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Im Test: IK Multimedia AmpliTube Max Software

300 Geräte für den Preis eines Boutique-Pedals. Kann das funktionieren?

3. März 2020

In Zeiten, in denen jede und jeder mit einem einigermaßen leistungsstarken Rechner Homerecording betreiben kann, ist es sinnvoll, sich mal intensiver mit einer der beliebtesten Software-Lösungen für uns Gitarristen zu beschäftigen. Die IK Multimedia AmpliTube Software ist schon ein paar Jahre auf dem Markt, jedoch gibt es mit dem Amplitube Max Bundle sage und schreibe 300 Gerätesimulationen auf den Bildschirm. Rund 350 Euro ruft IK Multimedia dafür auf. Ganz schön happig für ne Menge Einsen und Nullen, andererseits bekommt man für 350 Euro gerade mal einen der simulierten Amps auf dem Gebrauchtmarkt. Also ist das Ganze doch schon recht verlockend. Ich will versuchen, die Vielseitigkeit des AmpliTube Max Software Bundles in Worte und Töne zu fassen.

Amplitube Max – Download und Installation

Die einfachste Methode, die AmpliTube Max Software auf den heimischen Mac oder PC zu laden, ist der Download. Also schnell die Seite www.ikmultimedia.com aufgerufen und zum AmpliTube Max navigiert, Software in den Warenkorb gelegt und dann zum Checkout. Als Zahlmöglichkeiten stehen PayPal und einschlägige Kreditkartennamen zur Verfügung. Die Software beinhaltet auch die sogenannte „Custom Shop App“, mit deren Hilfe später  zusätzliches Gear getestet und gekauft werden kann. Nach dem Download folgt man der Installationsroutine, während der man auswählen kann, ob die AmpliTube Max Software als Standalone-Software und/oder als Plugin für die DAW installieren möchte. Die Systemvoraussetzungen sind recht übersichtlich, mein PC mit einem Intel i7 2,8 GHz Prozessor und 16 GB Arbeitsspeicher kam zu keiner Zeit an den Rand der Verzweiflung. Die Installation erfolgte fehlerfrei, die Applikation stand mir sofort zur Verfügung und zwar sowohl Standalone als auch Als Plugin unter Cubase. Wichtig zu erwähnen sei hier noch, dass man zwingend ein Interface am Start haben muss, damit man die Gitarre auch an den PC stöpseln kann und diese auch in annehmbarer Qualität wieder zurück ans Ohr dröhnt. Mir steht zu diesem Zweck ein Native Instruments Komplete Audio 6 Interface zur Verfügung, an dieses angeschlossen wurde ein Pult mit Abhörmonitoren sowie ein Studiokopfhörer. Und dann geht’s los …

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Amplitube Max – Facts und Features

Ruft man die Standalone-Version von Amplitube Max auf, erscheint das bekannte Bild der AmpliTube Version 4. Kein Wunder, das ist die Basis der AmpliTube Max Version, nur dass in Letzterer wesentlich mehr Gear enthalten ist, das im Preis schon inbegriffen ist. Man erhält sofortigen Zugriff auf 88 Stomp-Effekte, 80 Amps, 92 Cabinets, 29 Speaker-Models, 19 Mikrofontypen, 24 Rack-Effekte und 2 Tuner. Der Standalone-Version vorbehalten sind 8-Spur-Recorder und der 4-Track-Looper. Logisch, als Plugin in einer DAW ergibt ein zusätzlicher Recorder keinen Sinn.

Die Amplitube Max Stand Alone Version.

