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Interview: Eduard Tüske / Phantom Guitars & Basses

(ID: 2569)
Pickuppassung, Halstasche und Elektronikfach werden ausgefräst

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AMAZONA.de:
Wie, was? Du hast eine Gitarre von Ritchie Blackmore?

Eduard Tüske:

Es war ein sehr harter Verteidigungskampf… weil ich ein eher schmaler Typ war, beziehungsweise bin. Am nächsten Tag war ich im Oberarm- und Brustbereich grün und gelb von dem An-Mich-Pressen dieses Bodys. Die bange Frage war jetzt: Funktioniert das Teil überhaupt noch? Angeschlossen an meinen Telefunken Receiver, über den ich damals Gitarre spielte, habe ich die Saiten mit einer Zange über die Pickups gespannt. Wow, ja, alles funktionierte, die Elektronik konnte selbst Blackmore nicht kaputtmachen.

Gitarren und Bassbodys in verschiedenen Fertigungphasen

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AMAZONA.de:

Aber so konnte die Gitarre wohl nicht bleiben, oder?

Eduard Tüske:

Klar, jetzt musste natürlich irgendwie ein Hals für dieses Kleinod her. Bestimmt würde Blackmores Strat mein jämmerliches Gitarrenspiel beflügeln. Das war die eigentliche Initialzündung für meine Karriere als Gitarrenbauer. Einen Flying V Body zu schnitzen war recht simpel, aber ein Hals, das war sehr viel schwerer.
Aus Ahorn, was schon mal richtig war, formte ich, ebenfalls mit Hilfe des Vaters, meinen ersten Hals, ohne Stahlstab – ich hatte keine Ahnung, zu was das Ding überhaupt dient.
Da ich Linkshänder bin, fiel mir zu Hause vorm Spiegel mit der Gitarre auf: Das sieht ja aus wie bei Jimi Hendrix(!!!) – dessen Musik ich eigentlich kaum kannte (grinst).
Das sollte sich ändern, denn ich verfiel durch meine vermeintliche Affinität mit dem Meister in einen rauschhaften Hendrix-Wahn. Heute kaum vorstellbar, aber es gab 1976 in ganz Köln keine Scheibe von Hendrix zu kaufen. Mein Vater hatte eine Metro Karte, und endlich dort gab es eine Compilation, eine Gitarren-Offenbarung.
Bis heute ist für mich „Vodoo Chile“, „Stone free“ und das ganze Zeug, das sich Hendrix aus dem Hirn gemolken hat, Maßstab.

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Halbfertige Hälse in ihrer Ruhe- und Trockenphase

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AMAZONA.de:
Wie bist Du letztendlich zum Gitarrenbauer geworden, wann wurde Dein Hobby zum Beruf?

Eduard Tüske:
Nach vielen Experimenten machte ich mich mit 23 selbstständig, baute zunächst Gitarren, führte Reparaturen und Modifikationen durch. Ab ca. 1982 kam ein sehr starker Bass-Boom auf, Nobel- und vor allem Headless-Bässe waren absolut angesagt. Die Musikszene wurde von einem schon fast inflationären Geslape erfasst. Um diesen Sound allerdings zu verwirklichen, musste, beziehungsweise muss man solche straff klingenden Bässe nicht aus den gleichen Hölzern wie eine Gitarre bauen.

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AMAZONA.de:
Weshalb nicht? Macht doch Gibson auch?

Eduard Tüske:
Richtig, darum klingen sie auch so pappig, ohne Sustain und Obertöne. Für einen modernen Basssound müssen wegen des Obertongehaltes und der sehr trägen Basssaiten härte Hölzer wie Bubinga, Wenge, Amaranth, Bergahorn etc. und natürlich aktive Elektroniken verwendet werden.
Ab 1986 baute ich sehr erfolgreich Headless Bässe, drei Jahre später ebbte dieser Boom schlagartig ab und die Kopfplatte zierte wieder die Edelbässe. Ein Irrturm der Geschichte wie ich finde, denn dem Schwingungsverhalten der Bässe tat das Kappen des Headstocks ganz gut.

In der Lackierkabine bekommt eine Slimline ihr rotes Kleid

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Manchmal spät aber selten zu spät … es freut mich den Artikel über Eduard Tüskes Gitarren und Bässe hier zu finden. Er hat mir 1982 eine Gitarre nach meinen Wünschen gebaut, die ich bis heute spiele. Die Gitarre hat das shaping einer Strat, jedoch mit durchgendem Hals in aufwendiger Sandwichbauweise. Irgendwie haben wir an dem Teil damals beide experimentiert und ich habe sie teilweise noch verändert (bitte entschuldige, Ede), aber Klang und Bespielbarkeit sind nach über 30 Jahren immer noch Sahne.

    Ede, ich hoffe es geht dir gut und würde mich freuen mal von dir zu hören.

    Gruß, Ansbert
    (www.ansbert-rodeck.de)

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