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Interview: Manikin Electronic, Markus Horn und Thorsten Feuerherdt

The Manikin People

8. Februar 2007

Markus Horn und Thorsten Feuerherdt

Da die Firma Manikin Electronic nun ihr zweites ungewöhnliches Produkt in Form des Memotron, der digitalen Variante des Mellotrons mit wirklich puristischem Retrodesign und einer eben solchen Bedienung, auf den Markt gebracht hat, sahen wir uns „genötigt“, den beiden Entwicklern, Thorsten Feuerherdt (TF) und Markus Horn (MH), ein paar Fragen zu ihrer Person, ihrem Background und ihren Produkten zu stellen.

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Vielen Dank erst einmal, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten. Da Manikin ja schon recht bekannt ist, aber die Leute die dahinter stecken nicht unbedingt, würden wir gern etwas über Euren jeweiligen Ausbildungs- und Werdegang lesen!

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Markus:
Ich habe mich während der Schulzeit viel mit der hardwarenahen Programmierung meines Amiga beschäftigt und habe deshalb nach dem Abitur Technische Informatik studiert. An der Fachhochschule lernte ich dann Thorsten kennen. Da sich unsere Schwerpunkte Software (ich) und Hardware (Thorsten) gut ergänzen, wählten wir für unsere Diplomarbeiten das Thema „Signalprozessoren und digitale Audiosignalverarbeitung“.

Thorsten:
Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit Elektronik und mit elektronischer Musik. Nach einer Ausbildung zum Kommunikationselektroniker, bei der ich mein „Handwerk“ gelernt habe, habe ich in Berlin Technische Informatik studiert. Nach dem Studium waren wir bei einem Dienstleister für digitale Signalverarbeitung angestellt. Im Schwerpunkt ging es dort um Kundenprojekte in verschiedenen Industriebereichen. Im Zuge des großen IT-Sterbens wurden wir dann leider unsere Jobs los. Anfang 2003 machten wir uns selbstständig und hielten uns mit Auftragsentwicklungen für verschiedene andere Hersteller über Wasser. In der projektfreien Zeit entwickelten wir das existierende „Bastelmuster“ des Schrittmacher (damals noch Xcalibur) zu einem serienreifen Produkt weiter. Die Serienproduktion und Vermarktung des Schrittmacher konnten wir dann Anfang 2004 starten.

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Wie seid ihr zur Musik gekommen?

Thorsten:
Bei mir fing alles in der 7. Klasse an. Damals war eine Projektwoche in der Schule angesetzt. Ich habe mich eine Woche mit einem EMS Synthi A beschäftigt. Das hat mich bis heute nicht losgelassen.

Markus:
Ich habe mit 16 angefangen kleine Demos zu programmieren. Nachdem ich die Programmierung der Grafik gut im Griff hatte, brauchte ich noch Musik. Also fing ich an mit dem Noise-Tracker kleine Melodien zu basteln. Später habe ich dann das Programmieren weggelassen und nur noch Musik gemacht. Es kamen dann noch ein paar „echte“ elektronische Instrumente dazu, aber mit Eintritt in die Arbeitswelt ging der musikalische Output leider gegen Null.

Manikin Schrittmacher

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Lebt Ihr nun eigentlich von Euren Manikin-Produkten oder habt Ihr noch weitere Betätigungsfelder?

Thorsten:
Ich kenne eigentlich keine kleine Firma in unserer Branche, die „nur“ von den eigenen Produkten leben kann. Wir versuchen es, aber ganz ohne Dienstleistungen für andere geht es noch nicht.

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Kommen wir zu Eurem Einstiegsprodukt. Was hat Euch bewogen, einen doch relativ teuren Hardware MIDI Sequenzer zu bauen und anzubieten?

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Markus:
Der Schrittmacher war ursprünglich nicht als kommerzielles Produkt gedacht, sondern eine private Entwicklung für unsere Freunde Mario Schönwälder und Detlef Keller, die mit den Möglichkeiten damals verfügbarer Sequenzer nicht zufrieden waren. Da ein kommerzieller Erfolg nicht im Vordergrund stand, war ursprünglich nur die Fertigung von wenigen Einzelgeräten geplant. Da wir uns keinem Kostendruck unterwerfen mussten, konnten wir es uns unter anderem leisten eine bestmögliche Bedienbarkeit umzusetzen. Aus heutiger Sicht würden wir sicher einiges anders/günstiger machen.

Thorsten:
Zum Thema „teuer“ muss ich doch noch etwas sagen. Vergleicht man den Schrittmacher mit dem einen oder anderen Wettbewerbsgerät, stellt man fest, dass günstigere Geräte weniger leistungsstark sind, oder dass deren Produktion aus Gründen der Wirtschaftlichkeit aufgegeben wurde. Oder man trifft auf Geräte die vergleichbar sind aber dann auch genauso oder sogar deutlich teurer sind!

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Hattet Ihr bei der Spezifizierung Hilfe oder Anforderungen von befreundeten Musikern oder habt Ihr ein fertiges Produkt angeboten und nach den ersten Anwenderwünschen optimiert?

Thorsten:
Die Musiker von Manikin Records wie Mario Schönwälder, Detlef Keller und auch Klaus Schulze stehen uns immer wieder mit Rat und Tat zu Seite. Wir hatten häufig frühe Versionen des Schrittmacher im Studio- und Liveeinsatz. Viel Mailverkehr und gemeinsame Diskussionsrunden haben dann die Wünsche der Musiker mit dem technisch Machbaren verbunden.

