Interview: Cuckoo, YouTube-Body – deutsche Version

Peter:
Wie bist Du zur Musik gekommen, wie ging alles los bei Dir?

Cuckoo:
Wow…Das ist kompliziert. Es gibt Bilder von mir, auf denen ich kaum gelernt hatte, zu stehen und auf dem Klavier meiner Oma spiele. Musik war schon immer ein großer Teil von mir. Ich bin nicht wirklich in einem musikalischen Elternhaus aufgewachsen, aber meine Mutter hat mein Interesse an Musik früh erkannt. In unserer Heimatstadt gab es eine spezielle Schule für musikalisch talentierte Kinder, auf die sie mich dann schickte. Es war schön, aber das Gegenteil von Rock’n’Roll. Sehr ruhig und sanft, he he. Unglaublich aber wahr, das erste Mal, dass ich in einer Band gespielt habe, war mit 29 Jahren. Damals habe ich in Jenny Hvals Band Synthesizer und Hintergrundtracks gespielt. Falls es EINEN Grund gibt, warum ich heute Cuckoo Musik mache, ist es Jenny Hvals Band. Mit ihr auf Tour zu gehen, erinnerte mich daran, wie sehr ich es liebte Musik zu performen und wie sehr ich es vermisst hatte. Also danke schön an Jenny!

Jenny Hval

Peter:
Du hast ja eine besondere Liebe für Synthesizer entwickelt, gibt es da Vorlieben?

Cuckoo:
Ich verstehe absolut die Liebe für alte Synths. Sie haben einen speziellen Mojo und einen wunderbaren Sound.

Peter:
Sorry, das musst Du etwas ausführen: Mojo?

Cuckoo:
Viele alte Synthesizer haben diesen wunderbaren warmen, aber trotzdem satten Sound. Es ist, als wären sie dazu designt, um in einer Band gespielt zu werden. Die alten Sounds passen zu Gitarren, zu Sängern, zu Orgeln, … Es passt einfach in den Mix. Sie klingen so toll! Aber sie sind in der Tonhöhe nicht stabil. Komponenten brechen. Die sind schwer zu reparieren. Sie sind schwer etc. Die Synthesizer heutzutage sind mit einem komplett anderen Klangideal hergestellt. In gewisser Weise fühlt es sich an, als müsste man mit einem modernen Synth viel mehr arbeiten, damit er mit anderen Instrumenten zusammenpasst.

Peter:
Dann besitzt Du jede Menge alter Synths?

Cuckoo:
Ich selbst habe keine alten Synths. Ich habe Angst davor, dass sie kaputt gehen. Außerdem sind sie sehr schwer! Ich liebe besonders liebe Teenage Engineering wegen ihrer verrückten Kreativität und ihrer wundervollen künstlerischen Musikinstrumente. Außerdem liebe ich die Instrumente von Elektron wegen ihrer klanglichen Tiefe, den reichhaltigen Sequenzen und dem wunderbaren Sound. Ich bin auch absolut fasziniert von dem Continuum Fingerboard von Haken Audio. Es ist meiner Meinung nach der ungekrönte König der ausdrucksstarken Synthesizer. Er fühlt sich an und klingt wie kein anderer. Ich habe es letztes Jahr für den Soundtrack meines Animationskurzfilms benutzt.

Peter:
Nochmals zu Deinen Tutorials. Es gibt da dieses eine „Support Cuckoo“ Video, bei dem Du Unterstützung suchst und als Gegenleistung Cuckoo T-Shirts anbietest. Hat das funktioniert?

Cuckoo:
Ich bekomme immer wieder Anfragen wegen diesem T-Shirt. Ich glaube, was nach einiger Zeit passiert ist, war, dass ich mich immer mehr durch einen Service, genannt Patreon, etabliert habe. Das ist eine durch Unterschriften gestützte Crowd Funding Plattform für Urheber. Meine monatlichen Unterstützer bekommen Zugang zu meinen Downloads, Patches und so weiter. Ich möchte mehr Ware zum Verkauf produzieren und auch als Anerkennung für meine Unterstützer, aber im Moment ist es ein Chaos! Zu viele Pläne!!

Cuckoo Shirt

Peter:
Gibt es die T-Shirts noch?

Cuckoo:
Ich habe ein paar wenige gemacht, was die Glücklichen, die sie bekommen haben, sehr gefreut hat. Aber nachdem ich sie selbst von Hand bedrucke, habe ich nicht den Platz, die Sachen für den Siebdruck immer zugänglich zu halten. Mein Studio ist sehr klein. Insgesamt etwa 10 Quadratmeter. Ich denke, die nächsten T-Shirts werde ich bestellen, anstatt sie von Hand herzustellen. Einerseits um eine bessere Druckqualität zu gewährleisten und andererseits, damit ich mehr davon zur Verfügung habe.