Die Amplitube Max Standalone-Version

Die übersichtlich und liebevoll gestaltete Oberfläche erlaubt direkten Zugriff auf die 8 Spuren des Recorders, links im Bild gut zu erkennen. Ein Klick auf „R“ für „Recording“ und die Spur ist scharf, die Aufnahme starten und stoppen kann man unten mit den hinreichend bekannten Buttons, die uns schon in den 80ern auf den kleinen Cassettenrecordern ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Jeder Spur kann eine individuelle Kombination aus Effekten, Amps, Cabinets usw. zugeordnet werden, die beim Aufrufen der Spuren jeweils umgehend wieder zur Verfügung stehen. Über die 8 kleinen Buttons links oberhalb des Ampmodels können verschiedene Signalroutings aufgerufen werden, so dass man zum Beispiel entweder alle Stompboxen in Reihe schaltet oder aber ein komplexes Stereo-Setup mit 2 Amps und unterschiedlichen Effekten und Cabinets baut. Der Fantasie sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt. Mit Klick auf die einzelnen Sektionen oben rechts bekommt man Zugriff auf dieselben, auf dem Bild oben befinden wir uns in der Amp-Sektion „A“. Das gewünschte Ampmodel kann umfassend editiert werden, indem man einfach auf die Regler klickt und bei gedrückter Maustaste nach oben oder unten zieht. Alle Schalter können ebenfalls angeklickt und somit umgelegt werden, der Status wird jeweils mit Hilfe einer LED angezeigt oder ist optisch ganz klar zu erkennen. Unten befindet sich noch eine Sektion mit Noisegate und modulspezifischen Reglern wie Pan, Volume oder Phase, ganz rechts unten finden wir den Master-Regler und eine LED-Kette für das Output-Level. Da wir komplett digital unterwegs sind, sollte ein Ausschlag in den roten Bereich tunlichst vermieden werden, sonst kratzt es erbärmlich.

Amplitube Max – Die einzelnen Sektionen

Beginnen wir jetzt mit der Stomp-Sektion. Mit Klick auf den Button „Stomp A“ lädt uns ein Stressbrett in Holzoptik zum Bestücken ein. Ganze 6 Effekte können jetzt auf das Board geladen werden, je nach Routing des Signals können es bei 2 Boards also bis zu 12 Effekte werden, die wir vor die Ampsektion schalten.

Amplitube Max Stomp Section

Die Stomp Sektion der AmpliTube Max Software lässt bis zu 12 Effekte gleichzeitig zu, je nach Signalrouting können auch je bis zu 6 Effekte auf 2 Boards parallel betrieben werden

Die Effekte sind alle „klassisch“ bedienbar. Bei den Herstellern, mit denen IK Multimedia über die Rechte verhandelt hat, finden wir die originalen Herstellernamen auf den Geräten, ansonsten sind es, wie auch anderswo üblich, an die Originale angelehnte Namen und Optiken. In der AmpliTube Max Version finden wir einige namhafte Hersteller wie Fender, Mesa Boogie, Carvin, Soldano, Orange und viele mehr. ebenso haben einige Promis ihre Namen bereitgestellt und so finden wir zum Beispiel vom immer gut behüteten Herrn Slash 2 Ampmodels und einige Effektgeräte. Herr Hendrix wurde offenbar auch gefragt und hat zugesagt, im Preset Browser finden wir jedenfalls einige typische Hendrix Settings. Als Clou hat der Hersteller nun auch noch Brian May an der Angel, das komplette Brian May Gear kostet aber leider noch mal 100 Euro extra. Ob sich das lohnt, sehen wir später. Tasten wir uns vor zur Amp-Sektion …

Amplitube Max Amp Sektion

Die Amp-Sektion der Amplitube Max Software, übersichtlich und liebevoll dargestellt

Zur Amp-Sektion gibt es nicht viel zu sagen, dafür umso mehr zu hören. Die Ampmodels sind alle übersichtlich und liebevoll gestaltet und man sieht auf den ersten Blick, wo die Reise hingeht. Die Regler sind alle mit der Maus zu bedienen, zusätzlich zur optischen Kontrolle der Regler steht unten in der Mitte noch das mit „Value“ beschriftete Feld zur Verfügung, das jeweils den Zahlenwert des Reglers anzeigt, wenn dieser bewegt wird. Alle von mir getesteten Ampmodels reagieren feinfühlig auf die Regler, allerdings nicht so sehr auf die Dynamik des Spielers. Da haben andere Digitalvertreter die Nase leider etwas weiter vorn. Vor allem im kritischen Bereich zwischen Clean und Crunch trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer ausschließlich clean oder im Highgain-Bereich unterwegs ist, wird sich aber mit Amplitube wohl fühlen.

