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Interview: Guy Fletcher, Roxy Music, Dire Straits

(ID: 212328)

Norbert:
Euer extrem erfolgreiches Album „Brothers in Arms“ wird nicht nur von Marks Gitarrensound beeinflusst, sondern auch von diesen unglaublichen Synthesizer-Sounds. War es von Anfang an klar, dass du den Synthesizer-Sounds mehr Raum gibst als in den vorherigen Alben von Dire Straits?

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Guy Fletcher:
Ja, es gab eine Menge Freiheit für mich, die neuen Synthesizer-Sounds sowohl dynamisch als auch strukturell zu erkunden. Das war einfach mein Bereich und ist es immer noch.

Norbert:
Welche Synthesizer hast du hauptsächlich in dieser Zeit benutzt?

Guy Fletcher:
Damals war es das Synclavier, der Prophet-5, Roland D70, Yamaha GS-1 und der mächtige DX-1.

Norbert:
Das war genau zu der Zeit, als der DX7 den Sound der Pop-Welt veränderte. Wie war das für dich?

Guy Fletcher:
Ich hatte eine Menge Session-Arbeit, da ich einen der ersten im Land hatte und sofort lernte, wie man in der FM-Welt programmiert. Ich erwarb auch den DX-1, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ein fabelhafter Synthesizer, wenn du es nur schaffen würdest, ihn anzuheben!

Norbert:
Bist du mehr der Sound-Programmierer oder hast du damals die voreingestellten Sounds des DX benutzt? War ja nicht so einfach, die FM-Synthese zu zähmen.

Guy Fletcher:
Ich habe die Presets immer modifiziert, das tue ich immer noch. Die Sounds auf „Money For Nothing“ waren DX-1-Sounds, alle modifiziert aus Presets.

Norbert:
Natürlich ist Dire Straits eine klassische Rockband geblieben – und doch spielten Synthesizer offensichtlich immer eine große Rolle. Musstest du dich irgendwie als Keyboarder durchsetzen oder war es eher wild, mit Synthesizern das Soundspektrum der Band zu vergrößern?

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Guy Fletcher:
Mark war schon immer daran interessiert, Technologie zu verwenden und wir versuchen immer noch neue Dinge zusammen mit den alten zu benutzen. Es hat nie einen ernsthaften Widerstand gegen die Verwendung von Synthesizern gegeben. Wir verwenden jetzt sogar Soft-Synths, da sie einen Standard haben, wie wir glauben, der zu unserer Musik noch etwas beitragen kann.

Norbert:
Ihr seid eine der wenigen Bands gewesen, die schon sehr früh mit Sampling angefangen haben – sagen wir das Synclavier. Wofür hast du es hauptsächlich benutzt – oder  für welche Songs?

Guy Fletcher:
Wir haben meistens die FM-Seite des Synclaviers zuerst benutzt. Es dauerte aber bis zum Soundtrack „Princess Bride“, als wir mit dem Sampling anfingen. Wir haben ziemlich viele Nylongitarren mit einer Abtastrate von 100 kHz aufgenommen, nicht schlecht für 1988. Das „Notting Hillbillies Album“ wurde komplett auf dem Synclavier 8-Track „Direct to Disk“ Festplattensystem aufgenommen. Alle Drums waren Samples sowie die Klaviere und der Bass, ich spielte sie alle.

Guy Fletcher

Photo by Ben Peter Catchpole

Norbert:
Hast du auch den Sequencer des Synclaviers benutzt?

Guy Fletcher:
Der Sequencer wurde sehr intensiv auf dem „Notting Hillbillies“ Album verwendet. Die „Princess Bride“ und „Last Exit to Brooklyn“ Soundtracks wurden ebenfalls komplett mit Synclavier gemacht und sequenziert. Der kleine Sequenz-Sound im Intro von „Money For Nothing“ war eine sehr rudimentäre 2-Beat-Schleife, die mit dem Synclavier Sequencer erstellt wurde.

Norbert:
Lass uns zurück zur Band gehen: Seit dieser Zeit warst du immer mit Mark unterwegs. Kannst du uns ein bisschen über die Beziehung erzählen, die ihr habt?

Guy Fletcher:
Offensichtlich ist es eine sehr gute. Ich würde sagen, wir kennen uns musikalisch und persönlich sehr gut. Ein Großteil der Entscheidungsfindung im Studio ist unausgesprochen, da wir beide einfach wissen, welchen Weg wir gehen müssen. Dies hilft sowohl auf Tour als auch im Studio. Wenn man am gleichen Strang im Studio zieht, spart das sehr viel Zeit. Einfach nicht über Dinge streiten zu müssen, so manches „Ego“ kann eine sehr zerstörerische Kraft sein.