Peter:
Siehst Du Dich inzwischen als „Marke“? T-Shirts mit Deinem Namen gibt es ja schon J

Cuckoo:
Naja… ja. Schon ein bisschen. Aber nachdem die «Marke» so viel von meinem «ich» ist, fühlt es sich für mich nicht wie eine Marke an. Ich habe einen Internetshop aufgemacht, store.truecuckoo.com und ich hoffe, dass er noch wächst. Zurzeit gibt es nur Patches und Sample-Bibliotheken.

Peter:
Gab es schon Hersteller, die Dich vielleicht in ihr Marketing einbinden wollten?

Cuckoo:
Immer mal wieder, ja. Ich habe freundschaftlichen Kontakt mit Elektron, Teenage Engineering und Haken Audio. Wir haben ein bisschen Marketing zusammen gemacht, sowohl offiziell als auch inoffiziell. Und ich helfe auch immer gerne Herstellern, die ich persönlich gerne mag, egal wie groß sie sind. Zum Beispiel teste ich gerade eine nicht angekündigte Software. Der Hersteller war daran interessiert, bei der Einführung eine Sammlung von Cuckoo Patches auf dem Gerät zu haben. Sehr aufregend!

Peter:
Was macht Deines Erachtens ein klassisches Cuckoo-YT-Tutorial aus?

Cuckoo:
Entspannung, eine gute Zeit. Schöne Melodien. Aus einem Spiegel herausschauen. Recht komplizierte Dinge lernen, ohne es zu bemerken.

Peter:
Du bist enorm produktiv. Wieviele Videos produzierst Du denn so pro Jahr?

Cuckoo:
Oh…eh. Das variiert. Ungefähr zwei bis vier Videos pro Monat. Also irgendetwas zwischen 25 und 50 schätze ich. Ich würde gerne mehr machen! Und Bessere!

Peter:
Und wie entscheidest Du, welche Produkte Du ins Visier nimmst und vorstellst?

Cuckoo:
Ich mache das nach Gefühl. Wenn sich das Produkt für mich inspirierend anfühlt oder anhört, dann ist es mir das wert, es zu zeigen. Manchmal kommen auch Hersteller auf mich zu, aber wenn mir das Produkt nicht gefällt, muss ich ablehnen.

Peter:
Cuckoo geht auch auf Tour mit einer 360 Grad Kamera oder stellt einen Battery Mount einer Sony-Kamera vor. Ist Cuckoo ein Tekkie?

Cuckoo:
Ein sehr großer Tekkie sogar. Ich bin unter anderem ein Freak, wenn es um Synths, Kameras und Projektoren geht! Ich habe diesen kindlichen Glauben an die Zukunft. Wenn eine neue Technik rauskommt, bin ich immer ganz aufgeregt. Ich glaube dann, es löst alle Probleme, die ich mit der alten Technik habe. Natürlich ist das selten der Fall.

Peter:
Was waren für Dich die drei größten technischen Errungenschaften in den letzten 10 Jahren?

Cuckoo:
Vor zehn Jahren hat Apple das iPhone herausgebracht. Smartphones haben gezeigt, was mit technischer Miniaturisierung möglich ist. Was die Musik angeht, denke ich, dass auch der tragbare OP-1 ein tolles Beispiel dafür ist was mit Miniaturisierung möglich ist. Ich glaube immer noch nicht, dass irgendjemand Teenage Engineering mit dem OP-1 herausgefordert hat. Außerdem denke ich, dass es heutzutage dadurch, dass alles immer einfacher zugänglich wird, es einfacher für Start-Ups ist, ihre eigenen Firmen zu gründen. Durch Services wie Kickstarter und Social Networks kann man plötzlich in viel kleinerem Umfang Produkte herausbringen als die großen Firmen.

Peter:
Welche Botschaft hast Du für die Welt da draußen?

Cuckoo:
Seid immer neugierig. Fragt nach. Sagt ja zu Sachen, bei denen ihr euch nicht sicher seid. Macht die Dinge, die euch wichtig sind.

Peter:
Wir bedanken uns bei Dir Cuckoo, nicht nur für dieses tolle Interview, sondern vor allem auch für die vielen tollen Videos, die es bereits gibt und die da noch kommen werden :-)