Interview Ian Boddy
Anläßlich seiner jüngsten Veröffentlichung einer Klangbibliothek bei Zero-G, Analogue Sequencer Loops , empfanden wir es an der Zeit, den englischen Musiker und Sounddesigner Ian Boddy etwas besser kennenzulernen.
AJ: Guten Tag, Ian, vielen Dank, dass Du Dir etwas Zeit für unsere Fragen nimmst. Du befasst Dich ja schon länger mit diversen Formen der elektronischen Musik. Würdest Du bitte Deinen Weg und Deine Einflüsse beschreiben, die Dich zur Musik gebracht haben?
IB: Mein Interesse an elektronischer Musik wurde in den späten 70ern geweckt, als ich Künstler wie Tangerine Dream, Klaus Schulze, Vangelis usw. hörte. Ich mochte die Atmosphäre, die sie zu erzeugen wussten. Zu dieser Zeit beschäftigte ich mich sehr mit Kunst und war dabei, einen eigenen Stil zu entwickeln, der sich stark an den optischen Werken von Leuten wie Riley und Vasarely anlehnte. Aber irgendwie fühlte ich mich beim künstlerischen Herantasten unbefriedigt. Eine zufällige Beschäftigung in einem Klangstudio eines öffentlichen Kunstcenters in Newcastle-Upon-Tyne im Nordosten Englands, wo ich zur Universität ging, machte mir bewusst, was mit purem Klang künstlerisch gestaltet werden konnte. Das führte zur Entscheidung, mich mehr mit Musik denn mit visuellen Künsten im Hinblick auf artifiziellem Ausdruck zu befassen.
AJ: Bist Du ein klassisch geschulter Keyboarder/Instrumentalist?
IB: Nein, ich hatte in meinem ganzen Leben nie eine Unterrichtsstunde. Genau genommen begann ich aus dem Nichts mit dem Einschalten eines VCS3 und dem Erforschen, wie man Klangeffekte erzeugte. Später entwickelte ich meine eigene Spieltechnik an den Tasten, der ich mich all die Jahre bedient habe.
AJ: Wenn man die Auflistung Deiner Instrumente in den CD-Booklets über die Jahre hinweg betrachtet, merkt man schnell, dass Du auch immer neue Techniken einsetzt, aber Deine alten Instrumente immer weiter benutzt. Du tauscht nicht aus, Du ergänzt anscheinend. Was ist für Dich entscheidend, um neue Instrumente erwerben zu wollen?
IB: Es geht immer über den Klang. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Natürlich liebe ich analoge Geräte, weil ich mit ihnen groß geworden bin. Ich denke immer noch, dass keine Software Emulation wie ein richtiger alter Modularsynth klingt. Aber der Klang ist nur die eine Hälfte, die andere wird durch die Benutzeroberfläche bestimmt, wie sie sich einem präsentiert, um auf dadurch bestimmte Weise Musik zu erzeugen. So schaue ich nach neueren modernen Techniken, speziell auf der Software-Seite, die mich meine Auswahl an Klängen erweitern lassen.
AJ: Des weiteren fällt mir auf, dass Du nicht gerade ein Fan von Software-Emulationen bekannter Geräte wie Minimoog oder Odyssey zu sein scheinst. Zieht Dich in diesem Bereich mehr das Innovative wie Absynth an?