Norbert:
Nebenbei arbeitest du als Produzent. Was macht den Unterschied für dich aus? Hast du eine besondere Art, Songs zu produzieren?

Guy Fletcher:
Ich bin glücklich in der Lage zu sein, beides zu können. Ich liebe es Platten zu machen, sei es einfach auf ihnen zu spielen oder mich komplett in die Produktion zu vertiefen. Ich bin jetzt genauso aufgeregt wie damals, als ich 1976 zum ersten Mal in einem Studio arbeitete. Das war in einem Studio namens „DJM-Studios“ in London, wo ich einige Jahre als Assistent arbeitete und damals meinen Abschluss in „Schau mal nach dem Gerät, das die Bänder kopiert“ machte. Ich habe Elton John „Master-Tapes“ sortiert und kopiert, die dann in die verschiedenen Gebiete der Welt verschickt wurden. Im Lagerraum der Tapes stieß ich auf viele original Beatles-Aufnahmen, Out-takes, Probesessions und Aufnahmen von ihnen, auf denen sie herumalberten. Ich dachte mir damals nichts dabei. Natürlich landeten einige von ihnen auf „Anthology Releases“, aber nicht alle von ihnen. Fast schon ironisch dabei ist, dass mein erster Job, als ich 15 war, bei ATV Musik als „Runner“ war. Ich lieferte Bänder, Demos etc. rund um London aus, die oft gespielt wurden. Auf der Rückseite des Gebäudes, wo ich stationiert war, war das Büro von “Northern Songs“, ein kleines Zimmer mit einem Mann und einem Schreibtisch. „Northern Songs“ war natürlich die Firma, die von Dick James und Brian Epstein gegründet wurde, um 1963 den Beatles-Katalog zu veröffentlichen.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Jo, die spannendste und prägendste Zeit in Sachen Synthesizer bei Roxy Music war m.E. die frühe Phase mit Brian Eno am Start und seinem EMS VCS3 Synth. Denke, das hat viele Musiker inspiriert.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Neben dem dandyhaften Sexappeal von Bryan Ferry natürlich. Haben damit durchaus mindestens die nächsten 10 Jahren musikalisch und stilikonenmäßig die Popmusik geprägt wie keine 2. Band zu ihrer Zeit (inkl. Bowie und T Rex und dem anderen Glamrockkram)

  2. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Ein Roland D-70 auf der „Brothers in Arms“? Das halte ich für eher unwahrscheinlich.
    .
    Sage doch mal jemand Guy, daß Kent Spong auch in England sitzt und *der* Mann für CS80-Reparaturen ist. Er, oder Keith Kniveton.

  3. Profilbild
    costello RED

    Schönes Interview. Roxy Music ist absolut mein Fall, Dire Straits eher weniger. Auf Seite 3 werden aber Seller and Buyer verwechselt. So ergibt die Juppi-8-Anekdote keinen Sinn. ;-)

    • Profilbild
      solartron

      @costello eben auch gerade bemerkt.. ;)

      „Der Verkäufer war sicher überrascht, einen so prominenten Käufer erwischt zu haben, oder?“

      • Profilbild
        costello RED

        @solartron Ganz genau. Umgekehrt wird ein Schuh draus. „Der Käufer war sicher überrascht, einen so prominenten Verkäufer erwischt zu haben.“
        Ist in der englischen Version aber auch schon verdreht.

        • Profilbild
          Tyrell RED

          @costello Habs in der deutschen version soeben geändert. Danke für den Hinweis. Englische muss Norbert morgen machen :-)

  4. Profilbild
    maga

    Ist der ehemalige Besitzer der Marke „JoeMeek“, Ted Fletcher, nicht
    dessen Vater ?
    Meinte es irgendwo mal gelesen zu haben….

  5. Profilbild
    maga

    p.s.
    Das Brothers in Arms Album höre ich heute noch immerwieder gern.
    Tolle Platte, tolle Synthssounds

  6. Profilbild
    Sintetizador

    Guy Fletcher war mir vor allem durch seine Zeit bei Dire Straits bekannt. Wer kennt nicht die Keyboard- bzw. Synthie-Hook aus „Walk of Life“? Außerdem waren die Songs auf „Brothers in Arms“ immer wieder von kleinen Synthie-Spielereien durchsetzt. Das klang teilweise etwas experimentell, aber das soll sein Verdienst nicht schmälern. Danke dafür, dass hier auch auf seine Verbindung zu Roxy Music näher eingegangen wird, dazu war mir noch nicht allzu viel bekannt.

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