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Interview: Gerald Dellmann, Initiator SchoolJam e.V.

Deutschland sucht die beste Schulband

1. Oktober 2014

Seit dem 15. September läuft die Bewerbungsphase des 13. SchoolJam-Nachwuchsfestivals 2014/2015. Online oder per Post können sich Schulbands für den Titel der „Besten Schülerband Deutschlands“ bewerben.

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Das erste SchoolJam-Event fand vor über 10 Jahren statt und hat sich seitdem zum größten deutschen Schüler- und Nachwuchsfestival in Deutschland etablieren können. Grund genug, um einmal den Initiator, Gerald Dellmann, ein wenig über SchoolJam selbst auszufragen:

AMAZONA:
Hallo Gerald, Du bist der Initiator von SchoolJam.
Vielleicht kannst Du Dich aber dennoch einmal ganz kurz für alle Leser vorstellen und kurz erzählen, was Du genau machst und wie SchoolJam entstanden ist?

Gerald:
Wir haben schon vor über 10 Jahren bemerkt, dass eigentlich viel zu wenig Musik gemacht wird. Außerdem haben junge Bands heute kaum noch Möglichkeiten, einmal live aufzutreten. Leider hat auch Musik einen viel zu geringen Stellenwert in der Schule. Man sollte dort Musik in aller Regel nicht als weiteres „Lernfach“, sondern als „Kreativfach“ begreifen, das für die Entwicklung junger Menschen wahnsinnig wichtig ist.

Und ich bin sicher, dass viele, die einmal mit einem Musikinstrument in Berührung gekommen sind – sei es, dass sie auf ein Schlagzeug „hauen“ oder mal eine Gitarre in den Händen haben – der Faszination dieser Instrumente erliegen. Nur, man muss die Menschen mal dran lassen, sonst werden sie diese Erfahrung nicht machen. Ich glaube, dass die Schule heute oftmals den Spaß an der Musik vermiest, anstatt sich den positiven Einfluss zu Nutze zu machen.

Diese ganzen Überlegungen führten dazu, eine Initiative wie SchoolJam zu gründen. Wir wollen junge Bands auf die Bühne bringen, die dann direkt eine Vorbildfunktion für ihre Mitschüler haben.

Ich selbst habe lange Musik gemacht und mich früh dem Musikjournalismus verschrieben. Jetzt kümmere ich mich ausschließlich um SchoolJam.

AMAZONA:
Wie entstand denn der Name „SchoolJam“? 

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Gerald:
Wie die meisten Namen nach einem Brainstorming. Der Name sollte international verwendbar sein, denn wir machen SchoolJam u.a. auch in UK. Zudem sollte der Name auch den Aspekt „Schule“ beinhalten. So kamen wir relativ schnell auf SchoolJam.

AMAZONA:
Was ist das Besondere an SchoolJam? Hebt sich die Initiative von anderen Initiativen ab?

Gerald:
Ich weiß gar nicht, ob SchoolJam so „besonders“ ist. Es ist sicherlich das größte Projekt seiner Art und arbeitet deutschlandweit. Die Bands zahlen kein Geld, wir machen keine Verträge oder nehmen die Copyrights. Und wir versprechen keine Plattenverträge oder die große Karriere. Wir bringen die jungen Leute auf die Bühne. Darauf kommt es an!

Ich will mich auch gar nicht abheben. Wir sind für jede Kooperation mit anderen Initiativen offen, die die gleichen Ziele verfolgen!

AMAZONA:
SchoolJam ist nach 13 Jahren mittlerweile eine gestandene Größe und recht bekannt hinsichtlich musischer Nachwuchsförderung.
Wird es nicht langsam „langweilig“, Jahr für Jahr das gleiche Projekt zu organisieren? Und verfolgt ihr noch andere Projekte als dieses deutsche Schülerband- und Nachwuchsfestival?

