Ich erinnere mich dann an eine Weihnachtsfeier in Keith Barrs Haus, wir hatten uns ziemlich am vorhandenen Scotch Whiskey erfreut. Ich sagte zu Keith: „Du bist ein derart großartiger Chip Designer, du solltest uns einen Analog Synthesizer Chip designen.“ Er war auf Anhieb von der Idee fasziniert, und wir unterhielten uns bis in die frühen Morgenstunden darüber, wie Alesis einen ASIC, also einen Application Specific Integrated Circuit, bauen könnte, um ihn als Basis für einen analogen Polysynth zu verwenden. Schon recht bald danach begann Keith mit der Arbeit an zwei ASICs, aus denen dann der Andromeda wurde: Ein Oszillator Chip und ein Filter Chip. Es gibt auch einen Insider Joke wegen des Produktnamens A6. Unsere vorherigen Keyboards hießen QS wegen QuadraSynth, und es folgte bei der Modellbezeichnung immer eine Zahl, die für den Tastenumfang stand. QS8 für QuadraSynth mit 88 Tasten, QS7 mit 76 und QS6 mit 61. Nun hatten wir also einen analogen Synthesizer mit 61 Tasten. Ich fand es normal, ihn innerhalb dieser Firmentradition als A6 zu bezeichnen. Aber in englischer Sprache klingt es phonetisch genauso, als wenn man ASICs sagen würde. Was die Custom Chips sind, die den Synthesizer überhaupt möglich machen. Ich liebe dieses Wortspiel natürlich! Wir hatten einen fantastischen Sales und Marketing Mann namens David Bryce, der dann mit dem Namen „Andromeda“ ankam, was dann mit A6 kombiniert wurde.
Klaus:
Und wie entstand dann das prägnante Andromeda Design?
Erik:
Ich traf Axel Hartmann im Alesis Headquarter, als er und Russ Jones eine neue Produktidee präsentierten. Ich weiß gar nicht mehr genau, welches Produkt das eigentlich genau war, nur dass wir nicht besonders angetan davon waren. Aber wir mochten das Industrie-Design ziemlich, den Look. Nachdem die beiden gegangen waren, meinte ich: „Dieser Kollege namens Axel, der könnte perfekt sein, um das Industrie-Design für den A6 zu machen.“ Also setzte ich mich zusammen mit dem Software Engineer Rob Rampley ins Auto und wir sahen zu, schnellstens zum Los Angeles International Airport LAX zu kommen. Denn Axel war gerade dabei, nach Hause nach Deutschland zu fliegen. Wir erreichten ihn noch auf seinem Handy und meinten, er solle seinen Flug umbuchen auf den darauf folgenden. Und so hatten dann wir ein großartiges Meeting in der Airport Bar, wo wir ihm vom Andromeda A6 berichteten und dass wir für das Industrie-Design seine Hilfe brauchten. Axel war ziemlich enthusiastisch und schloss sich dem Team an. Rob und ich reisten anschließend für ein paar Wochen nach Deutschland und arbeiteten mit Axel in seiner Firma Design Box am endgültigen Design. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt!
Klaus:
Du bist ja Besitzer von diesen Vintage Instrumenten wie Hammond C3 und Leslie Kabinett, Mellotron und dem großen Custom Moog Modular Synthesizer. Sind die in speziellen Cases untergebracht, wenn Du sie mit auf Tour nimmst? Hast Du technische Probleme mit diesen alten Sachen?
Erik:
Wir hatten ja vorhin schon ein bisschen darüber gesprochen, und wenn es möglich ist, dann nehme ich auch dieses originale Equipment für Konzerte. Ich bin mit dem gigantischen Modular Moog getourt, es hat den Nickname „The Wall of Doom“. Sowohl in den USA als auch in Europa bei unseren Truck Tours. Da hatten wir Trucks fürs Equipment, mit denen wir von Stadt zu Stadt gezogen sind. Innerhalb Kaliforniens nehme ich meine Hammond, manchmal auch das Mellotron. Aber die meisten Live Gigs heutzutage sind „Fly In“ Termine, wo du für die Anreise zu den Shows einen Flieger nehmen musst. So habe ich mein Live Rig für diese Art Konzerte adaptiert, um diese Gigs nicht ablehnen zu müssen. Ich habe mir eine überzeugende Sample Library für meine Yamaha Motifs und Software Sampler aufgebaut, so dass ich Andromeda, Hammond und Mellotron jetzt zu Hause lassen kann. Dafür habe ich mir es angeeignet, die Samples passend zu meiner Spieltechnik zu erstellen, und die liefern dann völlig überzeugend den erwünschten Sound auf der Bühne. Wenn ich eine Support Crew hätte, dann würde ich natürlich für jede Show die originalen Instrumente nehmen. Wer würde das denn nicht wollen? Aber es geht am Ende ja um die Musik, und da sollten sich einem derartige Fragen über das Equipment nicht großartig in den Weg stellen.
Die Youtube-Videos wurden entfernt, da sie gegen die Nutzungsbedingungen von Youtube verstoßen? Was ist da los?
Den Grund kenne ich nicht, aber Erik Norlander hat mir gestern eine neue URL für den youtube Clip gemailt, hier ist er: https://www.youtube.com/watch?v=YjFZiKaB2_c
Hallo Klaus,
Super!!! :-)
Danke für das tolle Interview und diese Würdigung seines Schaffens. Erik Norlander ist ein Urgestein der Branche und ist dabei ein wirklich sehr sympatischer, entspannter und bescheidener Typ geblieben. So etwas gelingt nicht jedem, Respekt!