iRig Micro Amp - über Freiheit und Recording am Strand
Der IK Multimedia iRig Micro Amp schließt erstmals die Lücke zwischen der bekannten Software „Amplitube“ für iPhone, iPad oder PC/Mac und dem Interface, das nötig ist, um unsere „analoge“ Gitarre der digitalen Welt zugänglich zu machen. Mit 15 Watt will dieser kleine Gitarrenverstärker uns unsere in der Software erstellten Sounds um die Ohren blasen!
IK Multimedia iRig Micro Amp – Facts & Features
Der iRig Micro Amp wiegt nach dem Auspacken etwas mehr als eine Packung Zucker und ist auch nur unwesentlich größer. 1,26 kg bringt der Zwerg auf die Waage und ist mit den Abmessungen 210 x 125 x 155 mm mit dem Begriff „handlich“ perfekt umschrieben. Im Lieferumfang befinden sich neben der Software Amplitube 4 für PC oder Mac, die von der Homepage des Herstellers heruntergeladen werden kann, zwei Micro-USB-Verbindungskabel. Eins auf USB-A für den Anschluss an MAC oder PC, ein weiteres auf „Lightning“, den von Apple für die mobilen Geräte vorgesehenen Anschluss. Am Boden des iRig Micro Amp befindet sich ein 3/8″ Gewinde, ein kleiner Adapter auf 5/8″ liegt ebenfalls in der Packung, damit kann der Amp auf einem Mikrofonständer auf Ohrhöhe platziert werden.
Ein Netzteilanschluss ist auf der Rückseite des Verstärkers zu finden, allerdings suchen wir vergeblich nach einem Netzteil. Dafür liegen sechs hochwertige 1,5 Volt AA-Batterien bei. Ist auch irgendwie einleuchtend, denn das Gerät möchte uns ja Mobilität garantieren. Die Batterielebensdauer ist mit 15 Stunden angegeben, das Batteriefach befindet sich ebenfalls auf der Rückseite. Verweilen wir noch einen Augenblick auf der Rückseite des Gerätes. Neben der erwähnten Netzteilbuchse finden wir noch eine Klinkenbuchse für den Anschluss eines externen Speakers, falls uns der von einem stabilen Frontgitter geschützt eingebaute 1×4″ Fullrange-Speaker mal nicht ausreichen sollte.
Das Gehäuse des iRig Micro Amp besteht aus Kunststoff und macht einen stabilen Eindruck. Auf der Oberseite des Gehäuses befinden sich, geschützt durch eine bauartbedingte Mulde, alle weiteren Anschlüsse und Regler, die wir auf dem Weg zu Ruhm und Lautstärke noch brauchen. In der hintersten Reihe befindet sich Netzschalter, die Input-Buchse für die Gitarre, gefolgt von zwei Miniklinkenbuchsen für externe Soundquellen wie z. B. MP3-Player und den Kopfhörer. Ganz rechts schließt die Reihe mit der Micro-USB-Buchse und einer kleinen Kontrollleuchte ab. Letztere gibt Auskunft über die Aussteuerung des Gerätes. Leuchtet sie zufrieden grün oder nervös orange, ist alles in Ordnung. Den roten Bereich gilt es zu vermeiden, sonst kommt es zu unschönen Clippings.
Die mittlere Reihe ist den Reglern Gain, Bass, Mid, Treble und Volume vorbehalten. Dazu muss man nicht viel sagen, das erklärt sich von selbst. Zuvorderst reihen sich drei Taster auf, die von links nach rechts die drei Kanäle Clean, Drive und Lead aufrufen. Richtig gelesen, es handelt sich um einen waschechten Dreikanaler, der ganz ohne jede weitere Technik als Übungsverstärker für Garten oder Balkon dienen kann. Ganz schön hoch am Stapeln, der Kleine. Die drei Kanäle sind allerdings nur im Stand-alone-Modus verfügbar, nutzt man den IK Multimedia iRig Micro Amp als Interface für die Mobilgeräte oder den Rechner, ist bei eingestecktem USB-Kabel ausschließlich der cleane Kanal aktiv und die Taster reagieren nicht mehr. Das ergibt auch Sinn, denn in dem Fall kommt der Sound ja aus der Software und soll neutral verstärkt werden.