Gerald:
Wie kann „Musik“ und „Musik machen“ langweilig werden? Jedes Jahr passiert Neues. Neue Bands, neue Gesichter, andere Gedanken – das ist und bleibt immer wieder aufregend. Musik machen ist einfach eine geile Sache! Die Frage kann ich also mit einem ganz bestimmten „NEIN“ beantworten.

Zudem hatten wir in der Vergangenheit schon damit angefangen, uns im Bereich der Lehrerfortbildung zu engagieren. Es ist ja ein Ziel unserer Initiative, dass an Schulen mehr Musik aktiv gespielt wird und hierbei besonders Rock/Pop-AGs entstehen zu lassen. Dafür muss man den Lehrern auch das entsprechende Handwerkszeug zur Verfügung stellen. Der Stellenwert von Musik an Schulen ist eigentlich an einem Nullpunkt – das wollen und müssen wir ändern!

Sonic-The-Machine-Live

AMAZONA:
Wie Du schon sagtest kamst Du selbst sehr früh mit Musik in Verbindung und bist sogar ehemaliges erfolgreiches Bandmitglied von Gänsehaut, in der Du ja recht kritische Lieder geschrieben hast.
Vermisst Du nicht auch ein bisschen die Message in der heutigen Musik? Bzw. erkennst Du qualitative Unterschiede zwischen heutigen Songtexten und früheren?

Gerald:
Es gab und gibt zu jeder Zeit gute und schlechte Texte. Die Themen ändern sich und auch die Wortwahl ist eine andere, aber ich kann nicht erkennen, dass es früher oder heute besser gewesen wäre. Einer meiner Heroes, was Texte angeht, ist z.B. Philip Poisel, der ist kritisch, glaubwürdig und persönlich – einfach klasse!

AMAZONA:
Ihr habt früher selbst nur deutsche Songs geschrieben. Auch heute scheinen wieder deutsche Songs zunehmend in der deutschen Musikszene Einzug zu finden.

Was glaubst Du: Ist es besser Songtexte auf Deutsch oder auf Englisch zu schreiben? Und warum?

Gerald:
Mit der Sprache ist das so eine Sache. Ich finde es zum Beispiel problematisch in einer Sprache zu schreiben, die man vielleicht nicht perfekt beherrscht. Andererseits achtet der deutsche Zuhörer natürlich viel mehr auf den Inhalt, wenn er einen deutschen Text hört. Dann wird man vielleicht stärker kritisiert, als wenn man das Gleiche in Englisch gesungen hätte. Platte Texte fallen in Englisch nicht so negativ auf. Und Hand aufs Herz: Es gibt auch von vielen Superstars englische Texte, die einfach schauderhaft sind.

AMAZONA:
Ihr habt insgesamt drei Alben herausgebracht, von denen es sogar einige Lieder in die deutschen Charts und ins Radio schafften.

Was glaubst Du hat zum Erfolg eurer Band geführt?

Gerald:
Nicht geguckt, was andere machen, nicht an einen Trend gehängt, sondern das gemacht, was Spaß bringt.  

AMAZONA:
Glaubst Du, SchoolJam bietet den Schulbands ein gutes Sprungbrett für eine zukünftige Karriere?

Gerald:
SchoolJam hat nicht als oberstes Ziel, eine erfolgreiche Band zu „casten“. Es geht darum zu zeigen, wie viel Spaß macht, ein Instrument zu beherrschen und in einer Band zu spielen. Es ist einfach ein geiles Gefühl mit ein paar Kumpels oder „Kumpelinnen“ Musik zu machen. Das wollen wir vermitteln. Wenn SchoolJam dann noch dafür sorgt, dass eine Band Karriere macht, dann soll uns das recht sein.

AMAZONA:
Was kannst Du aus eigener Erfahrung den Schulbands empfehlen, um bei SchoolJam erfolgreich zu sein?

