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Interview: Hans Zimmer 2013

(ID: 52035)

Amazona.de:
Du hast sicher mitbekommen, dass es eine erfolgreiche „Herr der Ringe Tournee“ gab, bei der ein ganzes Orchester live zum Film gespielt hat. Wäre das etwas für Dich?

Hans Zimmer:
Oh ja, genau dasselbe hat man mir auch angeboten, nur dass der Film im Hintergrund Gladiator sein sollte. Das war aber erst gestern Nacht, deswegen habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Aber ich denke nicht, dass es in der Praxis klappen wird, weil meine Musik nur schwer mit einem normalen Orchester aufgeführt werden kann. Es gab das schon mal, dass in Europa ein Orchester mit Fluch der Karibik auf Tournee ging, aber am Ende des Tages waren vor allem die Bläser immer am Ende.

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Amazona.de:
Wenn Du ins Studio gehst, legst du gleich los oder spielst du Dich erst mal ein?

Hans Zimmer:
Ich bin wohl eher der Typ Mensch, der sofort anfängt und ins kalte Wasser springt. Als ich den Soundtrack zu Fluch der Karibik 4 produzierte, hatte ich einen Kollegen, bei dem das genau andersherum war, und das hat nicht so gut geklappt. Außerdem versuche ich vor jedem Projekt, eine Reihe neuer Sounds zu programmieren, denn es gibt im Kino nichts Schlimmeres, als wenn sich der Zuschauer denkt, dass er die Musik schon einmal gehört hat. Das ist mein Warm-Up fürs Studio.

AMAZONA.de Autor Peter Grandl zum 2. Mal im Interview mit Hans Zimmer

AMAZONA.de Autor Peter Grandl zum zweiten Mal im Interview mit Hans Zimmer

Amazona.de:
Hast du ein paar Tipps für neue Komponisten? Ist es zum Beispiel hilfreich, nach USA zu kommen?

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Hans Zimmer:
Weißt du, ich glaube nicht, dass ich ihnen viele Tipps geben kann, aber es hilft schon, wenn man in den USA ist, da man hier einfach näher am Geschehen ist.

Aber auch in London ist es gut, um schnell aufzusteigen. Man muss halt irgendwo sein, wo große Filme produziert werden. Spanien ist zum Beispiel nicht schlecht, denke ich. Wichtig ist es allerdings auch, dass man nicht nur Kontakte hat, sondern auch einen Job, sonst bist du nur einer von vielen Glücksrittern. Und wenn du es dann geschafft hast, mal einen richtig großen Auftrag zu bekommen, ist es auch sehr schwer, mit dem ganzen Druck umzugehen.

Hans Zimmer:
Stell dir vor, du machst Musik für einen 200 Millionen Dollar Budget Film, das ist ein gewaltiger Druck. Da ist es immer besser, man spricht mit den Verantwortlichen selbst als nur übers Internet. Ich habe in meinen frühen Jahren eine wichtige Lektion gelernt, als ich einem befreundeten Komponisten bei einem Job unterstützte.

Ich war den ersten Tag in den Ferien mit meiner Familie, ja auch ich mache Ferien (lacht). Ich sitze also am Strand, esse ein Eis mit meiner Frau und wir schauen uns den Sonnenuntergang an. Plötzlich klingelt das Telefon. Also gebe ich das Telefon aus Spaß meiner Frau, aber innerhalb von 5 Minuten sollte ich mich entscheiden, den Urlaub abzubrechen und den nächsten Flieger nach LA zu nehmen, um an einem Meeting teilzunehmen. Der Urlaub sollte nicht mehr lange dauern und so überzeugte ich meine Auftraggeber, dass ich im Urlaubsort an dem Hauptthema arbeiten würde. In unseren Feriendomizil stand zum Glück ein Piano.
Also komme ich nach zwei Wochen wieder nach LA und wir treffen uns alle mit dem Produzenten, dem Hauptdarsteller, eben dem ganzen Team. Ich spielte ihnen den Trak vor, den ich im Urlaub geschrieben hatte, aber sie fanden ihn furchtbar. Der Hauptdarsteller meinte dann, wir brauchen anderes, ein besseres Hauptthema und ich sagte: „Ja klar, mache ich morgen.“ Da schauten mich alle mit großen Augen an und meinten nur: „Nein nein jetzt!“ Während hinter mir 13 bis 14 Personen warteten, musste ich das große Hauptthema schreiben. Ich saß zwei Stunden lang da und hatte keine Ideen, aber sobald der Hauptdarsteller das Zimmer verließ, kam mir eine Idee, die funktionierte. Später traf ich am Parkplatz auf meinen Freund, den Komponisten, und wir sprachen über die Situation. Er meinte nur, dass man in einem Raum manchmal einfach nur die Chemie ändern müsste. Und genau so etwas geht über das Internet nicht.