Der iRig Micro Amp im Stand-alone-Betrieb
Ausgerüstet mit den sechs beiliegenden Batterien und einem Klinkenkabel zum Anschluss der Gitarre kann der iRig Micro Amp, wie oben schon beschrieben, als dreikanaliger Gitarrenverstärker benutzt werden. Von dem 4″ Fullrange Speaker dürfen wir jetzt natürlich keine Wunder erwarten, aber angetrieben von den angegebenen 15 Watt des Verstärkers ist der Zwerg schon zu amtlicher Lautstärke in der Lage. Der Sound ist, nachdem man mit Hilfe des 3-Band Equalizers ein wenig gespielt hat, als brauchbar zu bezeichnen, für meinen Geschmack ein wenig zu „topfig“ und mittig, aber auf jeden Fall nutzbar. Bei Auswahl der Kanäle „Drive“ und „Lead“ und hoher Einstellung des Gain-Reglers kommt es allerdings schon zu starkem Grundrauschen, das auch in der Einstellung „Clean“ deutlich vernehmbar bleibt. Der Soundtest mit einem neutralen MP3-File, abgespielt über die Aux-Buchse, bestätigt sich der in meinen Augen etwas zu mittige Grundklang des IK Multimedia iRig Micro Amp.
Schließt man eine zusätzliche Gitarrenbox an den IK Multimedia iRig Micro Amp an, wird der interne Speaker abgeschaltet. Zum Test stand mir eine 1×12″ Box mit einem Celestion Greenback zur Verfügung. Und da geht dann soundmäßig auch die Sonne auf, jetzt klingt der Micro Amp tatsächlich fett und voluminös. Trotzdem bleibt der Stand-alone-Modus für mich ein nettes Gimmick, mehr nicht. Doch kommen wir zum eigentlichen Zweck des iRig Micro Amps, der Nutzung als Interface für die herstellereigene Software.
IK Multimedia iRig Micro Amp als Interface am PC/Mac
Hat man die Software Amplitube 4 von der Hersteller-Website geladen, installiert und registriert, wird der iRig Micro Amp mit dem beiliegenden USB-Kabel mit dem Rechner verbunden. Routings müssen auf dem Computer nicht mehr angepasst werden, die Software konfiguriert sich selbstständig und die ersten, zaghaften Töne gelangen an des Testers Ohren. Der Amp arbeitet nun also als Lautsprecher für die Software, die Klangregelung ist außer Funktion. Lediglich der Input-Gain- sowie der Volume-Regler funktionieren noch. Jetzt kann man nach Lust und Laune an den Sounds der Software basteln, die an anderer Stelle ausgiebig beschrieben ist, deshalb hier nur ein paar Features in Kürze:
Im Hauptfenster kann der zu verwendende virtuelle Gitarrenverstärker ausgewählt und umfangreich edtiert werden, im oberen Teil des Fensters sieht man die flexiblen Routing-Möglichkeiten eines jeden Rigs. Der Amp ist dabei direkt einer Aufnahmespur zugeordnet, die man mit Click auf das Spurensymbol unten links sichtbar machen kann. Das erste Klangbeispiel zeigt den Super Sonic Amp in einer sauberen Einstellung mit etwas Hall aus dem „Rack A “ Slot, der sich hinter dem Amp befindet.
Der Sound wurde mit Hilfe des iRig Micro Amps erstellt und nicht mehr bearbeitet, so wie alle folgenden Klangbeispiele auch. Der Verstärker kann in Verbindung mit einem Echo hinter und einem Compressor und einem Chorus als Stomp-Effects vor dem Amps sehr „curig“ klingen.