Gerald:
Vor allem dranbleiben! Auch, wenn es beim ersten Mal nicht klappen sollte. Ein früherer SchoolJam-Gewinner – Peach Box – hat mehrfach teilgenommen. Beim ersten Mal kamen sie nicht weiter, im zweiten Jahr waren sie bei einer Live-Ausscheidung, im Folgejahr waren sie im Finale und im vierten Jahr haben sie das Ding gewonnen.

Und ganz wichtig: Habt Spaß mit dem, was ihr da musikalisch macht! Dann bleibt man authentisch und das ist ein weiterer wichtiger Aspekt.

AMAZONA:
Natürlich kann nur eine Band bei SchoolJam gewinnen. Aber sicherlich gibt es Jahr für Jahr aufs Neue immer wieder viele neue Bands mit gutem Potential. Kannst Du auch diesen Bands einige kleine Ratschläge mitgeben?

Gerald:
Jeder, der sich hinsetzt, um mit einer Band Musik zu machen, hat schon gewonnen. Für sich!
Aber wir bringen nicht weniger als 120 Bands live in angesagten Clubs auf die Bühne. Das sind doch dann schon 120 Hauptgewinner. Und 8 davon dürfen zur Musikmesse nach Frankfurt fahren und in der legendären Festhalle spielen! Eigentlich gewinnt jeder, der mitmacht. Ob daraus später eine Karriere wird, das weiß man nie. Es ist wie im Nachwuchsbereich beim Fußball. Da weiß man mit 14 oder 15 auch noch nicht, ob es für die ganz große Karriere reicht. Aber nochmals: Hauptsache man hat Spaß!

AMAZONA:
Lieber Gerald, der Meinung sind wir auch! Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!

Für alle interessierten Jugendbands:
Mitmachen lohnt sich!  Es erwarten Euch nicht nur ganz tolle Eindrücke und viele tolle Leute, sondern mit ein wenig Glück auch Live-Show-Erfahrung und eine Menge Spaß. Und eines ist ganz sicher – Sieger oder nicht – das Festival bietet eine gute Plattform für neue Connections, ganz viel musikalischen Austausch, unvergessliche Erlebnisse und vielleicht sogar ein gutes Sprungbrett für einen Durchstart als Musikband. Aber das hängt natürlich immer von Euch ab!

Schaut in jedem Fall mal auf die Seite der Initiative SchoolJam und informiert Euch unter http://www.schooljam.de

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Forum
  1. Profilbild
    Markus Galla RED

    Hir wird sehr einseitig argumentiert. Der MU sei ein Lernfach, kein Kreativfach etc.
    Das sind die üblichen Parolen und sie werden den Musiklehrern in der Schule nicht gerecht.

    MU ist mehr als das Betreuen einer Schulband. Argumente wie „Da wird ja eh nur gesungen“ sind es, die das Fach über Jahre hinweg systematisch zerstört haben und unterschlagen, dass es auch eine Fachwissenschaft gibt. Aufgabe des Musiklehrers ist es nicht, eine Band zu gründen und zu betreuen. Praktische Aspekte spielen eine Rolle, aber nicht ausschließlich. Pop ist ein winziger Teil der Musikgeschichte, aber ein bedeutender und so wird er auch behandelt. Viele Lehrer führen mit großem Erfolg und Aufwand Musicals auf, gestalten Musikabende, leiten Chöre und Orchester usw. Es wird viel gemacht, aber eben nicht immer ausschließlich im Bereich Pop. Der MU trägt nicht die Schuld daran, dass es weniger Schülerbands gibt, sondern einerseits die geschrumpfte Freizeit (G8) und andererseits das breitere Freizeitangebot als früher. Für Musikschulen und Musiklehrer wird es deshalb immer schwerer, Schüler für das Lernen eines Instruments zu begeistern, denn es kostet Zeit, die sie einfach nicht mehr haben. Das darf man nicht vergessen. Im MU wird musiziert, aber eben nicht ausschließlich Rock. Schülerband bedeutet nicht, dass die Band aus der Schule kommt, sondern die Mitglieder Schüler sind.