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Bietet das Innenleben eigentlich etwas Besonderes bzgl. Hard- und Software?

Markus:
Im Schrittmacher werkelt ein etwas betagter DSP von Texas Instruments, den man dort wohl nicht vermuten würde – üblicherweise würde man wohl einen Microcontroller einsetzen. Wir haben uns damals für den DSP entschieden, weil er uns bereits durch unsere Diplomarbeiten vertraut war und sich schnell eine robuste Plattform für den Schrittmacher herstellen ließ. Die Software ist komplett in Assembler geschrieben, was in der Kombination mit dem schnellen Prozessor ein sehr straffes Timing erlaubt.

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Wie sehen Eure Pläne hinsichtlich erweiterter Funktionalität aus? Wie man in den Foren liest, gibt es wohl weiterhin Wünsche von Anwendern, was der Schrittmacher noch können sollte.

Markus:
Wir haben mittlerweile eine ziemlich lange Liste mit Ideen. Wir werden in der nächsten Zeit ausloten, was davon in ein Update fließen soll und was sich nicht umsetzen lässt oder als Einzelwunsch zu bewerten ist. Aber das Thema Schrittmacher ist noch lange nicht abgehakt.

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Das Memotron ist ja als Produkt die eigentlich größere Überraschung. Wie seid Ihr denn auf die Idee gekommen, das gute, alte Mellotron in die Neuzeit zu hieven, wohl wissend, dass es doch Einiges an Sample-Lösungen am Markt gibt?

Thorsten:
Das ist bei einem Konzert von Mario Schönwälder los getreten worden. Mario hatte auf die Rückseite seines Kurzweil K2500 (und damit für das Publikum sichtbar) einen Mellotron Aufkleber geklebt. Während des Konzertes hat er dann einen Mellotron Sound nach dem anderen ab gefeiert. Ich fand das affig. Nach dem Konzert haben wir dann beim Essen angefangen zu spinnen. Die Aufforderung von Mario: „Dann bau mir doch `nen Kasten der geil aussieht, super klingt und nicht so schwer ist.“, hat dann gepaart mit einigen Bieren der Idee eine grobe Form gegeben. Zu der Zeit waren wir ohnehin auf der Suche nach einer neuen Produktidee und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Manikin Memotron

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Wie sah bei diesem Produkt die Unterstützung aus dem Anwenderkreis aus?

Thorsten:
Nachdem die Idee Formen angenommen hatte, hatten wir eigentlich „nur“ ein Problem: Wo bekommen wir die Sounds her? Wir hatten zu einem frühen Zeitpunkt Kontakt zu GMedia, die es uns ermöglicht haben, die M-Tron Sounds zu verwenden. Später konnten wir mit Klaus Hoffmann-Hoock einen echten Kenner des M400 für unser Projekt gewinnen. Er hat bereits mehr als 20 Geräte restauriert und ist der Mann hinter den Memotron Sound Collections. Außerdem konnte uns Klaus mit allen Informationen versorgen, die wir für die Entwicklung benötigten.

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Wird es neben der mitgelieferten Vintage Collection und der bereits optional erhältlichen Studio Collection noch weitere Klangbibliotheken geben?

Markus:
Ja, eine dritte Sound Collection wird es bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres geben. Die Collection wird „Berlin School“ heißen und Sounds enthalten, die von TD, Klaus Schulze etc. verwendet wurden. Später wird noch eine weitere Collection mit Vintage Sounds folgen. Zusammen mit den M-Tron Sounds werden dann etwa 100 Sounds bzw. Soundvariationen zur Verfügung stehen. Ich glaube eine so umfangreiche Bibliothek mit Mellotron Sounds sucht Ihresgleichen.

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Besteht die Möglichkeit, eigene „Bandrahmen“ zu erstellen, wie es früher Tangerine Dream oder Roxy Music haben machen lassen, indem Ihr ein Programm dazu anbietet, oder kann man solche Geschichten bei Euch machen lassen, indem man solche Tastaturbelegungen beschreibt und 105 Samples bei Euch abliefert?

Thorsten:
Zur Zeit ist es nicht geplant einen Editor anzubieten. Natürlich haben wir die Möglichkeit aus Samples kundenspezifische Rahmen zu erstellen. Inwieweit wir das als Dienstleistung anbieten werden, haben wir noch nicht abschließend entschieden. Im Moment würden wir bei Anfragen von Fall zu Fall entscheiden.

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Habt Ihr schon Zukunftspläne für weitere Geräte oder wollt Ihr Euch da lieber nicht in die Karten schauen lassen?

Thorsten:
Im Moment müssen wir uns erst einmal um die Fertigung und Vermarktung der beiden aktuellen Produkte kümmern. Ein paar Kunden, die gerne auf unsere Fähigkeiten als Entwickler zurückgreifen, haben wir ja auch noch. Ein Update der Schrittmacher Software ist längst überfällig, eine Überarbeitung der Hardware hat es ja bereits im Laufe des Jahres 2006 gegeben. Natürlich gibt es noch weitere Ideen für neue Produkte aber festgelegt haben wir uns noch nicht.

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Ich bedanke mich im Namen der Amazona-Redaktion für die Beantwortung unserer Fragen und wünsche Euch für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und vor allem Gesundheit.

Markus & Thorsten:
Gerne immer wieder.

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