ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Guitar Vintage: Gibson Flying V V2, E-Gitarre

(ID: 218501)

Die Unterschiede der Gibson Flying V V2 zu ihrer „regulären Schwester“

Das „fliegende V“ hat bekanntermaßen mehrere Vor- und Nachteile. Die ungewöhnliche Korpusform ermöglicht z. B. eine exzellente Bespielbarkeit bis hinauf in die höchsten Bünde, hat aber auch den Nachteil, dass sie absolut nicht im Sitzen zu spielen ist, es sein denn, eine völlig verkrampfte „Beine-klemmen-Korpushorn-ein-Haltung“ stellt kein Problem dar. Was also kann man zunächst machen, um dem Modell einen exquisiteren Anstrich zu geben?

Holzauswahl und Lackierung

ANZEIGE

Wollte man Gibson auf ein spezielles Tonholz in seiner Karriere festlegen, so wäre dies eindeutig Mahagoni. Der tiefmittige Resonanzansatz von Korpus und Hals in Kombination mit einem britischen Fullstack war DAS Aushängeschild für den wahrscheinlich besten Classic/Hardrock Rhythmussound aller Zeiten. Was also sagt sich Gibson im Jahre 1980? Wahrscheinlich etwas im Sinne von „Lass uns alles nehmen außer Mahagoni, Hauptsache anders“, aber völlig anders! Am besten alles ändern“. Die hier beschriebene V2, welche sich seit knapp 30 Jahren in meinem Besitz befindet, setzt auch nicht auf die präferierte Fender Konstellation Esche oder Erle im Korpus, sondern nutzt eine 5-lagige Kombination von Ahorn und Walnuss, welche sich in der vertikalen Variante dann auch in der Halskonstruktion fortsetzt.

Gibson Flying V V2 Kopfplatte

— Gibson Flying V V2 Kopfplatte —

Eine ähnliche Variante gibt es auch mit einem Walnuss Top, wobei hier das Ahorn die dünnen Streifen im Korpus übernehmen. Da beide Natur-Finish-Varianten alles andere als gut beim Käufer ankamen, entschloss sich Gibson gegen Ende 1981, noch andere Lackierungen wie White, Sunburst oder auch Blue Sparkle auf den Markt zu bringen, was jedoch leider die Absatzzahlen nicht ankurbeln konnte. 1982 wurde das Modell komplett vom Markt genommen.

Ein einzigartiger Tonabnehmer!

Um eine E-Gitarre vom nahezu unermesslichen Wust aller Konkurrenten abzuheben, bedarf es einiges. Dies ist Tim Shaw, dem Designer der V2 auch in einem Bereich gelungen, dem Tonabnehmer, welcher gleich mehrfach völlig aus der Art schlägt. Der sogenannte „Boomerang“ Pickup besitzt bis heute eine einzigartige Form, welche aber nur der Optik geschuldet ist. Allerdings muss man dem Designer einen hervorragenden Job attestieren, greift die Tonabnehmerform doch die Konturen des Korpus auf und führt sie geschmackvoll weiter. Soweit, so gut.

Dann hingegen überspannt Gibson wieder mal den Bogen in Sachen „Hauptsache anders“. Wer einen fetten, leicht nasalen Ton im klassischen Flying V Gewand erwartet, wird nach dem Einstöpseln des Kabels jäh enttäuscht. Die Pickups haben nur sehr wenig Ausgangsleistung und klingen mehr nach Strat als manch anderes Instrument, welches als Kopie derselben ausgelegt wurde. Der Grund ist die niederohmige Ausrichtung der Pickups, welche Parallelen zur Les Paul Recording aufkommen lassen. Ziel war es, crispe Singlecoil-Sounds ohne die sonst üblichen Einstreuungen produzieren zu können. Ein wohl gemeintes Ziel, aber eingefasst in einen Flying V Body? Völlig unpassend!

ANZEIGE
die legendären Gibson Flying V V2 Boomerang Pickups

— Die legendären Gibson Flying V V2 Boomerang-Pickups —

Shapen, bis der Arzt kommt

Was fehlt denn noch zu guter Letzt, was man bei Gibson nicht vermuten würde? Richtig, ein konturierter Korpus, am besten überall, wo es Sinn und wo es vor allem keinen Sinn macht. Keinen Sinn wäre jetzt falsch, immerhin vollführt der mehrlagige Sandwich Body bei Aufsicht eine interessante Kurvenführung, aber das ist es auch dann schon.

Für das Anschmiegen am mehr oder minder ausführten Bauchumfang oder als rundliche Armauflage, wie es Kollege Fender wieder einmal vorgemacht hat, sind die seitlichen oder hinteren Ausfräsungen ungeeignet. Aber optisch macht diese Ausführung schon Sinn, insbesondere wenn man die vergleichsweise langweilige Farbgebung bei den einfarbig lackierten Modellen dem gegenüberstellt.