    • Profilbild
      Tyrell RED

      @Markus Galla Tja, das ist eine Sicht der Dinge. In der Praxis – und ich habe viel mit Jugendlichen zu tun – ist Musik das Fach, dass „neben Religion“ die Schüler am meisten anödet. Quasi die Verschnaufpause zwischen den Lernfächern. Der Spaßfaktor ist gleich Null. Das Freizeitangebot hat sich nicht vergrössert, sondern verändert. Der Musikunterricht ist aber im letzten Jahrhundert hängen geblieben – zusammen mit 90% des Lehrkörpers.

      • Profilbild
        Markus Galla RED

        @Tyrell Auch das sind wieder Verallgemeinerungen, die so nicht gültig sind. Alleine in Herne besitzen mehrere Schulen entweder einen Musikschwerpunkt, führen Musicals auf, haben ein eigenes Tonstudio, haben Orchester oder erfolgreiche Chöre, wo sogar ehemalige Schüler einmal im Jahr wieder zu ihrer Schule zurückkommen, um dort mitzusingen und z. B. ein Oratorium (!) aufzuführen. Wer das Gegenteil behauptet, hat sich mit Musikunterricht in Deutschland noch nicht auseinander gesetzt. Ich schreibe als Autor für zwei Fachverlage für Musikdidaktik und habe als Lehrer an mehreren Schulen unterrichtet. Schüler haben immer Fächer, die sie „anöden“. Diese wechseln auch ständig. Es sind eben Schüler. Die Meinungen ändern sich auch mit dem Alter der Schüler. Das hat mit dem Unterricht rein gar nichts zu tun. Und das Freizeitangebot hat sich massiv vergrößert: was heute für Kinder und Jugendliche angeboten wird, war zu meiner Zeit undenkbar. Wir haben allein hier in Herne ein extrem breit gefächertes Angebot von mehreren Stellen der Jugendarbeit (kirchlich und städtisch). Die Jugendlichen haben die Qual der Wahl. Hinzu kommen Internet & Co. Jugendliche sind heutzutage auch mobiler als früher.

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @Markus Galla Kostet Zeit und vor allem …Geld. Ein nicht zu verachtender Aspekt in Zeiten von Agenda 2010! Ich denke viele Eltern würden alles dafür geben ihre Kinder in den Musikunterricht schicken zu können.

  2. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Beide,

    ihr habt beide Recht. G8 führt zumindestens in Hessen zu weniger Freizeit. Gepaart mit einem Lehrkörper und Frontalunterricht aus dem letzten Jahrhundert passiert da mal nicht viel. Wenn man sich die KLPs(Kernlehrpläne) z.b. von Hessen für Musik in G8 ansieht wird einem das ziemlich klar. Da kann die Musikschule auch nicht mehr viel reißen. Insofern ist doch erstmal so ein Schooljam zu begrüßen, wenn die Kiddies sehen das Musikmachen Spass macht und sie das zum erlernen eines Instrumentes bringt. Bei meinem Neffen hat das so funktioniert, der studiert jetzt in Bern an der HBK Jazz (Klavier und Gitarre)

  3. Profilbild
    Max Lorenz RED

    Worum geht es hier? Im Kern der Sache doch darum, dass mehr Jugendliche wieder Musik machen und durch „Heroes“ aus ihrem Umfeld (zB. Teilnehmer und Gewinner von School Jam) genau dazu Lust bekommen. Der Musikunterricht fördert sicher die musikalische Bildung, aber nicht zwangsläufig das Interesse selbst Musik zu machen. Die musikalische Frühbildung an der Blockflöte und der erzwungene Klavierunterricht sind kontraproduktiv. Nach meiner Erfahrung muss ich Peter vollkommen Recht geben.

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