Ich spiele Moog Instrumente, das nur als Beispiel. Alte und neue, weil ihr Sound sagenhaft ist. Nichts klingt wie ein Minimoog, das ebenfalls nur als Beispiel. Wenn ich die Möglichkeit habe, anstelle einer digitalen Simulation oder statt Samples eine originale Hammond Orgel zu spielen, dann ziehe ich das natürlich vor. Das gilt auch für einen Flügel und sogar für das Mellotron. Allerdings kann ich auf Tour meistens weder Hammond noch Flügel oder Mellotron mitnehmen, also greife ich dann auf die bestmöglichen Simulationen zurück, die ich finden kann. Und viele dieser digitalen Simulationen sind ziemlich gelungen. Ich verwende zum Beispiel Neo Ventilator als Leslie Effekt, zusammen mit Samples meiner eigenen Hammond Orgel, abgenommen direkt von deren Output, und spiele die dann mit dem Yamaha Motif. So kommt das Feeling der Kombination Hammond und Leslie ziemlich gut zustande. Und dieses Equipment kann ich auch auf Flügen mitnehmen oder es im Kofferraum meines SUV unterbringen, wenn ich näher gelegene Gigs habe. Mein Andromeda ist mittlerweile etwas fragil, so dass ich bei Flug- und Schiffsreisen mit ihm zögerlich bin ihn mitzunehmen. Aber ich habe seine Sounds in langen und aufwendigen Sessions intensivst abgesampelt. Und so kann ich die wundervollen Andromeda Sounds mit meinem Yamaha Motif spielen. Das hat es möglich gemacht, viele Club Termine zu spielen, was ich sonst wahrscheinlich nicht hätte tun wollen.
Ich benutze einige Software Synthesizer, und bei manchen habe ich sogar bei der Produktentwicklung mitgewirkt. Sie bieten natürlich durchaus manche Vorteile. Ich habe zum Beispiel mit einem Sänger gearbeitet, der während des Song Schreibens ständig die Tonarten geändert hat. Anstatt also jedes Mal die Liveaufnahmen von Piano, Orgel, Moog und dergleichen neu zu machen, wurde alles in der Vorproduktion in Logic mit Software Synthesizern erledigt, so dass wir alles jederzeit ohne Umstände sofort transponieren konnten. Außerdem, mit dieser Methode konnten wir in beliebigen Tonstudios arbeiten und hatten stets die selben Sounds am Start. Und ich finde auch, dass es manche Sounds bei Software Synthesizern gibt, die du mit Hardware Synthesizern nicht hinkriegst. Speziell atmosphärische, sich langsam entwickelnde und morphende Sounds, wie man sie in Omnisphere und Absynth vorfindet. Und darüber hinaus sind Sample Librarys mit traditionellen Klängen wie Pauken, Tubular Bells, sogar Ethnic Instruments wie Gu Zheng, Oud, tibetanische Singing Bowls am besten in Software Instrumenten aufgehoben. Soundtracks moderner Filme würden ohne das alles sicherlich ziemlich anders klingen!
Klaus:
Lass uns mal einen Blick zurück ins Jahr 2000 werfen. Als der Alesis Andromeda A6 herauskam warst Du dort Produkt Manager. Welche Rolle hast Du bei der Entwicklung des A6 gespielt, und gibt es Geschichten aus dieser Zeit, die Du erzählen kannst? Immerhin kommt es nicht allzu oft vor, dass ein analoger polyphoner Synthesizer wie der auf den Markt kommt, nicht wahr? Gibt es lustige Anekdoten, an die Du Dich gerne erinnerst?
Erik:
Ich kenne eine Menge davon, die alle den Andromeda betreffen. Natürlich gab es da die vielen erstaunlichen Personen des Design Teams, darunter Taiho Yamada, Axel Hartmann, Julia Yarbrough, Rob Rampley und andere. Aber meine eigene größte Leistung bei diesem Produkt sehe ich in der Tatsache, den Alesis Firmenbesitzer dazu gebracht zu haben, das Ding überhaupt zu bauen! Zu jenem Zeitpunkt war der Unternehmensgründer Keith Barr noch Besitzer von Alesis, er war ein brillanter Analog Design Ingenieur. Keith designte viele der berühmten MXR Effektgeräte für Gitarre, das nur als Beispiel. In den späten Achtziger Jahren verlegte sich Keith auf die Arbeit in der digitalen Welt, und zwar mit Produkten wie dem MIDIVerb, QuadraVerb und dem ADAT Digital Tape Recorder. Auf vielfältige Weise haben diese Produkte eine Revolution ausgelöst, wodurch normale Musiker sich endlich Tonaufnahmen in professioneller Klangqualität leisten konnten. Und das zu Hause, ohne in professionelle Tonstudios gehen zu müssen.
Meine Tätigkeit dort endete fürs Erste in den frühen Neunzigern, nachdem Alesis das erste Keyboard herausbrachte, den QuadraSynth. Ich hatte der Firma einige Samples für dieses Instrument lizensiert, darunter Electric Pianos, Sounds von Synthesizern und verschiedene weitere. Alesis holte mich dann etwas später wieder dazu, um an den internen Sounds zu arbeiten, denn bei der ersten offiziellen Präsentation kam der Synthesizer nicht besonders gut an. Bald waren wir aber in der Lage, ein gutes Update abzuliefern und das Instrument wurde dann QuadraSynth Plus getauft. Er hatte auch verbesserte Effekte an Bord, dazu noch neue Features. Im Anschluss daran wurde ich gefragt, ob ich den Posten als Synthesizer Produkt Manager für Alesis übernehmen wollte, und so brachten wir die QS Serie auf den Markt. Das waren dann die Modelle QS8, QS7, QS6, QSR und einige Instrumente, die sich dieser Engine bedienten. Darunter das NanoPiano, der NanoSynth, das DM Pro Drum Modul und andere. Die QS Serie war ganz schön erfolgreich, und damit machte Alesis dann mehr Geld als mit dem ADAT, denn im Recordingbereich begann gerade der Generationswechsel zugunsten Hard Disk Recording per Computer, die in den Studios zunehmend die ADATs ersetzten.
Die Youtube-Videos wurden entfernt, da sie gegen die Nutzungsbedingungen von Youtube verstoßen? Was ist da los?
Den Grund kenne ich nicht, aber Erik Norlander hat mir gestern eine neue URL für den youtube Clip gemailt, hier ist er: https://www.youtube.com/watch?v=YjFZiKaB2_c
Hallo Klaus,
Super!!! :-)
Danke für das tolle Interview und diese Würdigung seines Schaffens. Erik Norlander ist ein Urgestein der Branche und ist dabei ein wirklich sehr sympatischer, entspannter und bescheidener Typ geblieben. So etwas gelingt nicht jedem, Respekt!