Weiter geht’s mit der Cabinet-Sektion. Hier steht eine umfassende Auswahl bekannter Boxen der Musikgeschichte zur Verfügung. Zur freien Auswahl des Cabinets hinzu kommt die Möglichkeit, ein oder zwei Mikrofon-Models frei vor dem Speaker zu platzieren, zusätzlich stehen mehrere Räume zur Verfügung. Die Ergebnisse des Experimentierens machen Lust auf mehr, vor allem mit einem guten Kopfhörer macht es Spaß, sich auf dieser Spielwiese zu tummeln. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

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Amplitube Max Cabinet Sektion

Die Ampitube Max Cabinet-Sektion bietet unzählige Möglichkeiten der Kombination unterschiedlichster Boxen, Räume und Mikrofone

Der Meister spricht – Das optionale Brian May Gear Set

Wer bereit ist, weitere 100 Euro zu investieren, bekommt das Brian May Signature Set freigeschaltet. Und hier wartet für mich die eigentliche Überraschung. Das Set besteht aus 2 Amps (natürlich Vöxe, was sonst), 3 Cabinets und 5 Stompboxen, wovon eine Brians Red Special Gitarre emuliert. Schön ist, dass man alle Einzelteile auch separat erwerben kann und vor allem 72 Stunden Zeit hat, das Zeug in Ruhe zu testen.

Amplitube Max Custom Shop

Im Amplitube Custom Shop gibt’s für weitere 100 Euro das Brian May Signature Set, das mit einigen Überraschungen aufwarten kann

Clou des Brian May Signature Sets ist für mich das Dreikanal-Setup des Meisters. In der Mitte befindet sich der trockene Hauptamp, rechts und links davon zwei Vöxe, die wahlweise Chorus, Delay oder Harmonizer beisteuern. Ergebnis ist ein unglaublich breiter Sound, für den Mister May ja nun mal auch bekannt ist. Zusammen mit den Tretminen des Meisters bekommen wir hier ein mächtiges Soundwerkzeug an die Hand. Zu erwähnen ist unbedingt auch, dass weitere Artist Signature Setups im Custom Shop schlummern. Hier finden wir zum Beispiel auch die Hendrix-Collection, die mich allerdings nicht so sehr überzeugen konnte, da, wie oben schon beschrieben, vor allem der Crunch-Bereich nicht meinen Erwartungen entspricht. Slash und Dimebag Darrell haben ebenfalls ihre Namen ins Rennen geworfen, hier bekommt man wiederum satten Sound fürs Geld. Joe Satriani wird ebenfalls demnächst dazustoßen, das Set ist bereits in der Pre-Order erhältlich. Darauf bin ich echt gespannt, gegebenenfalls gibt’s nach Erscheinen noch einen kurzen Infotest.

Die Alternativen

Gitarrenamp-Simulationen für den Rechner gibt’s reichlich am Markt. Hier zu bestehen und die Konkurrenz auszustechen ist schwer. Native Instruments hat hier zum Beispiel das Guitar Rig am Start, das out of the box direkt großartige Klänge liefert. Mein All Time Favourite S-Gear von Scuffham Amps sei hier noch erwähnt, das statt auf Masse eher auf Klasse setzt, deutlich weniger vielseitig ist, aber gerade im kritischen Crunch-Bereich die Nase ganz deutlich vorn hat.

Die Soundfiles sind weitestgehend unbearbeitete Presets aus dem Browser der Software. Lediglich das Slash JCM100 Preset habe ich einmal pur und einmal mit etwas EQ aus der DAW eingespielt, um den stellenweise etwas mumpfigen Charakter des Ampmodels aufzupeppen. Hier machen sich kleine Korrekturen direkt positiv bemerkbar, hört mal den Unterschied zwischen Beispiel 9 und 10. Das letzte Beispiel ist dann ein von mir deutlich verbogenes Setup, um meinen Soundvorstellungen etwas näher zu kommen. Generell kann ich sagen, dass etwas EQ aus der DAW den meisten Sounds gut zu Gesicht stehen würde. Alternativ kann man immer einen der Rackslots mit einem Grafik-EQ besetzen. Die Soundfiles wurden alle mit der Plugin-Version in Cubase eingespielt, wo sich Amplitube problemlos integriert, allerdings auch sehr empfindlich auf Übersteuerungen reagiert.