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Forum
  1. Profilbild
    t.bechholds AHU 2

    ok, Hans ist ein ganz Großer und ich beneide ihn um seinen Erfolg, ehrlich. Die Musik finde ich oft zu überladen, zu krawallig… ‚zuviele Noten‘ :) , aber das ist wirklich nur mein persönlicher Geschmack. Was ich bedenklich finde , ist aber einen so komplexen Synthesizer wie den Schmidt auszusortieren, weil er schon einmal benutzt wurde und scheinbar nicht für Neues, Überraschendes taugt ? Wie kann ich mir das erklären, dass Topsounddesigner so schnell an ihre Grenzen stoßen ?

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      Tyrell RED

      @t.bechholds Das war sicher so zu verstehen, dass er ihn nur für diesen einen Streifen nicht benutzt hat. :-)

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      j.rauner AHU

      @t.bechholds Er sucht einfach nur eine andere/neue musikalische Sprache für den nächsten Film. Dabei braucht er wahrscheinlich neue Herausforderungen und will nicht in die musikalische Sprache des alten Films zurückfallen. Der Schmidt steht als Instrument für den alten Film.
      Beim nächsten Film braucht er ihn dann wieder oder auch nicht!

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Zitat „Das Geld ist nicht das wirkliche Problem, das bekommt man immer irgendwo her.“ – Was mache ich falsch, Hans? :-D

    Heisst dieses Monster jetzt eigentlich „Schmitt Synthesizer“ oder doch „Schmidt Synthesizer“??

  3. Profilbild
    j.rauner AHU

    Das Interview mit Hans ist wirklich klasse. Es ist spannend zu lesen, wie er mit immer neuen Ideen und Experimenten sich, die Musiker und die Mitarbeiter überfordert, um neues zu kreieren. Natürlich auf hohen Niveau – er hat eine Idee und bucht für den nächsten Tag ein Orchester – für Normal-Musiker absurd, aber faszinierend.

    „Das Geld ist nicht das wirkliche Problem, das bekommt man immer irgendwo her. Das wirkliche Problem ist die Zeit, denn die steht einem nicht unbegrenzt zur Verfügung.“

    Irgendwie geht es mir anders, vielleicht mache ich ja auch etwas falsch. Ich versuche seit Wochen für ein neues Album Geld einzutreiben, um hochpreisige Instrumente zu kaufen, aber mir gelingt es nicht, andere für das Projekt zu begeistern. Ich habe Visionen, Ideen, aber sie scheitern an der nicht vorhandenen Finanzierung. Man braucht, so glaube ich, nicht nur Zeit, sondern auch irgendeine Art Business-Feeling usw.

    • Profilbild
      Ishido

      @j.rauner „…Ich habe Visionen, Ideen, aber sie scheitern an der nicht vorhandenen Finanzierung…“

      visionen und ideen können nur durch dich selbst scheitern…wenn man es wirklich will, geht es auch. klingt platt? vielleicht…aber wenn man es etwas wirklich will, läßt sich alles realisieren…naja, fast ;)

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        j.rauner AHU

        @Ishido Ja und Nein! Normalerweise denke ich auch so: Alles lässt sich realisieren, wenn ich mich nur tief genug hineinknie. Wenn ich eine Idee/Vision habe, dann bleibe ich auch dran und versuche es so gut wie möglich umzusetzen.

        Dennoch gibt es dabei aber immer auch die andere Seite und die widerspricht, so glaube ich, die Meinung von Hans und von Dir, Ishido: Wenn ich andere Menschen brauche, um meine Ideen umzusetzen, (geschweige einfach davon wie Hans Ideen vorab auszuprobieren), dann muss ich sie davon überzeugen, sie begeistern – von der Idee und leider oft auch von einem selbst. Das verlangt gewisse Fähigkeiten, Geschick und natürlich auch eine Portion Glück. Hans hat mit viel Kraft, Arbeit und Glück es geschafft, seine Ideen und Visionen als Künstler/Komponist realisieren zu können, weil er am Anfang seiner Laufbahn und höchstwahrscheinlich bis heute Fähigkeiten entwickelt hat, um mit anderen Menschen auf bestimmte Weise umzugehen.

        Nicht nur Wille und Zeit zählt bei der Realisierung, sondern auch der Umgang mit Menschen!? Wenn ich für die Finanzierung meines nächsten Albums aus meiner Sicht viel Geld brauche und gerade nicht habe, muss ich auch andere von der Idee begeistern können, die es finanzieren können.

