindest vom Design her, zentrale Poti auf dem Pedal und ermöglicht, die Charakteristik und die Ausmaße des Feedbacks einzupendeln, wenn man den Feedback-Switch tätigt – den schauen wir uns später aber noch mal genauer an.
- Volume ist der einzige Weg, dem Super Weirdo seine Grenzen aufzuzeigen – hier wird die allgemeine Lautstärke des Pedals eingestellt.
- Low Pass Filter ist das rechte obere Poti des Pedals und ermöglicht es, alles aus dem Tone herauszukitzeln und furztrockene, treibende Fuzz-Sounds dem Super Weirdo zu entlocken oder zwischen 3 und 6 Uhr regelrechten Overdrive-Charakter zu etablieren.
- Time eröffnet dann die abenteuerliche Sparte dieses Monstrums. Was denn Super Weirdo mitunter so besonders macht, ist die Delay-Unit, die dem Signal des Fuzz eine Art „Vibrato from Hell“ beimischen kann, abhängig von der Einstellung des Potis nebendran.
- Modulation gibt einem die Möglichkeit, innerhalb des Delays die Modulation einzustellen, was speziell in höheren Regionen und in Verbindung mit dem Feedback-Button wahre Monstrositäten gebären kann.
Der Feedback Switch macht einen großen, wenn nicht sogar den größten Reiz des Jptr FX Super Weirdo aus. Hier wird die gespielte Note eingefroren und durch ihre, abhängig von der Einstellung des Time Potis abhängige Wiederholungsrate eine Art Skipping-Effekt erzeugt, der schnell eskalieren kann. Modulation und Time bestimmen in diesem Falle, wie der Switch reagiert. Reißt man das Time Poti ganz auf, werden kreischende Arien entfesselt, während sich in Kombination mit einem niedrigen Lowpassfilter dunkle, bedrohliche Soundwolken erzeugen lassen, die speziell in Kombination mit Hall eine Menge Spaß machen dürften. Generell sei auch hier angemerkt: Der Super Weirdo harmoniert wie viele andere Jptr FX Pedale ganz vorzüglich mit Drumcomputern, wie wir im Praxistest hören werden.
Jptr FX Super Weirdo – Zwischenfazit
Als Zwischenfazit kann man also festhalten, dass hier, egal ob man vom Klangbild dann angetan ist oder nicht, jemand versucht, in Sachen Fuzz etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Clones gibt es unzählige, aber einen originellen Zugang zu dieser Sparte wagen nicht viele. Vom Ansatz her ist Jptr FX also ganz klar jemand, der seine Noise-Angelegenheiten ernst nimmt – und die Musikwelt braucht Menschen, die die Schönheit in der Hässlichkeit suchen und finden können. Also: Fuck your ears, buddy!
Ob der Wahnsinn auch seine Berechtigung hat, erfahren wir nun im Praxisteil.
Jptr FX Super Weirdo – in der Praxis
Von Anfang sollte klar sein: Das hier ist ein Fuzz-Pedal! Eine große Bandbreite an Ton und verschiedenen Zerrcharakteristika sollte man also nicht erwarten. Dafür lohnt sich aber ein Blick auf das Lowpassfilter, das wir uns im ersten Hörbeispiel genauer ansehen. Hierbei entlocken wir dem Super Weirdo zunächst eher traditionelle Fuzz-Sounds.
Es brutzelt und tut weh – eben ganz in der Tradition alter Fuzz-Maschinen. Grundlegend erinnert der Sound an Fuzz Factories neuerer Generation, weckt aber auch Erinnerungen an den Necromancer von Dwarfcraft Devices. Schön zu merken also, dass der Super Weirdo bei aller „Weirdness“ auch die traditionellen Gefilde beherrscht.
Wagen wir uns nun also an ein bisschen der Modulation zu. Mit dem Time Knob auf 12 Uhr und der Modulation auf 9 Uhr wird der Fuzz-Sound mit sirupartigen und zugleich beißenden Modulationen mit randomisiertem Charakter garniert. Wohlgemerkt ist die Oszillation am Ende des Hörbeispiels selbstläufig und nicht das Ergebnis des Feedback-Switches – den schauen wir uns als Nächstes an.
Klar wird hier: Für Anbeter des Dooms ist der Super Weirdo so etwas wie der Heilige Gral. Ein hoher Modulationsgrad geht nicht immer einwandfrei mit Riffing einher, es wirkt durchaus ein bisschen schwammig, wenn man sich stark moduliert in Rhythmusgefilden befindet. Doch in Kombination mit dem Feedback-Switch lässt sich hier ein Massaker anrichten – wie gemacht für den Noise im Herzen!
In höheren Frequenzen offenbart der Skipping-Effekt wiederum einen leichten Bending-Effekt, der auch angemessen eskalieren kann. Geordnete, elegante Leads lassen sich damit zwar nicht erzeugen, dafür aber wahre Zerstörungswellen – man möchte das Teil zu gerne mal in den Händen eines Buzzo von Melvins erleben.
Man merkt also bislang: krachende Angelegenheit. Ganz getreu dem Motto: Sound darf wehtun und der Super Weirdo ist zweifelsohne so was wie Kreissäge dieser schmerzlichen Philosophie. Dass sich der Feedback-Switch jedoch als momentaner Tone-Killer eignet, hört ihr hier. Fuzzy und Glitchy, wie es auch draufsteht!
Wie eingangs erwähnt, eignet sich die Zerstörungswut der Jptr FX Pedale hervorragend dafür, auch mit anderen Instrumenten kombiniert zu werden. Im nächsten Beispiel unterstützt uns der Volca Beats, dessen Rhythmen nun durch den Super Weirdo gejagt werden. Hier wird ganz klar die Sprache des Industrial gesprochen – noisy, eiskalt und brutal. Ein weiteres Einsatzgebiet, für das sich der Super Weirdo also eignet.
Industrial-Version von „Umma Gumma“
bin ich ganz dafür !
Hände hoch zur Pommesgabel!
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Brunz!
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Ich muß echt damit aufhören, diese Bodentreterartikel zu lesen, jetzt hab ich schon wieder so ein Ding auf meiner Wunschliste stehen! :)
Jetzt kann ich endlich mein Lieblingsalbum von Winter mit Synths covern.
Pommesgabel, usw. \m/ \m/
Ich weiss nicht…Die klangbeispiele erinnern mich irgendwie an meinen ersten Elektronik Baukasten.