Als Testgitarren habe ich eine Sterling LK100 D sowie eine 50s Tribute Les Paul mit P90 Pickups verwendet, zum Abhören kam ein Ultrasone PRO 1480i Kopfhörer sowie JBL Control One Monitore zum Einsatz, als Interface diente ein Native Instruments Komplete Audio 6.

 

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Fazit

Mit Amplitube Max hat IK Multimedia ein vielseitiges, umfassendes Werkzeug am Start, das vor allem im Clean- und Highgain-Bereich punkten kann. Im Crunch-Bereich fallen mir spontan zwei Alternativen ein, die da die Nase vorn haben. Mit etwas Einsatz des EQs sind aber erstaunliche Ergebnisse realisierbar. Highlight ist für mich das optional erhältliche Brian May Signature Setup, das sicherlich einen festen Platz auf meinem Rechner finden wird.

Plus

  • Vielseitigkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Clean- und Highgain-Sounds
  • Brian May Signature Set (optional erhältlich)

Minus

  • Crunch-Sounds
  • Verhalten bei dynamischem Spiel
  • Grundsound der Ampmodels muss oft durch einen EQ "aufgefrischt" werden

Preis

  • 356,99 Euro
  • 99,99 Euro (optionales Brian May Gear Set)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    dr noetigenfallz

    Mich würde noch ein Satz zur Emulation von Brian Mays Gitarre freuen. Macht das Sinn oder ist das nur mehr oder weniger ein Equalizer?

    • Profilbild
      Jan Steiger RED

      @dr noetigenfallz Ich versuche mal, genauere Informationen zu bekommen. Aber ich glaube Details über die Art der Emulation werde ich nicht in Erfahrung bringen können.

      • Profilbild
        dr noetigenfallz

        @Jan Steiger Ich meinte eher sowas, wie: „ist erstaunlich gut, es klingt wirklich wie Brian Mays Gitarre“ oder „mit jedem dynamischen EQ lässt sich das simulieren“ oder irgendetwas dazwischen :-)

        • Profilbild
          Jan Steiger RED

          @dr noetigenfallz Ach so :D
          Also das kann ich tatsächlich selbst beantworten. Je nach verwendeten Gitarre ist das Ergebnis natürlich immer ein bisschen vom Original entfernt, aber es kommt ihm schon Verdammt nahe, wenn man sich ein bisschen mit dem Sound auseinander setzt und nicht direkt mit dem Werkssound zufrieden ist. In den Audio Beispielen ist der unbearbeitete Sound von I Want It All zu hören, eingespielt mit einer Luke 3. Ich finde, der Charakter von Brian Mays Setup komm da schon sehr gut zur Geltung. Die Programmierer haben sich da echt Mühe gemacht, ansonsten würde Mister May seinen Namen wohl auch nicht dafür hergeben.

    • Profilbild
      bluebell AHU

      @dr noetigenfallz Verzeih meine Naivität, aber könnte man Brian May nicht irgendeinen Verstärker (Soft- oder Hardware) mit reichlich aufgedrehtem, dünnem Fuzz, rausgedrehten Bässen und wenig hohen Höhen geben, und er würde wie … Brian May klingen? Sprich: Der grobe Sound stimmt, der Rest ist die persönliche Art zu spielen?

      • Profilbild
        Jan Steiger RED

        @bluebell Klar :-)
        Es führen immer viele Wege nach Rom. Und Fantasie und Kreativität sind grundsätzlich keine Hrenzen gesetzt. Geht hier natürlich auch um Marketing ;-)

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Jimi in Beispiel 6 hoert sich eher nach Mark an?
    ;-)

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