Besuchen wir die Crunch-Abteilung und schauen mal, was der legendäre Jet City so kann:
Was die Effekteinstellungen angeht, ist die Software extrem flexibel. Zwei Screenshots der Amplitube 4 Software, jeweils einmal die Pre-Effects vor dem Amp und einmal die Post-Effects nach den Amps, verdeutlichen die Vielseitigkeit der Software, die sich übrigens bei Installation nahtlos in alle auf dem Computer vorhandenen DAWs als Plugin einfügt.
Wir suchen in der Welt der Rhythmussounds nach ein paar Klassikern der Amp-Geschichte. Das nächste Soundfile zeigt den Orange „Tiny Terror“ Gitarrenverstärker. Auch dieser Sound mit Hilfe des iRig Micro Amp in Verbindung mit der Amplitube 4 Software erstellt.
Doch die Software kann auch moderne High-Gain-Rhythmussounds liefern, die nächsten beiden Beispiele entstammen der Simulation des legendären Soldano SLO100, einmal als High-Gain-Rhythmussound und einmal mit einem fixierten WahWah aus der Stomp-Abteilung:
Auch Mehrspuraufnahmen sind mit Hilfe des Micro Amps in Verbindung mit der Amplitube 4 Software möglich, das letzte Beispiel zeigt zwei Spuren, bis zu acht sind möglich. Der Sonic dient als Rhythmussound, für den Leadsound habe ich mich für einen Dual Rectifier entschieden.
Verbindet man den Micro Amp mit dem ebenfalls beiliegenden Kabel mit dem iPad, auf dem AmpliTube App installiert sein muss, bekommt man Zugriff auf ebenbürtige Sounds. Leider bietet die Aufnahmefunktion der App keine Exportmöglichkeit der Soundfiles, dafür aber einen leistungsfähigen Rhythmusknecht, der auf einfachste Art und Weise Drumbeats generieren kann und somit als Sparringspartner für ausgiebige Übungssessions fungiert.
Da die App auch für das iPhone erhältlich ist, ist die Kombination mit dem iRig Micro Amp auch ein idealer Partner für spontane Strand-Sessions, Straßenmusik und jede andere Art musikalischer Meetings. Während des Tests kam es wiederholt zu Verbindungsabbrüchen zwischen Software am PC und der Hardware, die jeweils mit ein paar Mausklicks wieder verbunden waren. Auf dem iPad blieb die Verbindung über den kompletten Testzeitraum stabil.
Kategorischer Ausschluss aller Android-Nutzer*innen zählt für mich zu den ärgerlichsten Minuspunkten, die ein modernes Gerät (oder eine Software) aufweisen kann.
@Eibensang Da gebe ich Dir absolut recht, leider habe ich keine Informationen, warum Android nicht unterstützt wird. Aber ich hake mal nach… ;-)
Ich verstehe den Nutzen dieses Plasteverstärkerchens nicht. Faktisch kann ich doch jeden Verstärker meiner Wahl mit dem Unsmart-Phone verbinden, wozu braucht es da diesen hier?
Ich finde auch, dass auf der Softwareseite Helix massiv besser klingt als Amplitube und die Handyfizierung von Musikinstrumenten ist sowieso Teufelszeug. Blockflöte – die App.
Hey,
Es gibt unzählige Softwareentwickler, die mehr als brauchbare Tools herstellen. Für mich wäre der Hauptnutzen dieses Gerätes tatsächlich die Mobilität, wenn ich nur das Handy dabei hab. Also Backstage oder aufm Hotelzimmer. Da ist Amplitube schon sehr komfortabel. Natürlich kann eine App, bedingt durch die eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Prozessoren, niemals mit einer Software für Mac oder PC konkurrieren, aber es hat schon seine berechtigte Nische. Strassenmusik kann man damit auch hervorragend machen by the way.