Gibson Flying V V2 Kopfplatte Rueckseite

— Gibson Flying V V2 Kopfplatte Rückseite —

Der Sound der Flying V V2

Selten stehen sich bei einer E-Gitarre Optik und Klang so diametral gegenüber, wie es bei der Gibson Flying V V2 der Fall ist. Auch ich hatte mir von den V-förmigen Pickups das ultimative Heavy-Brett erwartet und war vom schneidigen Mark-Knopfler-Twang völlig überrascht. Was aber auf den ersten Blick etwas enttäuschend herüberschwappt, entpuppt sich als echte Waffe, sofern man die Augen schließt oder zumindest in der Lage ist, die Korpusform auszublenden.

Möchte man Sounds im David-Gilmour-Style erzeugen oder ein dezentes Crunch in diverse Bluesvariationen einstreuen, überzeugt die Gibson Flying V V2 auf ganzer Linie und dies auch noch nebengeräuschfrei in jeder Lautstärke. Aber einen Sound erzeugen, der ihrer Optik entspricht? Ausgeschlossen!

ANZEIGE
Fazit

Zu einem Die-Hard-Sammlerstück konnte sich die Gibson Flying V V2 nie entwickeln. Wie wir alle wissen, gibt es keine archaischere Spezies als die Gitarristen und was immer auch nur einen Hauch von der Tradition abweicht, wird zumeist kategorisch abgelehnt. Insofern musste das Projekt „Second Generation“ zumindest bei der Flying V Variante mit Pauken und Trompeten scheitern.

Ihr aktueller Preis ist zwar immer noch ungefähr das Doppelte ihres damaligen Neupreises, steht aber in keiner Relation zu anderen Gibson Klassikern. Immerhin bringt sie ein Vielfaches an Wert der anderen Gibsons, welche in dieser dunklen Zeit für Gibson gebaut wurden. Allerdings ist Gibson in Sachen Aufmerksamkeit ein echter Clou gelungen, die Gitarre ist in ihrer Art wahrlich einzigartig und wird es wohl auch immer bleiben. Zudem ist der Sound im Clean- und Crunch-Bereich geradezu atemberaubend, wie die Soundfiles eindrücklich untermauern.

Die Soundfiles wurden über die ersten 4 Kanäle des Hughes & Kettner Triamp MK 3 mit einem Marshall 412 Cabinet von ca. 1987 mit Celestion 65 Watt Speakern eingespielt, aufgenommen von einem SM57 direkt in eine Mackie 32-8-8 Konsole mit deaktivierten Filtern. Es wurden keine zusätzlichen Pedale oder Plug-ins etc. verwendet.

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @[aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] Jo, der Name und die Marke Gibson wird auch mit Sicherheit in Zukunft Bestand haben. Der Markenname ist ein Selbstläufer, auch wenn Gibson da in den letzten Jahren viel an Reputation eingebüßt hat und dran rumgesäbelt hat.

      • Profilbild
        [aˈtoːm] [aːl] [ˈa(ː)tonaːl] AHU

        Ja das war schon ein seltsames Gefühl, da ich gestern noch im TV das Cuba-Konzert der Stones kurz sah und just in diesem Moment die Kamera auf Ron Wood und seine Acousticguitar ging und man den Namen Gibson drauf sah.

        Die Kombination war schon seltsam.
        Man weiß, daß Gibson die gesamte Geschichte der Rockmusik geprägt hat, überhaupt der Musik nach 1950, dann noch in Form der Rolling Stones, DEN Ikonen des Rock mit einer Gibson in der Hand und man liest gleichzeitig, daß diese Firma im Prinzip aufgibt.

  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Gibson wird verkauft und weiterleben. Der Rattenschwanz von Gibson wird in den Abfluss begraben mit samt Management.

  2. Profilbild
    lambik

    Danke für den Artikel über eine wirklich seltene Gitarre!

    Die V2 ist mir damals außer durch einen Test beim Fachblatt, auf der Musikmesse in Frankfurt und Einzelexemplaren – ich glaube – beim alten Musik Store in Köln nicht untergekommen. Die Sandwichbauweise war ja mal Ende der 70er/Anfang der 80er populär (ich habe eine bleischwere 79er Ibanez MC 500 ;-)), vielleicht durch Alembic.

    Die ebenfalls angesprochene Explorer E2 konnte man damals ab und zu auf der Bühne sehen. Sie hatte „Dirty Fingers“-Pickups und entsprach daher auch soundmäßig eher der Optik.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @lambik ja, die E2 ist vom Holz abgesehen eine „echte“ Explorer und tönt auch recht stark in diese Richtung. Ich besitze ebenfalls ein Exemplar davon.

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X