  4. Profilbild
    Wangan

    Ansich sehr interessant aber nicht speziell genug! :)
    Mich hätte mal interessiert, mit was er nun Arbeit, warum er nicht mehr sein 90s Equipment einsetzt!? Zimmer war nämlich extremer Rolandnutzer zu der Zeit damals, das vermisse ich auch sehr in seinen ganzen Soundtracks, diese Wiedererkennung fehlt nämlich!

    Weiterhin, wenn ich schon bei Inception wart, es ist schön wenn er sich so eine Mühe gab bei der Komposition, obwohl ich die nicht so besonders fand, aber gerade wenn es um die Mischung des Films geht, hätte ich noch mehr nachgehackt. Die 5.1 Musikmischung und der räumliche Aufteilung, ist nämlich wie viele aktuelle Produktionen heutzutage ansich, sehr schwach als im Vergleich noch vor gut 10 Jahren im Kinobereich.
    Es ist interessant, das er bei der Hauptmischung praktisch noch dabei ist und bei den Downmixes nicht!!?

    Jedenfalls, ich persönlich hätte mal einige Fragen zu seinem für mich besten Soundtrack gehabt und das wäre nämlich der „Film THUNDERBIRDS!! Hier hatte er meiner Meinung nach eine seiner besten Arbeiten abgeliefert, so tolles arrangiertes und vorallem perfekt abgemischtes Orchester mit Synthesizer unterstützt (gerade in der 5.1 Version) gibts leider heutzutage nicht mehr, auch nicht von ihm.
    Das nochmal als Hinweis, weil dieser Film nicht so erfolgreich war und fast immer vergessen wird.

  5. Profilbild
    Klaus Joter

    Zimmer ist für mich das kineastische Pendent zu Madonna oder B. Spears, d.h. frei von künstlerischen Ambitionen und voll und ganz der Kommerzialität untergeordnet. Deswegen kann man seine Musik häufig als bombastisch etc. bezeichnen, weil sie auf eine klischeevolle Weise das Gesehene lediglich spiegelt. Sie fügt den Filmen keine neuen Gedanken oder gar antithetische Elemente hinzu und ist damit lediglich ein Soundbackground. Damit reiht er sich perfekt ein in die Reihe von in die Jahre gekommenen Popstars, die beim jugendlichen Publikum nicht mehr ankommen und für sich die Nische der Fimmusik entdeckt haben. Dementsprechend nichtssagend ist der Großteil dieses Genres geworden. Und während z.B. ein Mancini noch auf solche simplen und zugleich grandiosen Ideen kam, eine Art von Boogie mit einem Kirchenorgelpositiv als Rhythmusinstrument spielen zu lassen, läßt sich Zimmer eben Synthie-Boliden als Sonderanfertigung bauen. Vorsprung durch Technik halt …… – obwohl: Vorsprung?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Klaus Joter Durch meinen täglichen Kontakt mit Jugendlichen (Stichwort Sprachaustausch) weiss ich, dass Hans sehr wohl bei den Jüngeren gut ankommt, insofern ist dieses Argument nicht ganz korrekt. Ich denke nicht dass Hans sich irgendwelchen „kommerziellen Vorstellung“ beugen muss, um weiterhin erfolgreich zu sein. Ich wette, wenn er sich hinsetzen und für den nächsten Film einen reinen Synthscore, der minimal arrangiert und abstrakt im Klang ist, machen würde, wäre er dennoch erfolgreich damit. Er hat wohl schon Recht, wenn er sagt, dass man nicht dass machen soll, was die Leute erwarten ;-)

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Bild auf Seite 4 in der Mitte, der Bildschirm hinter der Tastatur.. wo findet man sowas?

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      AMAZONA Archiv

      Ich könnte mich irren, aber es sieht aus wieder Lemur (die Hardware, nicht die APP).

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        Joghurt AHU

        Das mit dem Lemur würde ich bezweifeln, der ist klobiger und nach vorne abgerundet (meiner zumindest). Des weiteren hat er oben noch Lämpchen. Es steht doch unter dem Bild „Spezialanfertigung“.

  7. Profilbild
    emmes

    Ich finde, dass Hans Zimmer viele gute Filme auf dem Gewissen hat. Ich hasse es, wenn in Filmen ein durchgehendes Dauergedüdel durchläuft. Da lobe ich mir eher „Jackie Brown“ von Tarantino, wo Musik nur dann gespielt wird, wenn einer das Radio einschaltet.

    OK, es gibt natürlich auch geniale Soundtracks, aber doch bitte nicht diese Dauerberieselung. Das macht’s eher langweilig… Und seitdem Hans Zimmer das mal in einem Film angefangen hat, ist das viel zu oft kopiert worden. Und es klingt immer öfter und noch schneller alles ähnlich.

    JM2C ;-)

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